Kia tauscht beim Ceed Apostroph gegen Tempo
In der dritten Generation bekommt der Kia Ceed viel Technik, neue Motoren und ein flotteres Fahrverhalten. Damit nähert er sich der Konkurrenz.
Der Ceed hat sein Apostroph verloren. In der dritten Generation verzichtet Kia auf die eigenwillige Schreibweise, die sowieso niemand beachtete. Viel wichtiger ist ohnehin: Er hat eine Menge gewonnen. Den Einfluss von Ex-BMW-M-Mann Albert Biermann spürt man schnell, er hat den Ceed sportlicher gemacht.
Nicht unbedingt eine Bedingung in der Kompaktklasse, zumal sein neuer 1,4-Liter-Turbo kein Performance-Monster ist. 140 PS an der Vorderachse, vermittelt von einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe oder einer Sechsgang-Handschaltung, genügen für vernünftige Fahrleistungen - und damit für den Alltag. Aber die neue Dynamik steht dem Kia gut.
Unabhängig vom Getriebe zieht der Ceed ordentlich durch. Überholmanöver gehen besser in einem niedrigen Gang. Logisch bei der gegebenen Leistung. Aber bei normaler Fahrt fühlt er sich bei niedrigen Drehzahlen wohl und bietet genug Elastizität.
Man bewegt ihn trotzdem gern zügig. Schuld daran ist nicht das eigene Ego, sondern Lenkung und Fahrwerk. Kia verpasst dem dünnen Volant eine perfekte Gewichtung, beim Bremsen und in Kurven stimmt die Rückmeldung. Dabei rollt der Ceed sanft, aber bestimmt ab. Harte Stöße fängt die Dämpfung auf, informiert aber deutlich über den Zustand der Straße.
Kia Ceed: Nah am Golf, näher am Focus
Maßstab für den neuen Ceed sind für Kia VW Golf und Ford Focus. Er erinnert uns mehr an den Focus. Vorn bekam er straffere Federn und einen weicheren Stabilisator. Hinten federt er jetzt etwas sanfter. Außerdem lenkt er jetzt direkter, von Anschlag zu Anschlag sind es knapp zweieinhalb Lenkradumdrehungen.
Im Ceed gibt es zwei Fahrmodi. Schaltet man von “normal” auf “Sport”, spannt sich der automatische Ceed spürbar an. Der Widerstand im Lenkrad legt zu, das DCT schaltet spontaner. Es wählt beim Anbremsen rechtzeitig einen niedrigen Gang und dreht die Gänge beim Beschleunigen voll aus.
Besonders schnell schaltet das Doppelkupplungsgetriebe nicht. Dafür kommt es ohne die üblichen Probleme solcher Getriebe aus, Anfahrruckeln oder eine unangenehme Kickdown-Abstimmung zum Beispiel. Im Kia stimmen Gesamteindruck und Geräuschkulisse. Der Handschalter bewegt sich allerdings eine Idee sportlicher.
Halb so wild. Das DCT bietet Komfort und ermöglicht einen Stauassistenten. Der arbeitet im Bereich von 0 bis 130 km/h und orientiert sich bei der Spurführung an den Markierungen, nicht am Vordermann. Im Schalter gibt es die gleiche Assistenz, sie funktioniert aber nicht bei niedrigem Tempo.
Neue Assistenten im kompakten Kia
Die Lenkunterstützung macht im neuen Ceed genau das, was sie machen sollte: Sie bevormundet nicht, sondern unterstützt. In den meisten Fällen hält sie sich zurück. Erst wenn die Fahrbahnmarkierungen zu nahe kommen korrigiert das System und bittet darum, die Hände wieder an das Lenkrad zu nehmen.
Einen Spurverlassenswarner gibt es serienmäßig im Kia Ceed. Außerdem warnt er, wenn der Fahrer müde wirkt oder eine Kollision droht. Tempomat und Fernlichtassistent gehören ebenfalls zur Serienausstattung. Verkehrszeichen erkennt der Ceed optional.
Materialien, Schalter, Knöpfe und Drehregler im Ceed fühlen sich gut an und sehen schön aus. Kia setzt viel unterschäumten Kunststoff ein, am Armaturenbrett sogar mit Nähten. Infodisplay und Kombiinstrument bekommen schöne Grafiken.
Im Vergleich zum Vorgänger bietet der neue Ceed mehr Platz und zusätzliche Funktionen. Er lädt 395 bis 1.291 Liter Gepäck ein und verbindet Smartphones per Apple CarPlay und Android Auto mit einem modernen Infotainmentsystem. An den passenden Stellen platziert Kia Ablagen. Er kann zwar nicht mit allen Autos im Kompaktwagensegment mithalten, tritt aber gut vorbereitet an.
Dafür wird der Ceed teurer als bisher. Die Basisversion kostet 15.990 Euro, glatte 1.000 Euro mehr als sein Vorgänger. Der getestete 1.4 T-GDI steht in der besseren Vision-Ausstattung ab 22.090 Euro in der Preisliste. Einen Diesel (1,6 Liter Hubraum, 115 PS) gibt es ab 21.490 Euro. Das ist nicht mehr so richtig günstig, aber trotzdem erschwinglich. Ein vergleichbarer Golf ist in jedem Falle teurer.
Der Ceed soll im Markenportfolio das erfolgreichste Auto werden. In Deutschland schafft er das bereits, zuletzt zog das SUV Sportage aber an ihm vorbei. Deshalb bekommt er Unterstützung: Neben dem Steilheck baut Kia den Kombi (Ceed SW), ein Shooting Brake und ein direkt verwandtes SUV mit dem Namen Kia Xceed. Als Modellfamilie wird der Ceed den Sportage dauerhaft überholen.
Technische Daten Kia Ceed 1.4 T-GDI (DCT)
- Motor: 1,4-Liter-Vierzylinder-Benziner, Turbo
- Leistung: 140 PS (103 kW) b. 6.000 U/min
- Drehmoment: 242 Nm b. 1.500-3.200 U/min
- 0-100 km/h: 8,9 s (9,2 s)
- Geschwindigkeit: 210 km/h (206 km/h)
- Verbrauch: 5,9 l/100 km (5,7 l/100 km)
- CO2-Ausstoß: 135 g/km (129 g/km)
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Länge: 4.310 mm
- Breite: 1.800 mm
- Höhe: 1.447 mm
- Radstand: 2.650 mm
- Kofferraumvolumen: 395-1.291 l
- Gewicht: 1.315 kg (1.345 kg)
- Marktstart: 30. Juni 2018
- Preis Ceed 1.4 T-GDI: 22.090 Euro
- Preis des Basismodells: 15.990 Euro