Frankreichs Edel-Limousine DS 9 greift Mercedes an
Die französische Premium-Marke DS bietet bisher SUV an. Jetzt folgt der DS 9. Eine große Limousine als direkter Gegner für E-Klasse und Audi A6. Alle Details.
So etwas hat es seit dem 2012 eingestellten Citroën C6 nicht mehr gegeben: Aus dem französischen PSA-Konzern kommt wieder eine große, luxuriöse Limousine. DS 9 heißt Frankreichs neues Spitzenmodell, das unter der Flagge der jungen PSA-Premiummarke DS segelt. Die neue Limousine sortiert sich klar oberhalb von Mittelklassemodellen wie dem Peugeot 508 oder dem eingestellten Citroën C5 ein. Mit 4,93 Metern Länge misst der DS 9 so viel wie ein Audi A6 oder ein BMW 5er.
Das Wichtigste zum DS 9 in Kürze
- Französische Premium-Limousine der oberen Mittelklasse
- Zum Start nur Plug-in-Hybridantrieb
- Edle Materialien und viel Design
- Marktstart in der 2. Jahreshälfte 2020
Auch beim Radstand (2,90 Meter) schließt der DS 9 fast zu den deutschen Limousinen der gehobenen Mittelklasse auf. Die Breite beträgt 1,85 Meter. Was man nicht mögen muss: Optisch orientiert sich die große Limousine ebenfalls eher an der deutschen Konkurrenz als am Erbe der großen Citroën-Limousinen. Wie bereits die SUVs DS 7 und DS 3 verzichtet der DS 9 auf „futuristische“ Retro-Elemente wie Schrägheck, verdeckte Felgen und konkave Heckscheiben. Stattdessen setzen die Franzosen auf Insignien der neuen Zeit: rotierende, farbige LED-Lichter etwa oder versenkbare Türgriffe. Trotzdem wirkt der große Franzose insgesamt sehr klassisch – und damit wie geschaffen für den chinesischen Markt.
Minivan + SUV = Crossland X. Der Meriva-Nachfolger bietet ordentlich Platz im Innenraum.
Im Innenraum verspricht DS ein luxuriöses Raumangebot sowie den standesgemäßen Einsatz eleganter Formen und edler Materialien. Dazu gehört ein Cockpit, das großflächig mit Nappaleder ausgeschlagen ist, ebenso wie ein mit Alcantara bezogener Dachhimmel oder Haltegriffe aus Leder. Knöpfe und Schalter fasst DS in Kristallglas, Stickereien zieren Armaturenbrett und die Türverkleidungen. Das Hi-Fi-System kommt mit bis zu 14 Lautsprechern von der französischen Nobelmarke Focal.
DS verspricht für jeden Passagier einen klimatisierten Sitz mit Massage-Funktion, der „Maßstäbe in diesem Segment“ setzen soll. Durchaus eine Ansage bei Konkurrenten wie der Mercedes E-Klasse oder dem BMW 5er.
Motoren: DS 9 mit drei Hybriden und ohne Diesel
Trotz seiner üppigen Maße steht der DS 9 auf der EMP2-Plattform des PSA-Konzerns, teilt sich also die technische Basis mit dem Peugeot 308 oder dem Opel Grandland X. Das bedeutet: vorne quer eingebaute Motoren sowie Frontantrieb mit optional elektrifizierter Hinterachse. Die Franzosen sprechen von der „neuesten Version“ der Plattform. Denkbar, dass PSA an der bisherigen Verbundlenker-Hinterachse etwas ändert. Außerdem bereitet PSA die Basis für Mildhybrid-Antriebe und Assistenzsysteme der Autonomiestufe 3 vor.
Beides wird zum Start im DS 9 nicht zur Verfügung stehen. Zum Anfang bietet DS die Limousine mit einem Plug-in-Hybridantrieb an, der 225 PS Systemleistung hat und ausschließlich die Vorderräder antreibt. Bei DS heißen die Elektro-Modelle E-Tense. Im Kern handelt es sich um denselben Antrieb wie im Peugeot 508, aber mit abweichender Leistung. Eine Batterie von 11,9 kWh erlaubt im DS 9 eine rein elektrische Reichweite bis 50 Kilometer im WLTP-Messzyklus. Der Elektromotor leistet 110 PS, die rein elektrisch mögliche Höchstgeschwindigkeit beträgt 135 km/h.
Später möchte PSA im DS 9 noch zwei kräftigere Hybridantriebe anbieten: einen Fronttriebler mit 250 PS und größerem Akku sowie als Topmotorisierung eine Version mit Allradantrieb und 360 PS Systemleistung. Danach soll außerdem ein Benziner mit 225 PS folgen. Von einem Diesel ist im größten DS-Modell keine Rede mehr. Alle Versionen schalten per Achtgang-Automatik. Die Hybride laden serienmäßig mit 7,4 kW. Das soll an einer öffentlichen Ladestation den Akku binnen 90 Minuten füllen.
Vom kleineren DS 7 Crossback übernehmen die Franzosen das adaptive Fahrwerk, bei dem eine Kamera im Zusammenspiel mit Sensoren die Straße vor dem Fahrzeug permanent überwacht. Daraufhin stellen die Dämpfer blitzschnell die passende Federrate ein.
Aus Van wird SUV: Bis auf den Namen hat der 5008 mit seinem Vorgänger nicht mehr viel gemein.
Assistenten: Vorerst nur Autonomie-Stufe 2
Bei der Assistenztechnik greift DS für sein Spitzenmodell zwar tief ins Regal, aber noch nicht in die Schublade mit den Neuentwicklungen. Vorerst soll die große Limousine Autonomie nach Level 2 beherrschen. Der Fahrer behält also die Verantwortung und muss jederzeit eingreifen können. Der DS 9 hält automatisch die Spur und den Abstand zum Vordermann, fährt im Stau bei maximal drei Sekunden Stillstand allein wieder an und hält den Abstand zum Vordermann. Das System funktioniert bis 180 km/h. Außerdem parkt der Wagen allein ein, ohne dass der Fahrer Gas geben oder lenken muss.
Hinzu kommen der aus dem DS 7 sowie von deutschen Konkurrenten bekannte Infrarot-Nachtsichtmodus, der vor Menschen und Tieren am Straßenrand warnt – ebenso ein Aufmerksamkeitsassistent und aktive LED-Scheinwerfer. Die bleiben allerdings vorerst unter dem Funktionsumfang des LED-Matrix-Lichts zurück, das DS im DS 3 Crossback bereits anbietet. Wie im DS 7 verfügt das System über verschiedene Modi sowie eine mechanische Begrüßungszeremonie.
Wer will, kann den DS 9 außerdem schlüssellos per App öffnen. Das Handy als Autoschlüssel debütiert bei DS ebenfalls im DS 3 und fehlt natürlich genauso wenig im Flaggschiff. Die Berechtigung zur Fahrt kann an bis zu fünf Personen übertragen werden.
DS 9 2020: Marktstart und Preise
Wann der DS 9 genau auf den Markt kommt und was er kostet, sagt DS noch nicht. Angekündigt ist für Deutschland lediglich ein Marktstart in der zweiten Jahreshälfte – also vermutlich im September 2020 nach den auch in Frankreich üblichen sommerlichen Werksferien. Preislich wird DS die 50.000-Euro-Klasse anpeilen – und wenigstens ausstattungsbereinigt einen Abstand einhalten zur Mercedes E-Klasse mit Diesel-Plug-in-Hybrid (306 PS, ab 55.650 Euro).