Jeep Compass Trailhawk im Test
Gelände in allen Klassen: Das Kompakt-SUV Jeep Compass wird als Trailhawk zum ernsthaften Offroader. Was bedeutet das für den Fahrkomfort? Erfährst Du im Test.
- Karosserie, Platzangebot und Abmessungen
- Innenraum, Verarbeitung und Materialien
- Infotainment, Radio und Bedienung
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Fahrwerk, Lenkung und Fahrverhalten
- Antrieb, Motor, Getriebe und Fahrleistungen des Jeep Compass Trailhawk
- Ausstattung, Preis und Fazit
- Technische Daten: Jeep Compass Trailhawk
Man könnte glauben, dass in diesem Jeep eine Menge Fiat steckt. Seine Plattform teilt er sich mit dem 500X. Das klingt nach: Aufgebockter und aufgeblasener Kleinwagen. Bedeutet aber: Ein geräumiges Kompakt-SUV, das im Gelände keine Probleme hat. Besonders dann nicht, wenn „Trailhawk“ drauf steht. Dieser Schriftzug adelt Autos der Marke Jeep als besonders geländetauglich.
Aber was bedeutet diese Fähigkeit im Alltag? Macht sie den Jeep ungemütlich? Oder behält er die Vorzüge eines SUV? Wir fuhren zwei Wochen lang den Compass Trailhawk und sagen Dir, was er kann und wo andere besser sind.
Karosserie, Platzangebot und Abmessungen
Im Jeep-Portfolio ersetzt der Compass das Modell Patriot. Klingt amerikanisch, aber seine Maße sind ausgesprochen europäisch. Bei knapp 4,40 Metern Länge konkurriert er mit dem Seat Ateca, einem Skoda Karoq oder einem Nissan Qashqai. Im SUV-Maßstab also: Kompaktklasse. Ein stark nachgefragtes Segment.
So richtig kompakt ist der Compass objektiv betrachtet nicht. Mit 1,82 Metern Breite wird er aber nicht zum unhandlichen Klotz, mit 1,66 Metern Höhe nicht zum unüberschaubaren Riesen. Sein Aufbau schafft aber viel Platz in beiden Sitzreihen, vier Erwachsene sitzen bequem. Vorn thront man SUV-mäßig über den Dingen. Das sorgt für einen guten Überblick.
Im Kofferraum verstaut der Compass knapp 440 Liter Ladung. Verglichen mit dem Nissan Qashqai ist das ein ordentlicher Wert, im Wettstreit mit Seat und Skoda nicht besonders gut. Beide laden deutlich mehr ein. Im Jeep fällt die Lehne der Rückbank nicht ganz eben nach vorn, es entsteht eine Steigung mit – kurios – integrierten Getränkehaltern. Das liegt an der Gestaltung der hinteren Mittelarmlehne.
Innenraum, Verarbeitung und Materialien
Jeep verzichtet im Innenraum auf filigrane Optik. Das Armaturenbrett ist ein Klotz, drum herum wirkt vieles ähnlich robust. In der Mittelkonsole bleibt Platz für echte Tasten und Drehregler, das Lenkrad trägt einen dicken Kranz mit Lederbezug. Man bekommt kein schlechtes Gewissen, wenn die Schuhe beim Einsteigen nicht ganz sauber sind.
Der Compass vermittelt Offroad-Stimmung. Das bedeutet aber auch: Innen fühlt er sich nicht überall gut an. An den Bedienfeldern ist alles in Ordnung, drum herum wird es hart und günstig. Mit dem „Trailhawk-Luxus-Paket“ bekommen die serienmäßigen Teilledersitze einen vollständigen Lederbezug. Panoramadach und Audioanlage gehören ebenfalls zum Paket.
Infotainment, Radio und Bedienung
Ein bisschen Infotainment gibt es in jedem Compass. Einen kleinen Touchscreen baut Jeep serienmäßig ein, der Trailhawk bekommt das große System mit 8,4 Zoll Diagonale, Navi, Digitalradio und die Smartphone-Standards Apple CarPlay sowie Android Auto. Schön: Ist das Handy per Kabel verbunden, zeigt er unterhalb der Oberfläche Bedienelemente für die Auto-internen Funktionen an.
An einigen Stellen ließe sich die Menüführung verbessern. Insgesamt funktioniert das Gerät aber intuitiv. Sitz- und Lenkradheizung lassen sich direkt nach dem Motorstart schnell anwählen. Die Bedienung der Klimaanlage läuft klassisch über Tasten auf der Konsole, Knöpfe an der Rückseite des Lenkrades steuern Lautstärke und Musikquelle. Das ist funktional, übersichtlich und praktisch.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Nicht ganz so gut hat Jeep die Assistenz durchdacht. Der Umfang stimmt: Der Compass hält Abstand und Spur, hilft beim Parken und warnt vor Autos im Toten Winkel. Leider schlagen die Systeme sehr empfindlich an, sie warnen und korrigieren oft und penetrant. Wer auf der linken Autobahn-Spur schnell Platz machen will, wird piepsend zurecht gewiesen, obwohl keine Gefahr besteht. Der adaptive Tempomat arbeitet hingegen gut, alternativ lässt sich ein fester Tempomat einstellen.
Für das Gelände baut Jeep ebenfalls Helfer in den Trailhawk. Die tun aber nicht das, was man eigentlich unter ihrer Bezeichnung versteht. „Lock“ bezeichnet keine klassische Differenzialsperre, sondern nur einen permanenten Allradantrieb. „Low“ bezeichnet keine Untersetzung, sondern setzt die Schaltpunkte der Neungang-Automatik nach oben.
Fahrwerk, Lenkung und Fahrverhalten
Der Compass Trailhawk funktioniert im Gelände. Das hat er seiner Klasse voraus. Für die meisten Interessenten wohl wichtiger: Unbefestigte Kraterstraßen in Brandenburgs Tundra steckt er so locker weg, dass der befahrbare Acker zur validen Straße wird. Das schafft er allerdings nicht mit Assistenz, sondern mit seiner allgemeinen Auslegung.
Gelände-Schürzen vergrößern die Böschungswinkel an Front und Heck, bei Rampenwinkel und Wattiefe übertrifft er die normalen Compass-Varianten ebenfalls. Er liegt einen Hauch höher und federt im Prinzip alles weg, was ihm unter die Räder kommt.
Erstaunlicherweise fährt er auf langen Strecken trotzdem erstaunlich ruhig. Der Abrollkomfort überrascht, die lauten Windgeräusche nicht. Kompromisse in der allgemeinen Fahrbarkeit spürt man nur beim Lenken: Der Lenkwinkel kommt erst im Reifen, dann in der Karosserie an. Sie gibt wenig Rückmeldung. Das Auto wankt – das muss es im Gelände können, auf der Straße lässt sich das nicht vermeiden. Man möchte es dem Compass verzeihen, er ist ja so ein robuster Kerl.
Antrieb, Motor, Getriebe und Fahrleistungen des Jeep Compass Trailhawk
Das gilt auch für den Motor. Der Vierzylinder-Diesel ist ganz Diesel: brummig und präsent im Innenraum, leider oft träge, dafür aber insgesamt sehr kräftig. Sein Moment kommt erst nach einer Gedenksekunde, dann spürt man es deutlich und kann auf seiner Welle gemütlich durch den Verkehr surfen. Zum Sprinten ist er nicht gebaut, eher zum Gleiten.
Das sollte man auch tun, denn sonst wird er durstig. Den angegebenen Verbrauch von 6,6 Liter pro 100 Kilometer überbietet er auf der Pendelstrecke um einen halben Liter. In der Stadt und auf der Autobahn werden es ohne große Forderungen nach Last und Tempo locker neun Liter. Obwohl die Hinterachse in diesen Situationen nur mitläuft und sich erst ankoppelt, wenn die Vorderräder durchdrehen.
Insgesamt kommt der Motor mit dem 1,7-Tonner problemlos zurecht. Er zieht ihn flott auf Tempo, 170 PS reichen dem Jeep locker. Das müssen sie auch, denn mehr gibt es nicht. Der Trailhawk-Motor ist der stärkste im Programm, innerhalb der Ausstattungsvariante gibt es keine Wahl.
Ausstattung, Preis und Fazit
Der Jeep Compass Trailhawk ist wohl selten eine Vernunftentscheidung. Die wäre er nur, wenn der Arbeitsweg komplizierte Steigungen und Flussbetten enthält. Für Wohnwagenbesitzer sind andere Modelle eher geeignet, er darf maximal 1,5 Tonnen ziehen. Wer ein weniger kerniges Auto benötigt oder akzeptiert, findet sparsamere Alternativen. Für seinen Verbrauch ist der Compass eine Klasse zu klein.
Das Alleinstellungsmerkmal Geländegängigkeit lässt sich Jeep ordentlich bezahlen, stattet das Auto dafür aber schon in der Basis sehr umfangreich aus. Der Compass Trailhawk startet bei 41.200 Euro. Mit Luxuspaket (Leder, Panoramadach, Audioanlage) und Technikpaket (adaptiver Tempomat, Rückfahrkamera, Totwinkel-Assistent), Zweifarblackierung und Aschenbecher ist unser Testwagen im Prinzip voll ausgestattet. Er kostet 46.820 Euro.
Den Qashqai gibt es mit voller Hütte und weniger Leistung (150 PS) für knapp 43.000 Euro. Skoda bietet den Karoq Scout mit 190 Diesel-PS, Allrad und Automatik ab 38.290 Euro an. Mit ähnlichem Ausstattungsniveau wie der Jeep steigt der Preis in eine vergleichbare Preisklasse. Dafür gibt es weniger Geländekompetenz, aber mehr Komfort.
Den Compass sollte man bewusst kaufen – egal ob für Gelände, oder um nach echtem Gelände auszusehen. Drum herum punktet er mit viel Platz und einer umfangreichen Ausstattung. Bei Anhängelast, Komfort, Tempo und Preis gibt es bessere Angebote.
Technische Daten: Jeep Compass Trailhawk
- Antrieb: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
- Leistung: 170 PS (125 kW) bei 4.000 U/min
- Drehmoment: 380 Nm bei 1.750 U/min
- Getriebe: Neungang-Wandlerautomatik, Allradantrieb
- 0 – 100 km/h: 10,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Normverbrauch: 6,6 l/100 km
- CO2 laut Norm: 175 g CO2/km
- Testverbrauch: 7,1 l/100 km
- Tankinhalt: 60 l
- Länge: 4.398 mm
- Breite: 1.819 mm
- Höhe: 1.660 mm
- Radstand: 2.636 mm
- Kofferraum: 438 – 1.251 l
- Anhängelast: 525 bzw. 1.500 kg (ungebremst bzw. gebremst)
- Basispreis Jeep Compass: 25.700 Euro (Compass Sport 1.4l, Frontantrieb)
- Testwagenpreis: 46.820 Euro