Der Hyundai Kona fährt als erstes Mini-SUV rein elektrisch
Mal abgesehen vom Kühlergrill sieht der Kona Elektro aus wie jeder andere Kona. Damit zeigt Hyundai: Nicht jeder, der mit Strom fährt, muss aussehen, als würde er gleich abheben.
Elektroautos verlieren nach und nach ihren Exotenstatus. Das zeigt sich daran, dass ein moderner Stromantrieb nicht mehr zwingend eine futuristische Karosserie braucht. Der Hyundai Kona Elektro sieht aus wie ein Kona – und fährt sich völlig anders. Er schafft bis zu 449 Kilometer mit einer Batterieladung und stößt dabei (vor Ort) kein Gramm CO2 aus. Dafür verlangt Hyundai allerdings fast den doppelten Preis. Aber der Reihe nach.
Hyundais Elektro-SUV ist seit August 2018 auf dem deutschen Markt und wirbt mit zwei guten Argumenten um Kunden: zum einen ist der Kona Elektro das erste Mini-SUV mit rein elektrischem Antrieb, zum anderen kann der Kunde zwischen zwei Batteriegrößen wählen und somit ein Auto mit fast 450 Kilometern Reichweite bestellen. Das reicht für das tägliche Pendeln ins Büro, für einen Wochenendausflug und je nach Wohnort sogar für die Urlaubreise ans Meer.
Zwei Batterien zur Auswahl
Die Kraft schöpft der Elektromotor aus einer bis zu 64 kWh großen Lithium-Polymer-Batterie (im Sommer flüssigkeitsgekühlt, im Winter beheizt), die unter der Fahrerkabine verstaut wurde. Dadurch sitzt man im Kona Elektro höher als im normalen Kona. Ein Plus für die Übersicht, aber ein Nachteil für große Fahrer. Zwar lässt sich das Lenkrad sowohl in der Länge als auch in der Höhe verstellen, doch das ändert nichts daran, dass man mit einer Körpergröße von 1,90 Metern dem Dachhimmel bereits unangenehm nahe kommt.
Auf den hinteren Plätzen geht es ebenfalls eng zu, und auch das Kofferraumvolumen schrumpft im Vergleich zum konventionellen Kona um 39 Liter auf 322 Liter. Klar, irgendwo musste Hyundai den Platz für die große Batterie hernehmen. Doch dafür bleibt der Kona so schön handlich wie er war. Mit 4,18 Metern Länge ist er kaum länger als ein aktueller Kleinwagen und fast genauso wendig.
Parkt ein Elektro-Kona neben einem Exemplar mit Ottomotor, erkennt man den Stromer sofort an dem modernen und etwas spacig aussehenden Kühlergrill aus Kunststoff. Er verbirgt unter einer Klappe den Anschluss für den CCS Typ 2 Stecker. Sobald das Fahrzeug Strom „tankt“, leuchtet ein LED-Ring. Wie voll oder leer der Akku ist, kann der Fahrer an einem von außen sichtbaren Display ablesen. Alles andere bleibt Kona.
Auch im Innenraum sieht der Elektro-Kona fast aus wie ein 08/15-Kona, mit Ausnahme der Schaltung, die beim Elektroauto aus vier Knöpfen besteht. Das gesamte Interieur wirkt zwar nicht edel, aber recht ansehnlich – und das geht bei dieser Fahrzeugklasse völlig in Ordnung. Statt Hartplastik gibt es immerhin unterschäumten Kunststoff. Und mit dem sieben oder acht Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole wirkt der Kona zeitgemäß. Auch der Tacho arbeitet digital und misst 7 Zoll. Ein Head-up-Display projiziert die wichtigsten Infos ins Sichtfeld des Fahrers.
Die Reichweite reicht für 289 oder 449 Kilometer
Den Hyundai Kona Elektro gibt es mit zwei unterschiedlich großen Batterien. Der kleine Akku verfügt über eine Kapazität von 39,2 kWh, was laut WLTP-Messverfahren für 289 Kilometer reicht. Die größere Batterie fasst 64 kWh und kann den Kona bis zu 449 Kilometer lang mit Energie versorgen. Ursprünglich lagen die Werte bei 312 bzw. 482 Kilometern, der Hersteller musste sie jedoch aufgrund von Fehlern im Messverfahren im Dezember 2018 nach unten korrigieren. Das Drehmoment beträgt unabhängig vom Akku jeweils 395 Newtonmeter.
Unser Testwagen kam mit der größeren Batterie und einer Leistung von 150 kW (204 PS). Wegen des Akkus im Unterboden sinkt der Schwerpunkt gegenüber dem normalen Kona, ohne dass der Stromer die Schwerfälligkeit annimmt, die bei vielen Elektroautos zu spüren ist. Das SUV beschleunigt zügig und fährt spritzig durch die Stadt. Fast könnte man das Fahrverhalten als sportlich bezeichnen.
Hierzu passen das straff abgestimmte Fahrwerk und die direkte Lenkung. Allerdings reagiert der Schleuderschutz ESP recht sensibel. Laut Datenblatt beschleunigt der Hyundai Kona Elektro in 7,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Wer die vierstufig einstellbare Bremsenergierückgewinnung auf maximal einstellt, kann den Kona überwiegend nur mit einem Pedal fahren.
Im Test verbraucht der Kona weniger als auf dem Papier
Der Fahrer kann zwischen den drei Modi „Normal“, „Eco“ und „Sport“ wählen. Im Sport-Modus reagieren Gas und Antrieb rascher, im Eco-Betrieb langsamer. Wer besonders sparsam fahren möchte, kann den Eco-Plus-Modus wählen. In dem Fall arbeitet auch die Klimaanlage nur noch im Sparbetrieb. Nach unserer entspannten Fahrt über die Landstraße zeigt der Bordcomputer, dass der Kona Elektro mit 14 kWh auskam. Der Normverbrauch laut WLTP beträgt 14,3 kWh.
Dieser von uns erzielte Wert ändert sich jedoch schnell, sobald sich der Kona der angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 167 km/h nähert. Doch für Raserei und das möglichst schnelle Vorankommen ist dieses Elektroauto nicht gedacht. Bei zurückhaltendem Betrieb kann die angegebene Reichweite von 455 Kilometern problemlos erreicht werden. Nach rund 40 Kilometern sagt uns der Bordcomputer noch 450 Kilometer verbleibende Reichweite voraus.
Alles in allem fährt sich der Kona Elektro beinahe wie ein gewöhnliches und zudem recht leistungsstarkes Mini-SUV. Besitzer müssen sich weder um die Reichweite noch um die Ladezeit Gedanken machen. Ist der Akku leer, kann er an einer mindestens 70 kW starken Ladestation innerhalb von 54 Minuten wieder auf 80 Prozent gebracht werden. Bei 50 kW dauert dies 75 Minuten.
Preise und Ausstattungsdetails
Beim Preis spürt der Käufer erstmals so richtig, dass hier kein Ottonormal-SUV vor ihm steht. Denn Hyundai verlangt für den Kona Elektro 34.600 Euro. Damit liegt er in etwa auf dem Niveau eines BMW i3 oder eines Tesla Model 3. Im Vergleich zum günstigsten Kona (17.730 Euro) kostet er fast das Doppelte. Dank der bis Ende 2020 geltenden Elektroauto-Prämie verringert sich die Differenz immerhin um 4.000 Euro.
Die Basisausstattung des Kona Elektro heißt „Trend“ und umfasst unter anderem ein Navigationssystem, Einparkpiepser hinten, Sitzheizung vorne eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Stopp-Funktion, einen Spurhalteassistenten, eine Rückfahrkamera und einen Lichtsensor. Die nächst höhere Ausstattung heißt „Style“, kostet ab 38.100 Euro und beinhaltet zusätzlich etwa eine Wärmepumpe, die den Verbrauch der Klimaanalage reduziert, sowie das Ladekabel Typ 2. Zusätzlich sind Voll-LED-Scheinwerfer sowie eine induktive Ladeschale und ein Regensensor inklusive. Mit der „Premium“-Ausstattung kostet der Kona Elektro mindestens 45.600 Euro – rollt dafür aber immer mit dem großen Akku, einem Querverkehrswarner, einem Stauassistenten, Parkpiepsern vorne und einem Head-up-Display vom Band.
Von Januar bis Mai 2019 wurde der Hyundai Kona Elektro 1.497 Mal in Deutschland zugelassen. Zum Vergleich: Insgesamt verkaufte Hyundai im gleichen Zeitraum 8.624 Kona. Diese Zahl hätte möglicherweise noch deutlich höher ausfallen können, wenn Hyundai den Kona Elektro schneller ausliefern könnte. Doch genau wie andere Hersteller von Elektroautos kämpft auch Hyundai mit Lieferschwierigkeiten – was vor allem daran liegt, dass man nicht genügend Batterien geliefert bekommt. So müssen Kunden bis zu ein Jahr auf einen Kona Elektro warten.
Technische Daten: Hyundai Kona Elektro
Long Range
- Motor: Elektro
- Leistung: 150 kW (204 PS)
- Drehmoment: 395 Nm
- Akku: 64 kWh
- Verbrauch: 14,3 kWh/100 km
- Reichweite: 455 km WLTP
- 0-100 km/h: 7,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 167 km/h
- Ladedauer (7,2 kW): 9h 35 m
- Länge: 4.180 mm
- Breite: 1.800 mm
- Höhe: 1.570 mm
- Radstand: 2.600 mm
- Kofferraum: 322-1.114 l
- Preis: ab 39.000 Euro
Standard Range
- Motor: Elektro
- Leistung: 100 kW (136 PS)
- Drehmoment: 395 Nm
- Akku: 39,2 kWh
- Verbrauch: 13,9 Wh/100 km
- Reichweite: 289 km WLTP
- 0-100 km/h: 9,7 s
- Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h
- Ladedauer (7,2 kW): 6h 10 m
- Preis: ab 34.600 Euro