„Idiotentest“ – Alle Infos zum medizinisch-psychologischen Gutachten
Punkte, Drogen, Alkohol – das und weitere Gründe können zu einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) führen. Erfahre hier alles, was Du wissen musst über den sogenannten „Idiotentest“.
- Das Wichtigste im Überblick
- Was ist die MPU? Das medizinisch-psychologische Gutachten im Überblick
- Wer muss zum „Idiotentest“? Gründe für das medizinisch-psychologische Gutachten
- MPU angeordnet: Was muss ich jetzt tun?
- Wie läuft eine MPU ab? Eine Schritt-für-Schritt-Erklärung
- MPU-Fragen: Welche Fragen erwarten Dich?
- MPU-Dauer: Wie lange dauert die Untersuchung?
- Vorbereitung auf das medizinisch-psychologische Gutachten
- Abstinenznachweis fürs medizinisch-psychologische Gutachten
- Kosten fürs medizinisch-psychologische Gutachten
- MPU-Ergebnis: Was passiert nach der Untersuchung?
- Bei der MPU durchgefallen: Das solltest Du jetzt tun
- MPU-Verjährung: Alle Fristen auf einen Blick
- Mythen und Irrtümer über das medizinisch-psychologische Gutachten
Das Wichtigste im Überblick
- Viele Autofahrer fürchten die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU), die im Volksmund auch als „Idiotentest“ bekannt ist.
- Eine MPU wird von Behörden angeordnet, wenn ernsthafte Zweifel an der Fahreignung einer Person bestehen – zum Beispiel nach Alkohol- oder Drogenfahrten oder bei einem überzogenen Punktekonto.
- Das medizinisch-psychologische Gutachten besteht aus vier Teilen: Fragebögen, Medizin-Check, Leistungstest und psychologischem Gespräch.
- In der Regel hat man nur mit positivem MPU-Gutachten die Chance, den Führerschein bald zurückzuerlangen.
- Ohne gründliche Vorbereitung ist es schwer, eine MPU zu bestehen.
Was ist die MPU? Das medizinisch-psychologische Gutachten im Überblick
Mit einer medizinisch-psychologischen Untersuchung – kurz MPU – wird in Deutschland seit 1954 die Fahreignung von Personen begutachtet. Eine MPU kann von der Fahrerlaubnisbehörde angeordnet werden, wenn beispielsweise durch schwere Verkehrsverstöße wie Alkohol- oder Drogenkonsum am Steuer oder aufgrund eines überzogenen Punktekontos ernsthafte Zweifel an der Fahreignung einer Person bestehen.
Experten erstellen bei der Untersuchung eine Prognose über die Verkehrstauglichkeit des Antragstellers und prüfen, ob die Zweifel an dessen Fahreignung berechtigt sind. Nur wer ein medizinisch-psychologisches Gutachten erhält, kann seinen Führerschein zurückerlangen. Bei Nicht-Bestehen hat man allerdings die Möglichkeit, die MPU zu wiederholen.
Wer muss zum „Idiotentest“? Gründe für das medizinisch-psychologische Gutachten
Eine MPU wird meist für Personen angeordnet, deren Fahreignung aufgrund von Verstößen oder Auffälligkeiten – nicht nur im Straßenverkehr – infrage steht. Die häufigsten Gründe sind:
- Alkohol am Steuer: In Deutschland liegt die Grenze für Alkohol im Straßenverkehr bei 0,5 Promille. Ab 1,1 Promille am Steuer droht der Führerscheinentzug, ab 1,6 Promille eine MPU. Eine MPU kann jedoch auch schon bei niedrigeren Promillewerten angeordnet werden, beispielsweise dann, wenn eine Person wiederholt durch Alkoholfahrten auffällt oder der Verdacht besteht, dass ein Alkoholproblem vorliegt.
- Drogenkonsum: Wer unter Einfluss von Drogen am Straßenverkehr teilnimmt, muss in der Regel mit Führerscheinentzug rechnen – unabhängig davon, ob er als Pkw-Fahrer, Beifahrer, Radfahrer oder Fußgänger unterwegs ist. Die Fahrerlaubnisbehörden zweifeln grundsätzlich an, dass Drogenkonsumenten zum Führen eines Fahrzeugs geeignet sind. Daher wird in solchen Fällen meist eine MPU angeordnet.
- Punkte in Flensburg: Verkehrsteilnehmer in Deutschland dürfen maximal sieben Punkte in Flensburg haben. Ab dem achten Punkt wird der Führerschein entzogen – und erst nach einem positiven medizinisch-psychologischen Gutachten wieder ausgehändigt.
- Fehlende körperliche Eignung: Personen mit Erkrankungen oder körperlichen Beeinträchtigungen – wie fehlenden Gliedmaßen, Gleichgewichtsstörungen, Schwerhörigkeit, eingeschränkter Sehfähigkeit, Diabetes oder Epilepsie – müssen im Rahmen einer MPU ihre Fahrtauglichkeit nachweisen, bevor sie am Straßenverkehr teilnehmen.
- Fehlende geistige Eignung: Auch ein erhöhtes Aggressionspotenzial, eingeschränkte Reaktionsfähigkeit, emotionale Instabilität oder mangelnde Selbstkontrolle können Gründe für die Anordnung einer MPU sein.
MPU angeordnet: Was muss ich jetzt tun?
Wurde ein medizinisch-psychologisches Gutachten angeordnet, sind kostenlose Informationsabende von anerkannten Beratungsstellen ein sinnvoller Einstieg. Hier bekommst Du einen Überblick über den Ablauf der MPU sowie weitere nützliche Informationen.
Wo der Betroffene den „Idiotentest“ absolviert, kann er frei entscheiden – vorausgesetzt, es handelt sich um eine amtlich anerkannte Begutachtungsstelle. Eine Liste anerkannter MPU-Stellen, geordnet nach Postleitzahlen, findest Du bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).
Der Betroffene muss sich selbst um einen Termin für die medizinisch-psychologische Untersuchung sowie die MPU-Vorbereitung kümmern. Die Vorbereitung solltest Du nicht auf die leichte Schulter nehmen: Eine gründliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten ist zwingend notwendig. Dabei können Vorbereitungskurse hilfreich sein.
Der gewählten MPU-Stelle wird Deine Führerscheinakte ausgehändigt. Die Behörde schickt dazu meist konkrete Fragen mit, die von der MPU-Stelle beantwortet werden sollen – zum Beispiel: „Ist zu erwarten, dass Herr Mustermann erneut unter dem Einfluss von Alkohol ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr führen wird?“
Sobald der Betroffene die Vorbereitungen – wie etwa einen angeordneten Abstinenznachweis – erfüllt hat und die Kosten für die MPU bezahlt sind, wird ein Termin für die MPU vereinbart, damit das medizinisch-psychologische Gutachten erworben werden kann.
Welche Regeln gelten für Cannabis?
Wer kifft und fährt, riskiert den Verlust seines Führerscheins – trotz der teilweisen Legalisierung von Cannabis. Ähnlich zur Promillegrenze für Alkohol gilt ein Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blut. Eine MPU wird analog zu Alkohol in der Regel nur dann angeordnet, wenn Anzeichen für Cannabismissbrauch oder wiederholte Verstöße im Straßenverkehr unter Cannabiseinfluss vorliegen. Ein einmaliger Konsum sollte hingegen nicht zum Führerscheinentzug oder zu einer MPU führen. In der Führerschein-Probezeit und bei Mischkonsum mit Alkohol gelten jedoch strengere Regeln.
Wie läuft eine MPU ab? Eine Schritt-für-Schritt-Erklärung
Ein medizinisch-psychologisches Gutachten besteht aus vier Teilen: einer schriftlichen Befragung, einem Medizin-Check, einem Leistungstest am Computer und einem psychologischen Gespräch.
1. Schriftliche Befragung
Am Tag der Untersuchung bekommst Du bei Deiner Anmeldung (mit Personalausweis) verschiedene Fragebögen zu Deinen persönlichen Verhältnissen, gesundheitlichen Aspekten sowie zum Anlass der Untersuchung, die Du ausfüllen musst. Die Fragebögen werden später dem Verkehrspsychologen vorgelegt.
2. Medizinische Untersuchung
Danach folgt eine ärztliche Untersuchung inklusive eines Gesprächs über die Gründe der MPU, wobei vor allem medizinische Aspekte im Vordergrund stehen. Dabei wird untersucht, ob körperliche Gründe gegen eine Teilnahme am Straßenverkehr sprechen.
War eine Alkoholfahrt der Grund für die angeordnete Untersuchung, wird bei der medizinischen Untersuchung üblicherweise Blut abgenommen. Erhöhte Leberwerte geben Aufschluss darüber, ob der Betroffene regelmäßig Alkohol konsumiert. Wer wegen Drogenkonsums zur MPU antreten muss, muss eine Urinprobe abgeben. Außerdem steht ein Koordinationstest an, wie beispielsweise auf einem Bein stehen oder auf einer geraden Linie gehen. Falls angeordnet, muss an dieser Stelle auch der Abstinenznachweis vorgelegt werden.
3. Leistungstest
Bei diesem Teil der MPU dreht sich alles um Reaktionsfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit, Konzentrationsvermögen und Belastbarkeit des Betroffenen. Auch hierbei wird überprüft, ob der Betroffene körperlich in der Lage ist, ein Fahrzeug zu führen. Dafür findet unter Aufsicht ein standardisiertes Verfahren am Computer statt.
4. Psychologische Untersuchung
Zum Abschluss folgt ein rund einstündiges Gespräch mit einem Psychologen. Dabei geht es vor allem um die Gründe für die Verkehrsauffälligkeit, die Einsichtsfähigkeit des Betroffenen und darum, wie sich sein Verhalten in der Zwischenzeit verändert hat.
Das Gespräch gliedert sich in zwei Teile: Im ersten Teil geht es um allgemeine Fragen zur Person und zum Lebenslauf, im zweiten Teil folgen anlassbezogene Fragen. Auf alle Fragen solltest Du konkrete Antworten haben und zeigen, dass Du Dein Verhalten reflektiert und in Bezug auf Alkohol oder Drogen grundlegend geändert hast.
Bekommt man den Führerschein auch ohne MPU zurück?
Man kann eine MPU umgehen – dafür muss man allerdings 15 Jahre lang auf seinen Führerschein verzichten und darf in dieser Zeit nicht gegen das Verkehrsrecht verstoßen. Nach 15 Jahren wird der Akteneintrag gelöscht, der zur Anordnung der MPU geführt hat, und Du kannst Deinen Führerschein neu beantragen – ohne die MPU zu absolvieren. Ein erneuter Besuch der Fahrschule ist dann allerdings erforderlich.
MPU-Fragen: Welche Fragen erwarten Dich?
Bei der psychologischen Untersuchung versucht der Gutachter festzustellen, ob der Betroffene sein Verhalten reflektiert und bereits Änderungen eingeleitet hat. Typische Fragen, die beim psychologischen Teil der MPU gestellt werden, sind unter anderem:
- Warum haben Sie sich zum Zeitpunkt der Tat so verhalten?
- Aus welchem Grund werden Sie sich nicht mehr so verhalten?
- Wie stellen Sie sicher, dass es nicht zu einem Rückfall kommt?
Bei einem medizinisch-psychologischen Gutachten geht es immer um den Einzelfall, weshalb es keine vollständige Liste aller Fragen gibt, die man sich herunterladen kann. Es geht auch nicht darum, perfekt auswendig gelernte Antworten zu präsentieren – entscheidend ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten.
Findet diese Auseinandersetzung nicht statt und setzt man dem Psychologen nur schablonenhaft auswendig gelernte Phrasen vor, kann das Gutachten – trotz vermeintlich mustergültiger Antworten – negativ ausfallen. Auch Rechtfertigungen oder Bagatellisierungen des eigenen Fehlverhaltens sind an dieser Stelle unklug.
Du solltest außerdem vermeiden, den Sinn der Untersuchung zu diskutieren oder Vorwürfe gegen Polizei und Justiz zu äußern – das wirkt sich negativ auf das Untersuchungsergebnis aus.
Tipp: Wenn Deine Deutschkenntnisse nicht ausreichen, kannst Du vor dem Termin um einen Dolmetscher bitten.
MPU-Dauer: Wie lange dauert die Untersuchung?
Eine MPU dauert inklusive Wartezeit rund drei Stunden. Die Anmeldung ist in der Regel schnell erledigt, und für das Ausfüllen der Fragebögen hast Du etwa 30 Minuten Zeit.
Der anschließende Medizin-Check nimmt ebenfalls rund eine halbe Stunde in Anspruch, der Leistungstest dauert circa 20 Minuten. Am längsten ist das psychologische Gespräch, das etwa eine Stunde umfasst.
Anmeldung | ca. 10 Minuten |
Fragebögen | ca. 30 Minuten |
Medizin-Check | ca. 30 Minuten |
Leistungstest | ca. 20 Minuten |
Psychologisches Gespräch | ca. 60 Minuten |
Gesamtzeit der MPU | ca. 150 Minuten = 2,5 Stunden |
Längere Wartezeiten sind bei einer MPU nicht immer zu vermeiden. Du solltest daher unbedingt rechtzeitig zum Termin erscheinen und Dich auf Wartezeiten einstellen.
Vorbereitung auf das medizinisch-psychologische Gutachten
Es ist zwar nicht zwingend vorgeschrieben, einen MPU-Vorbereitungskurs zu besuchen, und theoretisch ist es möglich, eine MPU auch ohne Vorbereitung zu bestehen. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht ratsam.
Die Durchfallquote bei medizinisch-psychologischen Gutachten ist hoch: Laut BASt lag sie in den vergangenen Jahren bei rund 40 Prozent. Wer sich nicht gründlich vorbereitet, läuft Gefahr, durchzufallen – und das beim Vorbereitungskurs eingesparte Geld muss dann in einen zweiten MPU-Versuch investiert werden.
Bei Vorbereitungskursen erklären Verkehrspsychologen in Gruppen- oder Einzelsitzungen, welche Fragen bei der MPU auf Dich zukommen, wie sinnvolle Antworten aussehen könnten und wo typische Fallstricke lauern. Dort wird auch besprochen, wo genau die Probleme des Betroffenen liegen und ob beispielsweise eine Suchttherapie nach einer Alkoholfahrt sinnvoll ist.
Beide Varianten haben Vorteile:
- In Einzelsitzungen kannst Du Deinen persönlichen Fall aufarbeiten und Dich intensiv mit Deiner Problemstellung beschäftigen.
- Gruppensitzungen bieten Dir die Möglichkeit, Dich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Einzelsitzungen starten bei rund 100 Euro pro Stunde, Gruppensitzungen sind in der Regel günstiger. Häufig werden Komplettpakete angeboten, die eine bestimmte Anzahl an Sitzungen, einen Abstinenznachweis sowie eine Probe-MPU umfassen. Manche Anbieter ermöglichen auch Online-Vorbereitungskurse.
Mit ein oder zwei Sitzungen ist es allerdings meist nicht getan. Es ist empfehlenswert, sich mehrere Wochen oder sogar Monate intensiv auf das medizinisch-psychologische Gutachten vorzubereiten. Nur so lassen sich die persönlichen Problemstellungen gründlich aufarbeiten und gezielt angehen. Das benötigt Zeit – daher solltest Du so früh wie möglich mit der Vorbereitung beginnen.
Woran erkenne ich seriöse MPU-Vorbereitungskurse?
Seriöse Anbieter von MPU-Vorbereitungskursen – wie Dekra oder TÜV Nord – klären in einem unverbindlichen Vorgespräch über Leistungsumfang und Kosten auf. Die Kurse werden von ausgebildeten Verkehrspsychologen geleitet. Flexible Zahlungsmodalitäten wie Ratenzahlung sind möglich. Alle Details zu Umfang, Dauer, Kosten und Kündigung werden vertraglich festgehalten. Verspricht ein Anbieter Erfolgsgarantien oder eine „Geld-zurück-Garantie“, solltest Du skeptisch sein.
Abstinenznachweis fürs medizinisch-psychologische Gutachten
Sowohl bei Alkohol- als auch Drogenverstößen wird in der Regel ein Abstinenznachweis verlangt. Bei einem überzogenen Punktekonto ist dies normalerweise nicht der Fall. Der Abstinenznachweis soll belegen, dass der Betroffene dauerhaft auf Rauschmittel verzichten kann.
Wurde ein Abstinenznachweis wegen Alkohol- oder Drogenkonsum am Steuer angeordnet, musst Du in der Regel zwölf Monate abstinent leben, bevor Du zur MPU antreten kannst. Ein kontrollierter Konsum von Rauschmitteln ist in diesem Fall keine Option. In dieser Zeit werden mindestens sechs spontane Kontrollen vom gewählten Institut durchgeführt. Neben MPU-Stellen können auch freie Labore und Institute gültige Abstinenznachweise ausstellen, sofern sie die vorgeschriebenen Bedingungen der Untersuchung erfüllen.
Die Abstinenz wird entweder durch eine Urinuntersuchung oder eine Haaranalyse ermittelt. Die Haaranalyse ist in der Regel teurer und nur möglich, wenn Dein Haar weder gefärbt noch gebleicht ist.
Wichtig: Der angeordnete Abstinenznachweis muss vor der Anmeldung zur MPU abgeschlossen sein. Liegt der Nachweis vor, musst Du die MPU innerhalb von zwei Monaten durchführen – sonst verliert der Abstinenznachweis seine Gültigkeit.
Ist kein Abstinenznachweis angeordnet, kannst Du Dich freiwillig dazu entscheiden. Das kann Deine Chancen auf Bestehen der medizinisch-psychologischen Untersuchung erhöhen. In diesem Fall werden in der Regel vier spontane Kontrollen innerhalb von sechs Monaten durchgeführt. Alternativ zur Abstinenz kannst Du auch „kontrolliertes Trinken“ beziehungsweise „kontrollierten Konsum“ in Erwägung ziehen. Kontrolliert bedeutet: allgemein geringer Konsum, der nur zu seltenen Anlässen überschritten wird.
Mit „kontrolliertem Konsum“ oder „kontrolliertem Trinken“ kannst Du demonstrieren, dass Du Dich mit Deinem Konsum auseinandergesetzt hast und in der Lage bist, ihn dauerhaft zu regulieren – was unter Umständen glaubwürdiger ist als eine vollständige Abstinenz. Denn auch wenn Du freiwillig auf Alkohol oder Cannabis verzichtest, wird der Verkehrspsychologe im Gespräch genau überprüfen, wie ernst es Dir mit diesem Vorsatz ist.
Kosten fürs medizinisch-psychologische Gutachten
Die Kosten für die MPU musst Du als Betroffener immer selbst tragen. Die Höhe der Gesamtkosten variiert je nach Begutachtungsanlass mit gegebenenfalls angeordnetem Abstinenznachweis und der ausgewählten Begutachtungsstelle. Es lohnt sich deshalb, die Preise verschiedener Anbieter zu vergleichen.
Sind Alkohol oder Drogen die Ursache für die MPU, ist die Untersuchung meist teurer, als wenn sie wegen eines Punkte-Verstoßes angeordnet wird:
Anlass der MPU | Kosten |
---|---|
Erreichen von acht Punkten | ca. 400 Euro |
Alkohol am Steuer | ca. 450 Euro |
Drogen am Steuer | ca. 600 Euro |
Neben der MPU fallen noch weitere Kosten für Vorbereitungskurse, die Neuerteilung der Fahrerlaubnis sowie gegebenenfalls für den Abstinenznachweis an. Wirst Du im medizinisch-psychologischen Gutachten als „bedingt geeignet“ eingestuft, fällt außerdem eine Nachschulung nach § 70 FeV Fahrerlaubnis-Verordnung an.
Vorbereitungskurse | ab 100 Euro pro Stunde |
Abstinenznachweis | 300 bis 600 Euro, je nach Umfang |
Beantragung eines neuen Führerscheins | ca. 250 Euro |
Nachschulung nach § 70 FeV | ca. 400 Euro |
Beispiel 1: Zu viele Punkte in Flensburg
Wer wegen des Erreichens von acht Punkten zur MPU antreten muss, kann mit Kosten in Höhe von rund 1.250 Euro rechnen: 400 Euro für die MPU + 600 Euro für den Vorbereitungskurs + 250 Euro für die Beantragung des neuen Führerscheins. Ein Abstinenznachweis wird hier in der Regel nicht verlangt.
Beispiel 2: Trunkenheitsfahrt
Wurde wegen Alkohol am Steuer ein medizinisch-psychologisches Gutachten angefordert, liegen die Gesamtkosten zwischen 1.800 und 2.300 Euro: 450 Euro für die MPU + 800 bis 1.000 Euro für einen Vorbereitungskurs + 300 bis 600 Euro für einen Abstinenznachweis + 250 Euro für die Beantragung des neuen Führerscheins.
Beispiel 3: Drogenkonsum
Sind Drogen der Grund für die MPU, werden in der Regel Gesamtkosten von rund 2.650 Euro fällig: 600 Euro für die MPU + 1.300 Euro für einen Vorbereitungskurs + 500 Euro für einen Abstinenznachweis + 250 Euro für den Führerscheinantrag.
MPU-Ergebnis: Was passiert nach der Untersuchung?
Hast Du die MPU absolviert, bekommst Du das Ergebnis in zwei bis fünf Wochen zugeschickt. Zuvor solltest Du bei Deiner Begutachtungsstelle unbedingt sicherstellen, dass das Gutachten nur an Dich selbst verschickt wird – und keinesfalls direkt an die Führerscheinstelle!
Wie es danach weitergeht, hängt entscheidend vom Ergebnis des medizinisch-psychologisches Gutachtens ab:
- Positives Gutachten: Fällt das Gutachten positiv aus, kannst Du einen Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis bei der Behörde stellen. Dann erhältst Du Deinen Führerschein in der Regel zurück beziehungsweise er wird gar nicht erst eingezogen.
- Negatives Gutachten: Fällt das medizinisch-psychologische Gutachten hingegen negativ aus, solltest Du es auf keinen Fall an die Führerscheinstelle weitergeben – sonst droht ein negativer Eintrag im Fahreignungsregister. In diesem Fall musst Du erneut zur MPU antreten.
Es besteht außerdem die Möglichkeit, dass Dein medizinisch-psychologisches Gutachten weder positiv noch negativ ausfällt, sondern Dir eine „bedingte Eignung“ attestiert wird. In diesem Fall erhältst Du die Empfehlung, an einer verkehrspsychologischen Nachschulung nach § 70 FeV teilzunehmen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Du zwar bereits die richtigen Ansätze zeigst, sich die Verhaltensänderungen aber noch nicht dauerhaft verfestigt haben. Deine Fahrerlaubnis erhältst Du nach absolvierter Nachschulung zurück – zur MPU musst Du dann nicht noch einmal antreten.
Was passiert mit den Punkten nach der MPU?
Nach bestandener MPU erhältst Du nicht Deine alte Fahrerlaubnis zurück, sondern eine neue. Dadurch startest Du mit einem komplett neuen Punktekonto in Flensburg – Deine „alten“ Punkte verbleiben also nicht im Fahreignungsregister.
Bei der MPU durchgefallen: Das solltest Du jetzt tun
So ärgerlich es ist, bei der MPU durchzufallen, die gute Nachricht lautet: Du kannst die MPU wiederholen und hast weiter die Chance, Deine Fahrerlaubnis zurückzubekommen.
Im Fall eines negativen medizinisch-psychologischen Gutachtens solltest Du es nicht an die Führerscheinstelle weiterleiten und gegebenenfalls Deinen Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis zurückziehen. Denn nach einem Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis legt die Behörde meist eine mehrmonatige Frist fest, bis zu der Du das positive MPU-Gutachten vorlegen musst. Du kannst den Antrag jederzeit neu stellen – sinnvollerweise jedoch erst dann, wenn die im Gutachten festgestellten Defizite beseitigt wurden und Du Aussicht auf ein positives Gutachten hast.
Auch wenn Du Deine Fahrerlaubnis noch besitzt und Dir die Entziehung droht, falls Du das medizinisch-psychologische Gutachten nicht fristgerecht einreichst, solltest Du ein negatives MPU-Gutachten nicht bei der Fahrerlaubnisbehörde vorlegen. In diesem Fall wird Dir zwar möglicherweise die Fahrerlaubnis entzogen, allerdings kannst Du den Antrag auf Neuerteilung jederzeit stellen, sobald Du ein positives Gutachten vorweisen kannst.
Bist Du bei der MPU durchgefallen, solltest Du das medizinisch-psychologische Gutachten zunächst aufmerksam lesen. Darin werden nicht nur die Gründe für das negative Ergebnis aufgeführt, sondern auch klare Empfehlungen und Handlungsanweisungen gegeben. Versuche, diese umzusetzen, und bereite Dich erneut intensiv vor, zum Beispiel mit einem weiteren MPU-Vorbereitungskurs. Diesmal hast Du den Vorteil, dass Du im Gegensatz zum ersten Versuch genau weißt, was auf Dich zukommt.
Theoretisch kannst Du sofort einen neuen Termin für die MPU vereinbaren. Es gibt nach einem negativen medizinisch-psychologischen Gutachten keine Sperrfrist. Es ist jedoch ratsam, nicht sofort wieder anzutreten – denn es gibt offenbar Gründe, warum Du die MPU nicht bestanden hast. Da die Führerscheinstellen keine Frist festlegen, innerhalb derer das positive Ergebnis vorgelegt werden muss, solltest Du Dir unbedingt ausreichend Zeit für die Vorbereitung nehmen. Nicht zuletzt deshalb, weil mit jeder MPU hohe Kosten und ein erheblicher Zeitaufwand auf Dich zukommen.
MPU-Verjährung: Alle Fristen auf einen Blick
MPU-Frist: Wurde der Führerschein entzogen und eine MPU angeordnet, gibt es normalerweise keine Frist, bis zu der Du das Gutachten bei der Führerscheinstelle vorlegen musst – solange Du noch keinen Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis gestellt hast. Erst mit der Wiederbeantragung des Führerscheins setzt die Behörde eine mehrmonatige Frist, innerhalb derer das medizinisch-psychologische Gutachten vorzulegen ist. Überschreitest Du diese, kann es passieren, dass Du Deinen Führerschein – trotz bestandener MPU – nicht zurückerhältst. Kannst Du die MPU nicht innerhalb der gesetzten Frist absolvieren, kannst Du eine begründete Fristverlängerung beantragen oder Deinen Antrag zurückziehen und später neu stellen.
Gültigkeit des Abstinenznachweises: Ein angeordneter Abstinenznachweis muss grundsätzlich immer vor der MPU vorliegen – nur so hast Du eine Chance, die MPU zu bestehen. Sobald der Abstinenznachweis vorliegt, hast Du zwei Monate Zeit, um die MPU zu absolvieren; danach ist der Abstinenznachweis nicht mehr gültig.
MPU-Verjährung: Die MPU an sich verjährt nicht. Dennoch kann es zu einer Art Verjährung kommen: Wenn Du Dir in den folgenden fünf Jahren im Straßenverkehr nichts zuschulden kommen lässt, startet im sechsten Jahr die Verjährung Deiner Zuwiderhandlung im Straßenverkehr, die zehn Jahre dauert. Das bedeutet: Nach spätestens 15 Jahren wird der Eintrag, der zum Führerscheinentzug und zur Anordnung der MPU führte, aus der Akte gelöscht. Danach kannst Du Deinen Führerschein neu beantragen – ohne eine MPU machen zu müssen. Allerdings ist dann der Besuch einer Fahrschule, inklusive theoretischer und praktischer Fahrprüfung, erforderlich.
Mythen und Irrtümer über das medizinisch-psychologische Gutachten
Um die umgangssprachlich als „Idiotentest“ bezeichnete medizinisch-psychologische Untersuchung ranken sich zahlreiche Mythen. Hier gehen wir den gängigsten Vorurteilen auf den Grund.
Mythos 1: „Beim ersten Mal fällt jeder durch“
Viele glauben, dass man die MPU beim ersten Versuch grundsätzlich nicht bestehen kann. Das ist allerdings nicht korrekt: Aus der jährlichen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) geht hervor, dass 2023 rund 60 Prozent die MPU beim ersten Mal bestanden haben – die Durchfallquote beträgt demnach „nur“ etwa 40 Prozent.
Mythos 2: „Jedes Detail in der MPU wird sofort negativ bewertet“
Unsicherheit und Nervosität vor einer anstehenden MPU sind normal. In vielen Fällen hängt das auch damit zusammen, dass Betroffene davon ausgehen, dass Gutachter extrem streng sind und jede Aussage sowie kleinste Unsicherheiten negativ auslegen. Diese Angst müssen Betroffene allerdings nicht haben: Das psychologische Gespräch ist kein Wissenstest, bei dem es nur richtige oder falsche Antworten gibt. Bist Du aufgrund Deiner hohen Nervosität unsicher, ist das noch lange kein Ausschlusskriterium. Vielmehr versucht der Gutachter herauszufinden, ob Du Dich ehrlich mit Deinem Fehlverhalten auseinandergesetzt und gegebenenfalls Verhaltensänderungen eingeleitet hast.
Mythos 3: „Die Gutachter entscheiden willkürlich“
Wer bei der MPU durchfällt, sucht die Schuld nicht immer bei sich. So hält sich der Irrglaube hartnäckig, dass Gutachter nach Sympathie entscheiden und ihre Entscheidungen gar willkürlich sind. Gutachter werden jedoch speziell ausgebildet und regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) überprüft. Theoretisch ist es natürlich möglich, dass ein Gutachter willkürlich handelt – dem sind Betroffene jedoch nicht schutzlos ausgeliefert: Sie können gegen das medizinisch-psychologische Gutachten Einspruch einlegen.
Mythos 4: „Eine MPU ist eine Geldmacherei“
Manch einer empfindet die MPU als pure Gängelung und vermutet dahinter gar eine Maßnahme, um die Staatskasse aufzubessern. MPUs werden jedoch nicht von staatlichen Institutionen durchgeführt, sondern von amtlich anerkannten Prüfstellen. Die Kosten für die MPU fließen also nicht in die Staatskasse, sondern in privatwirtschaftliche Unternehmen. Eine MPU wird auch nur dann angeordnet, wenn eine Person durch massives Fehlverhalten aufgefallen ist. Der Entzug der Fahrerlaubnis dient in diesem Fall der Gefahrenabwehr. Mit der MPU wird der Person die Chance gegeben, ihre Fahrtauglichkeit unter Beweis zu stellen und den Führerschein zurückzuerhalten.
Mythos 5: „Man kann die MPU ohne Vorbereitung bestehen“
Wer glaubt, eine MPU spontan bestehen zu können, nimmt sie womöglich nicht ernst genug. Zwar ist es grundsätzlich möglich, unvorbereitet eine MPU zu bestehen – allerdings zeigt die jährliche Durchfallquote von rund 40 Prozent, dass die Untersuchung nicht einfach zu bestehen ist. Um eine MPU zu bestehen, ist eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem eigenen Fehlverhalten notwendig, und gegebenenfalls müssen auch Verhaltensänderungen herbeigeführt werden. Dies nimmt nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern bedarf in vielen Fällen auch professioneller Unterstützung. In der Regel können seriöse Vorbereitungskurse die Erfolgschancen erhöhen.
Mythos 6: „Ein positives Gutachten garantiert die Rückgabe des Führerscheins“
Ein positives medizinisch-psychologisches Gutachten ist eine Voraussetzung dafür, den Führerschein wiederzuerlangen – eine Garantie ist es aber nicht. Unter bestimmten Umständen wird die Fahrerlaubnis trotz bestandener MPU verweigert. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man sich nach dem Führerscheinentzug mit der MPU sehr lange Zeit gelassen hat – das heißt mehr als zwei Jahre. Dann kann die Behörde den erneuten Besuch einer Fahrschule zur Bedingung machen. Auch wenn innerhalb der auferlegten Sperrfrist weitere Vergehen im Straßenverkehr begangen wurden – zum Beispiel Fahren ohne Führerschein – wird der Führerschein trotz bestandener MPU nicht einfach ausgestellt.
Mythos 7: „Nach der MPU ist man wieder in der Probezeit“
Wer zum Zeitpunkt des Führerscheinentzugs nicht mehr in der Probezeit war, bekommt auch nach der MPU keine neue Probezeit auferlegt. Die Führerscheinprobezeit muss grundsätzlich nur einmal durchlaufen werden. Hast Du Deinen Führerschein allerdings während Deiner Probezeit verloren, musst Du die Restzeit Deiner Probezeit nach der Sperrfrist beziehungsweise nach erfolgreichem Abschluss der MPU nachholen.