Was, den gibt’s noch?
Die meisten Autos werden sieben bis zehn Jahre lang gebaut, dann steht ein Nachfolger bereit. Bei diesen sieben Modellen ist das anders: Was, der wird noch gebaut?
Früher war nicht alles besser, manches aber hatte länger Bestand. Automodelle etwa: Nicht selten schrauben Generationen von Facharbeitern jahrzehntelang fast identische Bleche zusammen. Fast vorbei: Heute ist es den Herstellern nicht mehr ohne Weiteres möglich, ein Auto wie den Citroën 2CV (41 Jahre) oder den VW Käfer (65 Jahre) einfach weiterzubauen. Zu schnell ändern sich Umwelt- und Sicherheitsanforderungen, ebenso die Ansprüche der Kunden. Trotzdem gibt es sie noch: Autos, die auch nach Jahrzehnten noch irgendwo auf der Welt weitergebaut werden. Für unsere Nostalgie-Weltreise müssen wir in einem Fall gar nicht weit fahren: Einer der Dauerbrenner kommt aus Westeuropa.
Alte Autos, die noch gebaut werden
- Opel Kadett E/Daewoo Nexia (seit 1984)
- Chevrolet/Daewoo Matiz (seit 1998)
- VW Polo 5/Polo Vivo (seit 2009)
- Peugeot 206 (seit 1998)
- Nissan Junior/Saipa-Zamyad Z24 (seit 1970)
- Mercedes-Benz T1/Force Traveller/Shaktiman (seit 1977)
- Toyota Landcruiser J70 (seit 1984)
Zuletzt haben wir einige Dauerbrenner verloren. Mercedes bringt 2018 erstmals nach 40 Jahren ein neues G-Modell, Suzuki nach 20 Jahren einen neuen Jimny. Land Rover streicht den Defender, Lada entwickelt einen Nachfolger für den Niva/4x4 (seit 1976). Andere Modelle laufen immer noch frisch vom Band.
Opel Kadett E/Daewoo Nexia (seit 1984)
Den gibt es immer noch? Ja. Der letzte Opel Kadett trägt ab 1984 den Buchstaben E, wird 1985 zum Auto des Jahres gewählt und ist ein globaler Erfolg für General Motors. Ableger verkauft der Konzern in Afrika, Osteuropa, Kanada und Südamerika. Weltweit trägt er viele Namen, darunter in Großbritannien und Ostafrika den seines Nachfolgers: „Astra“. Ein Opel Kadett E GSI aus dem Fuhrpark von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist heute ein Highlight des Opel-Werksmuseums in Rüsselsheim.
In Europa stellt Opel den Kadett im Jahr 1991 ein. Die meisten Lizenzproduktionen sind ebenfalls beendet. Als Daewoo Nexia hat der Kadett in Usbekistan allerdings bis heute überlebt. Basispreis: rund 5.000 Euro. 2008 erhält der Nexia das bislang letzte Update. Für den Antrieb stehen ein 1,5-l-Benziner mit 80 PS oder ein 1,6-l-Motor mit 109 PS zur Wahl. Im Cockpit gibt es die Option auf ein CD-MP3-Abspielgerät. Lieferbar ist der Nexia nicht nur im Produktionsland. UzDaewoo vertreibt ihn auch in Russland.
Der Opel Kadett E wird von 1984 bis 1991 gebaut und wird für GM unter verschiedenen Namen ein weltweiter Erfolg.
Chevrolet/Daewoo Matiz (seit 1998)
Noch ein Überlebender aus der GM-Welt: Der Daewoo Matiz kommt 1998 in Europa und Asien auf den Markt und wird bis 2005 angeboten. Die Technik übernimmt er in großen Teilen vom Suzuki Alto. In China endet die Produktion als Baojun Lechi 2015. In Usbekistan läuft sie weiter: UzDaewoo produziert das Modell bis heute, Basispreis: 314.000 Rubel (3.426 Euro). Für den Antrieb sorgt ein 1,0-l-Dreizylinder-Benziner mit 51 PS, daneben ist ein Vierzylinder mit 63 PS erhältlich. Der schlichte Kleinstwagen wiegt nur 770 Kilogramm. Immerhin: Klimaanlage, Radio, Servolenkung und elektrische Fensterheber sorgen für etwas Komfort.
VW Polo 5/Polo Vivo (seit 2009)
2017 stellt Volkswagen die fünfte Polo-Generation in Europa ein. Aber es geht nahtlos weiter für das abgelegte Kleinwagen-Modell: 2018 startet die Produktion bei Volkswagen in Südafrika. Dort benötigt VW einen Nachfolger für das als Polo Vivo bekannte Einstiegsmodell Polo 4. Rund 11.700 Euro kostet der zweitverwertete Polo heute in Südafrika und ist das erfolgreichste Auto dort. Für den Antrieb sorgt ein 1,4-l-Benziner mit manueller Fünfgang-Schaltung.
Zur Basisausstattung gehören Stahlfelgen, Radio, Isofix, elektrische Fensterheber und eine gute Alarmanlage. So ein neuer, alter Polo ist eben begehrt. Die Topversion Polo Vivo GT kommt mit modernem 1.0-TSI-Motor (110 PS), Sechsgang-Getriebe, Tempomat, ESP, Klimaanlage und der Abgasnorm Euro 4. Daneben vermarktet VW in Südafrika nur noch Modelle aus dem aktuellen Programm wie T-Cross oder T-Roc. Allerdings: Beim Golf handelt es sich noch um die siebte Generation, die es bei uns neu nicht mehr gibt.
Der Volkswagen Polo ist weltweit ein erfolgreicher Kleinwagen. Die aktuelle Version ist seit Juli 2017 auf dem Markt.
Peugeot 206 (seit 1998)
Ein echter Dauerbrenner ist der Peugeot 206. Obwohl 2006 der Nachfolger Peugeot 207 auf den Markt kommt, baut Peugeot den 206 in Frankreich noch bis 2013, in Argentinien bis 2016. Im Iran läuft er heute noch vom Band. Peugeot pflegt traditionell enge Beziehungen zu dem Land sowie zum Hersteller Iran Khodro. Der baut den Kleinwagen als Schräg- und Stufenheck (Peugeot 206 SD) und verkauft ihn in mehrere arabische Länder. Spezialisiert ist der Autobauer auf die Montage von importierten CKD-Sätzen („knocked down unit“) – Komplett-Bausätze also.
Um den Peugeot 206 „für iranische Familien attraktiv zu machen“, hat der Hersteller nach eigenen Angaben mehr Platz im Heck geschaffen. Für den Antrieb sorgt ein 1,6-l-Benziner mit 105 PS. Zur Ausstattung zählen ABS, Zentralverriegelung, ein Radio, Parksensoren und 14-Zoll-Stahlfelgen. Gegen Aufpreis gibt es ein Multifunktionslenkrad und ein Außenthermometer. Iran Khodro produziert neben dem Peugeot 206 auch die Limousine Peugeot 405 und den Peugeot 207, ebenso den kürzlich in Europa eingestellten, ersten Peugeot 2008. Letzteren bewirbt der Hersteller so: „Das beste Auto von Peugeot, das in den letzten Jahren im Iran gebaut wurde“.
Anfang 2000 holt Peugeot mit dem 206 CC die Idee des elektrisch versenkbarem, faltbaren Stahldachs zurück auf die Straße.
Nissan Junior/Saipa-Zamyad Z24 (seit 1970)
1970 startet die Produktion des Pick-ups Nissan Junior, 1982 endet sie. So weit, so normal. Weniger normal: Die Produktionsanlagen verkauft Nissan in den Iran an den Hersteller Saipa – der das Modell über seine Tochterfirma Zamyad bis heute im Sortiment führt. Modellbezeichnung: Z24. „Mit diesem kleinen Monster ist keine Ladung zu schwer“, wirbt der Hersteller mit praktischen Argumenten. Für ein Redesign sieht man offenbar keinen Grund, der Z24 trägt weiterhin den prächtigen Seventies-Chromgrill mit Rundscheinwerfern.
Technisch hat sich mehr getan: Ein Vierzylinder mit 95 PS fährt mit Benzin oder Erdgas und erfüllt immerhin die Abgasnorm Euro 4. Daneben bietet Saipa einen gleich starken Diesel mit der Abgasnorm Euro 3 an. Allzu schnell vorwärts geht es also nicht, wenn der Fahrer die maximale Zuladung von 2,3 Tonnen ausreizt. Gegen Aufpreis gibt es als einzige Option eine hydraulische Servolenkung. Saipa blickt auf eine lange Geschichte von Lizenzproduktionen zurück. Der Hersteller produzierte zum Beispiel den Citroen Xantia, den Kia Rio oder den Nissan Murano für die arabischen Märkte.
Mercedes-Benz T1/Force Traveller/Shaktiman (seit 1977)
Der Vorgänger des Mercedes Sprinter ist ein Dauerläufer. Bis 1995 produziert Mercedes das T1 oder Bremer genannte Modell, also fast 20 Jahre lang. Noch heute gehört es in Deutschland zum Straßenbild. Anderswo steht es als Neuwagen beim Händler: Force Motors baut und verkauft das Modell bis heute in Pune (Indien). Gegründet wird der Hersteller 1958 als Bajaj Tempo Motors. An diesem Unternehmen hält Daimler-Benz bis 2001 Anteile. Daher rührt die tiefe Verbindung der Autobauer.
Den nur behutsam veränderten Mercedes T1 bauen die Inder seit 1987. Mercedes leistet Hilfe beim Aufbau der Produktion und stellt bis heute die 2,6-l-Dieselmotoren zur Verfügung. Auf diese Verbindung weist der indische Hersteller stolz hin, die 115-PS-Motoren seien jedoch für „indische Bedürfnisse modifiziert“. Force Motors produziert den Traveller als Kastenwagen oder Bus, daneben den Shaktiman als Fahrgestell mit verschiedenen Aufbauten. Im Auftrag von Mercedes und BMW baut Force Motors außerdem Motoren für aktuelle Modelle.
Toyota Land Cruiser J70 (seit 1984)
Manche Entwürfe kann man nicht verbessern. So bleibt der Toyota Land Cruiser J70 auch nach 36 Baujahren in vielen Teilen der Welt das Mittel der Wahl, wenn alle offiziellen Wege enden. „Alle Kraft, die Du brauchst“, lautet der Werbeslogan in Venezuela – dort läuft das Modell für die amerikanischen Märkte vom Band. Zäh ist er, der große Toyota-Geländewagen. Das ist sein Haupt-Verkaufsargument, auch in Märkten wie Nigeria oder Kamerun. Geht er doch einmal kaputt, kann ihn oft der Dorfschmied reparieren.
Für Afrika läuft der J70 mit seinem markanten, optionalen Luftansaug-Schnorchel an der A-Säule in Portugal vom Band. Den Antrieb besorgt in den meisten Märkten ein 4,0-l-Sechszylinder-Benziner mit (je nach Konfiguration) 239 PS. Natürlich ohne Turbo, aber mit variabler Ventilsteuerung. Für die Sicherheit gibt es immerhin ABS, zwei Airbags und Dreipunktgurte. Übrigens: Zum 30. Modelljubiläum 2014 erlebt der J70 sogar ein einjähriges Revival im Heimatland Japan, als Pick-up und Van.
Der Toyota Land Cruiser wird seit 1951 gebaut und genießt vor allem in Afrika, Lateinamerika und der arabischen Welt einen Ruf von Verlässlichkeit und Haltbarkeit.
Alte Autos, die noch gebaut werden
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