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Ein Elektroauto wird im Winter aufgeladen.
Quelle: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON
E-Autos: Im Winter sinkt die Akkuleistung.

Im Winter braucht es etwas mehr Energie, um auf Touren zu kommen – das gilt für E-Autos genauso wie für Menschen. Wie deutlich der Unterschied ausfällt, ist für manchen E-Auto-Fahrer doch eine Überraschung. Schafft der Wagen mit einer Akkuladung im Sommer eine Strecke von 300 Kilometern, ist bei Minusgraden womöglich nach 200 Kilometern Schluss.

Der Grund dafür? Lithium-Ionen-Akkus sind am leistungsfähigsten bei einer Temperatur zwischen 15 und 35 Grad. Bei niedrigeren Temperaturen sinkt die Spannung, weil die elektrochemischen Prozesse im Inneren der Zellen langsamer ablaufen. Dadurch kann weniger Energie aus dem Akku entnommen werden. Damit der Akku trotzdem funktioniert, wird er beim Start durch ein ausgeklügeltes Batterie-Management-System erwärmt. Das kostet Energie – die aus dem Akku kommt. Folglich sinkt die Reichweite des E-Autos im Winter.

Darum sinkt bei Elektroautos im Winter die Reichweite

Zusätzlich sorgt die Innenraumbeheizung beim E-Auto im Winter für einen höheren Stromverbrauch. Benziner nutzen zum Heizen die Abwärme des Motors. Bei den effizienten E-Autos werden Fahrgastzelle, Scheiben, Sitze und Lenkrad dagegen mit elektrischer Energie aus der Antriebsbatterie beheizt. Das geht zulasten der Akkulaufzeit – die Reichweite sinkt. Ein Trost: Im Elektroauto wird es schneller warm, da die Heizung nicht auf die Abwärme des Motors warten muss.

Auch beim Stopp an der Ladesäule geht es im Winter gemütlicher zu: Der Akku eines E-Autos braucht bei frostigen Außentemperaturen deutlich mehr Zeit, bis er wieder voll ist. Der Grund hierfür ist wieder das Batterie-Management-System. Es drosselt die Ladeleistung, um den Akku zu schonen. Denn der Akku kann im Winter nicht so viel Ladung annehmen wie sonst, da der flüssige Elektrolyt in jeder Zelle bei Kälte zähflüssiger wird. So können weniger Ionen von Kathode zu Anode wandern. Würde die Ladesäule genauso viel Energie an den Akku abgeben, wie im Sommer, würde dieser auf Dauer Schaden nehmen. Für den Halt am Schnelllader sollte man darum im Winter ruhig die doppelte Zeit einplanen.

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Elektroautos brauchen im Winter 10 bis 30 Prozent mehr Strom

Ein schlagendes Argument gegen das E-Auto ist der höhere Verbrauch im Winter übrigens nicht. Auch Benziner schlucken bei Kälte mehr – etwa 15 Prozent im Mittel. Bei Diesel-Fahrzeugen sind es sogar bis zu 24 Prozent mehr. Das liegt unter anderem am Schnee auf der Fahrbahn: Um gegen diesen Widerstand anzukommen, braucht der Motor mehr Energie.

Auch Schmierstoffe sind bei Kälte zäher, wodurch Metallteile des Antriebsstrangs stärker aneinander reiben. Diese kleinen Faktoren summieren sich. So gesehen ist der Mehrverbrauch von Elektroautos in der kalten Jahreszeit recht moderat: Laut dem ADAC bewegt er sich in der Regel zwischen 10 und 30 Prozent. Entsprechend sinkt beim Elektroauto im Winter die Reichweite.

Eine Versuchsreihe des ADAC belegt: Vor allem Berufspendler müssen sich darauf einstellen, dass die Gesamtreichweite ihres E-Autos im Winter deutlich abnimmt. Besonders stark ist der Effekt, wenn der Akku zwischen kurzen Fahrten immer wieder auskühlt. In diesem Fall sorgt das Batterie-Management-System des Autos immer wieder dafür, dass der Akku ausreichend erwärmt wird. Da ein Akku mehrere hundert Kilogramm wiegt, ist hierfür viel Energie nötig. Je größer der Akku und je kälter die Außentemperatur ist, desto mehr Energie benötigt das System, um stabil zu laufen. Bei Autos mit kleineren Akkus ist darum auch der Reichweitenverlust geringer – sie werden schneller warm.

E-Autos im Winter: Großer Reichweitenverlust auf Kurzstrecken

Die folgende Tabelle des ADAC zeigt, wie stark sich die Reichweite von E-Autos im Winter von der im Sommer unterscheiden kann. Die Tester fuhren kurze Strecken von 23 Kilometern, wobei die Fahrten jeweils 30 Minuten dauerten. Dazwischen kühlte der Akku jedes Mal aus. Je nach Modell betrug der Verlust an Reichweite zwischen 25 und 50 Prozent. Schlusslicht war dabei der VW ID.3. Bei diesem Elektroauto sinkt die Reichweite im Winter von möglichen 324 auf nur noch 162 Kilometer. Fazit: Wer Strom sparen möchte, vermeidet bei frostigen Temperaturen nach Möglichkeit kurze Strecken mit längeren Pausen dazwischen. 

ModellReichweite bei +14 °CReichweite bei −7 °CReichweitenverlust in Prozent
Fiat 500e244 km182 km25%
Renault Zoe351 km244 km30%
Hyundai Kona electric215 km147 km32%
Ford Mustang Mach-E300 km202 km33%
Lexus UX300e224 km141 km37%
Nissan Leaf e+332 km210 km37%
VW ID.3324 km162 km50%

Quelle: ADAC

E-Autos im Winter: Eine Wärmepumpe lohnt sich meist nicht

Damit E-Auto-Fahrer im Winter gut ans Ziel kommen, haben Autohersteller ausgeklügelte Heizstrategien entwickelt. So ist in manchen E-Autos eine zusätzliche Wärmepumpe verbaut. Sie nutzt Abwärme aus dem Batteriespeicher und dem Elektromotor, um damit das Fahrzeuginnere zu heizen. Das schont den Akku und bringt bei Kälte etwas mehr Reichweite – allerdings nur auf Langstrecken. Für Pendler lohnt sich der Einbau einer teuren Wärmepumpe laut Tests des ADAC nicht. Sinnvoll ist es dagegen, Softwareupdates für das Batterie-Management-System auch aufzuspielen. Diese verbessern die Heizstrategie des Autos und sparen dem Fahrer beim Laden bares Geld.

Müssen E-Auto-Fahrer im Stau frieren?

Ein Gerücht hält sich hartnäckig: E-Auto-Fahrer – so der Mythos – müssten im Winter im Stau frieren, weil die Heizung die Batterie im Rekordtempo leer saugen würde. Tests des ADAC haben ergeben, dass an diesem Vorurteil nicht viel dran ist. Tatsächlich verbraucht die Heizung im Stand so wenig Energie, dass selbst eine im Auto verbrachte Winter-Nacht den Akku nicht leer zieht. Selbst bei strengem Frost (−9 bis −14 °C) hatte ein getesteter Renault Zoe nach 12 Stunden noch 30 Prozent Akkuladung übrig. Beim VW e-up waren nach derselben Zeit noch etwa 20 Prozent Ladung im Akku.

Mit dem E-Auto sparsam durch den Winter: Tipps im Überblick

Autobesitzer können selbst einiges dafür tun, damit der Akku in der kalten Jahreszeit länger durchhält. Wer die wichtigsten Einfluss-Faktoren kennt, kann den Stromverbrauch beim E-Auto senken – und so im Winter mehr Reichweite aus seinem E-Auto herausholen. In diesem Winter lohnt sich das aufgrund der steigenden Strompreise besonders.

  • Vor der Fahrt laden und vorheizen
  • Sitz- und Lenkradheizung verwenden
  • Fahrzeug in die Garage stellen
  • Winterreifen mit kleinerem Durchmesser wählen
  • Schnee gründlich entfernen
  • Im Eco-Modus fahren
  • Weniger heizen

Tipp 1: Darum sollte man E-Autos im Winter vor der Fahrt laden

Idealerweise startest Du den Ladevorgang an kalten Tagen so, dass die Batterie pünktlich zur Abfahrt voll ist. Dann ist sie bereits warm. Außerdem solltest Du den Innenraum des Fahrzeugs vorheizen, solange das E-Auto noch am Kabel hängt. Das dauert nur 15 bis 30 Minuten und geht bei den meisten E-Autos bequem per App. Das Auto warm zu halten, kostet viel weniger Energie, als ein kaltes Auto auf eine angenehme Temperatur zu bringen.

Tipp 2: Bei E-Autos im Winter Sitz- und Lenkradheizung verwenden

Sitzt der Fahrer allein im Auto, muss nicht gleich der gesamte Innenraum auf Kuscheltemperatur gebracht werden. Effizienter ist es, den Körper gezielt mit der Sitzheizung zu wärmen – das spart jede Menge Strom. Auch die Lenkradheizung verbraucht wenig Energie, sorgt aber für warme Finger und damit für einen besseren Grip. Muss man in einer brenzligen Situation schnell lenken, ist das ein Sicherheitsvorteil.

Tipp 3: E-Auto im Winter in der Garage parken

Natürlich können Elektroautos im Winter draußen stehen – besser aufgehoben sind sie aber in der Garage. Hier friert der Akku nicht so schnell durch und braucht dementsprechend weniger Energie, um wieder warm zu werden. Die wenigen Grade, die es in der Garage wärmer ist, machen beim E-Auto einen großen Unterschied. Die Kosten für den Bau einer Garage beginnen schon bei 1.200 Euro – die Investition kann sich langfristig auszahlen.

Tipp 4: Darum sparen kleinere Reifen im Winter Strom

Winterreifen sorgen bei Schnee und Matsch für eine bessere Bodenhaftung – auf trockener Fahrbahn erhöhen sie allerdings den Rollwiderstand. Um diesen Widerstand zu überwinden, braucht der Motor mehr Energie. Wer Winterreifen mit kleinerem Durchmesser wählt und diese möglichst stramm aufpumpen lässt, mildert diesen Effekt: Der Rollwiderstand sinkt und damit auch der Energieverbrauch. Keine Lust auf einen Reifenwechsel? Manche Autobesitzer steigen im Winter auf ein günstiges Winterauto um, um den kostbaren Erstwagen vor Streusalz, Split und Schnee zu bewahren.

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Tipp 5: Bei Elektroautos im Winter den Schnee gründlich entfernen

Nicht nur für Stromer gilt in der kalten Jahreszeit: Schnee auf Dach und Scheiben erhöht den Luftwiderstand beim Fahren. Damit steigt der Verbrauch. Außerdem ist das Fahren mit einer Schneemütze aus gutem Grund verboten: Die weiße Pracht kann während der Fahrt auf die Windschutzscheibe des Hintermanns wehen und diesem die Sicht nehmen. Schnee auf dem Autodach kann darum mit einem Bußgeld in Höhe von 25 Euro geahndet werden. Bei verdeckten Scheinwerfern oder Blinkern werden zehn Euro fällig. Umsichtige Fahrer greifen darum nach dem Parken bei Schnee zum Handfeger.

Tipp 6: Elektroautos: Im Winter spart der Eco-Modus Strom

Die meisten Elektroautos haben einen Eco-Modus. Was sich dahinter genau versteckt, ist abhängig vom Hersteller. Grundsätzlich wird im Eco-Modus nicht die maximale Energie abgerufen – selbst, wenn der Fahrer Vollgas gibt. Außerdem drosselt der Eco-Modus die Heizung. Beides spart Strom. Wer keinen Eco-Modus hat, schaltet die Heizung manuell herunter und vermeidet beim Fahren starkes Beschleunigen und Abbremsen.

Tipp 7: Weniger heizen, wärmer anziehen

Trivial, aber effektiv: Drehst Du die Heizung um ein oder zwei Grad herunter, erhöhst Du damit automatisch die Reichweite Deines Elektroautos. Damit trotzdem niemand frieren muss, empfiehlt sich im Winter im E-Auto ein dicker Pulli. Tipp: Lege für mitreisende Kinder eine Decke auf die Rückbank. Ihre kleinen Körper kühlen schneller aus. Von Handschuhen raten Sicherheitsexperten beim Autofahren dagegen dringend ab. Bei schnellen Lenkmanövern hat man das Lenkrad damit weniger gut im Griff.

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