Fords Mini- SUV wird konkurrenzfähig
Mini-SUV bilden ein wachstumstarkes Segment. Fords Ecosport traf jedoch zunächst nicht den hiesigen Geschmack. Das änderte sich mit dem Facelift 2018.
An Mini-SUV führt auf den europäischen Automärkten für die Autobauer kein Weg mehr vorbei. Viele Hersteller bieten gleich mehrere Modelle an. Auch Ford wird dem Ecosport künftig den etwas größeren Puma an die Seite stellen. Zuvor erhielt der Ecosport ein umfassendes Facelift. Nötig war es: Design, Materialauswahl und Verarbeitungsqualität passten zwar auf Märkte wie Brasilien und Indien. In Europa kamen glänzendes Hartplastik und schimmernde Gießnähte aber nicht gut an. Ford lief Gefahr, den Boom zu verpassen.
Ford änderte nicht nur außen und innen viel, sondern verlegte auch die Produktion nach Europa: Der Ecosport entsteht nun auf der ehemaligen B-Max-Produktionsstrecke in Craiova (Rumänien). Dort wird künftig auch der Puma montiert. Das Cockpit rückten die Kölner in die Nähe des neuen Fiesta, es wirkt nun moderner und hochwertiger. Die unübersichtliche Knopflandschaft auf der Mittelkonsole gehört der Vergangenheit an. Zwei Drehknöpfe und zehn Tasten für die Bedienung des Infotainments erlauben eine intuitive Bedienung. Eine gute Lösung.
Schönere Materialien, weniger Knöpfe
Viele Hartplastik-Oberflächen im Innenraum ersetzte Ford mit unterschäumten Materialien und ansehnlichen, matten Oberflächen. Die Türinnenverkleidung erhielt leider kein Update, das ist allerdings klassenüblich. Hier und da, zum Beispiel am Anschluss der Türverkleidung an die A-Säule oder an den Schaltern der Lüftungsdüsen, wirkt die Verarbeitung allerdings weiterhin etwas grob. Der rechte Scheibenwischer ragt außerdem weit in die Windschutzscheibe hinein. Nur eine Kleinigkeit, aber auf Dauer kann das nerven.
Das bisher winzige Infotainment-Display wird ab 2018 von einem großen, frei stehenden Touchscreen mit 4,2 Zoll Größe ersetzt. Optional lässt sich Fords Infotainment in 6,5 oder 8 Zoll Diagonale ordern. Das aktuelle Sync-3-System ermöglicht nunmehr die Kopplung des Smartphones über Apple Carplay und Android Auto und verfügt über eine deutlich verbesserte Sprachsteuerung.
Kantig und übersichtlich
Zwar erhielt der Ford Ecosport neue Schürzen, die ihn optisch zum Mini-Kuga machen. An den Proportionen des Ecosport ändern sie aber nichts. Nach wie vor ähnelt das kleine Mini-SUV eher einem Geländewagen als einem sportlich gemeinten SUV. In den weit ausgestellten Radhäusern wirken die Räder klein, Die Heckklappe öffnet zur linken Seite. Das ist gewöhnungsbedürftig, vor allem in engen Parklücken. Der Kofferraum fasst zwischen 356 und 1.238 Liter, das ist ordentlich für die Klasse.
Die eckige Form des Ecosport hat Vorteile, wie den hohen Einstieg und eine gute Rundumsicht. Die Überhänge sind angenehm kurz, das Einparken gelingt auch ohne Kameras und Piepser prima. Das Raumangebot im fast 4,10 Meter langen Fünftürer reicht bequem für vier Erwachsene. Etwas unbequem könnte es nach mehreren Stunden Fahrt auf den weichen Sitze mit wenig Seitenhalt werden. Im Alltag eines City-SUV dürfte das aber nicht unangenehm auffallen.
Neu im Ecosport: Allrad
Seit Sommer 2018 bietet Ford den Ecosport erstmals mit Allradantrieb an. Gekoppelt ist der Antrieb ausschließlich an den 1,5-Liter-Diesel mit 125 PS und manuellem Sechsgang-Getriebe (ab 26.740 Euro). Die meisten Kunden bestellen den Ecosport jedoch mit Frontantrieb. Zudem befindet sich die Diesel-Quote in Deutschland vor allem im Privat-Segment weiter im Sinkflug. Zum kernigen Ecosport passt Allradantrieb aber sehr gut, wenn der Bedarf dafür vorhanden ist.
Die meisten Ecosport liefert Ford weiterhin mit 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner und wahlweise 100 PS, 125 PS oder 140 PS aus. Der Basis-Benziner steht ab 18.590 Euro in der Preisliste. Die 125-PS-Version kann alternativ zum Handschalter mit einer Sechsgang-Automatik bestellt werden (ab 22.740 Euro), der Top-Benziner mit 140 PS (22.990 Euro) dagegen nur mit manuellem Getriebe. Der Basis-Diesel leistet 100 PS und startet bei 22.490 Euro.
Wir fuhren den 125-PS-Benziner mit Automatik und den 140-PS-Benziner. Wer nicht unbedingt eine Automatik benötigt, kann ruhig darauf verzichten. Der Wandler arbeitet leider etwas zäh und schluckt gefühlt viel Leistung. Das macht nicht so richtig Spaß, in der Stadt erhöht es dennoch den Komfort.
Prima Fahrwerk im Ford Ecosport
Die stärkere Version mit Handschalter überzeugt dagegen ohne Abstriche. Der kleine Dreizylinder hat keinerlei Probleme mit den immerhin 1,4 Tonnen Leergewicht. In 10,2 Sekunden erreicht der Ecosport mit Top-Benziner 100 km/h. DIe Höchstgeschwindigkeit liegt bei 186 km/h. Das maximale Drehmoment von 180 Newtonmeter liegt zwar erst bei 4.400 Umdrehungen an, der Motor zieht aber schon vorher sehr gut.
Dabei arbeitet der Motor am besten bis etwa 3.000 Umdrehungen, darüber klingt der brummige Dreizylinder dann hörbar angestrengt. Bei schneller Fahrt steigt außerdem der Verbrauch. Den Normverbrauch von 5,4 Liter auf 100 Kilometer verpassten wir auf der Testfahrt trotz zurückhaltender Fahrweise deutlich. Am Ende standen mehr als acht Liter auf dem Display.
Typisch für Ford ist eine äußerst gelungene Fahrwerksabstimmung. Das trifft auch für den Ecosport zu. Schlaglöcher und Buckel im Asphalt überspielt der Ecosport mühelos und komfortabel. In zügig gefahrenen Senken und Kurven kommen allerdings die Reifen an ihre Grenzen. Die leichtgängige Servolenkung arbeitet äußerst präzise, vielleicht sogar einen Tick zu direkt und wirkt dadurch mitunter nervös. Vor allem in engen Kurven erfordert das etwas Eingewöhnung.
Preise und Ausstattungen
Die Basisversion des Ecosport stattet Ford nicht üppig, aber funktional aus. Enthalten sind zum Beispiel ein höhenverstellbarer Fahrersitz, elektrische Fensterheber, ein Lederlenkrad, eine manuelle Klimaanlage und das Zugangssystem “Mykey”. In der “Cool & Connect”-Version ab 19.990 Euro kommt das Infotainmentsystem Sync 3 mit sieben Lautsprechern hinzu, außerdem ein Tempomat, eine Einparkhilfe hinten und eine Armauflage in der Mittelkonsole. Die Titanium-Ausstattung startet bei 22.240 Euro. Mit Klimaautomatik, Regen- und Lichtsensoren, 16-Zoll Alufelgen und hübscheren Materialien im Innenraum bietet sie bereits eine gute Ausstattung. Darüber rangiert die sportliche ST-Line, sie bietet unter anderem das Sportfahrwerk, Leder-Stoff-Polsterung und Alu-Pedale. Seit April 2019 steht außerdem die besonders umfangreiche Ausstattung Titanium X in der Preisliste (ab 25.840 Euro).
LED-Scheinwerfer bietet Ford im Ecosport leider nicht an. Xenonscheinwerfer kosten als Einzeloption 750 Euro Aufpreis. Einparkhilfe vorn und hinten kosten im Paket mit der Rückfahrkamera ebenfalls 750 Euro extra. Den besten Sound liefert eine Bang & Olufsen-Anlage mit 675-Watt-Soundsystem und zehn Lautsprechern, die in höheren Ausstattungen 750 Euro Aufpreis kostet.
Die offizielle Preisliste startet bei 18.590 Euro für den 100-PS-Benziner. Das liegt auf dem Niveau von Wettbewerbern wie Peugeot 2008 oder Opel Mokka X, dürfte aber selten fällig werden: Im Mai 2019 bewirbt Ford den Ecosport zum Aktionspreis ab 15.590 Euro. Viele Händlerpreise auf mobile.de liegen noch einmal etwas darunter.
Technische Daten: Ford Ecosport 1.0 Ecoboost
- Motor: 1,0-Liter-Dreizylinder
- Leistung: 140 PS (103 kW) bei 6.000 U/min
- Drehmoment: 180 Nm bei 4.400 U/min
- Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
- Antrieb: Frontantrieb
- 0-100 km/h: 10,2 s
- Geschwindigkeit: 186 km/h
- Abgasnorm: Euro 6d-Temp
- Verbrauch: 5,4 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 119-124 g/km
- Abgasnorm: EU6d-Temp ab Mai 2018
- Länge: 4.096 mm
- Breite: 1.816 mm (o. Außenspiegel)
- Höhe: 1.713 mm (mit Dachreling)
- Radstand: 2.519 mm
- Kofferraum: 356 – 1.238 l
- Gewicht: 1.348 kg
- Preis: 22.990 Euro
- Basispreis Ford Ecosport: 18.590 Euro