Lada 4x4, Taiga, Niva (seit 1977): Facelift 2020
Was bei anderen Modellen eine kleine Bearbeitung wäre, heißt beim Lada 4x4 viel. Unter anderem, dass der rustikale Offroader im 43. Baujahr weiterleben darf.
Seit 1977 ändert sich bei diesem Lada wenig außer dem Namen. Den russischen Geländewagen kennt die Welt als Niva oder Taiga. Aktuell bringt ihn der russische Hersteller unter der Bezeichnung Lada 4x4 zu den Käufern. Karosserie und technisches Grundkonzept bleiben über die Jahrzehnte unverändert. Das macht dieses Auto zum aktuell seniorigsten Geländeauto auf dem deutschen Markt. Andere „ewige Offroader“ wie die Mercedes G-Klasse oder der Land Rover Defender wurden jüngst in zweiter Generation aufgelegt.
Ähnliches befürchteten Markenfans für die nahe Zukunft auch beim berühmtesten Lada. Der Hersteller aus der Avtovaz-Gruppe zeigte 2018 mit der Studie 4x4 Vision Concept eine modernisierte Variante. Nun ist klar: Der urige Lada widersetzt sich der Moderne noch für einige weitere Jahre. Denn der 4x4 erhält 2020 ein Lifting. Präziser: Überarbeitungen, die bei sämtlichen anderen Neuwagen unter „Kleinkram“ verbucht würden. Beim Lada Niva bedeuten sie eine der größten Komfort- und Sicherheitsverbesserungen der Modellgeschichte. Ob deutsche Käufer davon profitieren, wird sich zeigen. Denn eigentlich ist Ladas Ende in Mittel- und Westeuropa besiegelt. Doch die Automobilgeschichte zeigt: Rustikale Offroader kommen überall hin. Auch in den EU-Binnenmarkt.
Der Suzuki Jimny ist ein echter Offroader. Auf mobile.de werden derzeit etwa 700 Exemplare der Mini-G-Klasse angeboten.
Lada 4x4: Rustikal. Immer. Und immer noch.
Natürlich trägt die lange Bauzeit zum Ruhm bei. Gleichzeitig lässt sich das Besondere an Taiga, Niva und 4x4 ohne eine einzige Jahreszahl umreißen: Lada liefert schlicht den volksnächsten und bodenständigsten Offroader. Mit einem Innenraum mit viel hartem Kunststoff, minimalen Verstellmöglichkeiten und einem UKW-Radio als (optionalem) Gipfel der Infotainment-Funktion. Anders formuliert: Die drei- und fünftürigen Versionen des Lada 4x4 bieten jene Urigkeit, die der Suzuki Jimny gern hätte.
Beim Basis-Preis von aktuell weniger als 12.000 Euro (Dreitürer) kommt unter hochbauenden Modellen nichts mehr außer dem Dacia Duster. Mit permanentem Allradantrieb und annähernd ähnlicher Steigfähigkeit gibt es in diesem Preissegment nichts Vergleichbares. Doch der 4x4 ist mehr als ein Offroader für Geizige. Er ist ein Lifestyle-Produkt. Nicht nur für alle, denen das Geld für den Defender fehlt.
Neue Sitze und Mittelkonsole ab 2020
Die Überarbeitung torpediert keines dieser klassischen Kaufargumente. Denn sie fallen zu gering aus, um die nonkonformistische Optik und den praktikablen Anspruch zu beeinflussen. Und doch: Fortan justieren Landwirte, urbane Individualisten und (N)ostalgiker die Temperatur nicht mehr über Schieberegler. Ihren Platz nehmen Drehregler ein. Außerdem integriert Lada zwei Becherhalter in die neu gestaltete Mittelkonsole.
Die Ziffernblätter sind nunmehr hinterleuchtet, der Bordcomputer beherrscht ein paar Funktionen mehr – und damit in etwa so viel wie Mäusekinos der späten 1980er-Jahre. An der Innenseite der A-Säulen bringt Lada weicheres Material an und verbaut eine neue Licht-Einheit – wir sprechen selbstredend immer noch von einem gewöhnlichen Leselicht für Reihe eins.
Fahrer und Beifahrer sitzen laut Hersteller auf großzügiger unterfütterten Sitzen mit gesteigertem Seitenhalt. Die optionale Sitzheizung kam bereits 2015 ins Programm. Für die Passagiere auf der Rückbank gibt es neue Armlehnen.
Optisch ist er ein kleiner Tiguan, technisch ein großer Polo: Der VW T-Cross.
Lada Niva, Taiga und 4x4: 83 PS aus 1,7 Litern
Am Antriebsstrang verändert Lada nichts. Wie gewohnt verfügt der 4x4 über ein Fünfgang-Handschaltgetriebe. Per Hebel an der Mittelkonsole wechselt man auf die kürzere Gelände-Untersetzung, über einen weiteren kann man das Mitteldiffferenzial für eine starre 50:50-Kraftverteilung sperren.
Ein 1,7-Liter-Vierzylinder-Benziner liefert 83 PS und 129 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 4.000 Umdrehungen. Rund 19 Sekunden vergehen, ehe der 3,7 Meter kurze Dreitürer die 100 km/h erreicht. Die Zukunft des Lada hängt an einem anderen Wert: 9,5 Liter (kombiniert) verbraucht der 4x4 laut Hersteller auf 100 Kilometer, ebenso viel wie die 4,24 Meter lange fünftürige Variante. Zu viel für ein schwach motorisiertes Modell seines Formats. Ladas zweites Modell Vesta ist effizienter, aber ebenfalls kein ausgewiesener Spritsparer.
Das ist ein Grund, warum die Renault-Nissan-Allianz die russische Marke ab 2020 aus dem EU-Raum abzieht. Die strengen CO2-Regularien bedrohen Konzerne mit durstigem Modellprogramm ab 2021 mit Strafzahlungen. Zudem: Mit Dacia verfügt Renault bereits über eine in Europa etablierte Billigmarke.
Zukunft als Import-Modell und Gebrauchtwagen
Wird also die überarbeitete Version deutsche Fans von Niva, Taiga und 4x4 nie erreichen? Möglicherweise doch. Der aktuelle Lada-Importeur erwägt laut dem Branchen-Magazin kfz-Betrieb, weiterhin Lada 4x4 ins Land zu holen. Was bei US-Offroadern wie dem RAM 1500 klappt, soll beim russischen Kletterer ebenfalls möglich sein. Der Lada 4x4 erfüllt zwar einige Bestimmungen zum Insassen- und Fußgängerschutz nicht. Doch solange ihn der Gesetzgeber weiterhin als Kleinstserienfahrzeug einstuft, wäre eine Zulassung von 1.000 Fahrzeugen pro Jahr möglich. Außerdem: In der neuesten Version erhält der 4x4 erstmals Airbags. Eine Revolution.
In jedem Fall bleibt der Gebrauchtwagen-Markt eine Option. Auf mobile.de werden gebrauchte Exemplare in fahrbereitem Zustand und mit gültiger HU bereits unterhalb von 5.000 Euro angeboten. Tendenziell ist das Modell als Lada Niva preisgünstiger, weil älter. Unter der Bezeichnung Lada Taiga bieten mobile.de-Händler viele junge Gebrauchte mit geringer Laufleistung. Es handelt sich in Grundzügen immer um das gleiche Fahrzeug, den aktuell als Lada 4x4 bezeichneten Offroader. Um eine Legende also. Schön, dass noch ein paar Jahre hinzukommen.
Lada 4x4: Technische Daten
Modell | Lada 4x4 (ehemals Niva und Taiga) |
---|---|
Motor | 1,7-Liter-Vierzylinder-Benziner |
Leistung | 83 PS bei 4.000 U/min |
Max. Drehmoment | 129 Nm bei 4.000 U/min |
Getriebe | manuelles Fünfganggetriebe mit kurzer Geländeuntersetzung |
0-100 km/h | 19 s |
Höchstgeschwindigkeit | 137 km/h |
Verbrauch | 9,5 l |
CO2-Ausstoß | 225 g/km |
Länge | 3.720 mm |
Breite | 1.680 mm |
Höhe | 1.640 mm |
Steigfähigkeit | 58 Prozent |
Kippwinkel | 48 Grad |
Wattiefe | 650 mm |
Leergewicht | 1.285 kg |
Kofferraum | 263 bis 982 l |
Preis | aktuell ab 11.990 Euro |