Gebrauchtwagen-Tipp: BMW 3er Compact (E36, E46)
Hinterradantrieb und kompakte Maße gab es bei BMW schon vor dem 1er: Bei den 3er Compact der Generationen E36 und E46. Das können sie als Gebrauchte.
Mit gekürztem Heck und kleinerem Radstand wollte BMW ab Mitte der 90er die Wahrnehmung und Einordnung des eigenen Kernmodells ändern. Als Compact sollte der 3er eine fahraktive Alternative zu VW Golf und Opel Astra werden, während die übrigen Karosserievarianten wie gehabt in der Mittelklasse antraten. Zweimal versuchte BMW diese Spreizung, bei der Modellreihe E36 und dem Nachfolger E42.
Ob sie gelang, ist Ansichtssache. Aus damaliger BMW-Perspektive eher nicht - bei Startpreisen von umgerechnet rund 18.000 Euro begriffen wenige den 3er Compact als echten Kompaktwagen. Rein technisch betrachtet ging die Transformation auf. Denn beide Generationen boten schon Jahre vor der BMW-1er-Baureihe viel Spaß und ein loses Heck bei (einigermaßen) kompakten Abmessungen. Den hohen Preis hat die Zeit vergessen lassen. Gebrauchte 3er Compact sind preiswert, auch in gutem Zustand und mit gültiger HU. Außerdem gelten sie als standfest. Kleinere Schwachstellen gibt es, doch einige technische Probleme normal-langer 3er fehlen auch.
Hinterradantrieb für die Kompaktklasse
Als der BMW 3er E36 Compact startete, war die Baureihe bereits vier Jahre auf dem Markt. Die 4,21 Meter kurze Adaption mit 23 Zentimetern weniger Radstand debütierte im Frühjahr 1994. Die Gestaltung der Front entsprach weitgehend der größeren Vorlage. Grundlegend anders ist der Kompakt-3er im hinteren Bereich: Die C-Säule fällt flacher ab, vom Stufenheck bleibt nicht viel übrig. Beim Compact integrierte BMW die hintere Scheibe in die Heckklappe. Jenseits davon liegt ein Stauraum mit einem Fassungsvermögen von 380 bis 1.100 Litern.
Entscheidend ist, was sich im Vergleich zum Mittelklasse-Modell nicht änderte: Das Antriebskonzept. Der 3er Compact war stets hinterradgetrieben, mit Aggregat längs zur Fahrtrichtung. Vergleichbares gab es damals in der Kompaktklasse nicht. Zunächst bot BMW lediglich einen 316i. Der 1,6-Liter leistete als Benziner 102 PS, die Erdgas-Version 316g geriet mit 85 PS wohl zu mau für ein rund 1.140 Kilo schweres Modell. Selbiges wird in zeitgenössischen Fahrberichten am 318tds kritisiert. Der einzige Diesel kommt auf 90 PS aus 1.655 Kubikzentimetern.
Der begehrteste E36 Compact hat sechs Zylinder
1995 schloss der BMW leistungstechnisch zu gängigen Kompakt-Sportlern dieser Zeit auf. Der 318ti liefert 140 PS aus 1,9 Litern Hubraum und vier Zylindern. Die 2,0-Liter-16V-Motoren aus VW Golf 3 GTI und Opel Astra GSI leisten jeweils 150 PS. 1997 kamen zwei weitere Brennräume für den Compact. Der 2,5-Liter-Sechszylinder 323ti kommt auf 170 PS.
Mit der Top-Motorisierung ist der E36 Compact am Gebrauchtwagenmarkt begehrt – doch noch nicht all zu rar. Auf mobile.de finden sich aktuell knapp 30 fahrbereite Exemplare mit gültiger HU. Die Preise beginnen im Bereich von 2.000 Euro. Am häufigsten wird der 316i angeboten. Der Einstiegs-Benziner ist bereits für weniger als 1.000 Euro erhältlich. Wer auf Wertzuwachs in absehbarer Zeit spekuliert, sollte mindestens zum 318ti greifen. Aktuell werden Preise ab rund 1.200 Euro aufgerufen.
BMW 3er Compact E36: Typische Mängel
Neben der Laufleistung kann die Anzahl der Vorbesitzer viel aussagen. Wer den Compact während des Preisverfalls der letzten Jahre erstand, investierte oft wenig in dessen Wartung. Exemplare mit wenig Vorbesitzern sind daher tendenziell fitter. Außerdem denkbar bei diesem moderat-sportlichen BMW: Das Budget floss in krude Tuning-Teile. Optische Sünden sind per se kein Argument gegen den Kauf eines technisch intakten Modells. Denn noch kommt man vergleichsweise einfach an die originalen Karosserieteile für den Rückbau.
Unter dem Blech können die Achsen für Probleme sorgen. Vor allem Querlenker und Lager der Vorderachse gelten als unterdimensioniert. Das sagen E36-Kenner auch von den Bremsen. Doch sie meinen nicht den Compact. Scheiben und Zangen sind zwar weitgehend identisch zum Mittelklasse-Modell, müssen hier aber weniger Gewicht verzögern. Wer einen E36 Compact richtig tritt, überfordert eher das Kühlsystem. Und damit irgendwann die Zylinderkopfdichtung. Interessenten sollten bei der Besichtigung auf Farbe und Konsistenz des Kühlwassers achten.
Die zweite Generation: Der BMW 3er Compact E46
Den zweiten Compact brachte BMW 2001. Er basierte auf dem 3er 46 und kam in ähnlicher Formensprache wie der Vorgänger. Nur größer, in allen Dimensionen: Nummer zwei überragt den Vorgänger in Länge und Breite um je fünf Zentimeter und ist zwei Zentimeter höher. Auf die Platzverhältnisse in Passagier- und Gepäckraum wirkte sich das kaum aus. Die Kurzversionen von E36 und E46 lassen sich ohne Maßband unterscheiden. Beim E46 verbaute BMW rundliche Scheinwerfer im Knopfaugen-Stil. Die hatten weder der Vorgänger noch die gestreckten E46-Modelle.
Dieser kompakte BMW wog jenseits der 1.350 Kilogramm. Dafür gab es potentere Aggregate als beim ersten Compact. Der 2,0 Liter großen Diesel leisten hier 115 PS (318td) oder 150 PS (320td). Der Einstiegs-Benziner 316ti kommt mit 1,8 Litern Hubraum auf 115 PS. Im 318ti Compact arbeitet ein 143 PS starker 2,0-Liter-Motor. Allesamt Vierzylinder, doch erneut bot BMW ein Top-Aggregat mit sechs Brennräumen. Der 325ti mit 2,5-Litern Hubraum liefert 192 PS. Mehr Leistung gab es in serienmäßigen Compact (E36 wie E46) nie. Eine M-Version des Compact baute BMW lediglich als Studie, für den Markt gab es das M-Optikpaket mit breiteren Schwellern und geringfügig anderen Stangen.
Das kostet der kürzeste 3er E46 als Gebrauchter
Auf mobile.de finden sich aktuell mehr als 400 fahrbereite BMW 3er E46 Compact. Die Mehrzahl trägt das 316ti-Aggregat, einigermaßen brauchbare Exemplare werden mitunter schon für 1.000 Euro angeboten. Einen 318ti kann man für weniger als 2.000 Euro erstehen. Für den Sechszylinder 325ti sollte man mindestens 2.500 bis 3.000 Euro einplanen.
Insgesamt tobten sich Tuner am 3er E46 Compact seltener aus denn am Vorgänger. Bei den E46-Aggregaten kann es zu hohem Ölverbrauch kommen. Dann müssen mitunter die Kolbenringe getauscht werden. Beim Sechszylinder sind Defekte an der Ölpumpe denkbar. Echte Schwierigkeiten bringen die möglichen Folgeschäden am Motor selbst.
Karosse: Weniger Rost nach dem Facelift
Modelle vor dem Facelift 2003 neigen im Bereich der hinteren Radläufe zu Rost. Die Version vor der Modellpflege identifiziert man (ohne Typenschein) an den hinteren Leuchten. Bis zur Überarbeitung kamen sie mit silbernem Gehäuse und Klarglas-Abdeckung.
Bei frühen Modellen der E46-Generation des BMW 3er konnte es zu massiven Schäden an der hinteren Achsaufnahme kommen – im schlimmsten Fall inklusive ausgerissener Achse. Die Compact-Karosserievarianten sind jedoch nicht betroffen. Als der kurze E46 debütierte, hatte BMW das Problem bereits im Griff. Die letzten 3er E46 Compact baute BMW 2004, dann übernahm der 1er die Rolle des einzigen hinterradgetriebenen Kompakten. Er hatte sie bis zur aktuell anlaufenden, dritten Generation inne. Die kommt mit Quermotor und standardmäßig als Frontantriebler.
Fazit
Ob die 3er Compact nun echte Kompakte oder verkappte Mittelklässler sind? Ist beim Gebrauchtwagen-Kauf nicht so entscheidend. Wichtiger ist, dass sie eine günstige Alternative zu den regulären 3er-Modellen sein können. Außerdem eine spaßige Option, wenn man einen Bayern mit kleineren Aggregat fahraktiv bewegen will. Denn die Rotation des Hecks gelingt mit knapperem Radstand und weniger Gewicht tendenziell besser. Außerdem erfreulich, dass einige Baureihen-typische Probleme den Compact nicht treffen. Doch wer viel laden, offen fahren oder ein klassisches Limo-Heck hinter sich wissen will, ist mit den längeren 3ern besser dran.
Ähnlich groß, aber optisch und technisch moderner ist der 1er. Die frühen heckgetriebenen Modelle des inoffiziellen Nachfolgers starten geringfügig weiter oben als der Compact im Bereich von 2.200 Euro. Damit sind die verkürzten 3er gleichzeitig die preiswerteste Möglichkeit, um den Wegfall des Hinterradantriebs im kleinsten BMW zu betrauern.