Honda CR-V Hybrid und Lexus NX 300h: Test, technische Daten, Preise
Es gibt sie: Sparsame SUV. Diese beiden japanischen Blechburgen senken mit Elektrifizierung ihren Verbrauch. Lexus NX 300 h und Honda CR-V Hybrid im Vergleich.
Hybrid und Hybrid bedeuten nicht zwangsläufig dasselbe. Die Bezeichnung beschreibt nur die Tatsache, dass im Auto zwei Motoren werkeln – in der Regel Verbrenner und Stromer. Wie sie ihre Kraft kombinieren, variiert.
Viele Jahre lang waren Toyota und Lexus beim Hybridantrieb das Maß der Dinge. Kaum einer konnte Prius und Co im Verbrauch und im Fahrkomfort übertrumpfen. Doch das ändert sich. Andere Hersteller trauen sich an andere Ideen. Honda baut eine neue Interpretation des Themas Vollhybrid in das SUV CR-V. So viel sei bereits verraten: Ein genauer Blick lohnt sich. Wir haben Hondas neuen Teilzeit-Stromer mit einem Modell der alten Schule verglichen: Er muss sich am Lexus NX messen – einer luxuriösen Interpretation des Hybrid-SUV mit Toyota-Antrieb. In unserer Detailwertung erfährst Du, welches Konzept besser funktioniert.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Die SUV-Hybride kommen mit einigen Parallelen: Kräftige Statur und asiatische Herkunft. Bei der Länge liegen sie ungefähr gleichauf, der Lexus streckt seine kantige Nase drei Zentimeter weiter nach vorn. Aber er ist deutlich verbauter. Man könnte auch sagen: sportlich enger. Wobei das bei einem SUV nicht der Anspruch sein sollte.
Vier Personen fahren trotzdem bequem mit. Vorne wie hinten sitzt es sich großzügig. So luftig wie der CR-V fühlt sich der Japaner aber nicht an. Das gilt auch für den Kofferraum. Unter dem Ladeboden befindet sich im Lexus ein riesiges Staufach, im Honda nicht – trotz ähnlicher Literzahlen bietet der Honda also den deutlich besser nutzbaren Kofferraum.
Besonders bei den Ablagen bietet der Honda mehr. Seine riesige Mittelkonsole verstaut locker den Inhalt einer größeren Handtasche oder eine große Wasserflasche. Lexus verbaut diesen Bereich mit Bedienelementen, daneben bleibt weniger Platz für Getränke und Krimskrams. Ebenfalls toll beim Honda: Der Mitteltunnel baut extrem flach und nimmt wenig Fußraum weg.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Schmale Fächer sind der Preis für viel Design. Der edle Lexus ist ein Designerstück. Hier bekommen noch viele Funktionen eine eigene Taste, die geneigte Mittelkonsole sieht toll aus und lässt sich bequem erreichen. In unserem Testwagen spannt hübsches Leder auf den meisten Verkleidungsteilen. Eine weiche Ablage stützt das Handgelenk bei der Bedienung des Touchpads für das Infotainment-System. Schönes Detail: Ein herausnehmbarer Schminkspiegel ist elegant in die Mittelkonsole eingelassen.
Honda gestaltet den CR-V sachlicher, im Vergleich geradezu bieder. Hübsche Nähte gibt es auch hier auf dem Armaturenbrett, das elegante Holz entpuppt sich aber als liebloses Imitat. Honda liegt außerdem bei einigen Bedienelementen daneben. Sie sind kurios geformt, ihre Funktionen zum Teil wenig durchdacht. Schönes Detail: Polster an der Mittelkonsole sorgen dafür, dass die Knie nicht am harten Kunststoff reiben. Andererseits: Beim Lexus gibt es an dieser Stelle keinen harten Kunststoff. Er wirkt insgesamt schicker und eleganter – und erfüllt damit seinen Premium-Anspruch.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Leider hinkt der Lexus technisch hinterher. Sein Infotainment-System stammt spürbar aus einer alten Generation. Die Bedienung per Touchpad gelingt zwar nach ein paar Versuchen, ist in vielen Situationen aber eine Katastrophe. Die selbstverständlichen Standards Android Auto und Apple CarPlay sind im Lexus nicht verfügbar. Man ist also auf die werksseitigen Funktionen angewiesen.
Honda baut ein Touch-System in den CR-V, vergisst aber eine intuitive Menüführung. Die Wahl der Radiosender und Navi-Eingaben sind unnötig kompliziert und nerven schnell. Immerhin kann man hier auf das Handy ausweichen, ohne es im Sichtfeld zu positionieren: Mit gespiegelten Apps auf dem Auto-Display navigiert es sich besser.
Beide Hersteller müssen beim Thema Infotainment dringend aufholen. Die meisten wichtigen Funktionen sind zumindest vorhanden, aber schwer erreichbar, unschön dargestellt oder allgemein schlecht umgesetzt. Im Toyota-Konzern existieren bereits zeitgemäßere Systeme, mit der NX-Ablösung wird hier vieles besser werden. Der CR-V ist eigentlich zu neu für den Eindruck, den er vermittelt.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Bei der Assistenz zeigt der Honda Vorsprung – und die Firmenstrategie, viele Helfer serienmäßig anzubieten. Ein großes Assistenzsystem steckt in jedem Modell. Parkhilfen, Rückfahrkamera und Toter-Winkel-Warner sind allerdings nur in höheren Ausstattungsvarianten erhältlich. Lexus bietet einen für das Alter beachtlichen Umfang an, hält aber nicht mit Honda mit, schon gar nicht in der Basis.
Die adaptiven Tempomaten funktionieren in beiden Autos problemlos und zuverlässig. Auf den Verkehrszeichen-Assistenten im Honda sollte man sich jedoch nicht verlassen. Er liest zum Beispiel bei der Autobahnfahrt Limits für Ausfahrten, auf denen man gar nicht fährt. Dass Lexus im NX gar keinen anbietet, fällt da nicht negativ aus. Der Spurhalteassistent im Honda korrigiert deutlich, im Lexus lenkt er nur sanft dagegen.
Antrieb, Motor, Getriebe
Trotz der Gemeinsamkeit im Namen steckt der größte Unterschied unter der Haube. Im Lexus arbeitet Toyotas klassische Vollhybridtechnik: Ein großer Benziner mit hervorragendem Wirkungsgrad, gekoppelt an einen Elektromotor, der ihn unterstützt. Ein variables CVT-Getriebe vermittelt die Kraft beider Antriebe an die Achse, Hochdrehzahlheulen inklusive. Dieses Prinzip funktioniert seit dem ersten Prius tadellos. Daran ändert sich auch im Lexus wenig, obwohl viel mehr Leistung ansteht. In der getesteten Allrad-Version kommt ein Elektromotor an der Hinterachse dazu.
Honda macht sein eigenes Ding. Der Antrieb arbeitet fast ausschließlich elektrisch, Strom generiert der Verbrenner über einen Generator, eine Batterie speichert bei Bedarf zwischen. Nur in wenigen Betriebszuständen treibt der Saugbenziner physisch die Achse an. Wenn doch, dann über eine fest Übersetzung - mehrere Schaltstufen gibt es nicht.
Dies führt dazu, dass sich der CR-V wie ein Elektroauto anfühlt. Er fährt mit spontanem Moment an und säuselt kräftig, aber mit spürbarem Gewicht vorwärts. Wird der gespeicherte Strom knapp, springt der Verbrenner an und lädt den Akku. Davon spürt man selten etwas, der 2,0-Liter-Saugbenziner läuft meistens kultiviert und leise. Erst wenn die Leistungsabnahme steigt, dreht er hörbar hoch. Der Allradantrieb funktioniert klassisch über eine Kardanwelle.
Im Lexus spürt man ebenfalls das kräftige Moment des Elektromotors beim Anfahren. Er hilft dem SUV, seine Trägheit zu überwinden und in Bewegung zu kommen. Kurz darauf arbeiten beide zusammen (Vollgas) oder abwechselnd. Beide Autos fangen beim Bremsen Energie ein und speichern sie im Akku. Abgesehen davon fühlen sie sich komplett unterschiedlich an. Elektrische gegen kombinierte Kraft, seltenes gegen häufiges Motorheulen. Auf dem Papier sind sie ähnlich schnell, der Lexus fühlt sich dabei aber agiler an.
Welche Technik besser funktioniert? Wir sind selbst überrascht: Der Honda überzeugt. Einerseits, weil er während unserer Testphase stets einen halben bis eineinhalb Liter sparsamer fuhr. Andererseits, weil sich seine Charakteristik besser mit dem europäischen Empfinden für Geräuschkomfort verbinden lässt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass im Toyota-Konzern bereits ein Nachfolger für den Antrieb des Lexus existiert, nur eben noch nicht im gealterten NX.
Absolut gesehen sind übrigens beide Autos sparsam – gemessen am üblichen Durst stämmiger SUV. Der Honda pendelte mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,2 Litern pro 100 Kilometer ins Umland und ließ sich in der Stadt mit 5,5 Litern bewegen. Der Lexus spritzte 5,8 bzw. 6,8 Liter ein. Achtung: Beide Modelle werden bei hohem Tempo durstig. Wer viel auf der Autobahn fährt, sollte lieber in einen Diesel investieren. Das bedeutet zwangsläufig ein anderes Auto, für beide Japaner sind keine Selbstzünder im Angebot.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Bei der allgemeinen Abstimmung dreht sich das Bild. Honda gestaltet den CR-V schwammig bis schwerfällig. Seine Masse merkt man ihm deutlich an, ungünstig verstärkt durch die mäßige Lenkung. Es fehlen Präzision und Gewicht im Volant. Das kann er selbst durch sein flottes Durchbeschleunigen ohne Schaltpausen nicht wieder ausgleichen.
Wer in den Lexus umsteigt, hält ihn im ersten Moment für nervös. Tatsächlich bringt er aber die Muskulatur mit, die dem Honda fehlt. Der NX lenkt und federt spürbar griffiger, er wankt und nickt weniger. Er fühlt sich ein bisschen mehr nach Sport an, ohne tatsächlich die Bezeichnung “sportlich” einzufordern. Das wirkt dennoch etwas synthetisch.
Beide Autos bringen die üblichen SUV-Schwächen mit, die fest mit der Bauform verknüpft sind. Dazu gehören ein hoher Schwerpunkt und hörbare Windgeräusche bei hohem Tempo. Außerdem spürt man, wie der Lenkimpuls erst in den Rädern, dann in der Karosserie ankommt. Lexus bietet ein adaptives Fahrwerk immerhin optional an. Bei Honda ist es nicht verfügbar.
Ausstattung und Preis
Japanisches „Premium“ gegen japanischen „Mainstream“: Den Honda CR-V gibt es zum attraktiveren Preis. Als Hybrid startet er bei 32.790 Euro. In der getesteten Executive-Ausstattung mit (auf der Straße unnötigem) Allradantrieb steigt der Preis auf 44.290 Euro. Wichtige Extras und Assistenten sind serienmäßig an Bord, darunter das Paket “Sensing” mit Spurhalteassistent, adaptivem Tempomat, (nervösem) Kollisionswarner und Verkehrszeichenerkennung.
Eine Bluetooth-Verbindung baut Honda in jeden CR-V. Aufgrund der mäßigen Bedienbarkeit empfiehlt sich die Smartphone-Verbindung per Kabel. Die gibt es ab der Ausstattungslinie Elegance (Basispreis: 35.690 Euro) serienmäßig, in der Basis nicht für Geld und gute Worte. Die getestete Variante kostet laut Liste 44.910 Euro.
Lexus preist den NX deutlich selbstbewusster ein. Die Hybrid-Basis kostet 42.000 Euro, der Allradantrieb 1.700 Euro extra. Dann sind nur die nötigsten Details an Bord, immerhin inklusive Bluetooth-CD-Radio. Die getestete “Executive Line” bringt ein großes Display, Keyless-Go, induktives Laden, Ledersitze und eine Rückfahrkamera mit. Der Preis steigt auf 50.250 Euro.
Mit weiteren Sonderausstattungen, darunter Lack, Navigationssystem mit größerem Screen, adaptivem Tempomaten, LED-Lampen und Spurhalte-Helfer (nur warnend, nicht korrigierend) steigt der Gesamtpreis auf 54.050 Euro. Ein Preisabstand, der der Markenpositionierung von Lexus entspricht.
Fazit
Der Sieger im Vergleich heißt dennoch - ganz klar – Honda CR-V Hybrid. Er kostet 10.000 Euro weniger, ist besser ausgestattet, fährt sparsamer und angenehmer. Der Lexus bewegt sich bisweilen agiler und ist im Innenraum eleganter und hochwertiger. Diese Vorzüge rechtfertigen aber nur bedingt den hohen Aufpreis für das konstruktiv nicht mehr taufrische Auto. Ein naher Verwandter könnte es allerdings besser machen: Der Toyota Rav-4 Hybrid ist der natürliche Konkurrent des Honda. Er basiert auf der aktuellen Toyota-Basis und liegt preislich näher dran. Bei regelmäßigen, flotten Langstreckenfahrten sind die Hybride generell nicht die erste Wahl. In einem gemischten Fahrprofil können sie aber der ökonomischste und angenehmste Antrieb sein – gerade in einem schweren SUV.
Honda CR-V und Lexus NX 300h: Technische Daten
Modell | Honda CR-V 2.0 i-MMD Hybrid AWD | Lexus NX 300h E-Four |
---|---|---|
Verbrenner | 2,0-Liter-Atkinson-Benziner | 2,5-Liter-Atkinson-Benziner |
Hybridisierung | Elektromotor | Elektrommotoren |
Leistung Verbrenner | 145 PS (107 kW) bei 6.200 U/min | 155 PS (114 kW) bei 5.700 U/min |
Leistung E-Motor vorn | 184 PS (135 kW) | 143 PS (105 kW) |
Leistung E-Motor hinten | - | 68 PS (50 kW) |
Drehmoment Verbrenner | 175 Nm bei 4.000 U/min | 210 Nm bei 4.200 - 4.400 U/min |
Drehmoment E-Motor vorn | 315 Nm | 270 Nm |
Drehmoment E-Motor hinten | - | 139 Nm |
Systemleistung | 184 PS (135 kW) | 197 PS (145 kW) |
Systemdrehmoment | 315 Nm | k. A. |
Getriebe | Feste Übersetzung | E-CVT |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h |
Beschleunigung 0 – 100 km/h | 9,2 s | 9,2 s |
Verbrauch (WLTP) | 5,5 l/100 km | 5,2 l/100 km |
CO2-Ausstoß (WLTP) | 120 g/km | 121 g/km |
Testverbrauch | 5,2 l/100 km | 5,8 l/100 km |
Länge | 4.600 mm | 4.630 mm |
Breite | 1.855 mm | 1.845 mm |
Breite mit Außenspiegeln | 2.117 mm | 2.130 mm |
Höhe | 1.679 mm | 1.645 mm |
Radstand | 2.662 mm | 2.660 mm |
Kofferraumvolumen | 497 – 1.692 l | 555 – 1.600 l |
Basispreis | 32.790 Euro (2.0 i-MMD Hybrid) | 42.000 Euro (NX 300h) |
Testwagenpreis | 44.910 Euro | 54.050 Euro |