Fiat 500e 2020: Erster Test, Preise, Daten
Fiats erstes reines E-Auto sieht (fast) so aus wie Fiats bekanntester Verbrenner. Der 500e ist aber ein neues Auto. Und kommt angenehm sanft voran. Erste Fahrt.
- Der Fiat 500e im Überblick:
- Fiat 500e Elektroauto: Motor, Akku, Laden | Top-Antrieb mit 118 PS: Reichweite, Verbrauch, Laden
- Fiat 500e: Karosserie und Platzangebot| Karosserie und Platzangebot: Ein Kleinstwagen wie ein Kleiderschrank
- Fiat 500e (ab 2020): Innenraum und Material | Innenraum: Mehr Ablagen (und Hartplastik) als erwartet
- Fiat 500e: Motoren | Zwei Antriebe zur Auswahl
- Fiat 500e: Fahren, Fahrwerk, Lenkung | Fahren, Fahrwerk, Lenkung
- Fiat 500e: Assistenzsysteme | Assistenzsysteme im neuen Fiat 500e
- Fiat 500e: Preise, Konkurrenten | Preise, Konkurrenten
- Fazit
- Fiat 500e (ab 2020): Technische Daten
Überraschung vorab: Der Fiat 500e ist nicht bloß eine elektrische Variante des Fiat 500. Obwohl er fast genauso aussieht wie die seit 2007 gebaute A-Segment-Kugel, handelt es sich bei dem Elektro-Kleinstwagen 500e um ein neues und vollkommen eigenständiges Modell. Fiat dehnt die berühmte Retro-Form auf 3,63 Meter aus und dringt mit dem Antrieb in den Bereich ernsthafter E-Auto-Fertigung vor: bis zu 118 PS (87 kW) für die Vorderachse. Bis zu 321 Kilometer kombinierte Reichweite. Bis zu drei (wirklich) Seitentüren für würdevolleren Einstieg in den Fond.
Der Fiat 500e im Überblick:
- 3,63 Meter langer elektrischer Kleinstwagen auf eigenständiger Plattform
- Erhältlich als Dreitürer, Cabrio und neue 3+1-Türer-Variante
- Motor: 95 PS (70 kW) oder 118 PS (87 kW)
- Bis zu 42 kWh Akku-Kapazität, bis zu 321 km Reichweite (kombiniert)
- Ab 26.865 Euro (exkl. Förderung) mit getestetem Antrieb
Seine niedliche Optik macht ihn äußerst beliebt - ein rundum stilvoller Kleinwagen
Die drei Seitentüren finden wir praktisch, und doch dürften die erhobenen Daumen an der Ampel nicht allein an den Eckdaten hängen: Die Außenwelt scheint unseren Testwagen schlicht zu mögen. Das ist Teil des Zaubers eines Fiat 500, seit dem Ur-Modell aus den späten 50er-Jahren.
Fiat 500e Elektroauto: Motor, Akku, Laden | Top-Antrieb mit 118 PS: Reichweite, Verbrauch, Laden
„Normal“, „Range“ und „Sherpa“ benennt Fiat seine elektrischen Fahrprogramme. Ab dem zweiten Modus wechselt der Fiat ins exzessive Energie-Rekuperieren, sobald der Fahrer vom Gas geht. Damit verwaist das Bremspedal in gängigen Alltagssituationen nahezu, denn die Sache funktioniert bis zum vollständigen Stopp. Beim finalen Energiespar-Modus “Sherpa” geht es ums Herausquetschen der letzten Kilometer, sei es aus Hypermiling-Bestreben oder weil die Energie tatsächlich knapp wird. Dann reagiert der 500e träge auf Gasbefehle, gängelt die Klimaanlage und drosselt das maximale Tempo auf 80 km/h. Ausnahme: der erbarmungslose Kick-down. Dann beschleunigt er auch bei schwachem Batteriestand noch auf seine maximalen 150 km/h. Mehr Infos zum Elektro-Antrieb findest Du hier.
118 PS (87 kW) und ein Drehmoment von 220 Newtonmetern stehen im Testwagen zur Verfügung. Das langt für den Alltag im knapp 1,3 Tonnen schweren 500e. Schon klar, viel Masse für einen Kleinstwagen – doch allein auf den Akku im Unterboden entfallen rund 300 Kilogramm. Mit dem 42 kWh (netto) großen Stromspeicher kommt der Fiat (laut WLTP) 321 Kilometer weit. Für den reinen Stadtverkehr geben die Italiener einen Wert von 441 Kilometern an. Wie beim Verbrenner hängt der reale Wert stark am Verkehrsfluss. Wer für ein paar Kilometer auf der grünen Welle durch den Frankfurter Feierabend-Verkehr schwimmt, erreicht kurzzeitig Verbräuche im Bereich der 15 kWh pro 100 Kilometer. Doch insgesamt heißt die Realität: 19,8 kWh. Damit käme der Fiat mit einer Ladung etwa 220 Kilometer weit.
Serienmäßig verfügt der 500e über einen CCS-Anschluss, kann damit an Haushaltssteckdose, Wallbox und Gleichstrom-Schnellladesäulen andocken. Bis zu 85 KW verarbeitet unser Testwagen mit dem 42 kWh großen Akku. Im Idealfall bringt der Fiat den Speicher in 35 Minuten auf 80 Prozent Ladestand. Mit Wechselstrom sind bis zu 11 kW (4:15 Stunden bis Voll-Ladung) drin, am Schuko-Anschluss dauert der Vorgang 15 Stunden. Über Apps können Besitzer heimatliche Ladezeiten planen (Easy Wallbox), öffentliche Ladesäulen finden (Easy Charge) und Fahrstrecken simulieren (Go e Live App).
Hier erfährst Du, wie du Ladesäulen einfach per App finden kannst.
Fiat 500e: Karosserie und Platzangebot| Karosserie und Platzangebot: Ein Kleinstwagen wie ein Kleiderschrank
Was uns stärker überrascht als die positive Resonanz zum 500e: Dass der Elektro-Kleinstwagen überhaupt so vielen auffällt. Klar, die Lufteinlässe gestaltet Fiat größer als beim Verbrenner, die Scheinwerfer knabbern nur beim E-Fiat an der unteren Kante der Motorhaube. Doch insgesamt? Bleibt der 500er für 2020 ziemlich nahe am 500er aus 2007. Fiat behält den Verbrenner im Programm, der elektrische 500er wird die sechs Zentimeter kürzere Variante nicht ablösen. Allenfalls ausstechen, wenn es um die Alltagstauglichkeit geht: Neben der gewohnten Dreitürer-Karosse und dem 500e Cabrio gibt es einen Kleinstwagen wie einen Kleiderschrank. Denn nach dem gleichen Prinzip wie beim Möbelstück öffnen sich die Türen der rechten Fahrzeugseite: Neben der Beifahrertür lässt sich auch die B-Säule mitsamt einer kleineren Tür nach hinten wegklappen. Das erleichtert den Einstieg in den Fond dramatisch. Fiat führt diese Karosserievariante offiziell als 500e 3+1-Türer.
An den Platzverhältnissen im Fond ändert der (optional) größere Einstieg nichts: Die Rückbank bietet Platz für maximal zwei Personen. Im Kopfbereich räumt Fiat Erwachsenen zumindest eine Chance ein. Die Beinfreiheit schließt Mitfahrer jenseits des Pflichtschulalters aus. Geschenkt, wir sprechen immer noch von einem Kleinstwagen.
Der 500e mit Blechdach bietet die größere Ladeluke, der Heckdeckel des Cabrios setzt bereits auf Höhe der Rücklichter an. Außerdem bedarf es im elektrischen Frischluft-500er einiger Verrenkungen, ehe die umklappbaren, hinteren Einzellehnen ihre Verankerung verlassen. 550 Liter kann man auf der veritabel nach vorne ansteigenden Ladefläche transportieren. Bis zu 185 Liter fasst der Fiat 500e mit aufrecht stehenden Sitzlehnen.
Zu Fiats 500er-Baureihe gesellt sich eine Sport-Variante. Der Fiat 500X Sport mischt das Segment der Mini-SUVs kräftig auf.
Fiat 500e (ab 2020): Innenraum und Material | Innenraum: Mehr Ablagen (und Hartplastik) als erwartet
Es geht um verdeckten Pragmatismus und simulierte Noblesse: Der Innenraum eines Fiat 500e bietet weit mehr Ablagemöglichkeiten, als das Bildmaterial suggeriert. Allerdings auch mehr Rustikalität, als zur Gestaltung (und zum Preis) passt. Zunächst: Für Kleinzeug gibt es ein Fach in der Mittelarmlehne und den ausnehmend tiefen Raum im Bereich der Mittelkonsole. Der Platz unterhalb des 10,25-Zoll-Infotainment-Screens kann das Smartphone beherbergen und induktiv laden.
Doch unterfüttertes Material finden wir im 500e selten, das Armaturenbrett und weite Teile der Mittelarmlehne bestehen aus hartem Kunststoff. Immerhin, das Zweispeichen-Lenkrad (inklusive seiner Multifunktionstasten) mit Lederbezug fühlt sich toll an und liegt hervorragend in der Hand. Ein weiteres, gar nicht so unwichtiges Bedienelement wirkt wie von der 80er-Jahre-Stereoanlage entnommen: der Kippschalter für den Fahrmodus.
Fiat 500e: Motoren | Zwei Antriebe zur Auswahl
Neben dem getesteten Top-Antriebsstrang (ab zweitem Ausstattungslevel „Passion“) wird Fiat langfristig die schwächere Variante (Ausstattungsvariante „Action“) anbieten. Ein 95 PS (70 kW) starkes Elektro-Aggregat zapft an einem kleineren Akku. 23,7 kWh tragen den Kleinstwagen laut Hersteller 180 Kilometer weit. Beim Drehmoment (ebenfalls 220 Nm) liegt der Einstiegs-Strang auf demselben Level wie der stärkere Antrieb, beim Sprint auf 100 km/h fehlen fünf Zehntel (9,0 vs. 9,5 Sekunden), beim Top-Speed 15 km/h (135 km/h vs. 150 km/h). Ein wesentlicher Unterschied zum Test-Modell betrifft den Lade-Stopp: Beim kleineren Akku-Paket begrenzt Fiat die maximale Ladeleistung auf 50 kW.
Wir meinen: Wer auf der Kurzstrecke pendelt und wenige Autobahnkilometer fährt, sollte den 500e mit kleinerem Antrieb Probe fahren. Klar, der Schub im stärker motivierten Testwagen macht Laune. Und kann beim Lücken-Hopping im Stadtverkehr ganz gelegen kommen. Nur: Derart getrieben wirft man sich im Fiat 500e tendenziell gar nicht in den Alltagsverkehr.
Beim Panda setzt Fiat auf milde elektrische Unterstützung. Rein elektrisch lässt sich der Panda nicht bewegen.
Fiat 500e: Fahren, Fahrwerk, Lenkung | Fahren, Fahrwerk, Lenkung
Gelassenheit ist unverhandelbarer Teil des Gesamtkonzepts eines Fiat 500e: Die leichtgängige Lenkung, das in Grundzügen weiche Fahrwerk, der geräuscharme Antrieb. Natürlich kommt ein 500e zügig weiter, wenn es sein muss. Doch er entkoppelt den Fahrer dabei bisweilen vom Geschehen: Viel Info kommt über die Lenkung mit geringen Halte- wie Rückstellkräften nicht an.
Unangenehm zerrende Antriebseinflüsse bleiben ebenfalls aus. Der Fiat 500e meistert Kurven galant, wenn der Pilot extrem früh aufs Gaspedal tritt. Er drosselt die Leistungsabgabe von vornherein und löst den Rest über die sanft eingreifende Antriebs-Schlupfregelung (per Bremseingriff) – ohne dass wir viel davon mitbekommen.
Wer näher an den Grenzbereich will, hat Pech. Oder zumindest keine Konfigurations- oder Einstellungsmöglichkeiten. Fahrmodi wirken sich nur auf den Antrieb aus, ein Adaptiv-Fahrwerk führt Fiat nicht. Kleinere Unebenheiten filtern die alternativlosen Dämpfer toll raus, von gröberen Schlägen kommt in Rückenmark und Gehörgang erfreulich wenig an. Probleme bestehen im Spektrum dazwischen – wir sprechen vom Schwierigkeitslevel „tiefer Gullideckel“, wo der Fiat etwas mehr Härte weitergibt als erwartet.
Fiat 500e: Assistenzsysteme | Assistenzsysteme im neuen Fiat 500e
Insgesamt fährt der 500e hinreichend komfortabel durch sein logisches Habitat: den Stadtverkehr. Und bietet dabei mehr elektronische Assistenz als im Kleinstwagen-Segment üblich: Adaptiv-Tempomat und Spur-Zentrierung ergeben in Kombination Autonomie auf Level 2 – eine Besonderheit im Kleinstwagensegment. Schade nur, dass eine wesentliche Assistenzleistung erst oberhalb urbaner Tempolimits greift: Der Adaptiv-Tempomat arbeitet bereits im Stop-and-go-Verkehr, doch Fiats Lenk-Unterstützung gibt es erst ab 60 km/h. Tadel verdient der Spurhalter, weil er sich bei Unterschreiten dieser Schwelle sang- und klanglos verabschiedet.
Ein deutlicherer Hinweis wäre nett, zumal der Fiat 500e in anderen Belangen wenig zimperlich agiert. Der Notbrems-Assistent etwa ruft in manch harmloser Kreuzungs-Situation den Voll-Alarm aus. Einem City-Car stünde in dieser Hinsicht mehr Gelassenheit.
Für die "Kleinen" ist der Elektroantrieb eine gute Wahl. Finde auf mobile.de einen elektrisch angetriebenen Kleinwagen.
Fiat 500e: Preise, Konkurrenten | Preise, Konkurrenten
Ab 22.966 Euro bietet Fiat die geschlossene Dreitürer-Variante des 500e an. Damit kostet der Elektro-500er 9.329 Euro mehr als der aktuell günstigste 500er mit Verbrenner. Immerhin: Bis zu 9.000 Euro E-Auto-Förderung rücken den 500e zurück in den gewohnten Preisbereich.
Mit dem getesteten Top-Antrieb startet der reguläre Dreitürer bei 26.865 Euro. Den 3+1-Türer (1.350 Euro Aufpreis) und das Cabrio (2.925 Euro Aufpreis) gibt es ohnedies nur mit diesem Antrieb.
Wer einen alternativen Zugang zur elektrischen Retro-Mobilität sucht: Mini hat den Cooper SE Dreitürer (31.600 Euro), Honda den e (ab 32.966 Euro). Der Deutsch-Brite misst etwas länger, der Japaner wirkt innen viel schicker. Stärker sind beide, aber eben auch teurer.
Preisbewusste Pragmatiker können die Liste der Konkurrenten um den Renault Zoe (ab 29.233 Euro mit Eigentums-Batterie) und den Nissan Leaf (ab 29.233 Euro) erweitern. Geht es schlicht um die lokal emissionsfreie Teilnahme am Stadtverkehr, sollten noch der VW e-Up (ab 21.421 Euro) und seine Konzern-Brüder in die Auswahl.
Fazit
Wer kühl rechnet, findet im elektrischen Klein- und Kleinstwagen-Segment bessere Deals. Wer auf kleiner Grundfläche elektrisch glühen will, sowieso. Doch unter den Sympathieträgern gibt es nichts Preiswerteres. Dass der Fiat 500e zu dieser Gruppe gehört? Hatten wir vor dem ersten Test bereits vorsichtig vermutet. Seit dem Daumen nach oben an der Ampel, dem ersten freudestrahlend winkenden Kind am Straßenrand, ist klar: Der 500e ist mehr als eine elektrische Version des bekannten Fiat 500. Eine Fortführung dieser Idee mit gestreckten, lokal emissionsfreien Mitteln.
Fiat 500e (ab 2020): Technische Daten
Modell | Fiat 500e |
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Kurzbeschreibung | elektrischer Kleinstwagen auf eigenständiger Elektro-Plattform |
Karosserievarianten | Dreitürer, 3+1-Türer, Cabrio |
Antrieb | Elektromotor mit Eingang-Getriebe, Frontantrieb |
Leistung | 118 PS (87 kW) |
Drehmoment | 220 Newtonmeter |
0-100 km/h | 9,0 s |
Geschwindigkeit | 150 km/h |
Verbrauch | 13,3 kWh/100 km (Herstellerangabe laut WLTP) |
CO2-Ausstoß | lokal emissionsfrei |
Länge | 3.630 mm |
Breite | 1.630 mm |
Höhe | 1.530 mm |
Radstand | 2.320 mm |
Kofferraumvolumen | 185 bis 550 Liter |
Gewicht | rund 1.300 kg |
Basispreis | ab 26.865 Euro (als geschlossener Dreitürer) |
Der Fiat 500e 2020 in Bilden
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