Ein gebrauchter Ford Fiesta bietet günstigen Fahrspaß
Der Ford Fiesta ist ein solider, fahraktiver Kleinwagen - aktuell, ebenso wie in vorheriger Ausgabe: Die siebente Generation in der Gebrauchtwagen-Kaufberatung.
Historisch betrachtet war der Fiesta für Ford ein Neuanfang: Frontmotor und Frontantrieb sind aus heutiger Sicht längst Mainstream, doch bis zum Marktstart des Kleinwagens 1978 wurden bei sämtlichen Modellen der Marke die Hinterräder angetrieben. Bis heute hält Ford beim Fiesta an diesem Konzept fest - und verkaufte insgesamt mehr als 15 Millionen Exemplare des VW Polo-Konkurrenten, in Europa gilt er damit als Bestseller seines Segments. Seit 2017 ist die bereits achte Generation erhältlich. Doch der ab 2008 produzierte Vorgänger wirkt noch frisch, ähnelt dem aktuellen Modell optisch stark. Ein Grund, sich mit der intern Typ JA8 bezeichneten Generation als Gebrauchtwagen auseinanderzusetzen. Weitere gefällig? Fiestas der siebten Baureihe bieten auf 3,96 Metern Länge verhältnismäßig viel Raum. Und machen mit ihrem sportlich ausgelegten Fahrwerk einfach Spaß.
Das Angebot an Gebrauchten ist auf mobile.de reichhaltig. Derzeit werden rund 5.000 Autos mit mindestens 12 Monaten HU und einer Laufleistung von maximal 100.000 Kilometern angeboten. Dass nur etwas mehr als die Hälfte davon scheckheftgepflegt ist – geschenkt. Und zum Teil dem Kleinwagen-Segment geschuldet.
Die technische Basis des Fiesta Mk7 gilt als solide. Erfuhr der Fiesta TYP JA8 Zeit seines bisherigen Lebens ein Mindestmaß an Pflege, sind grobe, überraschende Probleme unwahrscheinlich. Doch kleine Macken und typische Schwachstellen gibt es. Wir gehen hier auf die häufigsten Mängel ein.
Ford Fiesta Mk7: Historie und Modellwechsel
Die Bodengruppe übernahm Fiesta Nummer sieben von seinem Vorgänger, doch. Technisch und optisch unterscheidet sich der JA8 aber deutlich von der sechsten Generation. Die Zetec- und Duratec-Motoren entfielen, Front und Seiten sehen ganz anders aus und der Innenraum hat mit jenem des Vorgängers praktisch nichts gemein.
Während der acht Jahre währenden Bauzeit gab es mehrere Rückrufe: 2010 und 2011 gebaute Dieselfahrzeuge konnten aufgrund eines überhitzten Glühkerzenmoduls Feuer fangen. Bei den zwischen Juli und Oktober gebauten Dieselmotoren konnten wegen eines gelösten Verschlussstopfens heiße Abgase austreten. Bei allen anderen Modellen des Produktionsmonats September 2011 war ein Reißen der Befestigungsschraube an der Aufnahme der hinteren Achse denkbar.
Bei von Januar bis Februar 2011gebauten Fiesta sind Probleme mit austretender Bremsflüssigkeit möglich, aufgrund durchgescheuerter Bremsleitungen. Heißt bei der Gebrauchtwagen-Suche: Soll es ein Fahrzeug mit Baujahr 2010 oder 2011 werden, ist die Durchführung der Rückrufaktionen entscheidend. Im Idealfall sind diese durch Rechnungen oder Eintragungen im Bordheft belegt.
2013 ging der Fiesta Typ JA8 in die zweite Phase seines Lebenszyklus: Ab dem Facelift (zu erkennen am großen Kühlergrill). Fortan umfasste das Angebot moderne Fahrassistenten, Kühlergrill und Motoren wurden erneuert. Unter der Haube vieler Facelift-Modelle arbeitet ein Dreizylinder-Benziner. Das 1,0-Liter-Aggregat leistet 65, 80, 100, 125 oder 140 PS. Im Sportmodell ST generiert ein 1,6-Liter-Vierzylinder bis zu 215 PS.
Karosserie
Zu Lebzeiten betrug der Aufpreis für den Fünftürer 750 Euro (beim Basismotor mit 60 PS gar 1.150 Euro Aufpreis), auf dem Gebrauchtwagenmarkt fällt die Differenz zwischen Drei- und Fünftürer natürlich geringer aus.
In jedem Fall ist das Geld für zwei weitere Einstiege gut angelegt. Klar, vorne finden Insassen im Fiesta normalerweise ausreichend Platz, doch hinten kann es eng werden. Beim Dreitürer müssen sich Fondpassagiere falten, um Platz nehmen zu können. Der Fiesta-Gepäckraum fasst in jedem Fall zwischen 295 und 979 Liter. Fiesta-Besitzer fanden im Alltag damit ihr Auslangen, doch in einschlägigen Foren wird oft die schlechte Sicht nach hinten kritisiert.
Mit exzessivem Rostbefall kämpfen Karossen der siebten Fiesta-Generation nicht. Allerdings monieren einige Internet-User Rost an Fahrwerksteilen.
Motoren und Getriebe
Die sechste Fiesta-Baureihe war noch mit bis zu 2,0 Liter großen Motoren erhältlich. Den hier vorgestellten Fiesta JA8 lieferte Ford mit maximal 1,6 Litern Hubraum aus. Doch die Mehrzahl der ausgelieferten Benziner trug kleinere Aggregate. Den Einstieg bildete bis zum Facelift ein 1,25-Liter-Vierzylinder (60 oder 82 PS), als Zwischenstufe gab es noch einen 1,4-Liter-Vierzylinder (mit 96 PS). Das große Aggregat war mit 105, 120 oder 134 PS erhältlich.
Vom Einstiegs-Motor mit 60 PS raten Baureihen-Experten ab. Ist das Budget knapp, empfehlen wir eher die stärkere Version des 1,25-Liters. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist dieser weit verbreitet.
Mit der Modellpflege im Jahr 2012 löste ein Dreizylinder die 1,4- und 1,6-Liter großen Aggregate ab. Der 1,0-Liter schöpft ohne Turbo 65 oder 80 PS, mit Aufladung 100, 125 oder 140 PS. Stadtwagen kommen mit den mittleren Varianten mit 80 oder 100 PS aus. Der (Landstraßen)-Spaß beginnt darüber. Ein Tipp zum Sparen: Der Fiesta 1.4 LPG mit 92 PS schlürft Autogas und kommt dadurch im Alltag günstiger.
Als Diesel gibt es seit der Modellpflege den 1.5 TDCi mit 75 oder 95 PS. Davor bot Ford auch 1,4- und 1,6-Liter große Selbstzünder mit 70, 75, 90 oder 95 PS. Die sind genügsam und kommen im unteren Drehzahlbereich gut zurecht. Doch auf dem Gebrauchtwagen-Markt sind sie selten – beim Kleinwagen entschieden sich einfach mehr Käufer für den Ottomotor. Außerdem mussten die frühen Diesel wegen einiger Rückrufaktionen außerplanmäßig in die Werkstatt (siehe oben). Die sportliche Topversionen ST startete nach dem Facelift. Zunächst gab es den Hot-Hatch mit 182 PS, später war der aufgeladene 1,6-Liter-Vierzylinder mit 200 und 215 PS verfügbar.
Fahrwerk und Verschleiß
Kleinwagen-Modelle zu moderaten Preisen gibt es auf dem Gebrauchtwagen-Markt einige. Was diesen Fiesta unter ihnen besonders macht: Seine Agilität. Das Fahrwerk neigt sich kaum, wer will kann das Heck zum dezenten mitlenken motivieren. Die Lenkung ist direkt ausgelegt, wirkt präzise.
Nachteile sind akustischer Natur: Es rumple sehr laut, berichten Fiesta-Besitzer in Foren. Auf Schäden weist das nicht unbedingt hin. Laut TÜV-Report ist der Ford Fiesta MK7 Standfester als viele seiner gleichaltrigen Wettbewerber- insbesondere bei der Achsaufhängung und den Bremsen. Probleme gibt es dagegen mit Lenkung und Lichtanlage – Glühbirnen haben im Fiesta eine geringe Halbwertszeit. Außerdem scheinen die Bremsleitungen schneller zu rosten als bei gleichaltrigen Wettbewerbern.
Daneben sollten Interessierte bei der Inspektion des Wunsch-Fahrzeuges auf Ölverlust achten, die Motoren werden häufig inkontinent.
Ausstattung und Sicherheit
Innerhalb des neun Jahre währenden Fertigungs-Zeitraumes kam es beim Ausstattungs-Angebot des Fiesta zu einigen Änderungen. Die Basis hieß anfangs Ambiente, nach dem Facelift Trend. Dazu gab es noch Ghia, Celebration, Titanium, Individual, Sport und die ST-Line.
Vor-Facelift-Modelle kamen serienmäßig mit fünf Airbags und einstellbarem Lenkrad. Ab dem Facelift verbaute Ford sieben Airbags, die im Innenraum genutzten Materialien wirken generell hochwertiger.
Zu den häufigsten Problemen im Innenraum zählen defekte Fensterheber und wackelnde Sitzschienen.
Marktsituation und Preise
Jetzt gebrauchte Ford Fiesta ansehen
Ford Fiesta Mk7 sind als Gebrauchtwagen preiswert, meist günstiger als etwa ein vergleichbarer VW Polo. Auf mobile.de werden frühe Modelle mit weniger als 100.000 Kilometern Laufleistung, fünf Türen und gültiger HU ab rund 4.500 Euro angeboten.
Für gut erhaltene Facelift-Modelle mit ausgefülltem Scheckheft und weniger als 100.000 Kilometer Laufleistung muss man mit ab rund 6.000 bis 7.000 Euro kalkulieren.
Fazit und Empfehlung
Der Ford Fiesta der siebten Generation ist preiswert, spaßig und wirkt als Gebrauchtwagen aufgrund der optischen Nähe zum Nachfolger noch nicht veraltet. Für eine solide Fahrt durch den Alltag empfehlen wir ein Fünftürer-Modell der Facelift-Version. Aus ökonomischer Sicht bietet sich der robusten 1,25-Liter-Vierzylinder mit 82 PS oder das 1,0-Liter-Aggregat mit ähnlicher Leistung an. Soll es mehr Schub sein, empfehlen wir die 100 PS starke Ausführung des Dreizylinders. Hier starten die Preise bei rund 7.500 Euro.