Kleinkind an Bord? Kindersitze der Gruppe 1 im Test
Im ersten Jahr ist die Wahl noch einfach: Babys sitzen in einer Babyschale, auch Maxi-Cosi genannt. Was folgt danach? Vorwärts? Rückwärts? Isofix?
Schon Tempo 30 kann tödlich sein. Aus diesem Grund ist eine gewissenhafte und vorschriftsmäßige Sicherung von Kindern im Auto unerlässlich und damit der richtige Kindersitz. Doch welcher ist der richtige?
Probesitzen vor dem Kauf
Im ersten Lebensjahr gibt es in der Regel keine großen Fragen: Fährt ein Baby im Auto mit, ist es in einer Babyschale am sichersten aufgehoben. Der Markenname Maxi-Cosi wird hier oft gleichbedeutend mit der Babyschale verwendet. Danach kommen für Kleinkinder Sitze der Gruppe 1 infrage. Für große Kinder bieten sich diese Sitze unter Umständen auch schon ab dem neunten Lebensmonat an. Hier lässt Du Dich am besten im Geschäft beraten.
In einem Kindersitz der Gruppe 1 können Kinder Platz nehmen, die zwischen neun und 18 Kilogramm wiegen und nicht älter als vier Jahre sind. Wichtiger Tipp: Bei Autokindersitzen gibt es keine Vorschriften bezüglich der Körpergröße. Deshalb ist es wichtig, dass ein Sitz vom Kind selbst getestet wird, bevor Du ihn kaufst. Beim Probesitzen kannst Du sichergehen, dass Dein Kind auch wirklich perfekt in den Kindersitz passt und so im Ernstfall optimal geschützt ist.
Vorwärts oder rückwärts gerichtet?
Wenn Du einen Autokindersitz der Gruppe 1 kaufen möchtest, bieten Dir die Hersteller in der Regel zwei Optionen an. Kindersitze der Gruppe 1 gibt es nämlich entweder als vorwärts gerichteten Autositz oder in der rückwärts gerichteten Variante. Die rückwärts gerichtete Variante ähnelt dem Konzept der Babyschalen wie dem Maxi-Cosi. Solche Sitze sind deshalb sinnvoll, weil sie die Nackenmuskeln von Babys und kleinen Kindern schützen können. Diese sind in diesem Alter noch nicht komplett ausgebildet und können bei einem Autounfall schwerwiegenden Schaden nehmen, wenn ein Kind in einem vorwärts gerichteten Sitz der Gruppe 1 im Auto mitfährt.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sein Kind so lange wie möglich in einem rückwärts gerichteten Kindersitz im Auto mitfahren lassen. Eine gute Möglichkeit, um sich alle Optionen offenzuhalten, ist zum Beispiel ein drehbarer Kindersitz wie der Britax Römer Dualfix i-Size. Der Hersteller hat diesen Kindersitz so konzipiert, dass er sowohl das rückwärts gerichtete als auch das vorwärts gerichtete Fahren ermöglicht.
Isofix, Top Tether? Das steckt hinter den Begriffen
Kindersitze der Gruppe 1 haben einige Merkmale gemeinsam: Normalerweise sind sie vom Hersteller mit einem sogenannten Fünfpunkt-Gurtsystem ausgestattet, das das Kind im Sitz sichert. Natürlich muss aber nicht nur das Kind im Sitz gut fixiert sein, auch der Kindersitz selbst muss absolut sicher mit der Autositzbank verbunden sein.
Manche Kindersitze können einfach mit einem Dreipunktgurt verspannt werden. Mehr Sicherheit gewährleistet jedoch in der Regel das Befestigungssystem Isofix. Dieses besteht aus zwei starren Haltebügeln und stellt eine stabile Verbindung zwischen Karosserie und Kindersitz her. Mit der Isofix-Halterung lassen sich Kindersitze sehr fest im Auto verankern. Das System ist nach der ISO-Norm 13216 standardisiert. Diese Norm gilt für die Haken und Ösen. Sie gibt jedoch keine Garantie, dass jeder Isofix-Kindersitz auch wirklich in jedes Auto passt. Zudem muss ein Isofix-Sitz noch zusätzlich gesichert werden, damit er nicht kippt. Entweder über einen Standfuß einer Basisstation oder über einen sogenannten Top Tether.
Der Top Tether gilt im Allgemeinen als besonders sicher. Im Prinzip versteht man unter dem Top Tether einen zusätzlichen Sicherheitsgurt an der Rückseite des Kindersitzes. Er soll noch mehr Sicherheit im Falle eines Unfalls bringen. Dieser zusätzliche Haltegurt wird in der Regel am oberen Ende des Sitzes befestigt und über die Rückenlehne an einem dafür vorgesehenen Verankerungspunkt im Auto festgemacht. Der Befestigungspunkt für den Top Tether ist seit Februar 2011 in allen in der EU zugelassenen Fahrzeugen Pflicht.
Optimale Gurtposition
Autokindersitze der Gruppe 1 sind in der Regel je nach Größe verstellbar. Bei der Verstellung solltest Du unbedingt daran denken, dass sich mit dem gesamten Sitz auch das Gurtsystem verschiebt. Damit Dein Kind im Auto optimal geschützt ist, sollte der Ansatz des Gurtes unmittelbar über der Schulter des Kindes verlaufen. Überprüfe in regelmäßigen Abständen, ob das auch wirklich der Fall ist.
Welcher Sitz passt? Tipps für den Einkauf
Wer auf der Suche nach einem passenden Autokindersitz der Gruppe 1 ist, wird schier erschlagen vom großen Herstellerangebot von Britax Römer über Maxi-Cosi bis hin zu vielen weiteren. Es gibt jedoch einige Merkmale, die die Suche etwas erleichtern können. Zum Beispiel ist es sinnvoll, wenn die Neigung des Kindersitzes verstellt werden kann. So können die Kinder während der Fahrt im Auto in eine leicht liegende Position gebracht werden und befinden sich dennoch im geschützten Bereich des Kindersitzes. Würden sie im Auto in aufrechter Position einschlafen, würde der Kopf automatisch nach vorne kippen und so ungeschützt aus dem Sitz herausragen. Dies wäre bei einem Seitenaufprall eine Gefahr.
Auch die Polsterung solltest Du im Auge behalten. Hier gibt es einige Unterschiede zwischen den Modellen. Einige Hersteller von Kindersitzen der Gruppe 1 bieten zum Beispiel besondere Polsterungen für mehr Sicherheit oder einen zusätzlichen Seitenaufprallschutz an. Es gibt auch Kindersitze der Gruppe 1, die ein Belüftungssystem integriert haben – für mehr Komfort beim Autofahren.
Ein weiterer Hinweis, der bei der Kindersitzauswahl helfen kann, sind die Prüfsiegel. Schau bei Deiner Auswahl, ob Du das Siegel ECE R 44 mit der Prüfnummer 03 oder 04 entdeckst. Du findest sie in der Regel auf orangefarbenen Aufklebern. Dieses Siegel sagt aus, dass der Autositz nach der neuesten Norm getestet und zugelassen ist. Es gibt auch immer noch Sitze, die nur der Norm EC 44 01 oder 02 entsprechen. Diese Autositze sind allerdings seit ein paar Jahren verboten. Übrigens: i-Size-Kindersitze haben auch eine Prüfnorm – sie lautet ECE R 129. Diese Norm ist international und gilt in mehr als 600 Ländern.
Was bedeutet i-Size?
Auf Deiner Suche nach dem richtigen Kindersitz der Gruppe 1 wirst Du mit Sicherheit auf folgenden Begriff stoßen: i-Size. Damit wird ein verbesserter Standard für Kindersitze beschrieben. Kindersitze, die nach i-Size zugelassen sind, müssen im Front- und Seitenaufprall besonders sicher sein. Kindersitze mit i-Size werden darüber hinaus immer mit Isofix eingebaut, damit es nicht zu einer falschen Montage kommt.
Ein weiterer Unterschied der i-Size-Sitze: Sie orientieren sich an der Körpergröße des Kindes und nicht daran, wie viele Kilogramm es auf die Waage bringt. Das ist insofern eine Verbesserung, weil Kinder so nicht zu früh in einen Folgesitz wechseln. Auch i-Size-Sitze sind auf ein Maximalgewicht beschränkt. Es errechnet sich aus dem Gewicht des Kindes und dem des Kindersitzes. Zusammen dürfen 33 Kilogramm nicht überschritten werden.
Immer Gruppe 1? Oder gibt es Kindersitz-Alternativen?
Ja, Alternativen gibt es! Und zwar die sogenannte Gruppe 1-2-3. Kindersitze dieser Gruppe können direkt nach der Babyschale benutzt werden. Eigentlich sind Sitze der Gruppe 1-2-3 ein Gruppe-1-Sitz und ein Gruppe-2-3-Sitz in einem. Wenn das Kind 18 Kilogramm wiegt und damit aus dem Gruppe-1-Sitz herausgewachsen ist, muss kein neuer gekauft werden. Denn bei diesen Sitzen kann der Fünfpunkt-Gurt ausgebaut und die Kopfstütze weiter verstellt werden.
Es gibt Sitze der Gruppe 1-2-3, die anstelle des Gurtsystems über einen Fangkörper verfügen. Kindersitze der Gruppe 1-2-3 sind praktisch, weil dadurch eine Anschaffung entfällt. Allerdings sitzen Kinder häufig in Gruppe-1-Sitzen besser. Diese Sitze sind optimal auf Kleinkinder zugeschnitten und bieten in der Regel eine optimale Passform.
Wie heißen die Testsieger?
Kindersitze befinden sich permanent unter Beobachtung – auch die Stiftung Warentest und der ADAC führen regelmäßig Kindersitz-Tests durch und schauen sich immer wieder viele unterschiedliche Hersteller und Modelle an. Die Testsieger können wertvolle Orientierung im unübersichtlichen Angebot auf dem Markt geben.
Gut abgeschnitten haben im Kindersitz-Test in den letzten Jahren zum Beispiel folgende drei Autositze:
Guardianfix 3
Dieser Kindersitz ist im Kindersitz-Test der Stiftung Warentest und des ADAC im Jahr 2017 einer der Testsieger in den Gruppen 1, 2 und 3 geworden und hat das Ergebnis „gut“ erhalten. Der Kindersitz verfügt über viele zusätzliche Funktionen wie eine tiefere Sitzposition sowie eine bis zu fünffach verstellbare Beinauflage. So passt sich der Sitz ideal an das Kind an. Er kann bereits für Kinder ab neun Monaten benutzt werden – und selbst Zwölfjährige (maximal 36 Kilo) können ihn noch nutzen.
Phoenixfix 3
Dieser Kindersitz wurde im Jahr 2016 Testsieger der Stiftung Warentest in der Kategorie „Bester Kindersitz in der Gruppe 1“. Er entspricht allen aktuellen Sicherheitsstandards und bietet vor allem für kleinere Kinder mit einem Sitzkissen und einem modernen Fangkörpersystem einen guten Schutz. Praktisch: Auch er wächst mit und passt sich an die jeweilige Größe des Kindes an. So kann er bereits für neun Monate alte Babys genutzt werden – ebenso wie für vierjährige Kinder, wenn sie 18 Kilogramm Körpergewicht nicht überschreiten.
Britax Römer Dualfix i-Size
Im Kindersitz-Test des ADAC hat der Britax Römer Dualfix i-Size gut abgeschnitten. Auch von Stiftung Warentest wurde der Sitz getestet und mit „gut“ bewertet. Im i-Size Dualfix können Kinder bis zu einer Größe von 1,05 Metern Platz nehmen. Bei einem Frontalaufprall oder Seitencrash bietet er guten Schutz. Der Britax Römer Dualfix i-Size hat zwar auch eine Zulassung für Neugeborene – Babys lassen sich darin aber nicht wie mit dem Maxi-Cosi zum Auto tragen. Der Sitz ist sehr schwer und wird fest im Auto montiert.
Und was kommt nach der Gruppe 1?
Ist Dein Kind älter als dreieinhalb Jahre und wiegt zwischen 15 und 25 Kilogramm, kann es nach dem Autokindersitz der Gruppe 1 auf Gruppe 2 umsteigen. Auch hier gilt, sich nicht nur auf die Maße des Kindes zu verlassen, sondern darauf zu achten, dass das Kind den Sitz vor dem Kauf auch wirklich getestet hat. Nur so lässt sich sagen, ob der Autositz auch tatsächlich passt und damit die gewünschte Sicherheit bietet.
Kindersitze nach Gruppen
Stiftung Warentest bewertet regelmäßig Kindersitze der Gruppe 1 (Kindersitze 9 bis 18 kg) sowie weitere Größenklassen. Die Kindersitz-Tests geben dabei gute Orientierung im großen Angebot an Sitzen. Nicht immer muss es jedoch der Testsieger sein, der am besten zu Deinen Anforderungen und denen Deines Kindes passt.
Stiftung Warentest hat zudem eine gute Übersicht über die gängigen Größen und Gruppen bei Kindersitzen zusammengestellt, die helfen kann, die passende Größe für Dein Kind zu bestimmen. Unterschieden wird dabei grob zwischen den sogenannten Normgruppen und den mitwachsenden Kindersitzen.
Normgruppen | Gewicht (etwa) | Alter (etwa) | Körpergröße (etwa) |
---|---|---|---|
Gruppe 0 | bis 10 kg | Geburt bis 1 Jahr | bis 75 cm |
Gruppe 1 | 9 bis 18 kg | 1 bis 4 Jahre | 75 cm bis 100 cm |
Gruppe 2 | 15 bis 25 kg | 3,5 bis 7 Jahre | bis 125 cm |
Gruppe 3 | 25 bis 36 kg | 7 bis 12 Jahre | bis 150 cm |
i-Size (Phase 1) | bis 23 kg | Geburt bis 4 Jahre | 40 cm bis 105 cm |
i-Size (Phase 2) | 20 bis 36 kg | 4 bis 12 Jahre | 100 cm bis 150 cm |
Mitwachsende Sitze | Gewicht (etwa) | Alter (etwa) | Körpergröße (etwa) |
---|---|---|---|
Gruppe 0+ | bis 13 kg | Geburt bis 15 Monate | bis 90 cm |
Gruppe 0+/1 | bis 18 kg | Geburt bis 4 Jahre | bis 100 cm |
Gruppe 1/2 | 9 bis 25 kg | 1 Jahr bis 7 Jahre | 72 cm bis 125 cm |
Gruppe 1/2/3 | 9 bis 36 kg | 1 bis 12 Jahre | 75 cm bis 150 cm |
Wohin mit dem Kindersitz?
Am sichersten ist der mittige Sitzplatz auf der Rückbank – wenn möglich, sollte der Kindersitz also an dieser Stelle montiert werden. Sicher ist der Platz, weil bei einem Aufprall dort das Risiko am geringsten ist, dass durch Fensterscheiben, Frontscheibe oder Rückenlehnen das Kind verletzt wird. Der zweitbeste Platz für einen Autokindersitz ist die rechte Seite auf der Rückbank. Hier befindet sich der Sitz auf der Gehwegseite – das bietet Eltern und Kind beim Ein- und Aussteigen zusätzlichen Schutz.