Gebrauchtwagen-Tipp: Mercedes E-Klasse W210 mit V8 (1996 bis 2002)
Die Mercedes-E-Klasse W210 ist vergleichsweise unbeliebt und bietet daher Luxus zum Schnäppchenpreis. Vor allem die V8-Topmodelle sind ein Geheimtipp. Noch.
- Angebot an Fahrzeugen ist groß
- Raumschiff T-Modell
- Top-Modelle sind vollgestopft mit Luxus
- Der W210 führt das Vieraugen-Gesicht ein
- Große Auswahl bei den Motoren
- Limousinen sind günstiger als Kombis
- Hohe Reparaturkosten bei den Achtzylindern
- Ersatzteilpreise: AMG-Teile kosten weiteren Aufschlag
- Technische Daten Mercedes E 420/E430 (1996 bis 2002)
Alt zu werden, hat seine Vorzüge. Luxusautos werden im Alter für Normalverdiener erschwinglich. Die Top-Modelle der Mercedes E-Klasse aus den 1990er- und frühen 2000er-Jahren etwa. Die Baureihe W210 gehört aktuell zu den besonders verlockenden Angeboten. Warum Du sie Dir ruhig einmal genauer ansehen solltest?
Ganz einfach: Wer damals tief ins Portemonnaie langt, bestellt einen 420 oder 430 mit bärenstarkem Achtzylinder und 279 PS unter der Haube. 400 Newtonmeter Drehmoment werden besonders von Mercedes-Fahrern geschätzt, die mit ihrer E-Klasse einen Anhänger ziehen möchten. Noch eins drauf setzen die AMG-Versionen wie E 50 oder E 55 mit um die 350 PS. Der Neupreis liegt seinerzeit bei rund 150.000 D-Mark.
Mehrere V8-Varianten machen den W210 zum Power-Geheimtipp.
Angebot an Fahrzeugen ist groß
Heute kosten die Dickschiffe, die Baureihe W210 gilt als E-Klasse mit S-Klasse-Format, nur noch einen Bruchteil und sie sind gar nicht so schwer zu finden. Die Suche bei mobile.de nach W210-Modellen mit potentem V8 ergibt mehr als 150 Treffer. Das Beste: Viele Exemplare bekommt man für deutlich weniger als 10.000 Euro.
In beinahe taufrischem Zustand präsentiert beispielsweise ein Händler aus Schloss Holte-Stukenbrock bei Bielefeld einen Mercedes E 430 T auf mobile.de. Auf exakt 4.266 ccm Hubraum bringt es der V8 von 1996, mit dem man damals fast allen anderen Großserien-Pkw auf der Autobahn davonfahren konnte. Der angebotene 430 T stammt laut Inserat aus erster Hand und hat 86.000 Kilometer auf dem Tacho. Das ist für einen großvolumigen Achtzylinder praktisch gar nichts, wenn die Pflege stimmt.
Raumschiff T-Modell
Weiterer Pluspunkt: Bei dem silbernen 430 T handelt es sich um ein T-Modell, also einen Kombi. Mit einer Länge von 4,80 Metern und einem Laderaumvolumen von maximal 1.975 Litern ist die T-Version des 210ers vor 20 Jahren einer der größten Kombis auf dem Markt. Böse Zungen behaupten, dass der T mit seinem massigen Heck an die Sonderaufbauten des Krankenwagen-Herstellers Binz erinnere. Das T-Modell der Vorgänger-Serie 124 sieht nach Ansicht vieler Mercedes-Fans um einiges eleganter aus.
Top-Modelle sind vollgestopft mit Luxus
Dafür ist der Mercedes W210 das modernere Auto. Er bietet zum Beispiel eine präzise Zahnstangenlenkung statt der Kugelumlauflenkung des Vorgängers. Der E 430 T aus Westfalen bietet neben Front- auch Seitenairbags, ein Multifunktionslenkrad, Xenon-Scheinwerfer, Bose-Soundsystem und Parktronic-System. All diese Features gab es beim W124 auch gegen Aufpreis nicht. Nur auf Ledersitze muss man bei dem schnellen T mit seinen 245 km/h Spitze verzichten – Geschmacksache. Das HU-Siegel gibt es beim Kauf des Fahrzeugs neu, der Gesamtpreis beträgt 9.950 Euro. Neu kostete der E 430 T je nach Ausstattung das Zehnfache oder mehr.
Wie kommt dieser Preisverfall zustande? Daimlers Baureihe W210 genießt bis heute nicht den besten Ruf. Qualitätsmängel und massive Rostprobleme setzen der 1995 eingeführten Baureihe massiv zu. Viele Fahrzeuge fangen seinerzeit schon nach kurzer Zeit an zu rosten: Türen, Kotflügel, Schweller, Federbein-Aufnahmen, Motorträger, Unterboden – diese E-Klasse ist für die braune Pest sehr empfänglich. Der Grund soll Bakterienbefall bei den Elektrotauchlacken sein. Aus Kulanz unterstützt Mercedes-Benz damals zahlreiche Kunden bei der Reparatur. Doch der Imageschaden bleibt.
Der W210 führt das Vieraugen-Gesicht ein
Dabei kommt der Mercedes W210 zunächst prima an. 1995 löst er den in die Jahre gekommenen Vorgänger W124 ab. Die neue E-Klasse überrascht mit einem erfrischend anderen Design, die Karosserielinien sind modern rund. Dazu kommt die neue Front: Der 210er läutet bei Mercedes die Ära der Modelle mit dem Vieraugen-Gesicht ein. Bei der Ausstattung können Kunden aus drei Linien wählen: Classic, Elegance oder Avantgarde mit leicht tiefer gelegtem Sportfahrwerk und besonderen Mustern bei den Polsterungen und Zierteilen.
Große Auswahl bei den Motoren
Wie bei Mercedes üblich, bietet der Hersteller im W210 eine breite Motorenpalette an. Sie reicht vom kleinen 200er-Benziner über leistungsgesteigerte Kompressor-Aggregate bis zu großen Sechszylindern. Darüber hinaus stehen moderne Diesel-Motoren zur Wahl: zunächst die in der C-Klasse etablierten Vierventil-Aggregate, ab 1998 auch CDI-Motoren. Unter deren Motorhaube werkelt der erste Mercedes-Benz-Selbstzünder mit Common-Rail-Direkteinspritzung. Darüber hinaus sind Fünf- und Sechszylinder-Diesel erhältlich.
• Motor: 5,0-Liter-V8
• Leistung: 326 PS
• 0-100 km/h: 6,1 s | Vmax: 250 km/h
Diese Langläufer sind heute noch massenhaft im Einsatz, genauso wie viele Benziner. Die Mehrzahl der W210er sind Alltagsautos mit hohen Laufleistungen und entsprechenden Gebrauchsspuren. Da der Millenniums-Mercedes eher unpopulär ist, wird meist nicht sonderlich viel in den Werterhalt investiert. Die Folge: Viele Exemplare sind zwar günstig, aber ausgelutscht.
Limousinen sind günstiger als Kombis
Das macht die dicksten E-Klassen zum Geheimtipp. Die exklusiven V8-Modelle werden in der Regel von Beginn an gehätschelt. Teuer sind sie heute trotzdem nicht - wegen der allgemeinen Unbeliebtheit der Baureihe. Selbst gepflegte AMG-Modelle kosten nur zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Die etwas zivileren 420er und 430er kosten in der Regel vierstellige Preise, wobei der spätere 430 nach der großen Modellpflege 1999 als dynamischer gilt als der 420. T-Modelle kosten beim 210er generell etwas mehr als die Limousinen. Los geht es bei etwa 2.000 Euro. Teils haben diese Fahrzeuge noch eine gültige HU-Plakette, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Gerade 210er in den unteren Preisregionen können sich im Nachhinein als Groschengrab herausstellen. Neben den Rostproblemen bereiten Qualitätsmängel, vorzeitiger Verschleiß und Elektronikausfälle potenziell Ärger.
Hohe Reparaturkosten bei den Achtzylindern
Die Motoren gelten als solide. Insbesondere die V8-Aggregate bieten für Langstreckenfahrer und Liebhaber einen traumhaften Antriebskomfort. Allerdings sollten vorsorglich – am besten bei etwa 200.000 Kilometern – die Führungsschienen der Steuerketten erneuert werden. Merkwürdige Klackergeräusche können auf angeschlagene Hydrostößel hindeuten. Der Motor M119 verfügt im Zylinderkopf über Plastikbrücken, die das Öl zu den Hydrostößeln leiten. Am Ende befinden sich Blindstopfen, die gern herausfallen. Dann beginnen die Stößel mangels Schmierung zu klackern. Manchmal hilft es jedoch bereits, auf ein dickeres Öl umzustellen.
Die Unterhaltskosten sollten nicht außer Acht gelassen werden: Ein E 430 verbraucht zwischen 10 und 13 Liter Benzin auf 100 Kilometer, im Stadtverkehr auch mehr. Dazu kommt wegen des großen Hubraums eine vergleichsweise hohe Kfz-Steuer. Vorsicht gilt bei Autos, die nachträglich auf Gasbetrieb (LPG) umgerüstet wurden. Zwar senkt dies deutlich die Kraftstoffkosten, aber nicht immer sind die Anlagen qualitativ hochwertig. Hier lohnt im Zweifel ein Gutachten.
Die Ersatzteilversorgung ist beim Mercedes W210 ordentlich. Bei den großen Motoren muss man allerdings mit einem „V8-Aufschlag“ rechnen. Auch die Bremsanlage ist größer und damit teurer als bei den Vier- und Sechszylinder-Modellen.
Ersatzteilpreise: AMG-Teile kosten weiteren Aufschlag
Bei den AMG-spezifischen Teilen gelten noch einmal Sonderpreise. So kann ein zunächst günstiger Mercedes E50 oder E60 zur teuren Großbaustelle werden, wenn die Beseitigung eines Wartungsstaus Tausende Euro verschlingt. Dazu kann die üppige Ausstattung im Alter schwächeln. Parktronic-Sensoren fangen an zu spinnen, Außenspiegel lassen sich nicht mehr anklappen oder die Sitzheizung will nicht mehr. Vor dem Kauf sollten all diese Helfer penibel überprüft werden.
Unterm Strich gilt die Binsenweisheit: Das bessere Auto ist der bessere Kauf. Bei den Achtzylindermodellen des Mercedes 210 gilt dies jedoch ganz besonders, denn sonst drohen hohe Folgekosten. Wer dies beachtet, bekommt ein Luxusauto für erstaunlich wenig Geld.
Technische Daten Mercedes E 420/E430 (1996 bis 2002)
Motor | Achtzylinder-Benziner |
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Hubraum | 4.196 cm³/4.266 cm³ |
Leistung | 279 PS (205 kW) |
Drehmoment | 400 Nm bei 3.500 U/min |
Getriebe | Viergang-Schaltgetriebe |
0-100 km/h | 7 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | ca. 11 l/100 km |
Leergewicht | 1.650 kg |
Länge | 4.818 mm |
Breite | 1.799 mm |
Höhe | 1.441 mm |
Radstand | 2.833 mm |