Fiat Ducato III Transporter, Camper (2020): Motoren, Varianten
Fiat überarbeitet den Ducato. Der große Kastenwagen wird komfortabler und cleverer. Um Transporteuren und Campern mehr zu bieten. Lies hier, was sich ändert.
Zur zeitlichen Einordnung: Als Fiat die aktuelle Generation des Ducato auf den Markt bringt, gilt Pluto noch als Planet. Schon seit Mitte 2006 ist die dritte Baureihe erhältlich. Und eine Weile wird das größte Nutzfahrzeug der Marke garantiert noch in dieser Form existieren. Denn die Verkaufszahlen stimmen, bis heute.
Die Italiener halten den Ducato mit kleineren Modellpflegen interessant. Es geht um technische Evolution, nicht um optische Revolution. Im Segment zählt Schick weit weniger als Praktikabilität, geringe Wartungskosten und Komfort. Letzterer wird für Ducato-Käufer zunehmend wichtiger – der Ducato spielt als Freizeit-Mobil aktuell eine größere Rolle denn als Nutzfahrzeug. Von den Verbesserungen für das Modelljahr 2020 sollten beide großen Zielgruppen profitieren: Spediteure und Camper. Wer ohne die Anpassungen bei Antriebsstrang, Assistenten und Infotainment auskommt, findet außerdem auf dem Gebrauchtwagen-Markt ein solides Angebot zum Fiat Ducato. Und zu seinen Schwester-Modellen von Citroën und Peugeot.
Motoren: Viermal Diesel, einmal Erdgas
Fiat absolviert im Zuge des Liftings das Pflicht-Programm: Sämtliche Aggregate erfüllen nun die Abgasnorm Euro 6d-TEMP. Konkret lässt sich das Nutzfahrzeug aktuell mit vier Diesel-Varianten oder einem Erdgas-Aggregat ordern. Die Selbstzünder mit SCR-Katalysator liefern wahlweise 120, 140, 160 oder 178 PS. Laut Hersteller liegt der Kraftstoffverbrauch bei diesen „Multijet II“-Motoren zwischen 6,1 und 8 Litern, jeweils ohne Beladung.
Es handelt sich um Ausbaustufen desselben Aggregats: eines 2,3 Liter großen Vierzylinders, wie ihn Fiat für den Ducato (in ähnlicher Form) schon länger anbietet. Im Erdgas-Modell liefert ein 3,0-Liter-Vierzylinder eine Leistung von 136 PS. Auf 100 Kilometern soll das „140 Natural Power“ genannte Triebwerk 12,4 bis 13,3 Kilogramm CNG konsumieren. Für 2020 kündigen die Italiener einen rein elektrischen Ducato mit einer Reichweite von bis zu 360 Kilometern an. Zunächst soll das E-Modell nur an ausgewählte Abnehmer gehen.
Neungang-Automatik für den Fiat Ducato (MY2020)
Den VW Crafter kann man mit Front-, Heck- oder Allradantrieb ordern, viele Kastenwagen-Konkurrenten werden in zumindest zwei Antriebsvarianten angeboten. Der Fiat Ducato kommt dagegen stets mit Frontantrieb. Die Allrad-Version flog bereits vor dieser Modellpflege aus dem Programm. Als Mittler zwischen Vorderrädern und Motor fungiert standardmäßig ein Sechsgang-Schaltgetriebe.
Bislang bestand daneben die Option auf ein automatisiertes Getriebe. Mit dem kleinen Lifting übernimmt eine angenehmere Lösung: Die drei stärkeren Diesel reichen die Kraft optional an eine Neungang-Automatik weiter.
Transporteuren soll diese Wandler-Automatik auf lange Sicht Kosten sparen. Jedenfalls wenn die Zustelladressen tief im urbanen Gebiet liegen. Denn im Stop-and-Go-Verkehr der Großstadt haben Kupplungsscheiben schwer beladener Kastenwagen eine geringe Lebenserwartung.
Aufbauvarianten: Kastenwagen, Pritsche, Camper-Basis
Andere nervt schlicht der Tritt aufs linke Pedal. Etwa Camper auf dem Weg durch den Urlaubs-Verkehr. Und kein Auto ist als Basis für wohnliche Aufbauten und Einrichtungen so beliebt wie der Ducato. Aktuell basieren knapp 60 Prozent der neu zugelassenen Camping-Fahrzeuge auf diesem Fiat.
Viele Wohnmobil-Hersteller nutzen die Fahrgestell-Version des Ducato als Basis. Diese Option mit bloßem Führerhaus auf nacktem Rahmen dient außerdem als Grundlage für Kühl-Aufbauten. Daneben bietet Fiat das Modell als (Mannschafts-)Transporter mit bis zu neun Sitzplätzen oder als Pritschenwagen mit offener Ladefläche.
Am häufigsten greifen gewerbliche Halter bei der geschlossenen Kleintransporter-Variante zu. Das Arbeitstier ist in fünf Längen zwischen 4,96 und 6,36 Metern erhältlich. Außerdem wird der Fiat Ducato Kastenwagen mit drei unterschiedlichen Radständen von 3 bis 4,04 Metern sowie drei Dach-Höhen zwischen 2,25 und 2,76 Metern gefertigt.
Facelift für 2020: Fahrassistenten und Infotainment
Die längste und höchste Variante verfügt über ein Ladevolumen von 17 Kubikmetern und darf bis zu 2,1 Tonnen zuladen. Also ähnlich viel wie die größten Versionen der Konkurrenz. Wie das eigene Produkt da interessant bleibt? Einerseits, indem man bei den Fahrassistenten zu jüngeren Konkurrenten wie VW Crafter oder Mercedes-Benz Sprinter aufschließt und unter anderem Spurhalteassistent sowie Verkehrszeichenerkennung bietet. Und natürlich mit cleveren Lösungen für den Arbeitsalltag. So kann man in Fiats neuem Infotainment-System die Abmessungen des Ducato (und seines Aufbaus) hinterlegen. Dann vermeidet das Navi Routen, auf denen es eng werden könnte, auch nach oben hin.
Daneben bietet das System erstmals für den Ducato ein DAB-Radio sowie gängige Kopplungsfunktionen wie Apple CarPlay und Android Auto. Rund um den optionalen 7,2 Zoll großen Screen sieht es im Ducato aus wie bisher. Generell ändert Fiat bei Gestaltung und Materialauswahl nichts. Vorerst, denn eine Überarbeitung des Interieurs ist für die nähere Zukunft geplant.
Fiat Ducato III: Preise für Neu- und Gebrauchtwagen
Wie gesagt, man muss betagte Modelle attraktiv und zeitgemäß halten. Allerdings darf der Ducato keinesfalls beim Preis davoneilen. Denn die moderaten Tarife sind für den langjährigen Erfolg mitentscheidend. Ab 27.400 Euro (32.300 Euro brutto) startet der kleinste Fiat Ducato Kastenwagen mit 120 PS starkem Diesel. Mit dem ab 29.190 Euro (34.740 Euro brutto) erhältlichen 140-PS-Selbstzünder beginnt die Option auf das neue Automatikgetriebe. Für die Neungang-Version werden zusätzlich 2.800 Euro (3.330 Euro brutto) fällig.
Die neueren Alternativen von VW und Mercedes kommen in vergleichbaren Versionen teurer, der 2010 gelaunchte Renault Master startet in ähnlichen Sphären wie der Fiat Ducato. Außerdem sind Citroën Jumper und Peugeot Boxer ähnlich eingepreist. Wobei: Bei letzteren beiden handelt es sich ja um technische Geschwister des Fiat. Die Modelle aus dem PSA- und dem FCA-Konzern werden beim gemeinsamen Sub-Unternehmen Sevel in Italien gefertigt.
Auf mobile.de findet man aktuell mehr als 350 fahrbereite Fiat Ducato Gebrauchtwagen der 3. Generation mit gültiger HU. Preise für frühe Exemplare starten geringfügig unterhalb von 4.000 Euro. Erwartungsgemäß werden für gebrauchte Peugeot Boxer II und Citroen Jumper II ähnliche Preise aufgerufen. Allerdings ist bei den PSA-Nutzfahrzeugen die Auswahl knapper.