Der erste Ford Kuga ist besonders solide
Ford baute den ersten Kuga nur kurz. Generation Eins ist als Gebrauchter empfehlenswert. Worauf man trotzdem achten muss, erfährst Du hier.
Der Kuga startete 2008 und war Fords Beitrag zum wachsenden Segment der Kompakt-SUV. Käufer fanden sich schnell: Der Kuga bietet einen praktischen Innenraum, fährt erstaunlich sportlich und war günstiger als der Tiguan. Die Technik stammte aus Focus und C-Max, die Motoren zum Teil aus Kooperationen mit Volvo und Peugeot.
Zwar konnte der Kuga in Vergleichstests seinerzeit nicht gegen den VW Tiguan bestehen. Als Gebrauchtwagen ist er ihm aber klar voraus, Langzeitqualität und Haltbarkeit sind laut TÜV und Dekra deutlich besser.
Für den Geländeeinsatz ist der Kuga nicht gemacht. Wurde das Modell überwiegend auf der Straße gefahren, kann man nicht viel falsch machen - im Grunde. Denn ein paar typische Probleme hat auch der Kuga. Wir geben hier einen Überblick.
Historie und Modellwechsel
Nur vier Jahre lang (2008-2012) baute Ford die erste Kuga-Generation, daher änderte sich während der Bauzeit nicht viel. 2011 erhielt die Ausstattung Titanium LED-Tagfahrlicht, Ford ergänzte die Ausstattung Individual. Der Grund für den schnellen Modellwechsel: Ford brauchte ein Kompakt-SUV für alle Weltmärkte. Der erste Kuga dagegen war nur für Europa konzipiert. Also stand bereits ab März 2013 die zweite Generation des Kuga bei den Ford-Händlern.
Die Anzahl der Rückrufe für den ersten Kuga ist übersichtlich. Fahrzeuge ab Juli 2012 mussten wegen eines Problems mit dem vorderen Gurtstraffer in die Werkstatt: Bei einem Aufprall kann starke Hitze entstehen und das Dämmmaterial innen an der B-Säule entzünden. Autos aus dem Zeitraum Mai bis Oktober 2010 leiden an undichten beheizten Waschdüsen, dabei kann ein Kurzschluss einen Brand auslösen. Modelle, die zwischen November 2008 und März 2009 gebaut wurden, haben Probleme mit dem Rückschlagventil in der Unterdruckpumpe des Bremssystems.
Wer ein betroffenes Modell in Betracht zieht, sollte darauf achten, dass die Rückrufe belegbar bearbeitet wurden. Beachtenswert ist in jedem Fall die geringe Zahl der offiziellen Rückrufe - erst recht, da der Kuga ein neu entwickeltes Modell war.
Karosserie
Karosserievarianten gab es nicht: Der Kuga kam stets als 4,44 Meter langer Fünftürer. Das Raumangebot ist nicht überragend, der Mittelplatz auf der Rückbank taugt nur für Kinder. Der Kofferraum fasst zwischen 410 und 1.405 Liter, deutlich weniger als etwa beim VW Tiguan (470-1.510 l). Bei umgeklappter Rücksitzlehne entsteht ein komplett ebener Laderaum. Kritisiert werden von Kuga-Besitzern dagegen die schlechte Sicht nach hinten und fehlende Ablagemöglichkeiten.
Ein generelles Rostproblem ist beim Kuga nicht bekannt. In Internetforen gibt es zwar einige wenige Berichte zu Rost. Aber es sind nur wenige, die zudem keine statistische Auffälligkeit an bestimmten Karosserieteilen erkennen lassen. Einzige Ausnahme: Flugrost am Fahrwerk.
Motor und Getriebe
Das Motorenangebot ist ebenfalls übersichtlich. Am häufigsten baute Ford einen 2,0-Liter-Turbodiesel ein, mit wahlweise 136 PS (bis 2/2010), 140 PS (ab 2/2010) oder 163 PS. Vor allem die schwächere Variante mit Frontantrieb findet sich häufig, Allrad war gegen Aufpreis erhältlich. Der stärkere Diesel kam stets mit Allrad.
Den Motor koppelte Ford an ein manuelles Sechsganggetriebe. Die Allradmodelle konnten ab 2010 mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe namens Powershift bestellt werden. Bei diesem Getriebe muss alle 60.000 Kilometer das Öl gewechselt werden. Der Basisdiesel mit Allrad und Automatik ist durchaus zu finden, große Probleme sind nicht bekannt. Nach Jahren können sich kleine Probleme und Verschleiß jedoch summieren, das gilt besonders für Elektronikbauteile. Eine Probefahrt ist also wie bei jedem Gebrauchtwagen Pflicht.
Aus heutiger Sicht könnte den Dieselmotoren die Debatte um Fahrverbote in Innenstädten zum Problem werden. Vor allem frühe Modelle mit Euro 4 haben schlechte Karten. 2011 stellte Ford auf Euro 5 um. Eine Umrüstung und damit das Vermeiden von Fahrverboten ist nach aktuellem Stand (Juni 2019) nicht möglich.
Der einzige Benziner im ersten Kuga war ein interessantes, aber durstiges Triebwerk: Volvo lieferte einen Fünfzylinder-Turbo mit 200 PS zu. Er ist aber nur schwer zu finden, da nur wenige Neuwagenkäufer sich für diesen Motor entschieden.
Fahrwerk
Die Kuga-Paradedisziplin: Laut TÜV sind Fahrwerksmängel beim Kuga deutlich seltener als bei vergleichbaren Fahrzeugen. Die Haltbarkeit von Achsfedern, Dämpfung, Lenkung, Funktion der Bremse und Bremsbauteilen ist überzeugend. Auch am Auspuff gibt es seltener Rost als bei anderen Kompakt-SUV.
Undichtigkeiten an den Antriebswellen treten selten auf. Mitunter monieren die HU-Prüfer ausgefallenes Abblendlicht. Schuld sind Spannungsspitzen, die Ford mit einem Software-Update adressiert hat. Die Funktion der Lichtanlage sollte dennoch zur Sicherheit überprüft werden. Ebenso der Zustand der Achsmanschetten, denn der Kuga ist ein großes, schweres Fahrzeug. Autos, die im Gelände waren, leiden außerdem mitunter an laut knirschenden Radlagern. Bei der Probefahrt sollten keine Geräusche vom Fahrwerk kommen, die Federung komfortabel und das Handling sportlich sein. Normal beim Kuga sind ein mäßiger Abrollkomfort und eine etwas nervöse Lenkung.
Ausstattung und Sicherheit
Zur Ausstattung der Basisversion „Trend“ zählen sechs Airbags, ESP, manuelle Klimaanlage und elektrische Fensterheber. Meist entschieden sich Käufer für die Titanium-Version mit Klimaautomatik, Regensensor, Tempomat und 17-Zoll-Rädern. Gegen Aufpreis konnte man im Kuga eine beheizte Frontscheibe, Panorama-Glasdach, Xenonlicht, eine Standheizung und ein Navi bestellen. Zum Ende der Bauzeit bot die Ausstattung Individual außerdem eine Einparkhilfe vorn und hinten sowie 18-Zöller. Einige Kuga kamen mit Lederpolsterung.
Keine Empfehlung gibt es von uns für das Werksnavi, über das sich viele Besitzer beklagen. Oftmals findet es sich in gebrauchten Kuga gemeinsam mit der Rückfahrkamera, die wiederum empfehlenswert ist.
Marktsituation und Preise
Es gibt wegen der kurzen Bauzeit kein allzu großes Angebot an gebrauchten Kuga der ersten Generation. Aber eben auch kein Modell eines Wettbewerbers, das in der Summe so zuverlässig fährt. Es kann sich also lohnen, zu suchen. Angeboten werden im Sommer 2019 rund 400 Fahrzeuge mit weniger als 150.000 Kilometer Laufleistung und einem durchgestempelten Scheckheft. Die meisten davon sind Diesel, klar. Die Preise starten bei etwa 8.500 Euro. Wer auf das Scheckheft verzichtet, hat fast doppelt so viel Auswahl - dann ab rund 6.500 Euro.
Ford Kuga: Fazit und Empfehlung
Das kleine Motorensortiment erleichtert die Auswahl: Der Benziner ist selten und verbraucht viel, also bleibt nur der Diesel. Sinnvoll ist der Basisdiesel mit Frontantrieb und manuellem Sechsganggetriebe, am wenigstens mit Euro-5-Norm und 140 PS ab 2011. Die Diesel-Debatte macht diese Autos relativ günstig: ab 8.000 Euro startet unser Wunsch-Kuga. Wer genau deshalb keinen Diesel mit veralteter Abgasnorm kaufen möchte, wird beim ersten Kuga nicht fündig. Ein breites Benziner-Angebot gibt es erst bei der zweiten Generation des kompakten SUV.