Der DS 3 ist ein feiner kleiner Franzose
Ein teures Auto muss nicht zwingend ein großes Auto sein. Das machte Mini erfolgreich und zeichnet auch den DS 3 aus. Was kann das edle Mini-SUV im Alltag?
- DS 3 Crossback: Das Wichtigste in Kürze
- Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- DS 3 Crossback: Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Infotainment, Radio, Konnektivität im edlen Mini-SUV
- DS 3: Assistenzsysteme, Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe: Viel Power für wenig Auto
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- Ausstattung, Preis, Fazit
- DS3 Crossback: Technische Daten
Die meisten deutschen Autofahrer dürften die Marke DS noch nicht richtig auf dem Schirm haben. Das ist dem französischen PSA-Konzern durchaus bewusst. Neben seinen etablierten Marken Peugeot, Citroën und Opel will er DS als luxuriöse Premium-Marke aufbauen. Das geht nicht von heute auf morgen – aber langsam zeichnen sich die Konturen des Konstrukts ab. Der DS 3 Crossback kommt 2019 erstmals auf den Markt und ist das zweite DS-Modell, das vorher kein Citroën war.
DS 3 Crossback: Das Wichtigste in Kürze
- Kompaktes Premium-Mini-SUV (4,12 m)
- Edles Design, hochwertiger Innenraum
- Kleinwagen-Raumangebot
- Komfortable Abstimmung, aber rauer Benziner
- Preise ab 23.490 Euro
Wirkt der DS 7 im überlaufenen Kompakt- bis Mittelklasse-Segment etwas „me too“, besetzen die Franzosen mit dem DS 3 Crossback eine Nische. In der Klasse der Premium-Mini-SUVs trifft das Modell, das sich die Technik mit Opel Corsa und Peugeot 208 teilt, auf keinen echten Wettbewerb. Warum und ob das Grund genug ist, den kleinen Franzosen in die engere Wahl zu nehmen, erfährst Du in unserem Test.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Was den DS 3 Crossback besonders macht, ist zunächst sein Format. Mit knapp 4,12 Metern Länge misst er nur eine Handbreit mehr als ein Kleinwagen. Das entspricht ziemlich genau den Abmessungen des ersten Mini Countryman (2010-2017), der Nachfolger erreicht fast 4,30 Meter. Ein Audi Q2 gerät mit 4,19 Metern Länge ebenfalls größer.
Damit wendet sich DS an Kunden, die bisher bei deutschen Premium-Marken nicht fündig wurden: zahlungskräftige Städter, die kein dickes Auto wünschen, aber trotzdem SUV fahren wollen. Und bei denen schickes Design und Handlichkeit höher im Kurs stehen als optimale Raumausbeute. Am Straßenrand fällt der DS 3 Crossback auf mit seiner prägnanten B-Säule sowie den Tesla-mäßig versenkten Türgriffen. Designer und Ingenieure haben manchen Kampf ausgefochten. So bestand die „Abteilung Optik“ darauf, dass kein Knopf die Optik der Kofferraumklappe verunstaltet – die „Abteilung Funktion“ wollte ihn dennoch nicht weglassen. Im Ergebnis platziert DS den Knopf für die Kofferraumöffnung deutlich tiefer als gewohnt in der Kennzeichenmulde.
Die Kehrseite der äußeren Kürze ist ein Raumangebot auf Kleinwagen-Niveau. Vorn sitzt man ausreichend großzügig. Der Fußraum wirkt allerdings ab Schuhgröße 45 etwas schmal, was bei einem Automatik-Fahrzeug nicht groß stört. Auf der Rückbank dagegen wird es eng, wenn davor ein Großer sitzt. Der Kofferraum bietet mit 350 Litern ebenfalls nur gehobenes Kleinwagenniveau. Mit anderen Worten: Für den urbanen Pärchenhaushalt reicht der DS 3 Crossback, ein Familienfahrzeug ist das SUV definitiv nicht.
Mit dem DS3 Crossback steigt die französische Premiummarke DS in das Segment der City-SUVs ein.
DS 3 Crossback: Innenraum, Verarbeitung, Materialien
„Function follows Form“ auch im Innenraum? Teils, teils. Der größte Hingucker ist das auffällige Waben-Kachelmuster auf der Mittelkonsole. Darauf verteilt DS Touchflächen für Klima, Radio oder Sitzheizung. Sieht zufällig und etwas gewollt aus, bedient sich aber einwandfrei.
Am Lenkrad selbst finden sich erfrischend wenige Knöpfe, dafür aber eine lederbezogene Airbag-Abdeckung – eine DS-Spezialität. Überhaupt verteilen die Franzosen wie schon im DS 7 großflächig edles Leder im Innenraum. Allerdings nur da, wo man häufig hinschaut und -fasst: So besteht die Mittelkonsole aus nacktem Hartplastik, ebenso die unteren Türbereiche.
Insgesamt wirken die Verarbeitung und Materialauswahl – für ein Mini-SUV – wertig und sorgfältiger als bei den Schwestermodellen von Peugeot oder Opel. Nichts knarzt oder klappert, alles sitzt passgenau und fest ineinander.
Leider wirkt nicht alles im Cockpit gut durchdacht. Die „Reptilien-Knopfleiste“ in der Mittelkonsole macht was her, ist aber nicht wirklich praktisch. So liegt der Fahrdynamikschalter etwas mehr als eine Armlänge vom Fahrer entfernt. Die Verstellung für die Außenspiegel versteckt DS links unter dem Lenkrad – bei der Fahrt ebenfalls schwer zu erreichen.
Infotainment, Radio, Konnektivität im edlen Mini-SUV
In der Basis fährt der DS 3 Crossback mit Schwarz-Weiß-Touchscreen vor, die Konnektivität beschränkt sich auf eine Freisprecheinrichtung. Nötig ist der Touchscreen dennoch, weil ein Teil der Klimasteuerung darüber bedient wird. Ernsthaftes Infotainment, das alle Standard-Anforderungen netzgewohnter Millennials erfüllt, zieht ab der mittleren „So Chic“-Ausstattung ein. Sie beinhaltet die problemlos funktionierende Smartphone-Integration mit Apple CarPlay und Android Auto. Wer es trotzdem braucht: Für 1.600 Euro Aufpreis findet ein Navi ins Auto. Live-Daten für Verkehr, Parkhäuser, Wetterbericht und Co. sind drei Jahre gratis und kosten danach 130 Euro für weitere drei Jahre. Premium-Hi-Fi der französischen Nobelmarke Focal schlägt mit 1.100 Euro Aufpreis zu Buche.
DS 3: Assistenzsysteme, Sicherheit
PSA integriert viele Sicherheitssysteme bereits serienmäßig. Notbremsassistent, Geschwindigkeitsbegrenzer, Spurhalte-Assistent mit Verkehrszeichenerkennung und Fernlichtassistent gehören dazu. Die Systeme entsprechen dem aktuellen Branchenstand. Es handelt sich also um Assistenten, die sich auch mal irren dürfen. Dennoch gehört die PSA-Verkehrszeichenerkennung zu den zuverlässigeren am Markt.
Gegen Aufpreis lässt sich das Assistentenpaket massiv aufstocken. Ein Sicherheitspaket bietet zusätzlich eine aktive Notbremse sowie eine Einparkhilfe vorn und hinten. Ein Fahrerassistenz-Paket ergänzt radarbasierte Features wie einen aktiven Toter-Winkel-Assistenten oder teilautonome Staufolge-Funktionen (1.450 Euro). Matrix-LED-Licht kostet 1.300 Euro Aufpreis. Wer nicht selbst einparken mag, wählt zwischen einem selbst lenkenden System und einem, das alles allein erledigt.
SUVs liegen im Trend. Elektroantriebe auch. Beides in Kombination findest Du auf mobile.de.
Antrieb, Motor, Getriebe: Viel Power für wenig Auto
Im Testwagen steckt die vorläufig höchste Ausbaustufe des PSA-Allzweck-Benziners. Der 1,2-l-Dreizylinder mobilisiert kräftige 155 PS, das maximale Drehmoment von 240 Nm liegt bereits bei 1.750 U/min an. Klar, dass das Motörchen vor allem untenrum keine Schwierigkeiten mit dem kleinen SUV hat – auch wenn das immerhin rund 1,3 Tonnen wiegt. Das kleine Auto schiebt kräftig von der Ampel weg und zieht auch bei Landstraßentempo gut durch. In 8,2 Sekunden geht es von null auf 100 km/h, der Vortrieb endet bei 208 km/h.
Ein bisschen gibt der Motor den Jekyll & Hyde: Im Stadtverkehr verhält er sich sehr ruhig und bemüht sich um ein komfortables Geräuschbild. Hier spielt die gute Dämmung des Nobel-SUVs ihre Stärken aus. Unter Last klingt der Motor dagegen auffällig kernig, bei hohem Tempo sogar angestrengt. Das kennen wir so nicht von allen Adaptionen des Triebwerks, das auch bei Opel oder Peugeot vielfache Verwendung findet. Im Sportmodus hilft dem Motor ein Soundmodul beim Röhren. Wirkt gewollt, kann aber durchaus Spaß machen.
Zum stärksten Motor gibt es ausschließlich die PSA-Achtgang-Automatik, die sich hier ebenfalls um komfortable Arbeit bemüht. Das gelingt ihr insgesamt gut, sie schaltet in den meisten Betriebszuständen sanft und zügig. Beim Anfahren schluckt sie gefühlt etwas Leistung. Lediglich bei mittlerem Stadttempo wirkt sie etwas rupfig, ähnlich wie ein mäßig abgestimmtes DSG. Mit fast acht Litern Benzin auf 100 Kilometer erscheint uns der Stadtverbrauch etwas hoch. Im gemischten Profil lässt sich der DS 3 Crossback jedoch auch mit dem starken Benziner mit weniger als sechs Litern/100 km bewegen.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Zum Komfort des kleinen Stadt-SUVs gehören seine kompakten Maße. Dank seiner geringen Größe bei erhöhter Sitzposition wuselt der DS 3 Crossback handlich und flink durch die Stadt. Auch die gute Übersicht trägt ihren Teil dazu bei, dass enge Straßen nicht stressen. Das Fahrwerk stimmen die Franzosen eher weich ab. Nicht Citroën-weich, aber deutlich softer als im hart abgestimmten Vorgänger, dem Kleinwagen DS 3. Selbst auf Kopfsteinpflaster bleibt es im Crossback angenehm. Die Kehrseite: In schnellen Kurven neigt er sich deutlich. Es bleibt dabei: Wer sich als dynamischen Fahrer sieht, kauft besser kein SUV. Die Lenkung stimmen die Franzosen französisch leichtgängig ab. Das wirkt für deutsche Geschmäcker etwas indirekt, steht dem komfortablen und kräftigen Auto aber gut.
Ausstattung, Preis, Fazit
Die Premium-Marke von PSA preist ihr kleines SUV selbstbewusst ein. Bei 23.500 Euro startet der Franzose, fast 5.000 Euro oberhalb eines ähnlich motorisierten VW T-Cross. In der Basis fehlt etwas Flair: In der Ausstattung „Chic“ fährt der DS 3 auf Stahlfelgen und bietet nur ein Monochrom-Display statt eines Infotainments. Aber ein aktiver Spurhalter, City-Notbremse, Klimaanlage und die versenkbaren Türgriffe gehören zur Serie.
„Premium“ bedeutet eben eine lange Aufpreisliste, auch bei DS. Ab 25.690 Euro (Ausstattung „So Chic“) kommt volle Konnektivität ins Auto, dazu die Einparkhilfe, Alu-Räder und ein Leder-Lenkrad. Ebenso die Option auf das volle Assistentenpaket (1.450 Euro), adaptive Matrix-LED-Scheinwerfer (1.300 Euro) sowie ein Navi (1.600 Euro) – und unzählige Optik- und Lederoptionen. Dabei wählt der Kunde die Grundstimmung, Pardon!, seine „Inspiration“ und konfiguriert sich dann sein Wunsch-Edelleder hinein. Ganz schön Premium.
Unser Testwagen basiert auf „So Chic“, zusätzlich mit Sonderausstattung für 7.500 Euro aufgewertet: Elektrische Sitzverstellung, Head-up-Display, Rückfahrkamera, Matrix-Licht, Assistenten, die Edel-Hi-Fi-Anlage von Focal und 18-Zöller treiben den Preis auf fast 40.000 Euro.
Viel Geld für so einen Zwerg, aber nicht Branchen-unüblich. Offenbar orientiert sich DS am Audi Q2, der mit weniger Ausstattung ab 23.900 Euro kostet und mit vergleichbarem Motor bei 28.000 Euro startet. Der Mini Countryman ist das teuerste derzeit erhältliche „Premium-Mini-SUV“, er startet bei 25.500 Euro.
Unterm Strich: PSA besetzt im gut gefüllten Mini-SUV-Segment die Nische, die Mini nach dem ersten Countryman verlassen hat. Die Zielgruppe ist klar umrissen: Gut verdienende Städter, die wenig Platz im Auto brauchen und wenig Platz zum Parken haben. Und die Geld für aufwendiges Design und edle Materialien ausgeben wollen. In Deutschland fahren diese Menschen meist Mini. Dem Retro-Briten setzt DS einen verspielten, komfortbetonten Entwurf entgegen. Wer es noch etwas exklusiver und bequemer liebt: Die Elektro-Version „E-Tense“ beseitigt die Komfort-Schwächen des mitunter etwas rustikalen Antriebs – und kostet mindestens 38.000 Euro. Das wäre die konsequenteste Wahl.
DS3 Crossback: Technische Daten
Modell | DS3 Crossback |
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Motor | 1,2-l-Dreizylinder-Turbobenziner |
Leistung | 155 PS (114 kW) |
Drehmoment | 240 Nm b. 1.750 U/min |
Antrieb | Achtgang-Automatik, Frontantrieb |
0-100 km/h | 8,2 s |
Geschwindigkeit | 208 km/h |
Normverbrauch | 5,2 l/100 km |
Testverbrauch | 7,8 l/100 km |
CO2 | 119 g/km |
Länge | 4.118 mm |
Breite | 1.802 mm |
Höhe | 1.534 mm |
Radstand | 2.558 mm |
Leergewicht | 1.280-1.352 kg (1.340?) |
Kofferraumvolumen | 350-1.050 l |
Basispreis DS 3 Crossback | 23.490 Euro |
Basispreis DS 3 Crossback Puretech 155 | 30.990 Euro |
Testwagenpreis | 38.590 Euro |