Elektro-Passat ab 2021: VW ID Space Vizzion
Ein Elektroauto mit klassischer Karosserie: VW zeigt in Los Angeles den ID Space Vizzion, einen Kombi in Passat-Form. Sein Innenraum kommt uns bekannt vor.
Was der VW ID.3 für den Golf ist, wird dieses Auto für den Passat sein. Volkswagen will Stück für Stück rein elektrische Versionen der wichtigsten Modelle auf den Markt bringen. Keinen Strom-Umbau eines bestehenden Modells, sondern ein explizites Elektroauto. Auf dem Plan stehen bereits ein SUV im Tiguan-Format und ein Bus. Jetzt bestätigt der Hersteller: Ein Elektroauto im Format des VW Passat folgt 2021.
Die künftige Serienversion des ID Space Vizzion startet wie der Passat als Limousine und als Kombi Variant. Passat heißen wird das Modell voraussichtlich nicht – solange VW die gegenwärtige Marketing-Strategie für Elektroautos beibehält. Einen Ausblick auf den Viertürer gab VW bereits im Frühling 2019 mit der Studie ID Vizzion. Jetzt konkretisiert der Hersteller die Idee mit dem Kombi: Das Auto wird groß, stark, modern und vegan. Der letzte Punkt soll vor allem der Nachhaltigkeit dienen.
VW ID Space Vizzion: Luxuriöser Innenraum
Im Innenraum der Elektro-Passat-Kombi-Studie kommt ein Material mit dem Namen AppleSkin zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Kunstleder mit organischen Bestandteilen. Volkswagen nutzt dafür Reste aus der Apfelsaft-Produktion und will mit dem Stoff Leder und Kunststoffelemente ersetzen. Das soll den CO2-Ausstoß bei der Produktion neuer Autos senken.
VW baut nur vier Sitzplätze in die Studie – sagt aber, ein fünfter sei eingeplant. Zunächst soll das Messeschaustück Luxus und Platz demonstrieren. Auf knapp drei Metern Radstand entsteht ein Innenraum, der in die Luxusklasse passen würde. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass VW tatsächlich einen Fünf-Meter-Kombi bauen wird. Wir rechnen in der Serienversion mit einer kürzeren Karosserie im 4,80-Meter-Bereich – Passat-Format eben.
Was im Innenraum des ID Space Vizzion steckt, wird es hingegen durchaus in die Serie schaffen. Die meisten Funktionen lassen sich per Spracheingabe bedienen. VW zeigt sich von seiner modernsten Seite und verzichtet auf alle Knöpfe. Auf dem Tacho ist nur noch das Nötigste zu sehen. Mehr Infos geben den Insassen ein riesiges Head-up-Display sowie ein Touchscreen mit 15,6-Zoll-Diagonale.
Das betont saubere Design des Innenraums sowie den großen Zentral-Monitor kennen wir von Tesla. Mehr Bedienoberfläche braucht ein Elektroauto nicht. Die Idee des Automatik-Wählhebels an der Lenksäule stammt ebenfalls aus Palo Alto beziehungsweise von Mercedes, dort gibt es dieses Prinzip noch länger. VW übernimmt es in der Studie, allerdings mit einem drehbaren Lenkstockschalter. Die Funktionen des Scheibenwischers sitzen im Blinkerhebel.
340 PS und 590 Kilometer Reichweite im elektrischen Variant
Unter der Kombi-Karosserie des VW ID Space Vizzion steckt die Architektur, die alle anderen ID-Modelle trägt. VWs Elektro-Baukasten kommt mit variablem Radstand und mehreren möglichen Radgrößen, aber mit nur einer Akkuhöhe. Deshalb gestalten die Wolfsburger den Kombi vergleichsweise hoch: Er misst hier 1,53 Meter, sieben Zentimeter höher als ein Passat.
Das fällt angesichts der Länge der Studie jedoch kaum auf. VW kaschiert die Höhe mit der langen und breiten Karosserie sowie riesigen 22-Zoll-Rädern. Der ID Space Vizzion wirkt dadurch schlicht groß. Und er erhält einige Details, die es garantiert nicht in die Serie schaffen werden: Berührungsempfindliche Türgriffe und ein weiß beleuchtetes VW-Zeichen bleiben Träume der Aerodynamiker und Designer. Die Serienversion wird voraussichtlich konventioneller aussehen.
Bei der Technik streckt sich VW ebenfalls. Die Studie bekommt einen Elektromotor mit 205 kW Leistung an der Hinterachse. Damit sprintet sie in 5,4 Sekunden auf Tempo 100 und rennt 175 km/h Spitze. Optional soll es einen zweiten Motor an der Vorderachse geben. Der leistet 75 kW. Gemeinsam sind beide Antriebe maximal 250 kW stark. Das entspricht 340 PS.
Die Leistungsobergrenze im Baukasten liegt bisher allerdings bei 225 kW, also 305 PS. Gut möglich, dass der elektrische Kombi ab 2021 schwächer wird als die Studie. Nicht schlimm, die meisten Käufer greifen in der Passat-Klasse ohnehin zu Antrieben mit ungefähr 150 PS. Diese Leistungsklasse wird VW auch in der Elektro-Version anbieten.
Der Akku sitzt zwischen den Achsen und speichert maximal 82 kWh brutto. Abzüglich Reserven bleibt eine nutzbare Energie von 77 kWh. Genug für 590 Kilometer laut europäischer Norm. Im US-Zyklus ergibt sich eine Reichweite von rund 480 Kilometern. Geladen wird mit einer Stromstärke von bis zu 150 kW. Sinkt die Reichweite, begrenzt das Auto seine Leistung. VW nennt das „Turtle Mode“ – Schildkröten-Modus.
Elektro-Passat: Preis und Markteinführung
VW will den Elektro-Kombi in Europa und Nordamerika anbieten. Wenn der VW ID Space Vizzion in Serie geht, wird er viel von der Studie übernehmen. In einigen Details dürfte er sich allerdings an konventionellen Modellen orientieren. Klar ist: Er wird das Antriebsprogramm für große VW-Kombis ergänzen. Der bisherige Passat fährt mit Diesel, Benzin oder als Plug-in-Hybrid. Der große ID säuselt künftig ausschließlich mit Strom.
Das Vorgehen VWs in der Golfklasse lässt den Weg erkennen. Cockpit, Materialien, Reichweite, Ladestrom und Akkugröße des Mittelklasse-Concepts wirken bereits seriennah. Bei Leistung und Größe wird das Serienauto abweichen. Es könnte der erste Elektro-Kombi auf dem Markt werden. Und was soll er kosten? Auch hier gibt der ID.3 eine gute Vorstellung. Der Preis eines Elektro-Mittelklassekombis wird sich die meistverkaufte Passat-Variante zum Vorbild nehmen. Ein Passat Variant TDI mit 150 PS kostet in mittlerer Ausstattung etwa 37.000 Euro. Hieran wird sich das Elektroauto der gleichen Leistungsstufe orientieren.