Der Jeep Compass fährt am besten bergauf
Der Jeep Compass muss gleich zwei andere Jeeps ablösen – und macht das vor allem dann richtig gut, wenn es bergauf geht.
Der neue Jeep Compass ersetzt nicht nur den direkten Vorgänger, sondern mit ihm auch den Jeep Patriot. Damit streicht Jeep eine weitere klassische Karosserie im Portfolio und entlockt damit manchem eingefleischten Hardcore-Fan eine vorgeschobene Unterlippe. Wenn nun noch das Wort SUV im Zusammenhang mit Jeep fällt, könnte das zu einer Falte zwischen den Augenbrauen führen. Dennoch müssen wir uns in Anbetracht des anhaltenden SUV-Trends die Frage stellen: Passt der neue Compass zur Nachfrage nach klobig aussehenden, aber weniger klobig fahrenden Modellen?
Hier geht es zu einem ausführlichen Test des Jeep Compass
Wer die Tasten Lock und Low drückt, das passende Terrain-Programm wählt und die asphaltierte Straße hinter sich lässt, ahnt die Antwort schnell. Der Compass basiert zwar auf der gleichen italienischen Plattform wie der Jeep Renegade, fährt im Gelände aber dennoch wie ein Amerikaner. Zwar steuert die Lock-Taste kein Mitteldifferenzial, aber sie sorgt für permanenten Allradantrieb. Ohne sie hilft die Hinterachse lediglich dann, wenn es die Vorderräder nicht alleine schaffen.
Snow? Sand? Mud oder Rock?
Hinter Low verbirgt sich auch keine niedrige Getriebeübersetzung, sondern lediglich ein verändertes Schaltverhalten der Neungang-Wandler-Automatik. Sie wechselt deutlich langsamer die Gänge, teilweise erst im dunkelroten Bereich. „Normalerweise bleibst du im steilen Gelände im niedrigeren Gang. Oft reicht der erste“, sagt ein Jeep-Techniker. Zudem verändert sich durch die Low-Taste das Motor-Mapping und stellt sich auf herausfordernde Anstiege ein.
Dadurch liegt mehr Power im niedrigen Drehzahlbereich an, das Gaspedal wird deutlich sensibler. Sanftes Tippen auf das Bremspedal und noch sanfteres auf das Gas genügen, und der Jeep Compass gleitet in die wildesten Senken – und wenn alles nach Plan verläuft auch wieder hinaus. Klappt das nicht, sollte der Fahrer ein anderes Programm für den Untergrund wählen. Snow, Sand, Mud oder Rock? Wobei die Namen der Programme nicht wörtlich zu verstehen sind. Wir fahren bei 30 Grad durch Sand und kommen mit „Snow“ am besten voran.
Topmodell Jeep Compass Trailhawk
So viel Auswahl gibt es allerdings nur beim Topmodell Jeep Compass Trailhawk. Die Variante mit den größten Offroad-Talenten kostet mindestens 41.200 Euro. Dafür bekommen Käufer unter anderem eine um 25 mm auf 216 mm gewachsene Bodenfreiheit. Auf den ersten Blick erkennt man den Trailhawk an der mattschwarz beklebten Motorhaube sowie steiler abfallenden Front- und Heckschürzen. Einzige verfügbare Motor-Getriebe-Variante ist der 170 PS starke 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Automatik.
Der Jeep Compass mag enge Kurven lieber
Die gleiche Kombination gibt es auch im zivileren Compass Limited. Zudem bietet Jeep einen weiteren 2,0-Liter-Selbstzünder mit Allradantrieb an. Der leistet 140 PS und kann wahlweise mit der Wandlerautomatik oder einem manuellen Sechsgang-Getriebe bestellt werden. Wir haben die Version mit Automatik getestet (ab 37.700 Euro) und sind mit der Geländetauglichkeit zufrieden. Im Vergleich zum Trailhawk verfügt der Limited allerdings nur noch über die Lock-Taste, und der kleinere Diesel hat im niedrigen Drehzahlbereich weniger Kraft. Bergab vermissen wir den Bergabfahr-Assistenten, den es nur beim Trailhawk gibt.
Zurück zum SUV-Vergleich: Als Allrad-Variante gewinnt der Jeep Compass in seinem Segment wohl jede Offroad-Challenge. Das gilt allerdings nur abseits des Asphalts. Geht es schnell auf befestigten und geschwungenen Straßen bergauf, zeigt sich der Compass behäbig und die Lenkung gibt wenig Rückmeldung an den Fahrer.
Am Ende der Kurve greift der Allradantrieb und hilft beim sauberen Herausbeschleunigen. Der Motor mit 140 PS leidet jedoch ein wenig unter den 1,6 Tonnen des Compass. Gut, dass in den meisten Fällen die Automatik den richtigen Gang parat hält. Allerdings arbeitet der Drehmomentwandler träge und kuppelt oft schleifend ein. Das gilt für die 140-PS-Version genauso wie für den Motor mit 170 PS. Beim Top-Triebwerk hilft jedoch das um 30 Nm höhere Drehmoment von 380 Nm (bei 1.750 U/min).
In der Regel werden neue Modelle länger als die alten. Nicht so beim Compass. Er ist um rund sechs Zentimeter auf 4,39 m geschrumpft. Dafür wurde er breiter (1,87 m), beim Radstand hat sich wenig verändert. Sowohl vorne als auch hinten haben die Insassen des Compass' genügend Platz. Nur das in zwei Ausstattungs-Paketen enthaltene Panorama-Glasschiebedach stört bei größeren Mitfahrern auf der Rückbank und kommt deren Köpfen deutlich zu nahe. Die Sitze sind bequem, könnten allerdings mehr Seitenhalt bieten. Im Innenraum des Compass' finden Jeep-Fans kaum Neues. Unschönes Plastik sieht nur, wer weit nach unten blickt.
Fazit: Der Jeep Compass findet seine Nische
Das Angebot an kompakten SUV ist aufgrund der anhaltenden Nachfrage groß. Gut, dass Jeep deshalb eine Lücke ansteuert und sich auf das besinnt, was Jeep gut kann: Geländegängigkeit. Zudem sind die Preise vergleichsweise niedrig: Der günstigste Compass kostet 25.700 Euro. Dafür gibt es einen 1,4-Liter-Benziner mit 140 PS. Wer gerne einen Diesel hätte, muss mindestens 27.200 Euro bezahlen für einen 120 PS starken 1,6-Liter-Motor. Beide Versionen werden nur über die Vorderräder angetrieben. Wer sich für einen 4x4-Antrieb interessiert, muss mindestens 32.200 Euro investieren. Dafür bekommen Käufer einen 2,0-Liter-Diesel mit 140 PS und Handschalter.
Technische Daten Jeep Compass
Modell | Jeep Compass Limited 2,0 MultiJet | Jeep Compass Trailhawk 2,0 MultiJet |
---|---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Speicherkatalysator | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Speicherkatalysator |
Getriebe | 9-Stufen-Wandlerautomatik mit Allradantrieb | 9-Stufen-Wandlerautomatik mit Allradantrieb |
Leistung | 140 PS bei 4.000 Umdrehungen | 170 PS bei 4.000 Umdrehungen |
Drehmoment | 350 Nm bei 1.750 Umdrehungen | 380 Nm bei 1.750 Umdrehungen |
Verbrauch | 5,7 l/100 km (NEFZ) | 5,7 l/100 km (NEFZ) |
CO2 | 194 - 205 g/km (WLTP) | 208 g/km (WLTP) |
0 – 100 km/h | 10,5 s | 10,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 196 km/h | 196 km/h |
Länge | 4.390 m | 4.390 mm |
Breite | 1.820 mm | 1.820 mm |
Höhe | 1.640 mm | 1.660 mm |
Radstand | 2.640 m | 2.640 mm |
Leergewicht (EU) | 1.615 - 1.816 kg | 1.706 kg |
Kofferraum | 438 l (ohne Reserverad bei aufrechter Rückbank) | 438 l (ohne Reserverad bei aufrechter Rückbank) |
Grundpreis Testwagen | 36.200 Euro | 41.200 EUR |
Basispreis | 25.700 Euro | k.A. |
Markstart | 7. Juli 2017 | 7. Juli 2017 |