Der Alltag mit dem Elektroauto
Ein harter Winter ist für Elektroautos eine Herausforderung – genau wie lange Reisen. Mit unseren Alltags-Tipps für E-Auto-Fahrer kannst Du sie leicht meistern.
Der Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektroauto ähnelt einer Ernährungsumstellung: Er ist kein Hexenwerk, aber eine große Veränderung. Vieles muss neu gelernt werden. Das beginnt mit dem Tanken und Parken und endet noch lange nicht bei der richtigen Reiseroute. Damit der Alltag mit dem Elektroauto gelingt, haben wir alle Tipps und Tricks zusammengetragen, die das Leben mit einem E-Auto erleichtern und die Lebensdauer des Akkus verlängern.
Das Wichtigste in Kürze
- Elektroautos mit Reichweiten von mehr als 400 km
- Mehr als 19.000 Ladestationen in Deutschland
- Sommer wie Winter: besser in der Garage parken
- Unnötige elektrische Verbraucher ausschalten
- Route für E-Auto-Reisen planen
Wie viel Reichweite haben Elektroautos?
Je üppiger der Akku, desto größer die Reichweite. Klingt logisch. Dennoch haben viele Elektroautos keinen großen Akku an Bord. Andere haben einen, verfügen aber über eine vergleichsweise bescheidene Reichweite. Es gibt sogar E-Autos mit kleinen Akkus und guter Reichweite. Woran liegt das?
Auf Basis des Golf 7 gebaut, erkennt man den e-Golf an den C-förmigen Tagfahrleuchten.
Der Ladevorgang
Eine der entscheidenden Schwachstellen beim Elektroauto sind elektrische Verluste. Bereits beim Laden eines Elektroautos geht Energie verloren. Das liegt am elektrischen Widerstand in Kabeln und Kontakten. Er ist der Grund für Ladeverluste, bei denen Energie als Wärme verloren geht. Abhilfe schaffen Leitungen mit sehr geringem Widerstand. Ebenfalls Einfluss haben Länge und Durchmesser des Kabels sowie die Auslegung der Kontakte.
Ein weiteres Problem ist die Temperatur. Die Batterie eines Elektroautos arbeitet nur in einem bestimmten Bereich optimal. Bei zu hoher oder zu niedriger Temperatur im Akku verringert die Elektronik die Ladeleistung, um die Batterie zu schonen. Zudem lädt eine beinahe volle Batterie langsamer als ein Akku, der fast leer ist.
Darüber hinaus muss für das Laden eines Elektroautos die Spannung gewandelt werden. Durch das Stromnetz fließt Wechselstrom, geladen werden muss mit Gleichstrom. Schnellladesäulen liefern Gleichstrom, bei einer normalen Steckdose muss ein Onboard-Lader im Auto die Spannung umwandeln.
Einen ausführlichen Text zu den Hintergründen der Reichweite von Elektroautos findest Du hier
So viel Reichweite haben die beliebtesten Elektroautos
Die gute Nachricht ist: Die Ladeverluste haben keinen Einfluss auf die Reichweite, sondern nur auf die Kosten für den Strom. Ist die Batterie voll, bleibt die Frage, für wie viele Kilometer der Strom reicht. Ein Akku kann nicht vollständig leer gefahren werden. Und ein Akkupaket mit 95 kWh bedeutet nicht, dass stets 95 kWh zur Verfügung stehen.
In den technischen Daten unterscheiden Hersteller daher zwischen der Brutto-Batteriekapazität und der tatsächlich nutzbaren (Netto-)Batteriekapazität. Beim Audi E-Tron beispielsweise liegt die Brutto-Kapazität bei 95 kWh. Netto nutzbar sind 83,6 kWh. BMW nennt im Datenblatt zum i3 33,2 kWh zu 27,2 kWh.
Der ADAC hat für viele Elektroautos in seinem Ecotest die tatsächliche Reichweite ermittelt (Stand: April 2020):
- Tesla Model X 100D: 451 km
- Tesla Model 3 Longe Range AWD: 429 km
- Kia e-Niro (64 kWh) Spirit: 398 km
- Kia e-Soul (64 kWh) Spirit: 390 km
- Hyundai Kona Elektro (64 kWh) Trend: 379 km
- Jaguar i-Pace EV400 S AWD: 366 km
- Audi e-tron 55 quattro: 365 km
- Opel Ampera-e First Edition: 342 km
- Mercedes EQC 400 AMG Line: 335 km
- Renault Zoe R135 Z.E. 50 (52 kWh) Intens: 335 km
- Tesla Model 3 Standard Range Plus: 305 km
- Nissan Leaf e+ Tekna (62 kWh): 300 km
- BMW i3 (120 Ah): 272 km
- Renault Zoe Intens (41 kWh): 243 km
- Seat Mii electric Plus*: 215 km
- Hyundai Ioniq Elektro Style: 211 km
- Nissan Leaf Acenta (40 kWh): 201 km
- VW e-Golf: 201 km
- Nissan e-NV 200 Evalia: 167 km
- Smart Fortwo Coupé EQ Prime: 112 km
Elektroauto laden: So funktioniert‘s
Ob BMW i3, VW e-up! oder Nissan Leaf – jedes Elektroauto muss irgendwann an die Ladestation. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, das Elektroauto aufzuladen: an einer öffentlichen Ladestation oder zu Hause.
Das Laden an öffentlichen Ladesäulen
Ob auf dem Supermarktparkplatz, in der Hotelgarage oder in der Nachbarschaft – öffentliche Ladesäulen gibt es mittlerweile fast überall. Mehr als 19.000 Ladepunkte sind nach Angaben von LEMNET in Deutschland zu finden. Eine Übersicht gibt es im Internet oder im Navi des Elektroautos. Allerdings: Offline gespeicherte Navi-Daten verlieren schnell an Aktualität und zeigen nicht, ob der Platz an der Strom-Zapfsäule gerade frei ist.
Manche Hersteller bieten für ihre Kunden daher eigene Lösungen an, damit Elektroauto-Fahrer Ladestationen in ihrer Nähe finden. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht regelmäßig aktuelle Listen mit öffentlichen Stromsäulen in Deutschland. Weitere aktuelle Infos finden E-Auto-Fahrer über spezielle Ladestationen-Apps.
Für die Langstrecke gibt es Ladestationen entlang der Autobahn. Lademöglichkeiten bieten etwa der Tankstellenbetreiber Tank & Rast oder der Anbieter IONITY. Der Zusammenschluss verschiedener Hersteller will rund 400 E-Stationen entlang europäischer Autobahnen errichten. Etwa 250 existieren bereits.
Apps für die Suche nach Ladesäulen
Die Vielzahl der Anbieter, privat und öffentlich, macht die Situation für Elektroauto-Fahrer unübersichtlich. Wer vor allem rund um seinen Wohnort unterwegs ist, fragt seinen heimischen Stromanbieter nach einer Lösung. Der Fahrer sollte dabei nie nur auf einen Anbieter setzen, sondern mehrere Anbieter ausprobieren und sich für einen bis zwei entscheiden.
Eine Auswahl an E-Ladestationen-Apps:
- Chargemap Aufladestation
- chargEV
- eCharge+
- Elektromaps
- NEXTCHARGE
- Plugsurfing
- PlugShare
- TankE-Netzwerk
- Shell Recharge
- Volkswagen e-Charge
Strom tanken an der Ladesäule
An der Ladesäule angekommen, kann der Besitzer sein Elektroauto direkt verbinden. Beim Anschließen ist vor allem der richtige Stecker entscheidend. Welche Stecker funktionieren, steht in der Beschreibung des Fahrzeugs.
Viele öffentliche AC-Säulen sind mit bis zu 43 kW ausgelegt, DC-Stationen mit bis zu 50 kW. Schnelllader von Ionity können mit bis zu 350 kW laden. Der kW-Wert bestimmt, wie lange das Laden dauert – und oft auch, wie hoch der Preis ist. Beim schnellen Laden kostet der Strom oft 10 Cent pro kWh mehr. Nicht alle Elektroautos vertragen eine so hohe Ladeleistung. Mitunter ist bei 11 kW (AC) oder 50 kW (DC) Schluss. Hierzu zählen etwa der Nissan Leaf oder der BMW i3.
Auf das Laden folgt das Bezahlen. Derzeit bieten verschiedene Anbieter diverse Modelle mit Tankkarte, Flatrate oder monatlicher Grundgebühr an. Der durchschnittliche kWh-Preis liegt an einer AC-Säule laut ADAC bei 29 Cent. Die Abrechnung erfolgt pro Minute, pro Stunde oder pro kWh. Dabei können die Preise stark variieren. Deswegen ist es wichtig, sich vorher genau über die Bestimmungen in der Region zu informieren.
Elektromobilität: Diese Stecker sind auf dem Markt
- Typ-1-Stecker: Dieser Stecker kommt aus Asien. Bei europäischen Herstellern ist er eher unüblich. Die Ladeleistung reicht bis 7,4 kW. Wer ein Elektroauto mit Typ-1-Stecker hat, sollte das mitgelieferte Kabel stets dabeihaben. Der Stecker eignet sich nicht für Schnellladungen.
- Typ-2-Stecker, auch Mennekes-Stecker: Hierbei handelt es sich um einen dreiphasigen Stecker, den die Europäische Union (EU) als Norm betrachtet. In Europa gibt es ihn an nahezu jedem öffentlichen Ladepunkt. Hier sind bis zu 43 kW Ladeleistung möglich.
- CCS-Stecker (Combo-Stecker): Neben dem EU-genormten Typ-2-Stecker werden zwei zusätzliche Kontakte verbaut, damit ein E-Auto per Schnellladung mit Gleichstrom tanken kann. Maximale Ladeleistung: 200 kW.
- Tesla Supercharger: Er ist eine hauseigene Modifizierung des Typ-2-Steckers. Die Tesla-Ladesäulen gibt es mittlerweile in dritter Generation mit einer maximalen Ladeleistung von 250 kW.
Das Auto zu Hause laden – Wallbox oder Steckdose?
Wer sein Elektroauto zu Hause laden möchte, kann das mit dem vom Hersteller mitgelieferten Kabel an der Haushaltssteckdose, auch Schuko-Steckdose genannt, tun. Das kostet Zeit – beim Nissan Leaf etwa 21 Stunden. Zudem: Haushaltssteckdosen sind nicht dafür ausgelegt, über Stunden viel Strom abgeben zu müssen. Im schlimmsten Fall drohen daher Überhitzung und Kabelbrand. Onboard-Ladesysteme im Fahrzeug regeln deshalb die Leistung herunter. Kabel solltest Du grundsätzlich nicht in Schlaufen verlegen.
Es empfiehlt sich, beim Hersteller die passende Wallbox zu bestellen. Die meisten E-Auto-Hersteller bieten auf das Fahrzeug abgestimmte Systeme an. Es gibt aber auch unabhängige Anbieter. Die Wallbox ist sicher und erlaubt eine höhere Ladeleistung. Ein Beispiel: Der Renault Zoe lädt an einer 22-kW-Wallbox in 1,5 Stunden. Bei einer 2,3-kW-Steckdose dauert der Ladevorgang zehn Stunden. Mehr Kilowatt, mehr Power, kürzere Ladezeit. Die Inbetriebnahme übernimmt ein Techniker des Herstellers.
Gängige Ladestationen für zu Hause kosten je nach Hersteller zwischen 500 und 1.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Elektroinstallation sowie den Einbau von Wallbox und Stromzähler. Dies kostet mitunter mehr als die Geräte selbst. Wer die Wallbox außen aufstellen möchte, kann das problemlos tun. Wallboxen sind witterungsfest. Einige Wallboxen, wie die von BMW, lassen sich sogar in ein Smart-Home-System integrieren.
Der Zoe stromert schon länger über die Straßen. Das Angebot an Gebrauchtwagen ist dementsprechend groß.
Eigene Wallbox für Mieter
Soll die Wallbox in der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses installiert werden, muss der Vermieter oder Eigentümer gefragt werden. Ohne sein Einverständnis darf keine Wallbox in die Garage. Einen Rechtsanspruch auf eine Lademöglichkeit hat der E-Autofahrer nicht. Dies gehört nicht zum Mindeststandard einer Wohnung.
Die rechtlichen Hürden für die Installation einer eigenen Ladestation am Mietshaus oder Mietstellplatz könnten bald sinken. Die Bundesregierung hatte 2018 im Koalitionsvertrag festgehalten: „Den Einbau von Ladestellen für Elektrofahrzeuge von Mieterinnen und Mietern sowie Wohnungseigentümerinnen und Wohnungseigentümern werden wir rechtlich erleichtern.“
Technisch ist die Installation einer Wallbox für Strom in der Tiefgarage meist kein Problem – wenngleich eine erfahrene Firma beauftragt werden sollte. Nur ein Elektriker darf eine Wandladestation installieren. Der Fachmann gewährleistet, dass alle Vorschriften eingehalten werden, etwa zum Brandschutz. Parallel kann sichergestellt werden, dass die abgezapften Kilowattstunden einem Verbraucher eindeutig zugeordnet werden können. Dazu wird ein extra Zähler montiert – wer lädt, zahlt.
Unterschiede bei den Wallboxen
Bei der Auswahl der Box sollten einige Punkte beachtet werden. Der ADAC stellte in einem Test fest, dass es bei Ladestationen große Qualitätsunterschiede gibt. Der Club testete Boxen mit Ladeleistungen zwischen 3,7 und 22 kW und spricht für die Hälfte davon keine Empfehlung aus. Er rät zu 11-kW-Boxen, die einen guten Kompromiss aus Leistung und Kosten darstellen. Die Installation einer 22-kW-Schnelllade-Box hingegen erfordert die Genehmigung des örtlichen Netzbetreibers. Ein bürokratischer Schritt, den man sich sparen kann, wenn man ohnehin vorwiegend länger über Nacht lädt.
Mit Förderprogrammen kann der finanzielle Aufwand sinken. Hinzu kommen Steuervorteile. Vermieter können Aufwendungen zur Ausstattung von Garagen mit Elektrizität steuerlich abschreiben. Auch der Handwerkerlohn darf als "haushaltsnahe Dienstleistung" in der Steuererklärung angesetzt werden, so drückt er direkt die Steuerlast.
Eine Kostenfalle droht, wenn der Mieter einmal auszieht. Der Vermieter kann den Rückbau der Ladestation verlangen. Im Zweifel hilft dann das Argument nicht weiter, dass der Ladepunkt ein wertsteigerndes Merkmal der Mietsache ist und am Wohnungsmarkt einen Wettbewerbsvorteil verspricht. Mieter beugen am besten vor, indem sie sich schriftlich bestätigen lassen, dass die Ladestation bleiben kann.
Keine Sicherheitsbedenken für Ladestationen
Laut Sachverständigen-Organisationen gibt es kaum Grund für Sicherheitsbedenken beim Nachladen von Elektrofahrzeugen. Batterien moderner Elektroautos gasen nicht mehr aus. Die Ladetechnik von Serienfahrzeugen ist so ausgereift, dass ein Überladen der Batterie und damit ein Brand nahezu ausgeschlossen sind. Allerdings gilt es zu prüfen, ob das Stromnetz die zusätzliche Last bewältigt. Fachkundige Elektriker überprüfen, inwieweit hohe Ladeleistungen möglich sind, die die Ladedauer gegenüber einer Haushalts-Steckdose deutlich senken.
Zugleich kann geklärt werden, ob der Anschluss mehrerer E-Autos problemlos möglich ist. Laden viele gleichzeitig, kann das Stromnetz überlasten. Selbst, wenn nur Schuko-Stecker genutzt werden. Das Problem verschärfen Wandladestationen mit höheren Ladeleistungen. Ladelastmanagement-Systeme schaffen Abhilfe. Sie steuern den Ladevorgang, indem Ladeströme limitiert werden und die Autos den Strom nicht zeitgleich zapfen. Doch sie sind teuer. Hinzu kommen Kosten für die Wartung. Das Teilen der Anschlusskapazität lässt sich nur umgehen, wenn man das gesamte Netz erneuert – aber das ist ebenfalls teuer. Und es bedarf der Zustimmung der Eigentümer.
Wie viel kostet das Tanken mit dem Elektroauto?
Häufig ist der Strom an der Haushaltssteckdose etwas günstiger als an einer Ladestation. Beim ADAC e-Charge kostet eine Kilowattstunde an einer AC-Ladesäule 29 Cent, an einer DC-Ladestation sind es 39 Cent. Die Kosten für den Strom aus der Steckdose hängen vom Wohnort und vom Anbieter ab. Der bundesweite Durchschnittspreis lag 2018 bei rund 29 Cent. Teilweise ist der Strom an öffentlichen Ladesäulen, etwa an Flughäfen oder auf Parkplätzen, kostenfrei.
Wie lange dauert das Laden eines Elektroautos?
Entscheidend für die Ladedauer ist die Ladetechnik. Jedes Elektroauto verfügt über einen On-Board-Stromwandler, der den Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt. Die Gleichrichter in Renault Twizy, VW e-Golf oder Mercedes EQC haben allerdings verschiedene Aufnahmekapazitäten, die sich auf die Ladezeit auswirken. Es kommt also auch auf die Ladetechnik des Elektroautos an.
Hinzu kommt die Kapazität der E-Auto-Batterie. Ein e.GO Life mit einer Batteriekapazität von 14,5 Kilowatt pro Stunde wird an einer Ladesäule, die 22 kW ausgibt, in weniger als einer Stunde geladen – ein Tesla mit einer Kapazität von 75 kWh braucht die fünffache Zeit.
Wer es eilig hat, kann zu einer Schnellladestation fahren. Diese Ladepunkte spenden mehr als 100 kW (bis zu 350 kW) und wandeln den Wechselstrom in Gleichstrom um. Dieser fließt direkt ins Auto. Das geht schneller, ist jedoch teurer. Und: Nicht jedes E-Auto ist auf Schnellladung ausgelegt.
Der Audi e-Tron fährt bis zu 436 km rein elektrisch
Alltagstipps für das Fahren mit dem E-Auto
Viele Elektroauto-Fahrer plagt die sogenannte Reichweitenangst. Ein Auge hängt stets an der Energieanzeige. Das ist verständlich, denn schließlich gibt es nicht überall eine Ladestation und das Laden kostet Zeit. Das Schöne beim Fahren eines Elektroautos ist jedoch, dass es während der Tour selbst Energie erzeugen und die Batterie laden kann. Wie? Durch Bremsen.
Beim Bremsen wird Bewegungsenergie in Reibungswärme umgewandelt. Diese kann entweder ihre Umgebung aufheizen wie beim herkömmlichen Auto. Beim Elektroauto kann ein Generator diese Energie gewinnen und speichern. Das nennt man Rekuperation. Bei Elektroautos schaltet der Elektromotor für die Generator-Funktion in eine negative Beschleunigung um. Er speist dann die Batterien mit Energie. Dadurch wird das Bremspedal zunehmend unwichtiger.
Sobald der Fahrer den Fuß vom Gaspedal nimmt, verzögern viele Elektroautos. Einige verzögern bis zum Stillstand und können mit nur einem Pedal gefahren werden – man spricht von „One-Pedal-Driving“. Bei Nissan gibt es hierfür einen eigenen Fahrmodus. Ist dieser aktiviert, bremst das Fahrzeug, sobald der Fuß vom Gas geht, aktiv. Der Fahrer sollte dennoch auf eine Gefahrenbremsung gefasst sein, denn diese Funktion kann nur ein kräftiger Tritt auf das Bremspedal übernehmen. Ein weiterer Vorteil des One-Pedal-Drivings: Es schont Bremsen wie Bremsbeläge und spart damit Kosten.
Beim Fahren eines Elektroautos spielt das Thema Energiesparen eine wichtige Rolle. Das heißt: Alle elektrischen Verbraucher, die nicht nötig sind, bleiben ausgeschaltet. Geht die Energiereserve zur Neige, hilft oft der E-Modus, den es in vielen Elektroautos gibt. Hier optimiert die Software den Energieverbrauch. Das wirkt sich auf das Fahrverhalten aus. Wer möglichst viele Kilometer mit einer Batterie fahren möchte, sollte sich auf eine eher gemächliche Fahrt einstellen. Je schneller das Auto fährt, desto mehr Energie wird verbraucht. Ein weiterer Spartipp: Mit dem korrekten Luftdruck in den Reifen benötigt das Elektroauto weniger Strom.
Elektroauto im Winter fahren
Batterien von Elektroautos arbeiten nur in einem bestimmten Temperaturbereich optimal. Wird es zu heiß oder zu kalt, hat dies Auswirkungen auf die Reichweite. Bei einem gemeinsamen Test haben der ADAC und der österreichische Automobilclub ÖAMTC herausgefunden, dass im Stadtverkehr eine Außentemperatur von null Grad im Vergleich zu 20 Grad einen Reichweitenverlust von bis zu 50 Prozent ergeben kann. Bei einem Tempo von etwa 100 km/h beträgt der Verlust lediglich zehn Prozent. Wird es klirrend kalt, steigen die Verluste weiter. Bei minus 20 Grad sinkt die Reichweite im Stadtverkehr um 65 Prozent, bei 100 km/h um 20 Prozent. Elektroautos mit Allradantrieb könnten hier für Dich interessant sein.
Reichweiten bei verschiedenen Temperaturen | 20 Grad | 0 Grad | minus 20 Grad |
---|---|---|---|
30 km/h | 188 km | 93 km | 68 km |
50 km/h | 158 km | 106 km | 82 km |
100 km/h | 91 km | 82 km | 70 km |
Darum sinkt die Reichweite im Winter
Für diese großen Differenzen gibt es mehrere Gründe: Zum einen mögen Lithium-Ionen-Akkus keine Kälte. Bei Minustemperaturen werden sie langsamer und bremsen die chemischen Prozesse. Das Aufladen dauert deutlich länger.
Zum anderen zapfen im Winter mehr elektrische Verbraucher an der Batterie. So muss meist der Innenraum des Fahrzeugs beheizt werden, zusätzlich Front- und Heckscheibe, Sitze und manchmal das Lenkrad. Das kostet viel Energie. Dafür heizen Elektroautos den Innenraum schneller – da sie nicht erst auf einen warmen Motor und dessen Abwärme warten müssen.
Tipps vom ADAC: Energie sparen im Winter
Beim Aufladen des Elektroautos kann der Innenraum vorgeheizt werden – mit Strom aus der Steckdose. So kann der E-Auto-Besitzer mit vollem Akku und warmen Händen losfahren. Aktiviert werden kann die Funktion in den Fahrzeugeinstellungen, teilweise auch über das Smartphone.
Am besten wird das Elektroauto im Winter in einer Garage geparkt. Der Grund: Je kühler die Batterie ist, desto länger dauert der Ladevorgang. Ein weiterer Tipp: Den Körper mit der Sitzheizung zu wärmen, kostet weniger Energie, als den gesamten Innenraum zu heizen.
Eine Wärmepumpe kann bei modernen Elektroautos den Stromverbrauch beim Heizen deutlich senken. Sie nutzt Abwärme aus dem Batteriespeicher und dem Elektromotor, um damit das Fahrzeuginnere zu heizen. Manche Elektroautos verfügen serienmäßig über eine Wärmepumpe wie zum Beispiel der Renault Zoe. BMW und VW bieten sie optional für den i3 und den e-Golf an.
Ein weiterer Tipp: Beim Programmieren des Ladevorgangs am besten die Morgenstunden wählen. So ist die Batterie noch warm, wenn die Fahrt losgeht.
Spartipps für den Winter
- Während des Aufladens bereits Innenraum heizen
- Fahrzeug in der Garage abstellen
- Besser mit Sitzheizung und Lenkradheizung wärmen
- Fahrzeug mit Wärmepumpe wählen
- Im Winter mit Reichweitenreserve rechnen
- Notfalls dicke Jacke anziehen
Elektroauto im Sommer fahren
Mit Wärme kommen Elektroautos deutlich besser zurecht als mit Kälte. Zwar mögen Batterien keine große Hitze, doch da sie meist im Fahrzeug-Unterboden sitzen, heizen sie sich nicht so stark auf wie der Innenraum. Dennoch gibt es im Sommer einiges zu beachten, um den Akku zu schonen und seine Lebensdauer zu verlängern.
Am besten parken Elektroautos auch im Sommer in der Garage. Das schützt die Batterie vor hohen Temperaturen und reduziert den Einsatz der Klimaanlage. Sie kostet genau wie die Heizung im Winter Strom und somit Reichweite. Viele Elektroautos können bereits beim Laden heruntergekühlt werden und nutzen dafür den Strom aus der Steckdose. Wer keine Garage hat, sucht sich am besten einen Schattenparkplatz – oder lüftet das Auto vor dem Losfahren. Das Parken im Schatten schützt die Batterie zudem vor den teilweise sehr hohen Temperaturen von aufgeheiztem Asphalt.
Manche Elektroautos verfügen über eine Klimatisierung des Akkus. Diese wird entweder beim Laden oder beim Fahren aktiv. Deshalb kann es im Sommer sinnvoll sein, das E-Auto öfter zu laden. Das gilt allerdings nur, wenn das Stromauto auch genutzt wird. Steht das Auto längere Zeit, sollte der Akku im Hochsommer nicht zu 100 Prozent geladen sein. Auch ein leerer Akku sollte vermieden werden.
Generell sollte der Akku im Hochsommer schonend behandelt werden. Das heißt: lieber langsamer laden, nicht vollladen und nicht allzu sportlich fahren. Moderne Akkus mit Temperaturmanagement kümmern sich selbst um ihr Wohlergehen. Die Software sorgt dafür, dass den Batterien nicht zu heiß wird und sie keinen dauerhaften Schaden nehmen. Ist es zu heiß, laden sie von selbst langsamer und schalten während der Fahrt notfalls in einen Schonbetrieb.
Der alltagstaugliche Elektro-Kleinwagen von BMW.
Anhängerkupplung für Elektroautos
Elektroautos sind wie geschaffen für das Ziehen schwerer Lasten: Sie bieten ein permanent verfügbares hohes Drehmoment, sind schwer, stabil und beschleunigen gleichmäßig. Dennoch gab es lange Zeit nur ein einziges Modell mit Anhängerkupplung, nämlich das Tesla Model X. Für 1.000 Euro kann das SUV mit dem Extra ausgestattet werden und darf dann bis zu 2,2 Tonnen Anhängelast ziehen.
Problem: Der Anhänger und damit die zusätzliche Last kosten Energie und verkürzen die Reichweite. Selbst das Tesla Model X würde mit einem voll beladenen Anhänger rund 70 Prozent seiner Reichweite einbüßen. Dennoch wächst das Angebot an Elektroautos mit optionaler Anhängerkupplung. Die steigende Batteriekapazität der Fahrzeuge macht es möglich.
So gibt es für den Audi e-tron mit 408 PS Leistung eine aufpreispflichtige Anhängerkupplung. Sie kostet 990 Euro inklusive Vorrüstung und ist auf maximal 1.800 Kilogramm ausgelegt. Für den Jaguar I-Pace gibt es ebenfalls eine Anhängerkupplung für 2.029 Euro. Die maximale Anhängelast beträgt 750 Kilogramm. Für den Mercedes-Benz EQC mit 408 PS Leistung kostet das Extra 1.142,40 Euro. Die Kupplung zieht maximal 1.800 Kilogramm.
Anhängevorrichtungen für kleinere Elektroautos
Für den Elektro-Kleintransporter Nissan e-NV200 gibt es bereits ab 180 Euro eine Anhängerkupplung, mit der das Fahrzeug bis zu 450 Kilogramm ziehen darf. Selbst für den kleinen Renault Zoe gibt es diese Option. Allerdings muss sie bei einem externen Anbieter bestellt werden. Die Kosten: rund 420 Euro zuzüglich Montage.
Tesla bietet eine Anhängerkupplung nicht mehr nur für das Model X an, sondern auch für das Model 3. Das Extra kostet 1.060 Euro. Damit können bis zu 910 Kilogramm an den Haken genommen werden.
Diese Elektroautos dürfen Anhänger ziehen
- Audi e-tron: max. 1.800 Kilogramm
- Jaguar I-Pace: max. 750 Kilogramm
- Mercedes-Benz EQC: max. 1.800 Kilogramm
- Nissan e-NV200: max. 450 Kilogramm
- Tesla Model X: max. 2.250 Kilogramm
- Tesla Model 3: max. 910 Kilogramm
Reisen und Routen planen mit dem Elektroauto
Die Reichweiten von Elektroautos sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Längere Fahrten im Elektroauto sind heute entspannt möglich. Der Audi e-tron besitzt eine Traktionsbatterie mit 95 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Damit kommt das Fahrzeug mehr als 400 Kilometer weit. Ähnlich weit schafft es der Nissan Leaf, eines der weltweit meistverkauften Elektroautos – zumindest mit der aufpreispflichtigen 62-kWh-Batterie an Bord.
Bei weiteren Strecken muss dennoch gut geplant werden. Zwar steigt die Zahl der Ladestationen an Autobahnraststätten. Tank & Rast als größter Betreiber hat mittlerweile an jeder Tankstelle Ladesäulen installiert. Doch das Laden kostet Zeit. Bei einer Schnellladestation kann der Akku innerhalb von 20 bis 30 Minuten auf 80 Prozent geladen werden. An einer normalen Ladestation müssen E-Auto-Fahrer weitaus mehr Zeit einplanen.
Sorgfältige Routenplanung von zu Hause aus
Eine gute Planung ist deshalb wichtig. Seit 2017 pflegt die Bundesnetzagentur ein Ladesäulenregister, das Ladepunkte in Deutschland ausweist. Eine Excel-Liste, die regelmäßig aktualisiert wird, kann von der Webseite der Behörde heruntergeladen werden. Aktuell umfasst sie rund 14.000 Ladesäulen (Stand Juni 2020).
Alternativ gibt es eine interaktive Karte. Auf ihr sind Schnellladepunkte mit roten Punkten und normale Ladestationen mit blauen Punkten eingetragen. Per Klick auf die Punkte werden Informationen wie Betreiber, Adresse und die jeweilige technische Ausstattung der Ladesäule angezeigt.
LEMNET und GoingElectric
Europaweit 61.000 Ladestationen, davon rund 19.000 allein in Deutschland, umfasst Europas ältestes Internetverzeichnis von Stromtankstellen. Das LEMNET gibt es bereits seit 1997. Die Webseite von GoingElectric bietet ein umfassendes Stromtankstellenverzeichnis, auf dem Nutzern fast täglich neue Ladepunkte gemeldet werden. Bislang sind dort mehr als 140.000 Ladepunkte an 45.000 Standorten eingetragen. Außerdem bietet die Seite einen Routenplaner. Die Suchergebnisse werden auf einer Google-Maps-Karte angezeigt, als GPX-Datei können Nutzer die Route auf ihr Navigationsgerät laden.
Im Elektroauto-Routenplaner kann die Route passgenau zugeschnitten werden. Dafür müssen das eigene Fahrzeugmodell mit Batteriekapazität und Steckertyp sowie der durchschnittliche Energieverbrauch angegeben werden. Aufgrund dieser Daten berechnet die Seite passende Tankintervalle. Dabei solltest Du mit vollgeladenem Akku losfahren, denn dies wird in den Berechnungen vorausgesetzt.
Route planen mit Smartphone-Apps
Bewährte Apps für die Planung sind Next Plug, Electromaps, Chargemap und chargEV. Es lohnt sich, die Apps bezüglich ihrer Funktionalität zu vergleichen. So wird Chargemap mithilfe der Online-Community gepflegt, die neue Ladesäulen meldet und Erfahrungen teilt. Außerdem zeigt die App an, wenn Ladesäulen belegt oder defekt sind.
Bezahlen bei Reisen mit dem E-Auto
Mit dem Elektroauto auf Reisen zu gehen, bringt Probleme mit sich, denn es gibt bislang kein einheitliches Bezahlsystem. Manchmal braucht man eine Ladekarte, manchmal eine App. Bisweilen funktionieren der Online-Bezahldienst PayPal oder das berührungslose Zahlen per NFC und Handy. Der ADAC beklagt einen „Dschungel an Betreibern, Preismodellen und Intransparenz“.
Auch die Kosten für das Laden variieren stark. An der einen Ladesäule ist der Strom kostenlos, an der anderen sehr teuer. Schließt der Fahrer mit einem Mobilitätsprovider einen Vertrag ab, kann er Kosten sparen. Dann ist er aber auf Roaming angewiesen. Teurer ist der Strom in der Regel, wenn man ohne Vorab-Registrierung („ad hoc“) lädt.
Derzeit bietet kaum ein Betreiber die Abrechnung nach Kilowattstunde an. Oft wird per Ladezeit abgerechnet. Das kann vor allem bei Ladesäulen oder Fahrzeugen mit niedriger Ladeleistung zum Kostennachteil werden. Im Idealfall plant man mit dem Elektroauto eine weitere Reise ohnehin entlang von Schnellladepunkten, um die Wartezeiten nicht grundlos auszudehnen.
Eine weitere Kostenfalle kann sein, dass manche Stromanbieter die Standzeit an der Säule über den Ladevorgang hinaus berechnen. Sie wollen so verhindern, dass Ladepunkte als Parkplätze missbraucht werden.
Es gibt Ansätze, die den Tarifdschungel entwirren wollen. Ein Beispiel dafür ist der europaweite Anbieter Plugsurfing. Er sammelt in seinem Abrechnungssystem viele Anbieter von Ladesäulen. Einmal bei Plugsurfing angemeldet, kannst Du im Roaming mehrere Anbieter nutzen, es wird einheitlich abgerechnet. Die Preise variieren dennoch.
Ökostrom für das Elektroauto tanken
Große Stromkonzerne wie EnBW versichern, dass sie an den Ladepunkten für Elektroautos nur Ökostrom anbieten. Allerdings verdienen diese Konzerne auch Geld mit Kohle- und Atomstrom. Der Anbieter Naturstrom betreibt derzeit 80.000 Ladesäulen in ganz Europa. Die Route muss allerdings über eine Landkarte auf der Naturstrom-Webseite geplant werden. Auch eine Ladekarte ist Voraussetzung. Abgerechnet wird pro Ladevorgang. Naturstrom unterscheidet die Normalladung bis 22 Kilowatt (kW) Anschlussleistung und die Schnellladung. Zugang zu 80.000 Ladepunkten verspricht außerdem das Unternehmen LichtBlick mit dem Angebot FahrStrom. Ein weiterer Anbieter ist ENTEGA.