So viel Auto gibt es zum Preis des Dacia Sandero
7.301,18 Euro kostet ein Dacia Sandero. Neu. Doch fürs gleiche Geld gibt es auch spannende Gebrauchte. Diese sieben zum Beispiel.
- Kolossaler Kombi für 7.300 Euro: Volvo V70 (2007-2016)
- Spritziger Sportwagen für 7.300 Euro: Audi TT (8N, 1998-2006)
- Cooles Cabrio für 7.300 Euro: Mercedes SLK (R170, R171)
- Lässiger Luxus für 7.300 Euro: Jaguar XJ (2003-2009)
- Energetisches E-Auto zum Sandero-Preis: Renault Zoe (ab 2012)
- Schweres SUV für 7.300 Euro: BMW X5 (2000-2006)
- Krawalliger Kleinwagen für 7.300 Euro: Mini Cooper S (R53, 2002-2008)
- Starker Stepway Prestige für 7.300 Euro (ab 2012)
Der günstigste Neuwagen Deutschlands kostet exakt 7.301 Euro und 18 Cent. Zugegeben, es ist ein Dacia Sandero. Es gibt kein Radio, keinen Bordcomputer, keine Lenkradverstellung, keine Klimaanlage. Immerhin kann man die Fenster aufmachen. Natürlich nur per Kurbel. Will heißen: Er fährt.
Für die meisten Autokäufer ist das zu viel des Wenigen – für uns auch, wie wir beim Test des Basismodells feststellen mussten. Nur vier Prozent der Käufer eines Sandero entscheiden sich dafür. Alle anderen Autokäufer investieren die 7.301,18 Euro lieber in einen Gebrauchtwagen. Wir haben uns sieben Autos mit unterschiedlichen Qualitäten rausgesucht. Einzige Bedingung: Cool sollten sie sein. Auf ihre Weise.
Kolossaler Kombi für 7.300 Euro: Volvo V70 (2007-2016)
Platz zum Wegwerfen, sicher wie ein Panzer und solide wie ein Stahlklotz – nein, so gut ist nicht mal ein Kombi von Volvo. Die großen Schweden bleiben in Wahrheit immer ein bisschen unter den Erwartungen. Was eher an den Erwartungen liegt als an den Autos. Zum Beispiel der von 2007 bis 2016 gebaute Volvo V70: Mit einem offiziellen Kofferraumvolumen von 575 bis 1.600 Litern fällt das Platzangebot des 4,82 Meter langen Kombis gar nicht mal so riesig aus.
Bei der Zuverlässigkeit ist der V70 gutes Mittelmaß. Die Radaufhängungen machen laut dem TÜV Report bei älteren Autos Ärger, die Lenkung schon bei vier bis fünf Jahre alten Fahrzeugen. Federn, Dämpfer und Antriebswellen sind solide. Genau wie die Auspuffanlagen. Gerade jüngere Modelle haben allerdings öfter Probleme mit Ölverlust als der Durchschnitt. Bei den kleinen Dieseln mit 1,6 Litern Hubraum streiken gelegentlich die Turbolader.
Die gute Nachricht: Je älter der V70 wird, desto besser schneidet er im Vergleich zu gleichaltrigen Konkurrenten ab. Und für unser Budget von 7301,18 Euro gibt es nun mal nur ältere Exemplare. Mit hohen Laufleistungen. Der V70 ist ein Dauerläufer, kaum ein anderes Auto weist im gleichen Alter höhere Laufleistungen auf. Doch keine Sorge, gerade die Fünfzylinder-Diesel gelten als langlebig. Und das mit der Sicherheit stimmt übrigens. Der V70 bietet für sein Alter ein üppiges Angebot an Airbags und Sicherheitsassistenz.
Mit dem V40 nimmt Volvo Anlauf auf das Segment der Premium-Kompaktwagen.
Spritziger Sportwagen für 7.300 Euro: Audi TT (8N, 1998-2006)
Beim Audi TT der ersten Generation sollte man schnell sein: Das Coupé der Baureihe 8N dürfte stramm auf dem Weg zum Klassiker sein. Sein (damals) ungewöhnliches Design, das quasi ausschließlich aus perfekten Kreisen und Geraden abgeleitet scheint, lässt es noch heute modern aussehen. Der Audi TT 8N gilt schon jetzt als Design-Ikone.
Dabei sind die Preise auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch niedrig. Schon ab 5.000 Euro sind die kleinen TTs mit 1,8-Liter-Turbo-Benziner und 150 bis 225 PS zu bekommen. Bis 7.300 Euro gibt es ein großes Angebot. Modelle mit Allradantrieb sind ebenso darunter wie die schwächeren mit Frontantrieb. Flott sind sie alle, allerdings nicht so flott wie der Spitzen-TT mit 3,2-Liter-VR6-Saugbenziner. Den gibt es nicht zum Sandero-Kurs.
Der Audi TT 8N gilt zudem als zuverlässig. Interessenten sollten darauf achten, dass der 1.8T gut im Saft steht. Wirkt er schwächlich, könnte fehlender Ladedruck die Ursache sein. Bei Quattro-Modellen mit Allradantrieb darf das Differenzial nicht heulen. Insgesamt gilt der TT als haltbar und zuverlässig.
Der TT macht anfangs Furore, weil er bei hohem Tempo ohne Vorwarnung ausbricht. Mehrere Menschen sterben deswegen. In der Folge bekommt der TT einen kleinen Spoiler ans Heck, ein überarbeitetes Fahrwerk und der Schleuderschutz ESP wird nachgerüstet – allerdings müssen sich die Besitzer an den Kosten beteiligen. Interessenten sollten sich also vergewissern, dass das Sicherheits-Feature auch wirklich an Bord ist. Was den Bürzel betrifft, kann sich ein wenig Risiko lohnen: nicht auszuschließen, dass Modelle ohne Spoiler mal wertvoller sind als mit.
Wem der TT 8N zu alt oder zu unsicher ist, der erhält zum gleichen Kurs übrigens auch den Nachfolger 8J. Doch der fällt deutlich konventioneller aus. Klassiker-Status wird er vermutlich nicht erlangen.
Perfekt für Hobby-Sportler. Drei Generationen bringt Audi von diesem zeitloser Klassiker auf die Straßen.
Cooles Cabrio für 7.300 Euro: Mercedes SLK (R170, R171)
Hier könnte eigentlich noch mal der TT stehen. Ihn gibt es auch als Roadster zum Sandero-Neupreis. Doch er wirkt längst nicht so harmonisch wie das Coupé. Und es gibt Alternativen: zum Beispiel den Mercedes SLK – der mit seinem faltbaren Blechdach auch fast als Coupé durchgehen kann. Wahlweise aus der Baureihe R170 (1996 bis 2004) oder als R171 (2004 bis 2011). Interessant sind beide auf sehr unterschiedliche Art. Der erste SLK gefällt durch sein schlichtes, klares Design, das eindeutig in den 90er-Jahren verwurzelt ist. Der zweite SLK legt eine Kehrtwende hin: Mercedes verpasst ihm eine an die damaligen Formel-1-Rennwagen angelehnte Nase.
Klar, der SLK R170 ist schon älter, ein bisschen Ahnung oder einen Experten sollte man bei der Besichtigung also mitbringen. Doch echte Schwachpunkte hat er eigentlich nicht. Ein bisschen Rost am Heckklappenschloss, an den Wagenheberaufnahmen und an den Radläufen kommt vor. Zudem leiden einige Autos unter Ölverlust. Der R171-SLK gilt als noch zuverlässiger. Hier stört der günstig verarbeitete Innenraum mit knisterndem Kunststoff und platzenden Nähten den Gesamteindruck. Ärger mit dem faltbaren Blechdach ist selten und beim R171 häufiger als beim R170.
Beim Fahren schlägt der neuere SLK den älteren. Der R170 leidet vor allem unter der recht indirekten Lenkung. Flott ums Eck kommen beide dank des präzisen Fahrwerks trotzdem. Schon der kleine SLK 200 kann also Spaß machen, doch kräftig ist er nicht wirklich. Beim SLK 200 Kompressor fängt der Spaß jedoch schon an. In beiden Generationen. Im SLK R170 macht der stärkere 230 Kompressor mehr Spaß. Mehr darf man zu unserem Spartarif nicht erwarten. Schon gar keine AMG-Modelle. Der SLK 32 AMG (R170) mit 354 PS starkem 3,2-Liter-V6 ist nur mit sehr hoher Laufleistung für weniger als 16.000 Euro zu bekommen. Der großartige SLK 55 AMG mit 360 PS starkem 5,5-Liter-V8-Sauger startet bei etwa 21.000 Euro.
Ein Mix aus Komfort und Tradition. Der Sportwagen rollt sportlich, leicht und kompakt.
Lässiger Luxus für 7.300 Euro: Jaguar XJ (2003-2009)
Sicher könnten wir hier auch die üblichen Verdächtigen aufführen: Mercedes S-Klasse, BMW 7er oder Audi A8 – gibt es gebraucht alle für 7.300 Euro oder weniger. Aber damit fällt man ungefähr genauso sehr auf wie mit einem VW Golf. Oder einem nagelneuen Dacia Sandero. Der Jaguar XJ macht mit seinen klassischen Doppelscheinwerfern schon mehr her. Der verströmt noch den klassisch-britischen Wurzelholz-Pfeifenraucher-Charme früherer Jahrzehnte.
Technisch wird der XJ hingegen schon ab der Baureihe X350 (2003 bis 2009) modern. Die Karosserie fertigt Jaguar aus Aluminium. Es gibt eine Luftfederung und ein modernes Navigationssystem. Das Angebot an Jaguar XJ auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist allerdings dünn. Grundsätzlich und besonders zum Sandero-Preis. So ist das eben bei Exoten.
Zuverlässigkeit und Haltbarkeit sind dagegen gar nicht so exotisch. Der Jaguar XJ X350 ist nicht anfälliger als die Luxus-Limousinen der großen Hersteller. Beim XJ der Baureihe X350 ist allerdings ausgerechnet beim scheinbar „vernünftigsten“ Motor Vorsicht geboten. Der 2,7-Liter-Diesel fährt zwar laufruhig, sparsam und ausreichend kräftig. Doch der Motor, der auch bei Citroën und Peugeot zum Einsatz kommt, erleidet offenbar überdurchschnittlich oft kapitale Schäden wegen mangelnder Schmierung. Die Benziner gelten als zuverlässig und haltbar.
1968 feiert der XJ Premiere. Über die Jahre blieb Jaguar dem Design treu. Erst mit dem X351 im Jahr 2009 verabschieden sich die Briten von der traditionsreichen Optik.
Energetisches E-Auto zum Sandero-Preis: Renault Zoe (ab 2012)
Zugegeben, wirklich cool ist ein Renault Zoe nicht. Jedenfalls nicht in der Außenwahrnehmung. Wer damit morgens durch den Stadtverkehr wieselt, schnell mal an den Badesee summt oder entspannt zum Büro pendelt, sieht das anders. Der Zoe fährt einfach angenehm. Von den mageren Leistungsdaten darf man sich nicht abschrecken lassen. Die Dauerleistung liegt zwar, je nach Motor, nur zwischen 43 kW (58 PS) und 53 kW (72 PS). In der Spitze leistet der Zoe jedoch zwischen 57 kW (77 PS) und 100 kW (135 PS). Noch wichtiger: Das Drehmoment liegt bei mindestens 210 Newtonmetern.
Renault bietet den Zoe über die Bauzeit mit verschiedenen Akkugrößen an. Inzwischen stecken bis zu 52 kWh im Auto. Fürs Sandero-Budget gibt es jedoch überwiegend Modelle mit 22 kWh Akkukapazität. Im Stadtverkehr sollten etwa 150 Kilometer Praxisreichweite reichen. Wem das zu wenig ist, der findet eventuell einen Zoe mit 41 kWh für um die 300 Kilometer. Eine Aufrüstung auf den großen Akku ist unter Umständen ebenfalls möglich, aber nicht trivial.
Der Pferdefuß an der Sache: Die Batterie ist nicht inklusive, sie muss gemietet werden. Zwar bietet Renault den Zoe ab 2016 mit Akkukauf an. Für unser Budget gibt es aber nur Mietangebote. Auf den Kaufpreis kommt also monatlich noch ein ordentlicher Mietbetrag drauf, je nach Laufleistung. Unser Limit lässt sich je nach Speicherkapazität trotzdem halten, denn es gibt reichlich Zoe zwischen 6.000 und 7.000 Euro. Vorteil beim Mietgeschäft: Um den Akku müssen sich Gebrauchtwagenkäufer keine Sorgen machen. Die maximale Kapazität ist gesichert.
Der Zoe stromert schon länger über die Straßen. Das Angebot an Gebrauchtwagen ist dementsprechend groß.
Schweres SUV für 7.300 Euro: BMW X5 (2000-2006)
Für den Begriff „Klassiker“ ist es beim ersten BMW X5 noch etwas früh. Dabei werden die ersten Modelle des 1999 vorgestellten und 2000 in den Markt gestarteten Blechbergs schon Oldtimer. Für BMW leitete der X5 der Baureihe E53 eine neue Ära ein. Er ist das erste SUV der Marke. Hier heißen die Hochbeiner aber SAV (Sports Activity Vehicle). Getreu dem Markenimage fährt der X5 sogar relativ sportlich. Bei mehr als zwei Tonnen Gewicht und der mannshohen Karosserie liegt die Betonung allerdings auf „relativ“. Und erkauft wird das mit einer straffen, hoppelnden Federung.
An den Motoren liegt es nicht. Geradeaus wird mit mindestens 231 PS und 300 Newtonmetern Drehmoment aus einem 3,0-Liter-Sechszylinder-Benziner beschleunigt. Ein gutes Jahr nach Marktstart folgt 2001 ein 3,0-Liter-Diesel mit „nur“ 184 PS, dafür aber mit 410 Nm Drehmoment. Die restlichen Motoren sind V8-Benziner mit 4,4 Litern Hubraum und 286 bis 360 PS.
Innen geht es nobel zu. Die Verarbeitung ist top, das Ambiente wirkt auch heute noch nicht überaltert. Der 4,4-Liter-V8 ist standfest, aber durstig. Der Diesel ist die vernünftigste Wahl und gilt bei guter Behandlung als haltbar. Wie oft bei großen, schweren Autos liegen die Probleme an Achsaufhängung, Lenkung und Bremsen. Leider macht auch die Automatik im X5 öfter mal Ärger.
2019 ging der BMW X5 Hybrid mit dem xDrive45e in die zweite Generation.
Krawalliger Kleinwagen für 7.300 Euro: Mini Cooper S (R53, 2002-2008)
Mini ist der Mini bekanntlich längst nicht mehr. Doch die erste Generation des BMW-Mini war noch mit Abstand die kleinste. Und um die (Baureihe R53) geht es hier. Stimmt schon, man bekommt für unsere 7.300 Euro auch einen Mini Cooper S der zweiten Generation (R56). Doch der da verbaute 1,6-Liter-Turbo-Benziner ist mit Vorsicht zu genießen. Er gilt als anfälliger als der 1,6-Liter-Benziner mit Kompressor-Aufladung des Vorgängers. Vor allem defekte Steuerketten sind problembehaftet. Wobei es beim Mini Cooper S insgesamt nicht schaden kann, wenn man einen talentierten Schrauber im Freundeskreis hat. Ein Grundproblem bei kleinen, schnellen Autos mit reichlich Leistung.
Der Mini Cooper S R53 trinkt dazu noch recht gerne einen über den Durst. Schuld ist sein 1,6-Liter-Benziner mit Kompressor-Aufladung. Effizienz ist hier nicht zu erwarten. Aber dafür Sound, Drehfreude und Spontaneität. Der Kleine hängt gierig am Gas, fährt mit seinen zunächst 163 und später 170 PS schneller, als die Polizei erlaubt. Wobei sich die Faszination des kleinen Retro-Mobils vor allem in Kurven erschließt. Hat jemand Gokart gesagt?
Unser Sandero-Budget liegt dabei schon fast an der oberen Grenze dessen, was man für einen Cooper S der ersten Generation ausgeben kann. Es gibt für den Kurs also top ausgestattete, scheckheftgepflegte Exemplare mit mindestens 12 Monaten TÜV und relativ geringer Laufleistung. Oder sogar Cabrios. Aber im Sinne der Querdynamik raten wir vehement zur geschlossenen Form.
Die zweite Generation des Retro Kombis ist straff, fahraktiv und spaßig.
Starker Stepway Prestige für 7.300 Euro (ab 2012)
Wem all unsere Angebote im Vergleich zum bodenständigen Sandero-Neuwagen etwas zu exotisch sind, für den haben wir noch was: den Dacia Sandero. Natürlich gibt es für den Preis eines neuen Sandero II ohne alles auch einen gebrauchten Sandero II mit allem Schnickschnack. Wobei man sich nicht täuschen sollte: Wer einen jungen Sandero sucht, der weniger als 100.000 Kilometer auf dem Tacho hat, findet gar kein so großes Angebot mehr vor. Vom höher gelegten und rustikal beplankten Topmodell Dacia Sandero Stepway Prestige finden wir nur mindestens vier- bis fünfjährige Exemplare, jüngere sind teurer.
Durchgängig steckt bei den angebotenen Stepway der 90-PS-Benziner unter der Haube. Der bietet tatsächlich ausreichend Kraft zum Mitschwimmen und verbraucht nicht viel, weil der Sandero leicht ist.
Ganz unproblematisch ist der Dacia Sandero allerdings nicht. Im TÜV Report schneidet er zwar bei Federn und Dämpfern besser ab als die Konkurrenz. Doch bei der Beleuchtung sieht es düster aus. Achsaufhängung und Bremsen werden ebenfalls oft beanstandet. Lenkung und Auspuffanlage waren bei der ersten Generation ein Problem, doch hier hat der Sandero II deutliche Fortschritte gemacht.
Als "Stepway" bekommt der Dacia Sandero einen Hauch Offroad-Charme.