Hagelschaden-Reparatur – So wirst Du die Dellen los
Hagel und Sturm verursachen jährlich Milliardenschäden an deutschen Autos. Haben die Eiskörner Hunderte von Dellen auf dem Blech hinterlassen, sollte die Reparatur ein Fachmann durchführen, die Kosten übernimmt die Teilkasko. Selbst zu reparieren ist ratsam, wenn der Schaden überschaubar und das Auto älter und nur noch haftpflichtversichert ist – Geschick vorausgesetzt.
Gerade im Hochsommer braut sich am Himmel manchmal etwas zusammen: Es gewittert – und dicke Hagelkörner prasseln auf das Fahrzeug. Wer sein Auto vor den eisigen Körnern nicht schützt, indem er es in einer Garage oder in einem Carport unterstellt, riskiert je nach Wetterlage ein ganzes Meer kleinerer und größerer Dellen im Blech. Die deutsche Versicherungswirtschaft dokumentiert jährlich Schäden verursacht von Sturm und Hagel in Milliardenhöhe, Tendenz steigend.
Hat es einem das Blech verhagelt, ist richtiges Handeln gefragt. Der ADAC empfiehlt, den Hagelschaden der Kfz-Versicherung möglichst umgehend zu melden; gängig ist ein Zeitraum von 14 Tagen. So lässt er sich am besten eindeutig dem Ereignistag zuordnen. Dabei solltest Du Fotos einreichen, die den Schaden an Deinem Auto aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen. Voraussetzung für die Übernahme der Reparaturkosten ist eine Kfz-Teilkaskoversicherung, die Unwetterschäden reguliert. Wer nur eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat, bekommt nichts ersetzt.
Professionelle Reparatur in der Werkstatt
Reguliert die Teilkasko, muss der Versicherungsnehmer keine Rückstufung in der Schadenfreiheitsklasse befürchten. Zunächst bestellt die Versicherung einen Kfz-Sachverständigen, der sich den Schaden am Fahrzeug genau ansieht, dessen Kosten bestimmt und entscheidet, wie repariert wird. Man spricht vom Weisungsrecht des Versicherers. Wer eigenmächtig einen Kfz-Gutachter bestellt oder schon mal in die Werkstatt fährt, beziehungsweise die Reparatur selbst angeht, riskiert, auf den Kosten sitzen zu bleiben.
Für die professionelle Reparatur fährst Du am besten in eine vom Kfz-Gewerbe zertifizierte Fachwerkstatt. Die Experten, die sich um Hagelschäden kümmern, nennt man Dellenspezialisten, Dellendrücker oder Beulendoktoren. Sie wenden, wenn möglich, kostengünstige Methoden wie Smart Repair an. Wenn der Lack nicht beschädigt ist, kann auf Spachteln und Komplettlackierung des Bauteils verzichtet werden. Um eine Delle optisch verschwinden zu lassen, braucht der Beulendoktor ein geschultes Auge und handwerkliches Geschick.
Zu den Verfahren, Hagelschäden zu beseitigen, gehört die Dellendrücktechnik, mit der Dellen am Auto nahezu rückstandslos entfernt werden. An zugänglichen Stellen wie der Motorhaube arbeiten die Dellendrücker mit speziellen gebogenen Hebeln, mit denen sie von der Unterseite des bei Pkw nur etwa 0,7 Millimeter dicken Blechs Druck erzeugen, um die sogenannte Rückverformung zu erreichen. Ist an unzugänglicheren Stellen der Einsatz der Spezialhebel ausgeschlossen, wird die Klebetechnik angewandt. Mit Heißkleber fixieren die Experten eine Zugöse oder ein spezielles Klebepad auf der Delle und ziehen sie vorsichtig mittels eines Zughammers heraus. Beide Methoden erfordern oft mehrere Versuche, bis der Schaden am Fahrzeug ausgebeult und entfernt ist.
Hagelschaden selber beheben
Vor allem, wenn sich die Anzahl der Beulen in Grenzen hält oder das Auto schon älter und womöglich nur noch haftpflichtversichert ist, solltest Du überlegen, ob Du den Schaden kostengünstig auch selbst beheben kannst. Dabei solltest Du beachten, dass während der Reparatur Lackschäden entstehen können. Dann würdest Du die Sache nur verschlimmbessern.
Am einfachsten können Amateure Dellen ausbeulen, wenn diese gleichmäßig rund sind. Zunächst legst Du dazu die betroffene Stelle frei. Anschließend erwärmst Du sie mit einer Heißluftpistole – ein Fön erzeugt meist nicht die notwendige Hitze. Die Pistole hältst Du dafür mit etwa zehn Zentimetern Abstand für mehrere Sekunden an die Delle. Im Anschluss kannst Du versuchen, die Delle von Hand aus Deinem Auto zu entfernen. Dafür drückst Du das Blech vom äußeren Rand der Delle mit Fingerspitzengefühl von mehreren Stellen aus nach innen, zur Mitte der Delle hin. Klappt das nicht, kannst Du ein Druckluftspray verwenden. Das Spray sprühst Du spiralförmig von innen nach außen um die beschädigte Stelle herum. Im Idealfall springt die Beule nach kurzer Zeit von selbst heraus und der Schaden ist behoben.
Funktioniert auch der Einsatz des Druckluftsprays nicht, muss ein Saugnapf ran. Manchmal tut es sogar der, der zur Halterung des portablen Navis gehört. Vor allem bei größeren Dellen ist diese Methode hilfreich. Auch hier wird die betroffene Stelle zunächst erwärmt. Anschließend drückst Du den Napf auf die Delle, mit ein bisschen Glück lässt sich die Beule so herausziehen. Manchmal braucht es dazu aber mehrere Versuche. Wichtiger Tipp: Immer sehr vorsichtig vorgehen, denn wird der Lack beschädigt, wird es doch komplizierter, und der Spachtel muss ran.
Welche Kosten können für die Entfernung der Dellen entstehen?
Umschifft man Folgeschäden, ist die Do-it-yourself-Methode die kostengünstigste. Eine Heißluftpistole kostet um die 20 Euro, bessere Modelle etwa 50 Euro. Saugnäpfe gibt es für 5 Euro im Baumarkt, einfache Dellenreparatursets im Internet kosten um die 30 Euro.
Wer den Hagelschaden am Fahrzeug reparieren lässt, erfährt die Schadenhöhe vom Gutachter. Pauschalaussagen sind nicht möglich, da jeder Schaden anders ausfällt. Der ADAC gibt auf seiner Website ein Beispiel: "Die einfache Beseitigung einer Delle mit einem Durchmesser von 25 Millimetern und einer Tiefe von etwa 3 Millimetern kann zwischen 30 und 100 Euro kosten." Orientierung können auch spezielle Hagel- oder Dellenrechner geben, die man im Internet findet, aber konkrete Angaben zu Bauteilen sowie Größe und Anzahl der Beulen erfordern. Um etwa ein komplettes Dach oder die Motorhaube wieder hübsch zu machen, fallen je nach Umfang der Beschädigung als grober Richtwert zwischen 300 bis 500 Euro an. Bei großflächigen Schäden kann es aber auch kostengünstiger sein, komplette Teile auszutauschen als sich den vielen Beulen auf Motorhaube oder Kofferraumdeckel einzeln zu widmen.
Sonderfall wirtschaftlicher Totalschaden
Wer den Schaden über die Teilkasko abwickelt, muss die mit der Gesellschaft vereinbarte Selbstbeteiligung einkalkulieren, die meist bei 150 oder 300 Euro liegt. Liegt ein wirtschaftlicher Totalschaden am Auto vor, zahlt die Versicherung nur den Wiederbeschaffungswert – auch wenn die Reparaturkosten darüber liegen.
Die fiktive Abrechnung
Grundsätzlich kann der Halter überlegen, ob er sich das Geld, das die Reparatur kosten würde, auch auszahlen lässt – man spricht von der fiktiven Abrechnung. Der Fahrer verzichtet auf die Reparatur und bekommt einen Geldbetrag, dessen Höhe vom Gutachter bestimmt wird. Allerdings sollte man wissen: Erleidet das Auto später noch mal einen Hagelschaden, wird es mit der Schadenregulierung kniffliger, und womöglich fließt dann kein Geld mehr oder die Reparatur wird nicht übernommen.
Denn: Um den späteren Schaden ersetzt zu bekommen, muss er sich laut aktueller Rechtsprechung und Verkehrsrechtsexperten vom ersten eindeutig unterscheiden lassen. In der Praxis ist dies jedoch oft nicht möglich, weil man den kleinen Beulen ihr Alter kaum ansieht. Anders liegt der Fall, wenn man Schäden beheben lässt – denn es gibt keine Begrenzung, wie oft Hagelschäden von der Versicherung pro Jahr übernommen werden.