Darauf kommt es bei gebrauchten Cabrios an
Spätestens die ersten Sonnenstrahlen wecken die Lust auf das offene Dach. Aber gebrauchte Cabrios können Tücken haben. Welche, steht hier.
Cabrio fahren ist Luxus, klar. Aber das offene Cruisen muss kein unerreichbarer Traum bleiben. Gebrauchte Cabrios gibt es schon für relativ wenig Geld. Allerdings gilt wie bei jedem günstigen Auto: Besser genau hinsehen, sonst entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen schnell als Groschengrab.
Wer sich von den ersten Sonnenstrahlen zum Kauf eines gebrauchten Cabrios inspirieren lässt, sollte sein Geld nicht zu spontan ausgeben. Denn beim Cabrio lauern zusätzlich zu den üblichen Fallstricken beim Gebrauchtwagenkauf einige spezielle Probleme, die man im Blick haben muss – wenn man keine teuren Reparaturen mit einplanen möchte.
Funktioniert der Klappmechanismus?
Bei jedem Cabrio aus Vorbesitz ist eines unbedingt erforderlich: Ein Interessent muss die Funktion des Klappmechanismus genau testen. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um ein Stoff- oder ein Metalldach handelt. Lassen Sie sich den Mechanismus genau zeigen und erklären. Bei Regen fährt man in eine Garage, unter eine Brücke oder an eine überdachte Tankstelle, damit der Innenraum nicht nass wird.
Beim Öffnen und Schließen des gebrauchten Cabriodachs darf nichts haken. Das Verdeck sollte sich mühelos öffnen und schließen lassen - unabhängig davon, ob das manuell oder elektrisch geschieht. Grund: Wenn sich das Gestänge des Cabriodachs verzogen hat oder verbogen ist, vielleicht sogar gebrochen, kann eine teure Reparatur die Folge sein. Das lässt sich vermeiden.
Hat das Dach Löcher oder ist es undicht?
Neben der Funktionsprüfung kommt der Sichtprüfung des Dachs eine wichtige Rolle zu. Vor allem Stoff- und Vinyldächer können mit der Zeit unter Materialermüdung leiden. Stoffdächer reißen, die Nähte geben nach, oder es sind Löcher entstanden. Kunststoffdächer können spröde und rissig werden. In beiden Fällen droht Undichtigkeit. Knickstellen sind ein Hinweis auf erhöhten Verschleiß, auch offene Nähte sprechen nicht für dauerhafte Regenfestigkeit. Vor allem am Übergang zwischen Heckscheibe und Dach bilden sich im Lauf der Jahre gern Undichtigkeiten. Wer sich unsicher ist, ob das Dach dicht ist, fährt mit dem Auto testweise in die Waschanlage.
Der BMW 3er E46 ist das letzte bayerische Cabrio der Baureihe mit Stoffverdeck.
Sind die Dichtungen und Ablaufkanäle noch in Ordnung?
Ein Indiz für ein undichtes Dach ist Feuchtigkeit im Innen- oder im Kofferraum. Es muss jedoch nicht das Dach selbst sein. Vor allem bei Stahldach-Konstruktionen können auch die Dichtungen zwischen den Dachsegmenten ermüden. Das gleiche gilt für Dichtungen und Wasserablaufkanäle an Scheibenrahmen oder (bei Faltdach-Modellen wie Renault Twingo oder Fiat 500) Dachholmen. Diese Dächer liegen meist nur lose auf dem Blech und dichten nicht hermetisch. Eindringendes Wasser läuft über Kanäle zumeist in die A-Säule ab. Sind diese verstopft, kommt es zu einem Rückstau und damit zu Wassereinbruch in den Innenraum.
Dies äußert sich in der Regel durch einen muffigen Geruch. Um den zu bemerken ist es sinnvoll, Türen und Fenster eine Weile zu schließen und im Auto zu verharren. Wenn sich dann ein Modergeruch im Auto ausbreitet, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Wassereinbrüche bereits erfolgt sind. Auch hier gilt: Im Zweifel hilft eine kurze Fahrt zur Waschanlage, um die Dichtigkeit zu prüfen. Die sollte allerdings über ein Cabrio-Programm verfügen, das die Stoffkapuze nicht noch zusätzlich beschädigt.
Passt ein Cabrio überhaupt?
Die entscheidende Frage vor dem Kauf: Ist das Auto seinen Preis überhaupt wert, im Verhältnis zu dem Nutzen, den es bringen kann? Ein Cabrio ist ein Spaßauto, und nicht jeder kommt mit seinen Eigenheiten klar. Nach Möglichkeit sollten Interessenten das Cabrio sowohl offen als auch geschlossen in einer ausführlichen Probefahrt testen. Dabei empfiehlt sich auch mal eine etwas zügigere Gangart.
So bekommt man schnell das Fahrgefühl ohne Verdeck und merkt, ob sich das ungewohnte offene Fahren gut oder eher seltsam anfühlt. Es gibt Modelle, die den Wind gut abschirmen und solche, die den Fahrer fast komplett den Elementen aussetzen. Was besser gefällt, ist Geschmacksache. Ein weiterer Punkt: Vor allem Modelle mit Stoffdach sind beim Fahren innen auch geschlossen deutlich lauter (und finsterer) als Pkw mit festem Dach. Wer das Auto regelmäßig auf langen Strecken nutzen möchte, sollte sich dessen bewusst sein.
Und: Viele Cabrios zeigen sich langfristig nicht so wetterfest wie geschlossene Autos. Vor allem Cabrios mit Stoffverdeck leiden stark, wenn sie permanent bei Dauerregen, Eis und Schnee draußen stehen. Deshalb sollte man sich bei der Anschaffung bereits Gedanken über einen geschützten Stellplatz im Winter machen, um den Verschleiß zu minimieren und damit den Wert des Fahrzeugs zu erhalten. Das kann eine Garage oder eine Halle sein, eventuell auch ein teilweise offener Carport. Wer sich die Kosten für Kfz-Steuer und Versicherung zumindest teilweise sparen will, kann mit einem Saisonkennzeichen planen. Dann entfällt auch das An- und Abmelden vor und nach der Saison. In der Ruhephase darf das Auto allerdings nicht auf der Straße parken, geschweige denn fahren.
Die „günstige“ Alternative zum beliebten 911-Modell. Mit herstellereigener Motorisierung rollt der Basis-944 mit 150 PS über den Asphalt.
Liebe für einen Sommer?
Auch beim Kauf gilt: Ein offenes Auto, das im Winter gefahren wurde oder draußen stand, ist höchstwahrscheinlich nicht so gut erhalten wie eines, das in der kalten Jahreszeit im Winterquartier steht. Noch mehr als beim Standard-Autokauf lohnt sich bei einem Cabrio das direkte Gespräch mit dem Vorbesitzer. Nicht nur wegen der Parkgewohnheiten. Das Problem: Nicht selten kaufen Autofahrer ein Cabrio nur für einen Sommer und verkaufen es dann wieder.
Das hat Folgen. Kaum jemand wird in ein Auto, das er nicht längerfristig halten möchte, mehr als nötig investieren. So kann sich nach einigen Jahren ein veritabler Wartungsstau aufbauen. Zumindest das Nötigste sollte aber dennoch nachweisbar erfolgt sein: Wenigstens die letzten Ölwechsel und die letzte Inspektion sollte der Vorbesitzer mit Rechnungen belegen können.
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