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Eine graue Mercedes A-Klasse bremst vor einem Fußgänger-Dummy.
Quelle: Daimler
Notfallsituationen wie das plötzliche Queren eines Passanten können beim Fahrsicherheitstraining simuliert und geübt werden

Das Bremspedal mit voller Kraft bis zum Anschlag durchtreten – das nennt sich Gefahrenbremsung. Die sollte nicht nur jeder Autofahrer kennen, sondern im Ernstfall auch anwenden können. Im entscheidenden Moment kann sie Auffahrunfälle vermeiden und Leben retten. Wir erklären Dir die Unterschiede zwischen einer normalen Bremsung und der Gefahrenbremsung und sagen Dir, worauf es bei einer Gefahr wirklich ankommt und wie Du den Bremsweg berechnen kannst.

Was ist eine Gefahrenbremsung?

Gefahrenbremsung, Gefahrbremsung, Notbremsung oder Vollbremsung: So nennt sich die Bremsart, bei der Du das Bremspedal möglichst schnell mit aller Kraft durchtrittst. Ziel ist es, dass alle vier Räder die bestmögliche Verzögerung erreichen – und das Auto in kürzester Zeit zum Stillstand bringen.

Gefahrenbremsung Formel

Um den Bremsweg und den viel entscheidenderen Anhalteweg zu berechnen, gibt es eine Faustformel. Der Anhalteweg beschreibt die Strecke, die das Auto zurücklegt, nachdem der Fahrer die Situation erkannt hat.

Grundsätzlich gilt: Reaktionsweg + Bremsweg (Gefahrenbremsung) = Anhalteweg

Reaktionsweg und Bremsweg der Gefahrenbremsung errechnen sich nach folgenden Formeln:

  • Reaktionsweg: (Geschwindigkeit ÷ 10) x 3
  • Bremsweg bei einer Gefahrenbremsung: [(Geschwindigkeit ÷ 10) x (Geschwindigkeit ÷ 10)] ÷ 2

Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h liegt allein der Reaktionsweg bei 15 Metern (50 ÷ 10 x 3 = 15 Meter). Das ist die Strecke, in der das Auto ungebremst weiterfährt, bevor die Bremse anspricht.

Der danach beginnende Bremsweg beträgt nach der Faustformel für Gefahrenbremsungen in etwa 12,5 Meter [(50 ÷ 10) x (50 ÷ 10)] ÷ 2 = 12,5 Meter). So ergibt sich der Anhalteweg aus 50 km/h von 15+12,5 Meter = 27,5 Meter. Moderne Autos bremsen zwar besser, aber der Reaktionsweg bleibt natürlich immer gleich.

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Geländewagen

Fit fürs Gelände: Diese Offroader schicken ihre Kraft an vier Räder.

Worauf kommt es bei der Gefahrbremsung an?

Um eine Vollbremsung mit einem möglichst kurzen Bremsweg hinzulegen, kommt es auf vier Dinge an:

  • Reaktionszeit/Reaktionsweg
  • Bremsdruck
  • Beschaffenheit der Straße
  • Reifen des Pkw

Je schneller Du auf das Bremspedal des Pkw trittst, umso schneller greifen die Beläge in die Bremsscheibe. Der Anhalteweg verkürzt sich. Das Bremspedal nur zaghaft anzutippen, reicht in diesem Fall nicht aus. Um den vollen Bremsdruck und damit den kürzesten Bremsweg zu erlangen, musst Du das Bremspedal schnellstens und mit aller Kraft durchtreten.

Damit die Bremskraft von der Bremse vollständig auf die Straße übertragen werden kann, sollten die Reifen des Fahrzeugs ausreichend Profil und den richtigen Luftdruck haben. Nur mit einem guten Bodenkontakt erzielt das Auto einen kurzen Bremsweg. Entscheidend dafür sind auch die Federn und Stoßdämpfer des Fahrzeugs. Sie sorgen dafür, dass das Auto auch bei Bodenwellen einen guten Kontakt zur Straße hält und dadurch sicher verzögern kann.

Jemand übt auf dem Gelände eines Fahrsicherheitszentrums in einem schwarzen Audi A3 eine Gefahrenbremsung.
Quelle: dpa / Picture Alliance
Auf einem Fahrsicherheitsgelände kannst Du gefahrlos eine Vollbremsung üben - sodass Du im Fall der Fälle weißt, worauf es ankommt

Reaktionsgeschwindigkeit

Reaktionsgeschwindigkeit nennt man die Geschwindigkeit, mit der Du auf eine bestimmte Situation reagierst. Sie wird auch Reaktionszeit oder Vorbremszeit genannt. Sie beschreibt die Dauer von der Gefahrwahrnehmung bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Du wirklich das Bremspedal durchtrittst. Sie setzt sich aus Reaktionszeit, Fußumsetzzeit, Ansprechzeit und halber Schwellzeit der Bremsanlage zusammen. Die Reaktionszeit liegt bei rund 0,1 Sekunden, die Umsetzzeit beträgt rund 0,8 Sekunden. Bis Dein rechter Fuß das Bremspedal erreicht und die Bremse tatsächlich packt, vergeht also rund eine Sekunde.

Ein BMW X5 bremst hinter einem BMW 5er bis zum Stillstand ab.
Quelle: BMW
Je schneller Du auf das Bremspedal trittst, umso schneller packen die Beläge in die Bremsscheibe

Lernst Du die Gefahrenbremsung in der Fahrschule?

Im Fahrschulunterricht zählt die Vollbremsung zum Ausbildungsinhalt. In der Regel lernst Du diese Technik in der Theorie und in der Praxis. Bei der eigentlichen Fahrprüfung wird die Gefahrenbremsung nur selten getestet – es sei denn, es droht ein Zusammenstoß.

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Oldtimer von Triumph

1886 gründet der deutsche Auswanderer Siegfried Bettmann im britischen Coventry die Marke Triumph.

Weitere Tipps und Tricks

Eine Notbremsung solltest Du beherrschen. Sie kann in Gefahrensituationen Leben retten. Auch wenn Du diese Bremsart in der Fahrschule gelernt hast, solltest Du sie mit Deinem eigenen Auto üben. Denn jedes Fahrzeug reagiert anders. Wichtig bei der Notbremsung ist zuerst die richtige Sitzposition. Stell den Sitz so ein, dass Du mit dem rechten Bein das Bremspedal vollständig durchtreten kannst, ohne den Kontakt zur Rückenlehne zu verlieren.

Zum Üben reicht eine niedrige Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h. Stell dabei sicher, dass hinter Dir kein Auto fährt. Am besten übst Du die Notbremsung auf einem verlassenen Parkplatz. Wichtig ist das schnelle und heftige Durchtreten des Bremspedals. Nach der Bremsung solltest Du das Bremspedal wieder lösen. Denn die Bremse wird sehr heiß und benötigt eine Abkühlung.

Gefahrenbremsungen und viele weitere Praxis-Tipps zum Verhalten in Gefahrsituationen lernst Du beim Fahrsicherheitstraining, das zum Beispiel von Automobilclubs angeboten wird.

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