Garmin, TomTom & Co: Navigationsgeräte im Test
Das Angebot an mobilen Navis und Navi-Apps ist umfangreich und reicht von gratis bis hin zu mehreren Hundert Euro. Die Stiftung Warentest hat Geräte verglichen.
Noch vor einigen Jahren hatten nur teure Autos Navigationssysteme – sie galten als Statussymbol. Heute kann sich praktisch jeder per Display zum Ziel führen lassen. Neben den fest im Auto verbauten und relativ teuren Navigationsgeräten gibt es ein breites Angebot an mobilen Navigationsgeräten für das Armaturenbrett oder die Windschutzscheibe. Moderne Smartphones verfügen meist ebenfalls über entsprechende Anwendungen, entweder serienmäßig oder als Download.
So funktioniert ein Navigationsgerät
Moderne Navigationsgeräte sind im Prinzip kleine Computer mit einem GPS-Empfänger, der den aktuellen Standort bestimmen kann. Mithilfe individueller Software werden Routen berechnet und mit gespeichertem Datenmaterial auf dem Display dargestellt. Wie gut der Computer, das GPS-System und vor allem die Software mit dem Kartenmaterial sind, ist vor allem eine Preisfrage.
Willst Du ein Navigationsgerät kaufen, solltest Du Dir Gedanken darüber machen, wo und wie oft Du es benötigst. Willst Du ein neues Auto anschaffen, ist ein mobiles Navigationsgerät preisgünstiger als ein eingebautes Gerät ab Werk. Andererseits ist ein fehlendes Navigationssystem vor allem in höheren Preisklassen ein Nachteil beim Wiederverkauf. Ein mobiles Gerät kannst Du auch nach dem Autoverkauf problemlos weiterverwenden.
Noch mobiler und flexibler ist das Navigieren mit dem Smartphone. Die Stiftung Warentest hat dazu verschiedene Geräte getestet und verglichen. Das Ergebnis: Die Qualität der Navigation hängt nicht nur von den technischen Eigenschaften des Geräts ab. Einen großen Einfluss hat die Güte der GPS-Verbindung. Sie kann unterwegs in einem Tunnel oder von den Wänden eines Parkhauses beeinträchtigt werden. Auch die Beschaffenheit der Frontscheibe mit speziellen Farbtönungen oder eine Scheibenheizung können das GPS-Signal stören.
Wie gut die verschiedenen mobilen Navigationsgeräte arbeiten, war das Thema des Vergleichstests. Dabei wurden sieben konventionelle Navigationssysteme und sieben Navi-Apps für das Smartphone getestet. Zu den zentralen Aspekten gehörte auch die Frage, welches Navigationssystem sich für wen eignet.
Navigationssystem | mittlerer Preis | Navigation | Handhabung | Gesamtnote |
---|---|---|---|---|
TomTom Go 6200 | 380 Euro | gut | sehr gut | gut (1,8) |
Garmin DriveSmart 61 Europe LMT-0 | 220 Euro | gut | sehr gut | gut (1,9) |
TomTom Go Essential 6 | 269 Euro | gut | gut | gut (1,9) |
Garmin DriveSmart 5 Europe MT-D | 159 Euro | gut | sehr gut | gut (2,0) |
TomTom Go Basic | 179 Euro | gut | befriedigend | gut (2,2) |
Garmin Drive 61 Europe LMT-S | 162 Euro | gut | gut | gut (2,4) |
TomTom Start 62 | 179 Euro | befriedigend | ausreichend | befriedigend (3,3) |
Navi-Apps | ||||
TomTom Go Mobile Android | 20 Euro/Jahr | gut | befriedigend | gut (2,1) |
Google Maps Android | kostenlos | gut | gut | gut (2,2) |
Waze Android | kostenlos | gut | befriedigend | gut (2,5) |
ALK CoPilot Android | 60 Euro | gut | befriedigend | befriedigend (2,7) |
Here WeGo Android | kostenlos | befriedigend | befriedigend | befriedigend (2,7) |
NNG iGo Android | 46 Euro | gut | befriedigend | befriedigend (2,7) |
TomTom Go Mobile Apple | 20 Euro/Jahr | gut | befriedigend | gut (2,2) |
Google Maps Apple | kostenlos | gut | gut | gut (2,3) |
Waze Apple | kostenlos | gut | befriedigend | gut (2,3) |
ALK CoPilot Apple | 60 Euro | gut | befriedigend | gut (2,4) |
Apple Karten | kostenlos | gut | gut | gut (2,5) |
Here WeGo Apple | kostenlos | gut | gut | gut (2,5) |
NNG iGo Apple | 50 Euro | gut | befriedigend | befriedigend (2,7) |
Das sind die Testergebnisse
Die Testergebnisse liegen ziemlich nah zusammen. Vor allem bei der Navigation mit Routenführung sind die Unterschiede zwischen den Navigationsgeräten und den Apps sehr gering. Einzige Ausnahme im Test ist die App ALK CoPilot, die etwas Mühe hat bei Neuberechnungen.
Klarer Testsieger wurde das Navigationsgerät Go 6200 des niederländischen Herstellers TomTom mit einer Gesamtnote von 1,8. Es lag knapp vor dem DriveSmart 61 des schweizerischen Konkurrenten Garmin mit der Note 1,9 sowie dem TomTom Go Essential 6 mit gleicher Gesamtnote. Beste App wurde sowohl bei den Android- als auch bei den Apple/iOS-Versionen ebenfalls TomTom mit seiner Anwendung Go Mobile, für die jährlich 20 Euro fällig sind. Allerdings liegt das kostenlose Google Maps bei beiden Betriebssystemen nur knapp dahinter.
Wenn Du viel unterwegs bist und oft das Navi verwendest, dann sind Navigationsgeräte wie das Go 6200 von TomTom die bessere Wahl. Sie haben meist ein größeres Display als Smartphones, brauchen weniger Strom bei der Navigation und sind unabhängig von der Mobilfunkanbindung. Greifst Du nur gelegentlich auf das Navi zu, genügen auch die Apps, die erstens weniger kosten und zweitens in der Regel auch schneller die Route berechnen.
Bei Letzteren gibt es einen wichtigen Unterschied. Kostenpflichtige Apps sind meist unabhängig vom Mobilfunknetz und verbrauchen damit weniger Datenvolumen als die Gratiskonkurrenz. So kannst Du bei häufigem Gebrauch Dein Mobilfunk-Datenkonto deutlich schonen. Vor allem bei Apple Karten und Waze ist der Datenkonsum hoch, da hier keine Karten auf dem Handy gespeichert werden.
Generell sind die Datenvolumen bei Apple Smartphones hoch – sie liegen deutlich über dem Niveau der Android-Konkurrenz. Bei einem Vergleich verbrauchte Google Maps mit Apple knapp acht Megabyte. Mit Android waren es nur sechs Megabyte. Ein wichtiges Thema sind auch Verkehrsinformationen, Staumeldungen und Umleitungen. Hier stehen die Handy-Anwendungen tendenziell besser da, weil sie per Mobilfunk rasch entsprechende Infos liefern. Das kann jedoch auch der Testsieger Go 6200, bei dem eine eigene SIM-Karte zur Ausstattung gehört. Bei den anderen Navigationssystemen geht das nur über ein zusätzlich verbundenes Smartphone mit spezieller App und Bluetooth-Anbindung. Bei den Verkehrsdiensten schnitten TomTom und Google Maps am besten ab.
Ein Thema, auf das Du achten solltest, sind Blitzerwarner. Zahlreiche Navigationsgeräte haben Blitzerwarner integriert. Die darf man während der Fahrt aber nicht benutzen. Wer erwischt wird, muss mit einem Punkt in Flensburg und 75 Euro Strafe rechnen. Legal ist es nur, wenn man sich vor der Fahrt informiert, warnt Stiftung Warentest. Nicht bestraft werden kannst Du dagegen, wenn während der Fahrt der Beifahrer sein Smartphone mit entsprechender Warnung nutzt.
Worauf Du beim Kauf achten solltest
Vor dem Kauf eines Navigationsgerätes solltest Du entscheiden, wo Du kaufen willst. Beim Elektronikmarkt hast Du den Vorteil, dass Du das Gerät vor Ort testen und Dir einen Eindruck von der Funktion und der Qualität der Darstellung machen kannst. Dazu bekommst Du mit etwas Glück auch eine kompetente Beratung. Die Alternative ist der Online-Handel, wo Du auf das persönliche Begutachten und die Beratung verzichten musst. Dafür ist das Angebot im Netz größer und die Preise laut Stiftung Warentest meist günstiger.
Wichtig ist auch, in welchen Regionen Du Dein neues Navigationsgerät nutzen wirst und welches Kartenmaterial Du entsprechend benötigst. Achte darauf, welches Kartenmaterial für welche Länder bereits inklusive ist, ob Updates ebenfalls aufpreisfrei sind und ob Dir das genügt. Denn die Kosten für zusätzliche Kartenpakete sind recht hoch und übersteigen nicht selten den Neupreis des eigentlichen Navigationssystems. So liegen die Preise für Updates bei Garmin zwischen 39 und 145 Euro, bei TomTom zwischen 30 und 130 Euro.
Mittlerweile bieten zahlreiche Navigationsgeräte auch Zusatzfunktionen an wie etwa einen Fahrspurassistenten, der rechtzeitig auf die beste Fahrspur hinweist. Darüber hinaus warnen sie vor engen Kurven oder Änderungen der Geschwindigkeitsbegrenzung. Manche Geräte lassen sich drahtlos mit einer optionalen Rückfahrkamera verbinden. Sehr praktisch unterwegs ist außerdem eine Sprachsteuerung, etwa wenn man spontan eine Tankstelle oder ein Restaurant sucht.
Was ein Navigationsgerät braucht
Für Vielfahrer:
- gutes Display mit klarer Darstellung
- aktuelles Kartenmaterial mit kostenlosen Updates
- keine Mobilfunkverbindung erforderlich
- Kartenmaterial im Gerät gespeichert
Für Gelegenheitsfahrer:
- Apps haben keine oder geringe Anschaffungskosten
- Apps mit gespeicherten Karten sparen Datenvolumen
- Navi mit Sprachsteuerung vereinfacht die Bedienung
Navigationsgeräte: Testsieger im Stiftung Warentest-Vergleich
TomTom Go 6200
Das TomTom Go 6200 ist ein mobiles Navigationssystem der Oberklasse mit einem 5- oder 6-Zoll-Bildschirm. Der Touchscreen hat eine Auflösung von 800 x 480 Pixel. Im Preis inkludiert sind eine lebenslange Kartenaktualisierung, Fahrspurassistenten sowie verschiedene Points of Interest. Dank integrierter SIM-Karte kann das Gerät aktuelle Verkehrsmeldungen liefern und eignet sich auch als Freisprechanlage. Der Akku hält eine Stunde. Zum Lieferumfang gehören ein USB- und ein Kfz-Ladekabel sowie eine Aktiv-Magnethalterung. Älteres Modell mit rückläufigen Preisen.
Garmin Drive Smart 61 Europe LMT-0
Das Garmin Drive Smart 61 Europe LMT-0 ist ein hochwertiges mobiles Navigationssystem mit 7-Zoll-Bildschirm und einer hohen Display-Auflösung von 1.024 x 600 Pixel. Es bietet Kartenmaterial für 46 europäische Länder mit lebenslangen Updates. Zur Ausstattung gehören eine Sprachsteuerung, eine Freisprecheinrichtung, ein Fahrspurassistent und ein Geschwindigkeitsassistent sowie Points of Interest. Das Navi liefert auch Warnungen vor gefährlichen Situationen wie engen Kurven oder Bahnübergängen. Teil der Ausstattung sind eine Saugnapfhalterung, ein Kfz-Anschlusskabel mit Verkehrsfunkantenne mit unbegrenzter Lizenz und ein USB-Kabel. Die Akkulaufzeit beträgt eine Stunde.
TomTom Go Essential 6
Das TomTom Go Essential 6 ist ein relativ preisgünstiges Modell, das Ende 2018 auf den Markt kam und in einer 5-Zoll- und einer 6-Zoll-Version angeboten wird. Es hat Kartenmaterial für 45 Länder in Europa mir lebenslanger Aktualisierung, dazu bietet es einen Live-Verkehrsdienst. Dieses Modell funktioniert mit dem Handy des Besitzers und lässt sich auch als Freisprechanlage nutzen. Zum Lieferumfang gehören eine Magnethalterung, ein USB-Kabel und ein Autoladegerät.
Navi-Apps: Die besten drei Systeme
TomTom Go Mobile Android
Die App von TomTom bietet Kartenmaterial für mehr als 50 Länder weltweit und einen Gratis-Download. Danach stehen 75 Kilometer kostenlos zu Testzwecken zur Verfügung. Wer mehr will, muss die Jahresgebühr von 20 Euro zahlen. Das Navi liefert sehr aktuelle Verkehrsinfos inklusive weltweiter Straßensperren, Baustellen und anderer wichtiger Informationen. Dazu liefert es zahlreiche Points of Interest, eine Übersicht naher Tankstellen – und das mit guter Sprachausgabe auf dem Smartphone. Mit Geo-Tagging kann man sich auch zu den Orten gespeicherter Fotos führen lassen.
Google Maps Android
Das weltweit sehr populäre, kostenlose Navigationssystem von Google arbeitet nicht mit gespeicherten Karten; die Karten werden über eine Internet-Verbindung geladen. Wer die Navigation viel nutzt, sollte dies mit einer Internet-Flatrate kombinieren. Man kann sich auch einen Kartenausschnitt herunterladen und damit offline navigieren. In der Android-Version kannst Du über sogenannte Bubble-Buttons zum Beispiel das Adressfeld, die Telefonnummer oder die Kartenansicht aufrufen.
Waze Android
Diese kostenlose Verkehrs- und Navigationsapp ist Community-basiert. Das heißt, dass viele Informationen und vor allem Verkehrswarnungen von den Community-Mitgliedern kommen. Die App, die mittlerweile Teil von Google ist, funktioniert nur über GPS, braucht also relativ viel Energie und Akkuleistung. Mit Waze kann man Fahrten im Voraus planen, Standorte und Ankunftszeiten versenden und günstige Tankstellen mit aktuellen Spritpreisen finden. Nicht zum Funktionsumfang gehören Kreuzungs- oder Spurassistenten.