Ford Mustang GT 390 „Bullitt“ (1968): Originales Filmauto versteigert
Im Film „Bullitt“ ist der Mustang ein Star. Ford ehrt ihn mit drei Mustang-Sondereditionen. Jetzt wurde das originale Filmauto von 1968 versteigert.
Zehn Minuten reichen manchmal aus, damit ein Auto unsterblich wird. Steve McQueen braust im Filmklassiker „Bullitt“ mit einem Ford Mustang durch San Francisco. Der Film macht aus dem Auto eine Legende, denn es ist die erste Verfolgungsjagd nach heutigen Maßstäben in einem Spielfilm überhaupt. Der Zuschauer fühlt sich dabei, als säße er neben McQueen im Mustang. Das gab es davor nie, seit „Bullitt“ umso öfter.
Das Auto aus dem Film hat die Zeit überdauert. McQueens „Hero Car“, also das Modell für alle Nahaufnahmen, befindet sich fast vollständig in Originalzustand, inklusive aller Modifikationen für den Film. Jetzt ist er der teuerste Mustang der Welt: Am 10. Januar wurde er bei der Mecum-Auktion in Kissimmee, Florida, für 3,4 Millionen US-Dollar (inklusive Gebühren umgerechnet 3,36 Millionen Euro) versteigert.
Der Preis zeigt, welchen herausragenden Legendenstatus der Mustang besitzt. Davon profitiert sein Hersteller: Ohne Ford-Schriftzug und Pony-Logo hat das Film-Auto mehr Kunden zum Mustang gebracht, als es jeder Werbespot könnte. Drei Bullitt-Sondermodelle in drei Mustang-Generationen legt Ford auf. Wir erzählen die Geschichte des Filmautos und seiner drei Neuauflagen.
Ende 1964 kommt das Fastback-Coupé als dritte Mustang-Version auf die Straße.
Ford Mustang Fastback GT 390: Das Bullitt-Filmauto
McQueen spielt im Film den Polizisten Frank Bullitt. Der Schauspieler selbst wählt das Auto aus. Der Mustang ist ein bezahlbares Auto, das sich ein Detective leisten kann. McQueen sieht den Mustang als zusätzlichen Darsteller und lässt ihn nach seinen Vorstellungen gestalten. Das Pony-Logo verschwindet, viele Chrom-Teile werden in Schwarz oder Wagenfarbe lackiert. Am Heck werden die Rückfahrscheinwerfer zugeschweißt.
Zubehör-Felgen des Typs American Racing Torq Thrust ersetzen die originalen Teile. Zudem bekommt das Auto ein paar optische Macken. Der originale Motor mit 390 Cubic Inch Hubraum (6,4 Liter, 325 PS) könnte nicht mit dem Film-Gegner mithalten. Man tunt ihn deshalb mit modifizierten Zylinderköpfen, einem angepassten Vergaser und einer neuen Zündanlage. Durchgehende Rohre ersetzen die Endschalldämpfer.
Die Produktionsfirma Warner Bros. kauft zwei identische Ford Mustang Fastback GT 390 in der Farbe Dark Highland Green mit aufeinanderfolgenden Fahrgestellnummern. Nach Drehschluss wird einer verschrottet, den anderen kauft ein Mitarbeiter. Er fährt das Auto bis 1974 und bietet es dann im Magazin „Road & Track“ an. Die Annonce wird mit einem Tippfehler („Bullett“) gedruckt. Der Farmer Robert Kiernan aus New Jersey kauft das Auto für 3.500 US-Dollar.
McQueen versucht mehrmals, ihm das Auto abzukaufen. Er bietet in einem Brief sogar an, ein vergleichbares Modell zu besorgen, „wenn nicht zu viel Geld involviert ist“. Kiernan lehnt ab und behält das Auto. Als 1980 die Kupplung des Mustang aufgibt, stellt er ihn ab.
2001 legt Ford die erste „Bullitt“-Sonderserie des damals aktuellen Modells auf. Kiernan beginnt gemeinsam mit seinem Sohn Sean die Reparatur des Originals. Aber es fehlt an Zeit und Möglichkeiten. Sean Kiernan heiratet und wird Vater, Robert Kiernan erkrankt an Parkinson. Erst nach dem Tod seines Vaters (2014) baut Sean Kiernan das Auto wieder zusammen und erzählt einigen Menschen von dem Schatz seiner Familie. Bis dahin lagert der Mustang in einer Scheune unter einer Plane. Wenn jemand nach dem Auto fragt, winkt er nur ab und sagt, es handele sich um einen alten Camaro.
Als Ford im Jahr 2017 einen neuen Mustang Bullitt vorstellt, ist das originale Filmauto dabei. Er begleitet seinen Nachfolger auf Messen oder fährt in Goodwood beim Festival of Speed (wie im Film gegen einen Dodge Charger). Sogar die fix zurechtgespachtelte Beifahrerseite hält bis heute. Sie wird in den letzten Drehtagen verbeult und notdürftig repariert.
Kiernan wählt eine vergleichsweise kleine Auktion für den Verkauf seines wohl kostbarsten Besitzes. Wer das Auto letztlich gekauft hat, ist nicht bekannt. Das höchste Gebot kommt per Telefon von einem anonymen Bieter.
Bullitt 2001: Ford Mustang 4
Ford bringt 2001 erstmals ein Bullitt-Sondermodell der vierten Mustang-Generation. Optisch hat das Auto nur wenig mit dem 1968er-Modell zu tun. Dennoch versucht Ford, Details des originalen Bullitt Mustang im neuen Modell unterzubringen. Etwa eine (nicht funktionale) Lufthutze auf der Haube, einen Schriftzug am Heck, eine Tieferlegung mit kürzeren Federn und Tokico-Stoßdämpfern, Felgen im originalen Design und eine Karosserie ohne zusätzliche Spoiler, aber mit einer modifizierten C-Säule. Innen setzt Ford Sportsitze mit speziellem Bezug, Zierleisten mit Schriftzug, einen Alu-Schaltknauf und Pedalkappen aus Edelstahl ein.
Damit der Bullitt-Mustang dem normalen Mustang GT davonfährt, bekommt sein 4,6-Liter-V8 zwei Drosselklappen mit je 57 Millimetern Durchmesser, eine Ansaugbrücke aus Aluminium, eine optimierte Auspuffanlage und die Bremsen des Mustang Cobra. Eine Automatik-Option gibt es im Bullitt nie. Die Modifikationen sorgen für fünf PS mehr, insgesamt immerhin 269 PS.
Insgesamt entstehen 5.582 Exemplare des ersten Ford Mustang Bullitt. Die meisten von ihnen (3.041) sind in der Originalfarbe Dark Highland Green lackiert, viele andere in Schwarz (1.819). True Blue ist die unbeliebteste Farbe (772). Heute sind gerade solche Autos begehrt. In Deutschland gibt es den 2001er Ford Mustang Bullitt nur von Importeuren. Solche Modelle sind auf mobile.de kaum vertreten – der Mustang 4 ist in Deutschland generell selten.
Bullitt 2008: Ford Mustang 5
2008 legt Ford eine neue Sonderserie auf. Der Mustang 5 ist seit 2004 auf dem Markt, mit neuer Plattform und Retro-Design. Die Bullitt-Sonderserie baut erneut auf dem Mustang GT mit acht Zylindern auf. Anders als 2001 verzichtet Ford auf das galoppierende Pferd im Kühlergrill – wie McQueen im Film. Das Raddesign orientiert sich erneut am Original, am Heck sitzt ein Bullitt-Logo als stilisierte Tankklappe.
Lenkrad und Sitze stammen vom Top-Modell Mustang Shelby GT500, bekommen aber ein eigenständiges Design. Aluminium-Akzente und eine eigenständige Schriftart auf den Instrumenten heben den Innenraum vom normalen GT-Interieur ab.
In der 2008er-Auflage modifiziert Ford erneut den GT-Motor. Der 4,6-Liter-Block erhält einen offenen Luftfilter und eine spezielle Abstimmung, die eine höhere Drehzahl zulässt. Seine Leistung steigt von 304 auf 319 PS. Wieder ist ein Fünfgang-Schaltgetriebe die einzige Option. Eine Domstrebe mit Bullitt-Plakette versteift den Vorderwagen.
Ford baut 5.772 Exemplare des zweiten Bullitt-Sondermodells in den Modelljahren 2008 und 2009. 4.975 von ihnen sind in Dark Highland Green lackiert, 1.607 in Schwarz. Auch der Mustang 5 wird offiziell nie in Deutschland verkauft. Bei mobile.de finden sich dennoch regelmäßig Fahrzeuge.
Bullitt 2019: Ford Mustang 6
Zum 50. Jubiläum des Films zeigt Ford die dritte Generation des Mustang Bullitt. Zum ersten Mal kommt er offiziell nach Deutschland. Ford kündigt eine Limitierung auf 500 Stück an, erhöht aber wenig später auf 750 Exemplare. Mittlerweile sind rund 800 Fahrzeuge für den deutschen Markt produziert – etwa ein Zehntel der Gesamtproduktion.
Basis für den neuen Mustang Bullitt ist erneut der Ford Mustang GT. Er bekommt einen Grill ohne Pony, einige Chrom-Details an Front und Flanken, Felgen im klassischen Design, ein Bullitt-Logo am Heck und vier schwarze Endrohre an der Klappen-Auspuffanlage. Spoiler gibt es nicht am 2019er Mustang Bullitt. Dafür eine fast volle Ausstattung.
Ledersitze und Türverkleidungen erhalten dezente, grüne Ziernähte. Ein großes Navigationssystem ist serienmäßig an Bord, ebenso ein digitaler Tacho mit 300-km/h-Skalierung. Der Billardkugel-Schaltknauf besteht nicht mehr aus Aluminium, zitiert das Original dafür besser. Eine Plakette auf dem Armaturenbrett trägt eine fortlaufende Nummer sowie den Buchstaben des Modelljahres (K für 2019, L für 2020) oder die Lettern MP (Vorserie).
Der Fünfliter-V8 bekommt im Mustang Bullitt Ansaugbrücke, Drosselklappe und Luftfilter aus dem stärkeren Shelby GT350. Damit steigt die Leistung von 450 auf 460 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 262 km/h abgeregelt. Serienmäßig gibt es ein Sechsgang-Schaltgetriebe und große Brembo-Bremsen. Einzige Optionen des 2019er Mustang Bullitt sind ein adaptives Fahrwerk („Magneride“), Recaro-Sitze (ohne Sitzheizung, Sitzlüftung und elektrische Verstellung) und eine autarke Stromversorgung für die Alarmanlage.
Auf mobile.de finden sich 170 Ford Mustang Bullitt der Modelljahre 2019 und 2020 (Stand: Januar 2020). Einige sind Neuwagen, die meisten kaum gefahren. Die aufgerufenen Preise entsprechen fast den Listenpreisen. Fast alle sind in Dark Highland Green (in Deutschland: Montana-Grün) lackiert, die wenigsten schwarz. Ein Einzelstück in Blau hat Ford für einen guten Zweck versteigert. Dieses Auto wird wohl nicht nach Deutschland kommen.
Unter der Haube des Bullitt sitzt ein 5,0-Liter-V8-Motor mit 460 PS.