Der Ford Mondeo ist ein unterschätzter Kombi
Fords Mondeo kommt so langsam in die Jahre. 2019 gab es ein Facelift, Kinderkrankheiten sind kein Thema mehr. Höchste Zeit für einen letzten Test
- Ford Mondeo im Überblick
- Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Mondeo
- Infotainment, Radio, Bedienung in Fords Mittelklasse
- Assistenzsysteme und Sicherheit im Mondeo Kombi
- Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
- Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
- Ausstattung, Preis, Fazit
- Technische Daten: Ford Mondeo Turnier
- Motoren, Getriebe (Stand: 03/2020)
- Preise und Ausstattung des Ford Mondeo Turnier (Stand: 03/2020)
Flott sieht er immer noch aus, der Mondeo. Zum Test rollt er mit sportlichen Schürzen und einem angedeuteten Diffusor am Heck. Bloß die kleinen (Winter-)Räder verraten: Der Sport ist beim Mittelklasse-Kombi von Ford vor allem Deko. Ein schnelles Topmodell gibt es beim Mondeo nicht. Nur die Kombination aus starken Motoren und zackiger Optik, jeweils individuell gegen Aufpreis.
Bei Ford gehört eine gewisse Spritzigkeit allerdings zum Markenkern. Die kommt in Maßen im großen Kombi an: Der Mondeo lenkt und fährt agiler, als man es ihm zutraut. Und er bringt ab Werk mehr Sport mit, als es jedes SUV kann. Kein komischer Vergleich, denn: Ford denkt laut darüber nach, den Mondeo mit einem vergleichbar großen SUV zu ersetzen. Eine sechste Generation des Mittelklässlers wird es jedenfalls nicht geben.
Noch ist der Mondeo Mk5 aber auf dem Markt. Höchste Zeit für einen genauen Blick auf seine Qualitäten und alle Neuheiten des Facelift-Modells 2019. Der Ford Mondeo Turnier 2.0 EcoBlue im voraussichtlich letzten Test.
Sportliche Charakteristik mit ordentlichem Platzangebot.
Ford Mondeo im Überblick
- Mittelklasse-Kombi mit ordentlichem Platzangebot
- Facelift-Modell ab 2019
- Sportliche Charakteristik trotz komfortabler Abstimmung
- Kein Nachfolger geplant
- Hohes Gewicht wirkt sich auf die Längsdynamik aus
Karosserie, Platzangebot, Abmessungen
Der Mondeo gehört zu den Großen. Er zieht in der Länge mit dem Skoda Superb Combi gleich. Einen VW Passat überragt er um zehn Zentimeter. Nur Opel Insignia und Volvo V90 sind noch länger. Die Nobel-Mittelklasse mit BMW 3er, Audi A4 und Mercedes C-Klasse kommt viel weniger Platz und feinerem Anspruch. Sie zählt nicht zur direkten Konkurrenz.
Das Layout mit Quermotor und Frontantrieb hilft dem Mondeo, seine Länge gut zu nutzen. Ford bringt auf 2,85 Metern Radstand eine große Fahrgastzelle unter. Vier Erwachsene sitzen bequem und haben genügend Raum. Vorn bleibt trotz der breiten Mittelkonsole genug Freiheit für die Knie. Zur Not kommt sogar Passagier fünf auf der Rückbank zurecht, wenn er sich mit seinen direkten Nachbarn gut versteht. Allerdings bietet die Konkurrenz auf weniger Länge mehr Platz.
Gleiches gilt für den Kofferraum. Ford gibt ein Volumen von 525 bis 1.630 Litern an. Eine Menge Platz, aber im Segmentvergleich nicht besonders groß. Immerhin: Der Mondeo bietet eine niedrige Ladekante und eine lange, ebene Fläche. Beim Einladen ist er praktisch. Links und rechts bleibt hinter den Radhäusern Platz für Staufächer. Kleine Gegenstände purzeln nicht durch den Kofferraum. Uns fehlt allerdings die Entriegelung der Rücksitzlehnen aus dem Fahrzeugheck.
Innenraum, Verarbeitung, Materialien im Mondeo
Im Innenraum richtet sich der Mondeo am Ford-Look aus. Markentypisch trägt er viele Knöpfe am Lenkrad und einige auf der Mittelkonsole. Diverse lackierte Spangen lockern das Cockpit auf. Feine Bezüge oder Nähte gönnt der Hersteller dem Armaturenbrett nicht, dafür aber große Mengen unterschäumten Kunststoffs. Das wirkt vor allem funktional.
Im Mondeo klappert oder knarzt nichts, alles wirkt solide verarbeitet. Gemessen an seiner Klasse trifft das Auto ein gutes Mittelmaß. Für mehr fehlt ihm die Finesse. Das Facelift bringt einen neuen Automatik-Wählhebel mit. Die Ausstattungslinie ST-Line kommt zusätzlich mit feinen Bezügen und roten Kontrastnähten. Die werten vor allem das Lenkrad auf.
Praktisch: Ford baut viele Staufächer ein. Die Mittelarmlehne bietet Platz für zwei Flaschen und allerhand Kleinkram unter der Armlehne. Weiter vorn verstaut ein großes Fach zum Beispiel ein Smartphone außerhalb des Sichtbereichs. Nachteil: Man muss sich ordentlich strecken, um an das Fach zu gelangen.
Infotainment, Radio, Bedienung in Fords Mittelklasse
Bei Ford heißt der Infotainment-Standard „Sync“, aktuell in der dritten Generation. Im Mondeo steckt dieses System bereits seit 2016. Ein (serienmäßiger) Acht-Zoll-Touchscreen steuert die wichtigsten Funktionen für Unterhaltung, Fahrzeugeinstellungen und Navi (optional). Die Grafiken wirken nicht frisch, aber sie flutschen flüssig über den Bildschirm. Alle Funktionen sind logisch angeordnet. Auf die Sprachsteuerung sollte man sich nicht verlassen. Im ersten Anlauf versteht sie uns selten. Schön: Für viele Funktionen gibt es noch echte Tasten.
Der Variant ist die meistgebaute Passat-Variante.
Das Infotainment verbindet Smartphones über die Standards Apple CarPlay sowie Android Auto. Dann klappt es auch mit den Sprachbefehlen. Insgesamt bietet das System eine solide Ausstattung. Ford ergänzt es mit einem kleinen Display hinter dem Lenkrad. Es arbeitet digital, zeigt aber vor allem analog an. Ein hübsches Element, das mit den modernen Bildschirmen der Konkurrenz aber nicht mehr mithalten kann.
Assistenzsysteme und Sicherheit im Mondeo Kombi
Spätestens bei der Assistenz spürt man das Alter des Mondeo. Er ist seit 2014 auf dem deutschen Markt, das Update kann nicht alles nachholen. Die wichtigsten Helfer sind verfügbar, einige sogar serienmäßig: Der Mondeo hilft beim Halten von Spur und Geschwindigkeit, außerdem schaltet er automatisch das Fernlicht an. Gegen Aufpreis hält er automatisch den Abstand und unterstützt beim Parken.
Ganz unproblematisch arbeiten die Systeme nicht. Der Tempomat hält im Test bergab nicht die eingestellte Geschwindigkeit, sondern schlägt ein paar Stundenkilometer auf. Auch dem Spurassistenten fehlt die Zuverlässigkeit. Er erkennt die Linien zwar meist, warnt aber nicht immer, wenn man sie überfährt. Zudem enttäuscht das Fernlicht mit mäßiger Lichtstärke.
Antrieb, Motor, Getriebe, Fahrleistungen
Der Diesel im Test-Mondeo erledigt seine Arbeit ohne Tadel. Er holt 190 PS aus 2,0 Litern Hubraum – der aktuell stärkste Diesel im großen Kombi von Ford. In ähnlicher Form treibt dieser Motor den sportlichen Ford Focus ST an. Der schwere Mondeo nimmt ihm etwas Spritzigkeit. In neun Sekunden bemüht er sich auf Tempo 100. Nicht besonders flink für einen Automatikwagen dieser Leistung. Gefühlt geht es dennoch flott vorwärts.
Außerdem benimmt er sich an der Tankstelle. Mit durchschnittlich fünfeinhalb Litern pendelt er ins Berliner Umland. Auf zügig gefahrenen Autobahnetappen steigt der Verbrauch auf gut sieben Liter pro 100 Kilometer. Beide Werte gehen für Größe und Fahrprofil in Ordnung. Seine Kraftstoffsorte verheimlicht der Motor nicht: Im Innenraum kommt eine kernige Geräuschkulisse an.
Ford koppelt den Vierzylinder mit einer Achtgang-Wandlerautomatik. Die mag es vor allem gemütlich und komfortabel, findet aber flink den richtigen Gang. Der serienmäßige Frontantrieb steht dem Mondeo gut, auf 2.500 Euro Aufpreis und Zusatzgewicht für den optionalen Allradantrieb verzichten wir gern.
Fahrwerk, Lenkung, Fahrverhalten
Dies gilt auch, da der Mondeo ohne zweite Antriebsachse bereits schwer genug ist. Je nach Ausstattung wiegt er mit dem großen Diesel 1,7 bis 1,8 Tonnen – viel Speck für sein Segment. Trotzdem gelingt es Ford, den Mondeo agil abzustimmen. Lenkung und Fahrwerk geraten mitteilungsbedürftig und direkt, sie vermitteln ein gutes Gefühl und Verbundenheit zur Straße.
Das optionale Adaptivfahrwerk bietet eine kluge Spreizung von Komfort bis Sport. Auf langen Reisen dämpft es Stöße und Schläge gut weg. Bei flott gefahrenen Etappen fühlt sich der Mittelklasse-Kombi kompakter an, als er tatsächlich ist.
Ausstattung, Preis, Fazit
Insgesamt hinterlässt der Mondeo einen guten, soliden Eindruck. Der wird allerdings hier und da getrübt. Man spürt, dass er auf angegrauter Technik fährt. Seine Plattform ist zu schwer, außerdem verschwendet sie Platz. Das macht den Mondeo nicht zu einem schlechten Auto, verschafft ihm im Segment aber Nachteile. Dennoch gefällt er mit seiner feinen Fahrwerksabstimmung und dem kräftigen und sparsamen Antrieb.
Der Mondeo startet als Limousine mit 120 Diesel-PS bei 32.300 Euro. Das große Kombi-Heck kostet 1.000 Euro Aufpreis. Aktuell sind nur Selbstzünder und ein Vollhybrid verfügbar. Die getestete Variante mit 190 Diesel-PS und Automatikgetriebe kostet mindestens 42.300 Euro (Ausstattung: Titanium), in der sportlichen ST-Line werden daraus 45.800 Euro. Die meisten Extras sind dann bereits an Bord. Unser Testwagen kommt mit Navi, Adaptivfahrwerk, Winterpaket und verstellbaren Kopfstützen auf insgesamt 49.645 Euro. Seit der Preiserhöhung im Februar 2020 steigt der Preis auf rund 51.000 Euro. Ford bietet auf seiner Website einen Aktionspreis von rund 47.000 Euro an.
Auf mobile.de starten vergleichbare Neuwagen bereits bei weniger als 40.000 Euro. Aber in dieser Klasse zählt vor allem der Listenpreis: VW bietet den Passat mit vergleichbarem Antrieb und gehobener Ausstattungslinie (Business) ab 46.090 Euro an. Skoda preist den Superb Combi als Sportline mit großem Selbstzünder und ohne zusätzliche Extras ab 45.990 Euro ein. Nur Opel kommt mit 43.485 Euro für den Insignia Sports Tourer mit GS-Line und 174 PS auf einen deutlich günstigeren Listenpreis.
Technische Daten: Ford Mondeo Turnier
Technische Daten | Ford Mondeo 2.0 EcoBlue |
---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Getriebe | Achtgang-Wandlerautomatik, Frontantrieb |
Leistung | 190 PS (140 kW) bei 3.500 U/min |
Drehmoment | 400 Nm bei 2.000-3.000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,0 s |
Geschwindigkeit | 218 km/h |
Verbrauch | 5,8 l/100 km (WLTP) |
CO2-Ausstoß | 153 g/km (WLTP) |
Testverbrauch | 5,5 l/100 km |
Länge | 4.867 mm |
Breite | 1.852 mm |
Höhe | 1.501 mm |
Radstand | 2.850 mm |
Kofferraumvolumen | 535-1.630 Liter |
Testwagenpreis | 49.645 Euro |
Motoren, Getriebe (Stand: 03/2020)
Seit 2014 bietet Ford den Mondeo mit vielen verschiedenen Antrieben an. Mittlerweile ist das Angebot jedoch ausgedünnt. Aktuell steht ein Diesel in drei Leistungsstufen in der Preisliste. Ab 150 PS kommt optional eine Automatik ins Auto, in der höchsten Leistungsklasse kann Allradantrieb konfiguriert werden. Reine Benziner gibt es gar nicht mehr, dafür einen Vollhybrid: Der Mondeo mit zwei Motoren leistet insgesamt 187 PS und verbraucht weniger als fünf Liter laut Norm. Insgesamt sind also vier Antriebe im Ford Mondeo verfügbar:
- Ford Mondeo 2.0 EcoBlue: 2,0Liter-Diesel, 120 PS
- Ford Mondeo 2.0 EcoBlue: 2,0Liter-Diesel, 150 PS
- Ford Mondeo 2.0 EcoBlue: 2,0Liter-Diesel, 190 PS
- Ford Mondeo 2.0 Hybrid: 2,0Liter-Benzin-Vollhybrid, 187 PS
Preise und Ausstattung des Ford Mondeo Turnier (Stand: 03/2020)
Motorisierung | Preise Ford Mondeo Trend | Preise Ford Mondeo Titanium | Preise Ford Mondeo ST-Line | Preise Ford Mondeo Vignale |
---|---|---|---|---|
Ford Mondeo 2.0 Hybrid | 38.200 Euro | 42.000 Euro | 45.000 Euro | 48.000 Euro |
Ford Mondeo EcoBlue (120 PS | 33.300 Euro | - | - | - |
Ford Mondeo EcoBlue (150 PS, manuell) | 34.800 Euro | 37.800 Euro | 41.300 Euro | - |
Ford Mondeo EcoBlue (190 PS, Automatik) | - | 42.300 Euro | 45.800 Euro | 49.100 Euro |
Ford Moneo Turnier in Bildern
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