Stoff für Legenden: James Dean und der Porsche 550 Spyder
James Dean liebte die Schauspielerei und seinen Porsche 550 Spyder. Letzterer kostet ihn vor 65 Jahren das Leben. Erinnerung an zwei Legenden.
Die Rolle, die ihm den Weg zum Weltruhm als Schauspieler ebnete, gefiel James Dean überhaupt nicht. Trotzdem kannte ihn nach seinem Auftritt als schwuler Erntehelfer in “The Immoralist” (1954, Deutsch: “Der Immoralist”) jeder in den USA. Beim Hersteller seiner legendären Autos dauerte es noch ein Jahr länger, bis dieser Status erreicht war: Nach Deans tödlichem Unfall mit einem 550 Spyder vor 65 Jahren war Porsche in den Staaten schlagartig berühmt.
Porsche 550 Spyder in Kürze
- Deutscher Rennwagen seit 1953
- 1,5-Liter-4-Zylinder-Boxermotor mit 110 PS
- Preis (1955): 24.600 DM
- Zunächst als geschlossenes Coupé, später als offener Spyder gebaut
James Dean und der Porsche 356
Als der ewige Rebell Dean zum Posterboy der Jugend wird, hat Porsche nur ein einziges Modell im Angebot: den Porsche 356. Es ist ihr erstes Serienfahrzeug. Zwischen 1948 und 1965 laufen rund 76.300 Exemplare vom Band. Anfang der 1950er-Jahre verkauft Porsche den 356 auch in den Vereinigten Staaten. Wegbereiter dafür ist der US-Importeur Max Hoffman. Nur wenig später drängt Hoffman den Hersteller aus Zuffenhausen dazu, zusätzlich ein günstiges Einstiegsmodell für den US-Markt bereitzustellen. Porsches Antwort darauf ist die Weiterentwicklung des 356 zum 356 Speedster 1500 und 1500 S mit 55 bzw. 70 PS. Für die letzte Ausführung entscheidet sich James Dean. Er bezahlt die 2.995 Dollar von der Gage seines ersten Kino-Hits “Jenseits von Eden”
Dass der 356 aussieht wie ein VW Käfer, ist kein Zufall. Beide Autos werden vom Österreicher Erwin Kommenda designt. In den frühen Jahren haben die Fahrzeuge unter dem Blech einiges gemeinsam. Getriebe, Bremsen und Lenkung erhalten die ersten 356-Modelle aus dem Käfer. Auch ihr Herzstück teilen sie sich, denn der 356 fährt mit einer frisierten Version des Vierzylinder-Boxermotors aus dem Volkswagen. Dean kauft den 356 Speedster, um Rennen mit ihm zu fahren.
Nur wenige Wochen nach dem Kauf belegt er den zweiten Platz beim Straßenrennen in Palm Springs/Kalifornien. Am 1. Mai 1955 wird Dean in Bakersfield, ebenfalls Kalifornien, Dritter. Wenig später liegt er beim Santa Barbara Road Race auf Platz vier, als an seinem Porsche ein Motorkolben bricht und er ausscheidet.
Es soll das letzte Rennen mit dem 356 Speedster bleiben. Als Dean mit den Dreharbeiten für den Film “Giganten” beginnt, untersagt ihm die Produktionsfirma Warner Brothers weitere Starts.
Die wenigen Exemplare des Porsche 550 aus den 1950er Jahren sind heute unbezahlbar. Erschwinglich ist allenfalls ein Nachbau.
Aus Porsche 356 wird Porsche 550
Nach Ende der Dreharbeiten gibt Dean Anfang September 1955 seinen Porsche 356 in Zahlung, legt noch 3.000 Dollar drauf und steigt in das Fahrzeug, das aus ihm nur vier Wochen später eine tragische Legende macht.
Der Porsche 550 Spyder ist ein denkbar spartanischer Rennwagen: laut, heiß und unbequem. 1,5 Liter Hubraum und 110 PS treiben den 550 Kilo leichten Wagen bis auf für damalige Verhältnisse unfassbare 225 km/h Spitzengeschwindigkeit. Porsche baut davon etwas mehr als 100 Exemplare. Den 550 Spyder entwickelt Porsche aus dem 356 heraus. Der war bei Autorennen erfolgreich, aber streng genommen kein richtiger Rennwagen. Also konzipiert Porsche 1953 den 550.
Zunächst baute Porsche den 550 als geschlossenes Coupé, die späteren Modelle ab 1954 sind offene Spyder. Von ihnen wird nur eine Handvoll in die USA exportiert. Genau das Richtige für James Dean, den erklärten Feind von allem, das auch nur den Anschein von Mainstream erweckt. In seinen Filmen spielt er stets den unangepassten, jungen Rebellen im Kampf gegen eine biedere Mittelschicht. Er steigt in den 1950er-Jahren zum Idol der Jugend und gleichzeitig zum Schrecken der Schwiegereltern auf. Einen Buick, Chevrolet oder Ford zu fahren, kommt für jemanden wie James Dean nicht infrage.
Der Porsche 356 ist das erste Serienmodell des Sportwagenherstellers. Rund 76.300 Exemplare rollen zwischen 1948 und 1965 vom Band.
Der Porsche 550 Spyder: Vom Rennwagen zur Wertanlage
Im Vergleich dazu zeigt sich der 550 Spyder in jeder Hinsicht kompromisslos, trotz Straßenzulassung. Der kleine Vierzylinder-Motor schreit und ächzt in einer Tour. Wer schon einmal in einem 550 Spyder gesessen hat, weiß, dass ab Tempo 50 eine Unterhaltung mit dem Beifahrer unmöglich wird. Zu laut. Die mickrige Windschutzscheibe verdient ihren Namen kaum. Das Fahrwerk poltert so hart, dass jeder Kieselstein unter dem Rad wie ein Hammerschlag beim Fahrer ankommt. Kurzum: Der 550 Spyder verkörpert den Gegenentwurf zur US-amerikanischen Fortbewegungstradition.
Setzt Deans metallisch-glänzende Flunder zum Überholen an, grüßt sie im Rückspiegel des Vorausfahrenden mit der Nummer 130 auf der Motorhaube. Dean wollte eigentlich die Startnummer 13 haben, scheiterte aber mit seinem Plan. Die 13 galt den Automobilclubs als Unglücksnummer, also hängte Dean eine 0 dran. Am Ende des Überholmanövers grüßt der Schriftzug „Little Bastard“ vom Heck. Zu dem jungen James Dean passt der 550 Spyder wie der Boxster zum Porsche.
Als ausgewiesener Rennwagen wird der 550 Spyder von den wenigsten Fahrern pfleglich behandelt. Dass sich die Fahrzeuge Jahrzehnte später zu Wertanlagen in Millionenhöhe entwickeln, ahnt seinerzeit niemand. Heute sind allenfalls Nachbauten des Sportwagens erschwinglich, bei mobile.de gibt es ein Angebot für rund 49.000 Euro (Stand: September 2020). Übrig gebliebene Originalfahrzeuge verstecken sich als Sammlerobjekte und Wertanlagen in geschlossenen und klimatisierten Garagen wohlhabender Auto-Connaisseure. Preisschätzungen verbieten sich.
Zu seinem vierten Rennen – es sollte das erste mit dem 550 Spyder sein – tritt James Dean nicht mehr an. Er verstirbt am 30. September 1955 auf dem Weg dorthin. Im Alter von 24 Jahren.
Ganze 65 Jahren lang wird der VW Käfer gebaut. In dieser Zeit laufen rund 21,5 Millionen Exemplare vom Band.
James Dean: Der Mythos und seine Legenden
Auf der Route 466 bei Cholame, Kalifornien, kollidiert er an einer T-Kreuzung mit einem Ford Tudor. Der Fahrer des Ford, ein 23-jähriger Student, erleidet einen Schock. Der Beifahrer im Porsche, ein deutscher Mechaniker namens Rolf Wütherich, wird bei dem Unfall aus dem Fahrzeug geschleudert und bricht sich Hüfte und Kiefer. Deans Leben endet mit einem Genickbruch. Als die Polizei um 17.59 Uhr Ortszeit eintrifft, ist er bereits tot.
Nach dem Unglück fällt vielen Hollywood-Stars in Interviews ein, James Dean schon früh eine kurze Lebenszeit prognostiziert zu haben. Der britische Schauspieler Alec Guiness meint in einem Interview aus den 1970er-Jahren, den genauen Tag, fast sogar die genaue Uhrzeit vorausgesehen zu haben.
Für die Kritiker stand die Unfallursache sofort fest: rücksichtslose Raserei. Jahrzehnte später widerlegen zwei unabhängige Analysen diese These. Höhepunkt der Mythenbildung: Fans behaupten, mehrfach an der besagten Kreuzung Deans Geist herumwandern gesehen zu haben.
Was nach dem Unfall vom Rennwagen übrig bleibt, dient als Ersatzteillager für andere 550 Spyder. Einige Fahrer dieser Fahrzeuge verunfallen mit tödlichem Ausgang. Es heißt, ein Fluch umgäbe das Wrack von James Deans Porsche.
Technische Daten: Porsche 356 Speedster und 550 Spyder im Vergleich
Modell | Porsche 356 Speedster 1500 S | Porsche 550 Spyder 1500 RS |
---|---|---|
Motor | 4-Zylinder-Boxermotor | 4-Zylinder-Boxermotor |
Hubraum | 1.488 cm³ | 1.498 cm³ |
Leistung | 70 PS (51 kW) | 110 PS (81 kW) |
Drehmoment | 108 Nm bei 3.600 U/min | 117 Nm bei 5.000 U/min |
Geschwindigkeit | 170 km/h | 225 km/h |
Antrieb | 4-Gang-Handschaltung, Hinterradantrieb | 4-Gang-Handschaltung, Hinterradantrieb |
Leergewicht | 810 kg (Coupé)/830 kg (Cabrio) | ca. 550 kg |
Produktionszeitraum (alle Baureihen) | 1948-1965 | 1953-1957 |
Stückzahl (Modell/alle Baureihen) | 1.234/ca. 16.300 | keine genaue Angabe, ca. 100 |
Preis bei Einführung | 12.200 DM | 24.600 DM |