Diesel kaufen und verkaufen: Vor- und Nachteile
Soll man noch einen Diesel kaufen? Oder muss man den Diesel verkaufen wegen Fahrverboten? Wir geben die Antworten.
- Diesel kaufen oder verkaufen: Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Dieselkauf: Vor- und Nachteile
- Diesel-Neuwagen kaufen
- Diesel-Gebrauchtwagen kaufen
- Dreijährige Gebrauchtwagen: Wertentwicklung
- Diesel verkaufen: Das musst Du wissen
- Kfz-Steuer beim Diesel ausrechnen
- Beispielrechnung: Kfz-Steuer für Diesel
- Die unterschiedlichen Feinstaubplaketten
- Wie kam es zu Diesel-Fahrverboten?
- Wo gilt welches Fahrverbot?
- Sind Fahrverbote ein Grund, den Diesel zu verkaufen?
- So findest Du einen sauberen Diesel
- Lohnt die Diesel-Hardware-Umrüstung?
- Gebrauchte Diesel sind gut verkäuflich
- Benziner oder Diesel: Was passt zu Dir?
- Benziner und Diesel: Spritkosten im Vergleich
- Umweltfreundlichkeit: Was ist sauberer?
- Kann man Diesel auf Benzin umrüsten?
Der Diesel-Skandal von 2015 hat einiges verändert. Seitdem fragen sich viele Autofahrer: Kann ich mir jetzt noch einen Diesel kaufen oder sollte ich mich von meinem Diesel trennen? Ist der Diesel für manche Autofahrer nicht nach wie vor eine sinnvolle Wahl? Etwa für Langstreckenfahrer?
Das sind die Fragen, die wir in diesem Überblick klären. Wir beleuchten die Vor- und Nachteile von Dieselautos, wenn die Frage lautet: Diesel oder Benziner? Wir sehen uns die Unterhaltskosten an, das Durchzugsvermögen, die Haltbarkeit – und natürlich die Umweltbilanz. Aber auch die Rechtsprechung: Im Februar 2018 hat das Bundesverwaltungsgericht Fahrverbote explizit für Autos mit Dieselmotor erlaubt. Erste Städte wie Berlin, Hamburg und Stuttgart haben sie seitdem in einzelnen Straßen erlassen. Was bedeutet das in der Praxis?
Diesel kaufen oder verkaufen: Die wichtigsten Punkte im Überblick
- Dieselautos weiter sinnvoll für die Langstrecke
- Gebrauchte Diesel mit hohem Wertverlust
- Fahrverbote: Bedeutung für Dieselfahrer
- Diesel-Pkw kaufen? Vor- und Nachteile
- Diesel kaufen, Diesel verkaufen? Vor- und Nachteile von Dieselfahrzeugen
Am Ende ist der Diesel auf keinen Fall. Einige Vorteile des Diesels gegenüber dem Benziner sind unbestritten. Schließlich verbraucht ein Dieselfahrzeug nicht nur etwa 15 bis 20 Prozent weniger als ein vergleichbarer Benziner. Auch der Preis für den Dieselkraftstoff liegt unter dem für Benzin. Der etwas höhere Anschaffungspreis und die teurere Kfz-Steuer lassen sich damit je nach Modell schon ab einer jährlichen Laufleistung von rund 20.000 Kilometern wieder herausfahren. Gerade für Vielfahrer lohnt sich ein Selbstzünder unverändert.
Dieselkauf: Vor- und Nachteile
Vorteile
- Geringer Verbrauch
- Niedriger Kraftstoffpreis
- Preisnachlass und Umtauschprämie beim Neuwagenkauf
- Rücknahmeversprechen für Neufahrzeuge
- Geringerer CO2-Ausstoß als ein vergleichbarer Benziner
Nachteile
- Höhere Kfz-Steuer
- Hoher Stickoxid-Ausstoß bei älteren Modellen
- Mögliche Fahrverbote bis Euro 5
- Nutzen von Software-Update für Euro 5 umstritten
- Hohe Hardware-Umrüstungskosten für Euro 5
- Übermäßig hoher Wertverlust bis Euro 5
Diesel-Neuwagen kaufen
Während etwa Volvo, Toyota oder Porsche Dieselautos aus ihrem Angebot streichen, haben andere den Selbstzünder nicht abgeschrieben. Die Abgasnorm Euro 6d TEMP gilt seit September 2019 für alle Neufahrzeuge verpflichtend. Sie garantiert ebenso wie die weiterführende Euro-6d-Norm saubere Abgase in der Praxis. Diese Modelle dürften künftig nicht von einem Fahrverbot betroffen sein.
Für potenzielle Käufer ergeben sich wegen der Dieselkrise handfeste Vorteile. Viele Hersteller bieten Besitzern älterer Dieselautos Umtauschprämien an, wenn sie ein neues, Euro-6-konformes Fahrzeug kaufen. Dadurch lassen sich mehrere Tausend Euro sparen. Zudem garantieren einige Hersteller die Rücknahme von Autos, sollte der Käufer an seinem Wohnort von einem Fahrverbot betroffen sein. Allerdings gibt es je nach Marke Einschränkungen. Bei BMW etwa gilt das Rücknahmeversprechen nur für Leasingfahrzeuge.
Vor allem bei größeren Fahrzeugen bleibt der Diesel weiterhin der passende Antrieb. Er wird daher weiter von den Kunden bevorzugt. In der Mittelklasse beträgt der Diesel-Anteil 42 %, bei den Geländewagen (KBA-Klassifizierung) 49 %, bei den Großraum-Vans 74 % und bei den Hochdach-Kombis 83 %. Bei den Kleinwagen liegt der Diesel-Anteil an den Neuzulassungen hingegen nur noch bei 3 %, für Kleinstwagen spielt der Diesel gar keine Rolle mehr.
Diesel-Gebrauchtwagen kaufen
Diesel-Neufahrzeuge finden weniger Interesse als vor der Abgaskrise. Im Jahr 2020 fuhren nur 28,4 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge mit Diesel. Zum Vergleich: 2014 lag der Wert noch bei fast 48 Prozent. Auf dem Gebrauchtmarkt verkaufen sie sich aktuell schwächer. Für Käufer kann das ein Vorteil sein. Diesel mit der Abgasnorm Euro 5 oder schlechter sind oft günstiger als Benziner der entsprechenden Baureihen und Baujahre. Dadurch werden sie attraktiv, wenn der Anwendungszweck passt. Autofahrer, die in einer ländlichen Region wohnen, die von einem Fahrverbot nicht betroffen wäre, können ebenso profitieren wie Langstrecken-Fahrer, die nicht in die Innenstadt fahren müssen. Wer dagegen in der Stadt wohnt, sollte auf jeden Fall ein Modell wählen, das mindestens die Euro-6d-TEMP-Norm erfüllt.
Allerdings: Vom stärkeren Wertverfall gebrauchter Diesel im Vergleich zu Benzinern und inzwischen auch zu Elektroautos sind nicht nur ältere Diesel mit der Abgasnorm Euro 5 oder schlechter betroffen. Auch moderne Diesel erzielen am Gebrauchtmarkt im Vergleich zu anderen Antriebsarten schlechtere Preise. Der Vorteil für Käufer eines gebrauchten Diesels ist gleichzeitig der Nachteil für die Verkäufer besagter Modelle. Diese Entwicklung hat sich nach dem Corona-Lockdown (März/April 2020) verstärkt. Diesel sind seitdem im Wert etwas stärker gefallen als Benziner.
Dieselfahrzeuge mit aktueller Schadstoffnorm tragen dazu bei, die Luftbelastung zu senken.
Dreijährige Gebrauchtwagen: Wertentwicklung
Die Prozentzahlen geben die durchschnittlichen Gebrauchtpreise im Vergleich zum Listenneupreis an.
Wertentwicklung | Januar 2019 | Juni 2019 | Januar 2020 | Juni 2020 |
---|---|---|---|---|
Benzin-Pkw | 57,5 % | 57,0 % | 56,4 % | 54,9 % |
Elektro-Pkw | 57,3 % | 56,8 % | 56,4 % | 54,3 % |
Diesel-Pkw | 53,1 % | 52,4 % | 52,2 % | 50,9 % |
Diesel verkaufen: Das musst Du wissen
Wer überlegt, sich von seinem alten Diesel zu trennen, muss Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Einerseits ist es stets günstiger, das alte Auto weiterzufahren. Andererseits verspricht ein modernes Auto Vorteile bei Komfort, Umweltschutz und Sicherheit. Ein zusätzlicher Aspekt beim Verkauf eines Diesels sind Fahrverbote für Diesel und der hohe Wertverlust älterer Dieselmodelle. Doch viele Autohersteller gewähren weiterhin Rabatte auf Neuwagen, wenn dafür ein alter Diesel in Zahlung gegeben wird. Diese sogenannte “Umweltprämie” kann sich lohnen – vor allem bis Ende 2020, wo noch die reduzierte Mehrwertsteuer gilt.
Kfz-Steuer beim Diesel ausrechnen
Dieselfahrzeuge rentieren sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht für jeden Fahrer. Geringere Kraftstoffkosten stehen einer höheren Kraftfahrzeugsteuer, kurz Kfz-Steuer oder Pkw-Steuer, gegenüber. Die Höhe der Kfz-Steuer für Diesel hängt von mehreren Faktoren ab: Neben der Schadstoffklasse spielen die Größe des Hubraums sowie das Datum der Zulassung eine Rolle.
Du kannst auf unterschiedlichen Wegen die Kfz-Steuer für Dein Dieselfahrzeug berechnen. Dafür benötigst Du die Angaben aus dem Fahrzeugschein. Dazu zählen der Hubraum des Motors, zu finden unter P.1, die Schadstoffklasse (Feld 14) und der Tag der ersten Zulassung (Feld 6).
Der Tag der Erstzulassung ist für die Berechnung der Kfz-Steuer wichtig, da sich im Laufe der Jahre die Abgasbestimmungen geändert haben. Für ältere Dieselfahrzeuge mit einem höheren Schadstoffausstoß fallen mehr Steuern an als für neue, saubere Fahrzeuge.
Die Zeiträume für die Berechnung sind:
- Vor November 2008
- Zwischen November 2008 und Juni 2009
- Zwischen Juni 2009 und Dezember 2011
- Vom 1. Dezember 2012 bis Dezember 2013
- Ab dem 1. Januar 2014
Außerdem solltest Du berücksichtigen: Für Neuwagen, die nach dem 1. September 2018 auf den Markt kamen, gilt ein neuer Verbrauchszyklus namens WLTP („Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure“). Der WLTP produziert in der Regel einen höheren Normverbrauch als der NEFZ. Dadurch steigen der Norm-CO2-Ausstoß und damit die Kfz-Steuer für Diesel.
Benziner- und Diesel-Fahrzeuge, die vor Juli 2009 angemeldet wurden, werden pro 100 ccm Hubraum folgendermaßen besteuert:
- Bei Schadstoffausstoß Euro 3 oder besser liegt der Steuersatz für Ottomotoren bei 6,75 Euro. Diesel kosten 15,44 Euro pro 100 ccm.
- Bei Schadstoffausstoß Euro 2 liegt der Satz bei Benzinern bei 7,36 Euro je angefangenen 100 ccm Hubraum. Für Dieselmotoren werden jeweils 16,05 Euro fällig.
- Bei Schadstoffausstoß Euro 1 liegt der Satz für Benziner bei 15,13 Euro und für Diesel bei 27,35 Euro.
- Bei Schadstoffausstoß Euro 0 und keiner Einschränkung mit einem Ozonfahrverbot liegt der Satz bei 21,07 Euro (Benziner) und 33,29 Euro (Diesel) je 100 ccm.
- Für alle übrigen Euro-0-Fahrzeuge liegt der Satz bei 25,36 Euro für Ottomotoren und 37,58 Euro für Dieselmotoren.
Bei Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren, die nach dem 1. Juli 2009 angemeldet wurden, gelten andere Maßstäbe. Seitdem gilt eine CO2-basierte Berechnung der Kfz-Steuer in Deutschland. Neben dem Hubraum wird also der CO2-Wert berücksichtigt. Autos mit einem hohen Ausstoß kosten mehr Kfz-Steuer. Auch hier kommt es jedoch weiterhin auf das Datum der Erstzulassung an (EZ):
Datum EZ | Steuerfreier CO2-Wert |
---|---|
vor 31.12.2011 | bis 120 g/km |
ab 01.01.2012 | bis 110 g/km |
ab 01.01.2014 | bis 95 g/km |
Für Autos, die ab dem 1. Januar 2014 neu zugelassen wurden, zahlt der Halter also für jedes Gramm CO2 oberhalb von 95 g/km 2,00 Euro. Bei Dieseln erhöht sich die Kfz-Steuer pro angefangenen 100 ccm Hubraum um 9,50 Euro. Der CO2-abhängige Betrag je g/km wird dazuaddiert.
Mit dem Kfz-Steuer-Rechner des Bundesfinanzministeriums kannst Du den Jahresbetrag für die Kfz-Steuer errechnen lassen. Dort musst Du die Fahrzeugart, Antriebsart, Hubraumgröße und den CO2-Wert eingeben. Diesen findest Du im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil I) unter Punkt V.7.
Beispielrechnung: Kfz-Steuer für Diesel
Modell | Hubraum | CO2-Normausstoß | Kfz.-Steuer |
---|---|---|---|
VW Golf TDI, 150 PS, 2015 | 1.968 ccm | 106 g/km | 212 Euro |
VW Golf TSI ACT, 150 PS, 2015 | 1.395 ccm | 109 g/km | 56 Euro |
Der Klassenprimus unter den Kompakten: Der VW Golf VII.
Die unterschiedlichen Feinstaubplaketten
Schon 2010 erließen viele Städte mit der Einrichtung von Umweltzonen de facto Fahrverbote für ältere Diesel. Einige dieser Diesel sind nach wie vor im Straßenbild zu finden. Diese Regeln gelten:
- Rote Feinstaubplakette: Fahrverbote in den meisten Umweltzonen. Dieselfahrzeuge mit Euro 2 haben eine rote Plakette.
- Gelbe Feinstaubplakette: Dieselfahrzeuge mit Euro 3 oder mit einem nachgerüsteten Partikelfilter gemäß Partikelminderungsstufe 1 besitzen eine gelbe Plakette. Fahrverbote gibt es nur in einigen Umweltzonen wie Berlin und Hannover.
- Grüne Feinstaubplakette: Die grüne Plakette bekommen Fahrzeuge mit Euro 4 oder besser. Für sie gilt (noch) kein allgemeines Fahrverbot in Umweltzonen.
Ein Sonderfall ist die Zulassung als Oldtimer: Mit einem sogenannten H-Kennzeichen (für “historisch”) dürfen alte Diesel ohne Einschränkungen die Umweltzone befahren. Begründung: Es gibt nicht viele dieser Fahrzeuge und sie fahren meist keine weiten Strecken. Um ein H-Kennzeichen zu erhalten, muss das Auto mindestens 30 Jahre alt sein und eine zusätzliche Prüfung absolvieren.
Wie kam es zu Diesel-Fahrverboten?
Seit 2010 lautet die Regel in der EU, dass in der Luft höchstens 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter im Jahresmittel gemessen werden dürfen. In vielen Ländern, darunter Deutschland, werden Grenzwerte überschritten. Ein Verein hatte daher die Städte auf Einhaltung der Grenzwerte verklagt und vielerorts recht bekommen. Die Kommunen müssen nun einen Weg finden, die Grenzwerte nicht zu überschreiten. Das geschieht teilweise mit Fahrverboten für die hauptsächlichen Verursacher der Stickoxide: Autos mit älteren Dieselmotoren mit der Abgasnorm Euro 5 oder älter. Auch viele Modelle der Abgasnorm Euro 6 reißen die Grenzwerte. Sicher vor einem Fahrverbot sind nach aktuellem Stand nur Dieselautos mit der Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP beziehungsweise Euro 6d. Hier ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass für diese Dieselautos in den nächsten Jahren Fahrverbote gelten.
Wo gilt welches Fahrverbot?
In Deutschland gibt es aktuell nur vier Städte mit Durchfahrverboten für ältere Diesel. In Berlin, Hamburg und Darmstadt gelten sie für einzelne Straßen. Stuttgart hat seit dem Januar 2019 die komplette Umweltzone für Diesel der Abgasnorm Euro 4 und schlechter gesperrt. Mit Erfolg, wie die Zahlen vom Neckartor zeigen. Die Belastung sank von 71 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 53 im Februar 2020 und damit um mehr als 25 Prozent.
Fahrverbote in der Übersicht:
- Hamburg: Seit 2018 dürfen Dieselautos mit Abgasnorm Euro 4 auf zwei Hauptverkehrsstraßen nicht mehr fahren.
- Stuttgart: Hier ist seit Anfang 2019 die Einfahrt ins Stadtgebiet verboten, wenn ein Auto die Abgasnorm Euro 4 oder schlechter besitzt. Seit 1. Juli 2020 gilt diese Regelung auch für Dieselautos mit der Norm Euro 5.
- Essen: Ab Juli 2019 sind in Essen 18 Stadtteile von Dieselfahrverboten betroffen. Dieselautos unter der Abgasnorm Euro 5 sowie Benzinfahrzeuge unter Euro 3 werden vom Verkehr ausgeschlossen.
- Köln und Bonn: Die Städte Köln und Bonn haben wegen hoher Luftverschmutzung seit April 2019 Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge eingeführt.
- Berlin: Dieselfahrverbote für insgesamt elf Abschnitte auf acht Straßen sind angeordnet.
Sind Fahrverbote ein Grund, den Diesel zu verkaufen?
Drohende Fahrverbote könnten in Zukunft ihren Schrecken für Dieselfahrer verlieren. Das Umweltbundesamt bestätigt mit offiziellen Messungen, dass die Belastung der Innenstädte mit Stickoxiden sinkt. 2018 wurden die Grenzwerte von Stickstoffdioxid (NO2) im Jahresdurchschnitt an 42 Prozent der verkehrsnahen Messstationen überschritten. 2019 waren es nur noch 20 Prozent.
Die Grenzwerte der Abgasnorm Euro 6d-TEMP für Stickoxide betragen 80 mg/km bei Diesel-Pkw und 60 mg/km bei Benzinern. Beim Feinstaub dürfen beide Motorarten 4,5 mg/km ausstoßen. Die Feinstaub-Diskussion löst sich langsam auf. 2019 gab es erstmals keine Überschreitungen des geltenden Grenzwertes. Außerdem geraten andere Verschmutzer als der Verkehr zunehmend ins Visier: „Während der Ausstoß von Feinstaub aus Verbrennungsmotoren schon länger zurückgeht, sollten besonders die Emissionen aus der Landwirtschaft und aus Holzfeuerungen reduziert werden“, sagt Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes.
Diese Entwicklung macht es unwahrscheinlich, dass Gerichte weiterhin von Städten die Verhängung von Fahrverboten verlangen. Bislang erachteten einige Kommunen diese Maßnahmen als notwendig, um die Schadstoffbelastung ausreichend senken zu können.
„Heute haben moderne Diesel-Autos der Abgasnorm Euro 6d-TEMP auch auf der Straße niedrige Stickstoffoxid-Emissionen, was zur Abnahme der NO2-Belastung beiträgt“, kommentiert Messner die Entwicklung. Der Anteil von Fahrzeugen mit geringem Schadstoffausstoß wird weiter steigen.
Neuwagen müssen seit September 2019 die Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllen. Ab 1. Januar 2021 gilt die noch strengere Abgasnorm Euro 6d. Bedingung für die Erteilung der Typgenehmigung ist ein niedriger Schadstoffausstoß auch im realen Fahrbetrieb.
So findest Du einen sauberen Diesel
Viele Fahrzeuge fahren bereits seit 2018 mit der Abgasnorm Euro 6d-TEMP, kommen also nach und nach als Leasingrückläufer und junge Gebrauchte auf den Markt. Eine vollständige Liste, seit wann welches Modell die Abgasnorm Euro 6d-TEMP erfüllt, kannst Du auf der Seite des ADAC nachlesen.
Bei mobile.de findest Du solche Dieselmodelle über den Filter „Schadstoffklasse ab“ unter der Rubrik „Umwelt“. Wer diese Einstellung in Kombination mit der Kraftstoffart Diesel wählt, erhält aktuell rund 85.000 Angebote. In jedem Fall steigt die Anzahl der sauberen Selbstzünder, die zum Verkauf stehen. Diesel mit der bisher nicht von Fahrverboten betroffenen Abgasnorm Euro 6 bilden inzwischen die Mehrzahl der Dieselautos auf dem Gebrauchtmarkt.
Lohnt die Diesel-Hardware-Umrüstung?
Die Umrüstung des Diesels mittels eines Filtersystems (SCR-Katalysator) kann eine Lösung sein. Viele Hersteller haben Nachrüst-Systeme zur Stickoxid-Reduzierung angekündigt. In alte Dieselautos werden dann ein Katalysator und ein Tank für Harnstoff eingebaut. Der Harnstoff reagiert im Katalysator bei sehr hohen Temperaturen mit dem Stickstoffdioxid im Abgas zu Wasser und harmlosem Stickstoff.
Allerdings gibt es bislang nur wenige Umrüstsysteme, die eine Zulassung erhalten haben. Zugelassen sind laut ADAC bisher Systeme für Modelle von Volvo, Mercedes, BMW sowie aus dem VW-Konzern (Audi, Skoda, Seat, Volkswagen). Das Angebot gilt vorerst nur für bestimmte Modellvarianten.
Verschiedene Zulieferer wie Bosal, Twintec Baumot oder Oberland-Mangold liefern demnach Systeme für folgende Euro-5-Modelle:
- BMW X3, 3er, 5er
- Mercedes C 200 CDI, C 220 CDI, C 250 CDI, E 200 CDI, E 220 CDI, E 250 CDI und GLK 200 CDI, GLK 220 CDI, GLK 250 CDI sowie alle GLK ab 03/2010
- Volvo XC60, V60, S60, XC70, V70
- Diverse Audi, Skoda, VW mit 1.6 TDI und 2.0 TDI (EU5)
- VW Sharan/Seat Alhambra 2.0 TDI mit EA 189
- Audi Q5 2.0 TDI Quattro
Nachrüstungen sind gemessen am Wert der betroffenen Dieselautos teuer. Für die genannten Mercedes- und Volvo-Modelle kostet das System inklusive Einbau rund 3.800 Euro. Für die genannten Alhambra und Sharan schlägt der Umbau des bestehenden SCR-Systems mit 2.325 Euro netto zu Buche. Mercedes und Volkswagen beteiligen sich an den Umbaukosten. BMW und Volvo nicht.
Jede Werkstatt, die die Abgasuntersuchung vornehmen darf, ist auch zur Hardware-Nachrüstung berechtigt. Nach der Umrüstung sind die Diesel-Modelle von den derzeit gültigen Fahrverboten ausgenommen. Die Umrüstung wird in der Zulassungsbescheinigung Teil I im Feld 22 vermerkt. Damit gilt eine Ausnahme. Auf die Kfz-Steuer hat die Umrüstung keinen Einfluss, auch die Zertifizierung ändert sich nicht von Euro 5 nach Euro 6. Denn umgerüstete Fahrzeuge müssen einen Grenzwert von 270 mg/km in der Praxis einhalten. Der Grenzwert nach Euro 6 beträgt 80 mg/km.
Zwar ist eine Hardware-Umrüstung auf einen SCR-Katalysator technisch möglich und effektiv. Aber: Die Nachfrage ist laut ADAC gering. Demnach haben 300 Mercedes-Fahrer bei Daimler einen Zuschuss beantragt. VW hat bis Mitte 2020 30 Umrüstungen bezahlt. Da zudem die Zahl im Markt befindlicher Euro-5-Diesel immer geringer wird, sinkt der Bedarf an solchen Nachrüstlösungen.
Gebrauchte Diesel sind gut verkäuflich
Insgesamt ist der Dieselmarkt in Deutschland wegen des Dieselskandals kleiner geworden. Dennoch ist die Nachfrage stabil, der Abwärtstrend gestoppt. Das zeigt eine Telefonbefragung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) aus dem Herbst 2019 unter 360 deutschen Autohändlern. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Händler halbiert, die sich weigern, Dieselmodelle in Zahlung zu nehmen. Aktuell lehnen das neun Prozent der befragten Händler ab. Ein Jahr zuvor waren es 18 Prozent, Anfang 2018 sogar noch 22 Prozent.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein Auto zu verkaufen. Per Direkt-Verkauf oder Inserat.
Für die Autofahrer ist das eine positive Entwicklung: Sie können ihr altes Diesel-Auto dadurch wieder leichter verkaufen und auf ein neues Modell umsteigen. Die DAT führt für die stabilere Lage am Markt für Diesel-Gebrauchtwagen vier Hauptgründe an:
- Sinkende Zahl der Euro-5-Diesel: Nach Angaben der DAT besteht der Gebrauchtwagenbestand nur noch zu 15 Prozent aus Euro-5-Dieselfahrzeugen. 2020 erwarten die Händler im Rücklauf noch rund 13 Prozent Euro-5-Diesel aus laufenden Verträgen.
- Steigende Zahl der Euro-6-Diesel: Diesel mit der Abgasnorm Euro 6 (seit 2015) bilden die Mehrzahl der Diesel am Gebrauchtwagenmarkt. Für diese Autos sind keine Fahrverbote geplant.
- Händler finden leichter Abnehmer: 38 Prozent der befragten Autohändler geben ihre Fahrzeuge über etablierte Geschäftskontakte ins Ausland ab. Hier besteht ein hohes Risiko in der Corona-Krise, da grenzübergreifende Geschäftsbeziehungen weiter stark betroffen sind. Dennoch: Die Abhängigkeit des Handels vom Privat-Gebrauchtwagenmarkt ist gesunken.
- Loyale Diesel-Kunden: 50 % der befragten Händler sagen, dass ihre Diesel-Kunden dem Diesel treu bleiben oder zu ihm zurückkehren. Die Zahl der Händler sinkt, die annehmen, dass der Diesel gegenüber dem Benziner weiter an Bedeutung verliert.
Benziner oder Diesel: Was passt zu Dir?
Du suchst ein neues Auto und fragst Dich, ob Benziner (auch Ottomotoren genannt) oder Diesel besser zu Dir passen? Alle Antriebsarten haben Vor- und Nachteile. Moderne Dieselmotoren bieten aus niedrigen Drehzahlen ein hohes Drehmoment und fahren sich sehr sportlich. Dabei verbrauchen sie weniger Kraftstoff als vergleichbare Ottomotoren. Obwohl Fahrzeuge mit Dieselmotor bei Kfz-Steuer und Versicherung mehr kosten als Benziner, können sie sich wirtschaftlich schon bei einer Fahrleistung von unter 10.000 Kilometer im Jahr rentieren. Deshalb ist ein Diesel nicht unbedingt teurer als Benziner.
Stärken und Schwächen | Vorteile | Nachteile | Kriterien für Anschaffung |
---|---|---|---|
Diesel | Niedriger Verbrauch Kräftiges Drehmoment Hohe Reichweite Günstiger Kraftstoff Haltbare Konstruktion Saubere Abgase (ab EU6c) | Höhere Anschaffungskosten Höhere Kfz-Steuer Höherer Wertverlust Höhere Wartungskosten Hoher Schadstoffausstoß (bis EU6b) Laufkomfort (“Nageln”) Teilweise Fahrverbote | Gewerbliche Nutzung Viel Langstrecke Hohe Jahres-Laufleistung Größeres Fahrzeug Zugfahrzeug |
Benziner | Günstigere Anschaffung Günstigere Steuer Günstigere Wartungskosten Kaum Stickoxide Betriebstemperatur schneller erreicht | Höherer Verbrauch Teurerer Sprit Direkteinspritzer: Partikelausstoß (bis EU6d-TEMP) Schwächeres Drehmoment | Kurzstrecke Stadt Unter 20.000 km/Jahr Kleines Fahrzeug |
Dieselfahrzeuge sind in der Anschaffung teurer als vergleichbare Autos mit Ottomotor. Wegen der höheren Drücke im Motor sind Dieselaggregate in der Regel stärker ausgelegt als vergleichbare Ottomotoren. Das macht sie schwerer. Daher müssen Federn, Dämpfer oder Bremse ebenfalls robuster ausgelegt werden. Das höhere Drehmoment erfordert außerdem stärkere Getriebe und Antriebswellen. Hinzu kommt eine moderne Abgasreinigungsanlage mit Diesel-Partikelfilter und SCR-Katalysator.
Benziner und Diesel: Spritkosten im Vergleich
Dieselfahrer zahlen mehr Unterhaltskosten als Besitzer von Ottomotoren. Kfz-Steuer, Versicherungsbeiträge und die Wartungskosten sind oft höher. Dafür sparen Dieselfahrer an der Tankstelle. In der Regel verbrauchen Diesel je nach Fahrweise 15 bis 20 Prozent weniger als vergleichbare Benziner. Das liegt neben der größeren Effizienz des Dieselmotors an der größeren Energiedichte des Dieselkraftstoffs.
Ein Liter Dieselkraftstoff kostet zwischen 10 und 15 Cent weniger als ein Liter Benzin. Bei einem Benzin-Verbrauch von 8 Litern und 1,35 Euro pro Liter kosten 100 Kilometer also 10,80 Euro Kraftstoff. Ein Diesel-Fahrer mit 5,5 Litern Verbrauch auf 100 Kilometer und einem Dieselpreis von 1,26 Euro pro Liter zahlt 6,93 Euro für 100 Kilometer. Das ist eine Ersparnis von 3,87 Euro auf 100 Kilometer, 38,70 Euro auf 1.000 Kilometer und 387 Euro auf 10.000 Kilometer.
Dieser Preisvorteil bezieht sich auf den reinen Kraftstoffverbrauch. Für eine genaue Berechnung müssen alle Unterhaltkosten einbezogen werden. So kannst Du die Kosten kalkulieren und miteinander vergleichen.
Faustregel: Bei einer jährlichen Fahrleistung von mehr als 20.000 Kilometern rechnet sich ein Auto mit Diesel. Bei Kleinwagen schneiden meist Benziner besser ab.
Umweltfreundlichkeit: Was ist sauberer?
Moderne Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 6c mit OBD-Norm 6-2, Euro 6d-TEMP oder Euro 6d sind sauber. Das zeigen unabhängige Tests. Autos, die diese Normen erfüllen, werden in absehbarer Zeit nicht von Fahrverboten betroffen sein. Die Bezeichnung findest Du in Feld 14 des Fahrzeugscheins (Zulassungsbescheinigung Teil I). Besitzer von Neuwagen, die noch nicht angemeldet sind, sollten sich die Abgasnorm bestätigen lassen.
Ein Benziner ist nicht dreckiger als ein Diesel. Es sei denn, der Benziner ist sehr alt und fährt ohne Katalysator. Stammen beide Fahrzeuge aus demselben Jahr, stößt der Diesel weniger CO2 aus, weil er in der Regel weniger Kraftstoff verbraucht. Bei der Stickstoffdioxid-(NO2-)Belastung emittiert er mehr als ein vergleichbarer Ottomotor. Diesel-Pkw sind laut Umweltbundesamt mit rund 60 Prozent Hauptquelle für Stickoxid in Städten.
Ein Euro-5-Diesel-Pkw darf 180 mg NOx/km ausstoßen, ein Diesel mit Euro 6 nur 80 mg NOx/km. Im realen Stadtverkehr liegt der Wert bei frühen Euro-6b-Modellen bis zu fünfmal höher. Der Grenzwert im realen Fahrbetrieb nach RDE (Real Driving Emissions) liegt für Diesel bei 168 mg/km NOx (Benziner: 126 mg/km). Mit dem neuen Prüfverfahren nach WLTP und RDE (im Straßenbetrieb) dürfen Diesel nach Euro 6d ab 2020 noch 120 mg/km (Benziner: 90 mg/km) Stickoxide ausstoßen. Ein Diesel gibt folglich weniger CO2 ab, dafür aber mehr Stickoxide.
Moderne Ottomotoren mit Direkteinspritzung emittieren weniger Stickoxide. Ihr Problem sind Partikelemissionen, die nur mit Otto-Partikelfiltern (OPF) in den Griff zu bekommen sind. Bis zu 90 Prozent der Partikel bleiben im Filter hängen. Wenn Du ein besonders sauberes Auto kaufen möchtest, sollte es auf jeden Fall eines mit Euro 6d-TEMP oder Euro 6d sein. Bei einem Ottomotor mit Direkteinspritzung sollte ein moderner OPF integriert sein. Benziner mit Saugrohr-Einspritzung sind technisch bedingt auch ohne zusätzliche Filter sauberer, verbrauchen aber mehr.
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Kann man Diesel auf Benzin umrüsten?
Ein Diesel lässt sich nicht auf Benziner umrüsten. Zumindest lässt sich der Motor nicht einfach umbauen, es gibt zu viele technische Unterschiede zwischen Ottomotor und Dieselmotor. Ein Ottomotor benötigt zur Zündung des Kraftstoff-Luft-Gemisches eine Zündkerze. Ein Diesel komprimiert die Luft im Zylinder so stark, dass sich der Dieselkraftstoff von selbst entzündet. Deshalb heißt er auch Selbstzünder.
Ein Motor mit einer anderen Verbrennungsart lässt sich nicht so einfach tauschen. Elektronik, Steuergeräte, Auspuffanlage, Einspritzung, Pumpen und Tank müssten ebenfalls getauscht werden. Je nach Gewicht und Leistung müssen Antriebswellen sowie Fahrwerk mit Bremsen, Dämpfern und Federn gewechselt werden. Es wäre ein Komplettumbau des Autos, der sich nie rechnen würde.