Gebrauchtwagen-Tipp: Opel Omega B MV6 (1994 bis 2001)
Auch Opel baut einst Dickschiffe mit Heckantrieb, wie den Omega B. Insbesondere die Top-Modelle MV6 und 3,2i 24V begeistern mit viel Leistung und Platz.
Ein Auto der oberen Mittelklasse zum Kleinwagen-Preis: Das hat seinen Reiz. Besonders viel Auto für wenig Geld bietet der Opel Omega B. Zwischen 1994 und 2003 ist der Omega das Flaggschiff des Herstellers aus Rüsselsheim, nachdem man sich dort entschieden hat, den Senator nicht neu aufzulegen. Und die letzte Modellkonstruktion in „Standardbauweise“.
Standardbauweise, das klingt irgendwie fad. Tatsächlich werden Fans der Marke mit dem Blitz im Kühlergrill beim Opel Omega nostalgisch. Während andere Hersteller längst auf zeitgemäßen, weil kostengünstigeren Frontantrieb umgestellt haben – etwa Ford mit dem Mondeo –, hält Opel noch bis in die Nuller-Jahre am Standardantrieb fest. Heißt: Motor vorne, Antrieb auf die Hinterräder. Über Generationen ist er bei Opel schließlich feste Regel – ob beim Ascona B, Kadett C oder Rekord und Senator.
Der Caravan ist ein Raumwunder
Der Vorteil beim Omega B: 16 Jahre nach Produktionsende ist die Verfügbarkeit an Fahrzeugen heute immer noch groß. Bei mobile.de werden weit über 500 Exemplare angeboten – und bis auf ein Unikat mit Irmscher-Tuning sind alle für unter 10.000 Euro zu haben. Der Großteil der Inserate sind Limousinen. Wer extra viel Platz braucht, sollte einen Blick auf die Kombi-Version, den Opel Omega Caravan, werfen. Mit bis zu 1.800 Litern Gepäckraum damals einer der größten Kombis auf dem Markt.
Besonders reizvoll erscheint der letzte große Opel natürlich in Verbindung mit einem großen Motor. Top-Aggregat ist beim Opel Omega B der MV6 mit einem drei Liter großen 24-Ventil-Sechszylinder und 211 PS unter der Haube. Erst 2001 wird dieser von einem 3.2i 24 V mit 218 PS abgelöst.
Der 3.2i hat zwar etwas mehr Dampf. Dafür stammt ein später MV6, den beispielsweise ein Händler aus Bayern bei mobile.de anbietet, aus erster Hand. Die Limousine in Silbermetallic ist moderate 142.000 Kilometer gelaufen. Ein gepflegtes Scheckheft belegt laut Anzeige, dass der große Opel regelmäßig zur Wartung in der Werkstatt war.
Ausstattung auf Oberklasse-Niveau
Beeindruckend ist zudem die Ausstattung der geräumigen Reiselimousine: Der MV6 aus dem Landkreis Neu-Ulm läuft im Jahr 2000 mit der besonders edlen „Executive“-Ausstattung vom Band. Die beinhaltet so ziemlich alles, was sonst beim Omega extra kostet: Vollleder, elektrische Sitze, Xenon-Scheinwerfer, Tempomat, Sitzheizung sowie ein Radio mit CD-Wechsler und D-Netz-Telefon. Nur das Schiebedach bleibt mit 1.655 D-Mark aufpreispflichtig, aber auch hier macht der Erstbesitzer bei der Bestellung ein Häkchen.
5.999 Euro soll der Omega Executive aus Bayern kosten. Das scheint für eine Oberklasse-Limousine mit Youngtimer-Potenzial – zumal in dieser gehobenen Ausstattung – ein angemessener Preis zu sein. Zwar bekommt man auch schon MV6-Modelle für die Hälfte, doch muss man dann in der Regel mit höheren Laufleistungen und der einen oder anderen Macke leben.
Kaufberatung
Insbesondere Rost kann dem Omega zusetzen. Zu den neuralgischen Stellen gehören die Radläufe, Türunterkanten und beim Caravan die Heckklappe rund um den Heckwischer. Auch im Bereich von Scheibenrahmen, unter der Pedalerie sowie um die Achsaufhängung vorne blüht es gerne, wie langjährige Omega-B-Fahrer im Opel Hecktriebler Forum warnen. Es gibt aber auch gepflegte, im Idealfall hohlraumversiegelte Garagenautos, bei denen Korrosion gar kein Thema ist.
Bei den V6-Motoren gelten verzogene oder reißende Auspuffkrümmer als eine der größten Schwachstellen. Auch die Ölpumpe wird oft undicht. Ein Indiz können Schlieren im Kühlwasserbehälter sein. Beim 3.2i 24V wird der Krümmer von Opel verbessert, außerdem kommt nun ein Ölkühler aus Edelstahl zum Einsatz.
Generell müssen bei den V6-Motoren alle 60.000 Kilometer die Zahnriemen gewechselt werden, entsprechende Wartungsbelege sollte der Verkäufer vorlegen können. Leiden müssen beim Omega B auch die Bremsen sowie die Komponenten der Vorderachse, die für den schweren Wagen recht schwach ausgelegt sind. Weitere Altersschwächen beim Opel Omega sind blinde Scheinwerfer, undichte Heizungsventile, defekte Benzinpumpen und Elektronik-Probleme mit dem Schiebedach. Beim Caravan können die Kabel in der Heckklappe brechen.
Vierzylinder als Alternative
Wem ein Sechszylinder zu teuer im Unterhalt ist, für den könnte ein Omega mit genügsamerem Vierzylinder-Benziner eine Alternative sein. Sport darf man von den Zweiliter-Aggregaten – mit 116 PS in der 8V- oder mit 136 PS in der 24V-Version – aber nicht erwarten. Dafür wiegt der Omega insbesondere in der Caravan-Version einfach zu viel. Im Zuge der großen Modellpflege 1999 wird der 2,0-16V durch einen etwas spritzigeren 2,2-16V mit 144 PS ersetzt. Auch bei den Vierzylinder-Motoren geht am häufigsten der Auspuffkrümmer kaputt. Obligatorisch ist ebenfalls der regelmäßige Zahnriemenwechsel.
Bei den Diesel-Aggregaten stehen vier Aggregate zur Auswahl. Am stärksten ist mit 150 PS der 2.5 DTI, den Opel ab 2001 anbietet und von BMW einkauft. Der Common-Rail-Diesel lässt sich mit nachgerüstetem Partikelfilter sogar umweltzonentauglich bewegen. Große Schwachstelle des 2.5 DTI sind brechende Drallklappenwellen, was zu kapitalen Motorschäden führt. „Leider hat Opel bei BMW nicht die verbesserte Version mit verstärkten Wellen geordert“, heißt es in der Omega-B- Kaufberatung der Alt Opel IG. Allerdings sollen sich die Drallklappen entfernen lassen, ohne dass es Leistungseinbußen gibt. „Der Motor dankt es mit einer langen Lebensdauer, 300.000 Kilometer und mehr sind kein Problem.“
Und dann sollte es eigentlich noch den „Über-Omega“ geben: mit bärenstarkem Achtzylinder unter der Haube. Tatsächlich plant Opel, 2001 einen Omega V8 auf den Markt zu bringen. Das 5,7-Liter-Aggregat mit 312 PS wuchtet 450 Newtonmeter auf die Hinterachse, von der damaligen Mutter, dem GM-Konzern, wird es bereits in Modelle wie Pontiac Firebird oder Chevrolet Camaro eingebaut. Doch letztlich stoppen technische Probleme die Sensation. Bis auf einige seriennahe Testfahrzeuge geht der Omega V8 nie in Produktion.
Fazit: Der Omega B ist der letzte große Opel
So bleiben Omega MV6 und 3.2 24V die letzten großen Hecktriebler aus Rüsselsheim, man könnte sie auch „Germany´s last Top Opel“ nennen. Liebhaber schwärmen noch heute von der spontanen Leistungsentfaltung und dem tollen Klang der Sechsender. Gepflegte Exemplare haben bereits Youngtimer-Status. Nachfolger des Omega B sind ab 2003 dann die Modelle Signum und Vectra C Caravan – mit zeitgemäßem Frontantrieb. Aber das ist eine andere Geschichte.
Technische Daten Opel Omega B MV6 (1994-2001)
Modell | Opel Omega B MV6 |
---|---|
Motor | Sechszylinder-V-Benziner |
Hubraum | 2.962 cm³ |
Leistung | 211 PS (155 kW) |
Drehmoment | 270 Nm bei 3.400 U/min |
Getriebe | Viergang-Automatik/auf Sonderwunsch Fünfgang-Schaltgetriebe |
0-100 km/h | 8,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 243 km/h |
Verbrauch | ca. 10 l/100 km |
Leergewicht | 1.730 kg |
Länge | 4.898 mm |
Breite | 1.776 mm |
Höhe | 1.456 mm |
Radstand | 2.730 mm |
Der Opel Omega B in Bildern
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