Ford Explorer Hybrid SUV 2020: Test
In diesem Jahr bringt Ford ein neues Top-SUV auf den deutschen Markt. Der Explorer kommt in 6. Generation als Plug-in-Hybrid zu uns. Erster Test im Ford-SUV.
Die Tage von Ford Galaxy und S-Max sind womöglich gezählt. Zwar erhalten Fords große Vans 2021 noch einmal neue Motoren. Jedoch: Ford will in den nächsten Jahren mehr SUVs und Crossover anbieten und wird die beiden Vans wohl auslaufen lassen. Möglicher Nachfolgekandidat: der Ford Explorer. Außerhalb Europas ist er bereits ein Erfolgsmodell: Seit 1990 kann Ford weltweit mehr als acht Millionen Exemplare verkaufen. In den USA ist der Explorer das meistverkaufte Midsize-SUV, und die sind dort nach den Pick-ups das wichtigste Autosegment.
Und bei uns? Zwischen 1993 und Anfang der 2000er verkaufte Ford den Explorer mit einem V6-Benziner in Deutschland, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Ein Dieselmotor fehlte damals ebenso wie ein sparsamer Vierzylinder-Benziner. Nach 20 Jahren Pause startet Ford beim Explorer jetzt einen neuen Versuch. Der neue Explorer wird das Flaggschiff der Europa-Modellpalette: Er misst 5,06 Meter in der Länge, das entspricht dem Format des Audi Q7. Als Antrieb dient ein 3,0-Liter-V6-Turbo in Kombination mit einem Elektromotor. Der Hybridantrieb leistet 457 PS. Das ist viel, auch für ein großes SUV mit sieben Sitzplätzen.
Nach rund 20 Jahren Pause kommt der Ford Explorer wieder nach Europa.
Der Ford Explorer im Detail
- Erstes großes Ford-SUV mit Plug-in-Hybrid für Europa
- V6-Turbobenziner und E-Motor mit insgesamt 457 PS
- Elektrische Reichweite 42 Kilometer
- 5,05 Meter lang und 2,25 Meter breit
- Sieben Sitze
- Basispreis: 76.000 Euro (16 % MwSt.: 71.409 Euro)
Ford Explorer: Kofferraumvolumen, Platzangebot, Abmessungen
Der Länge entsprechend, bietet der Ford Explorer sehr viel Platz im Innenraum. Die hinteren der sieben Sitzplätze lassen sich bei Nichtgebrauch per Knopfdruck im Boden versenken. So fasst der Kofferraum bis zu 1.137 Liter. Liegen die mittleren Sitze flach, steigt das Kofferraumvolumen auf maximal 2.274 Liter. Die Ladefläche beträgt 2,14 Meter. Bis zu 694 Kilogramm kann der Explorer zuladen. Das sollte selbst bei Geräte-intensiven Hobbys ausreichen.
Selbst wenn jeder der sieben Plätze belegt ist: Eng wird es nicht im Ford Explorer. Das ist die große Stärke des US-SUVs. Kopf, Knie, Arme und Becken haben ohnehin ausreichend Platz. Erwachsene sitzen bequem, Kinder sogar noch einen Tick bequemer: In der ersten Reihe thronen die Passagiere in weichen, dick gepolsterten Ledersitzen. In der zweiten Reihe lädt eine weiche Sitzbank zum Lümmeln ein. Entgegen dem Ami-Klischee fühlen sich die Oberflächen im Explorer gut an, teilweise hochwertig. Knöpfe und Tasten liegen in Reichweite. Auf den ersten Blick ist der hochformatige 10,1 Zoll große Monitor gewöhnungsbedürftig. Ebenso wirkt die 12,3 Zoll große Instrumententafel seltsam leer, ausgenommen im Sport-Modus.
Für die lange Fahrt stehen im Ford Explorer 2020 beeindruckende Kapazitäten an Becherhaltern und Ablagen zur Verfügung. In Summe fassen die Innenraumfächer mehr als 120 Liter. Ausreichend USB-Ladestationen, Wifi-Hotspot, eine kabellose Ladeschale vorne und eine schnell kühlende Klimaanlage erfreuen ebenfalls auf der Langstrecke. Für Sicherheit sorgt ein serienmäßiges Assistenzsystem-Paket mit Berganfahrhilfe, Fernlichtautomatik, Toter-Winkel- und Querverkehrswarner, Spurhalteassistenten, Rückfahrkamera und Notbremsassistenten.
Die Komplettausstattung relativiert den recht hohen Preis. Fords Hintergedanke: Wenn der serienmäßige Siebensitzer bei den Kunden gut ankommt, könnte er trotz seiner sehr amerikanischen Auslegung die Nachfolge der Vans Galaxy und S-Max antreten. Ob das gelingt? Dass der Explorer für geräumige Landstriche gedacht ist, merken Autofahrer spätestens in der Stadt oder in der Autobahnbaustelle. Mit einer Breite von 2,28 Metern wird es häufig beunruhigend eng. Daran kann die gute Übersichtlichkeit der eckigen Karosserie ebenso wenig etwas ändern wie die serienmäßige 360-Grad-Kamera.
Ford Explorer: Hybridantrieb mit 457 PS
An die pure Größe des SUVs müssen sich Europäer also gewöhnen, ebenso an den Motor. Für den europäischen Markt gibt es den Explorer ausschließlich als Plug-in-Hybrid. Der Antriebsstrang kombiniert einen 3,0-Liter-V6-Turbobenziner mit 349 PS und einen 101 PS starken Elektromotor. Mit der Systemleistung von 457 PS und einem maximalen Drehmoment von 825 Newtonmetern beschleunigt der Explorer aus dem Stand in sechs Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 230 km/h.
Im Parallel-Hybrid mit großer Traktionsbatterie arbeiten Verbrenner und E-Maschine gemeinsam. Der Akku fasst 13,1 kWh. Das genügt fürs Boosten und eine rein elektrische Reichweite von 42 Kilometern (WLTP). Im ersten Praxistest ist die Batterie aber nach gut 30 Kilometern leer, danach schnellt der Verbrauch nach oben. Den im WLTP angegebenen Normverbrauch von 3,1 Litern auf 100 Kilometer verdreifacht der Fahrer dann recht zügig. Wobei ein Verbrauch von weniger als 10 Litern Benzin für ein Fahrzeug dieser Größe und Gewichtsklasse akzeptabel scheint – nur eben weit vom Normverbrauch entfernt ist.
Während der Fahrt wechseln die zehn Gänge des Automatikgetriebes schnell und reibungslos, es wählt automatisch stets den richtigen Gang. Im rein elektrischen Modus klingt allerdings ein hoher Frequenzton des E-Antriebs ständig mit und stört durch leichtes Heulen die ansonsten ruhige Fahrt. Das Wechselspiel zwischen E-Motor und V6-Benziner löst Ford elegant und sanft. Während der Fahrt spürt man es kaum. Erst bei hohen Drehzahlen dringt der raue Lauf des Sechszylinders hörbar in den Innenraum. Das intelligente Allradsystem schaltet die Vorderräder zu, sobald die Hinterräder Traktion verlieren. Für verschiedene Strecken bietet Ford einen Drive-Mode mit sieben Wahlmöglichkeiten an: etwa für unbefestigte Straßen, Sport, die Fahrt mit Anhänger, auf Schnee, Sand oder rutschigem Untergrund.
Der Ford Galaxy bietet viel Platz für einen überschaubaren Preis.
Ford Explorer: Komfortables Fahrverhalten
Der elektrische Antrieb lässt sich in vier verschiedene Kategorien einstellen: Normal, Eco, Elektrisch später/laden und Sport. Im Sport-Modus schlägt der Verbrenner schon nach dem Tippen am Gaspedal aus und klingt sehr kernig. Wer es entspannter mag, wählt Normal oder Eco. So lange wie möglich arbeitet dann der E-Motor im Hintergrund, der Verbrenner schaltet nur bei starken Steigungen oder Überholmanövern zu – wenn der Fahrer das Gaspedal hart durchdrückt.
Der Motor schiebt das 2,5 Tonnen schwere SUV sofort an. Zwar nicht spritzig, aber mit Nachdruck. Dennoch vergeht gefühlt immer eine Sekunde, bis der Antrieb auf eine Aktion des Fahrers reagiert. Bis maximal 135 km/h fährt der Explorer rein elektrisch. Mehr Geschwindigkeit wäre nicht effizient. Wie bei Plug-in-Hybriden üblich, lässt sich die Batterie über ein externes Stromkabel laden. Dafür muss der Fahrer am linken Kotflügel die Klappe zum Stromanschluss freilegen und den Stecker anschließen. An eine 230-Volt-Haushaltssteckdose angeschlossen, ist die Batterie nach fünf Stunden und 50 Minuten wieder vollgeladen.
Ein mehr als fünf Meter langes SUV muss allerdings kein Sportwagen sein. Die Stärke des Ford Explorer liegt in seiner weichen, sehr komfortablen Fahrwerksabstimmung und seinem gelassenen Charakter. Selbst tiefe Schlaglöcher und hohe Schwellen schluckt er nahezu gleichgültig. In Kombination mit dem starken Motor fährt das SUV zwar schnell, wenn es unbedingt sein muss. Spaß macht aber eher das gemütliche Gleiten bei mittlerer Geschwindigkeit. Zum Cruisen passen die eher weichen Sitze ebenfalls besser, die in schnell gefahrenen Kurven wenig Seitenhalt bieten.
Ford Explorer: Ausstattung und Preise
Ford bietet für den Explorer nur einen Motor und zwei Ausstattungsvarianten an. Die günstige ST-Line kostet bereits 76.000 Euro. Viel Geld, aber für Modelle dieses Segments im Rahmen: Wettbewerber wie BMW X5 xDrive45e (ab 77.300 Euro), Mercedes GLE 350e (ab 75.541 Euro), Range Rover Sport Plug-in Hybrid (90.100 Euro) oder Volvo XC90 Plug-in-Hybrid (ab 77.300 Euro) kosten in ihrer jeweiligen Plug-in-Version zum Teil noch deutlich mehr.
Die ST-Line bietet unter anderem 20-Zoll-Räder, aktiven Gegenschall für einen leisen Innenraum, eine Anhängervorrichtung, eine elektrisch öffnende Heckklappe, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Panorama-Schiebedach und eine Lederausstattung. Darüber rangiert die Vollausstattung Platinum (77.000 Euro). Hier kommen ein lederbezogenes Armaturenbrett, Lederlenkrad mit Holzeinsätzen und eine wertigere Lederausstattung hinzu. Ausgeliefert wird der Ford Explorer seit dem Sommer 2020. Ob sich Van-Fahrer künftig tatsächlich für das große SUV entscheiden? Der Explorer kostet mehr als doppelt so viel wie ein Ford S-Max oder Galaxy.
Ford Explorer EcoBoost Plug-in-Hybrid (2020): Technische Daten
Modell | Ford Explorer Ecoboost Plug-in-Hybrid |
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Motor | 3,0-Liter-V6-Turbo + Elektromotor |
Leistung (System) | 457 PS (336 kW) |
Drehmoment | 825 Nm bei 2.500 U/min |
Antrieb | 10-Gang-Automatik, Allradantrieb |
0-100 km/h | 6,0 sec |
Geschwindigkeit | 230 km/h |
Verbrauch (WLTP) | 3,1 l/100 km |
Akkukapazität | 13,1 kWh |
Länge | 5.060 mm |
Breite | 2.280 mm (mit Außenspiegeln) |
Höhe | 1.780 mm |
Radstand | 3.025 mm |
Kofferraumvolumen | 240-2.274 l |
Gewicht | 2.466 kg |
Anhängelast | 2.500 kg |
Basispreis Ford Explorer | 76.000 Euro |