Die V-Klasse von Mercedes wird zum elektrischen EQV
Mercedes elektrifiziert die V-Klasse mit einem halben EQC-Antrieb und 90-kWh großem Akku. Alle Details zur elektrischen Großraum-Limousine Mercedes EQV.
Endlich ein Elektroauto von Mercedes, das sich jeder leisten kann. Oder: können wird, sobald es als Shuttle-Fahrzeug durch die Städte rollt. Mercedes verspricht das zwar nicht explizit. Aber die elektrische V-Klasse EQV hat hr natürliches Einsatzgebiet beim sogenannten „Ridesharing“. Als Shuttlefahrzeug in Großstädten, buchbar per App. Zum Teilen für mehrere Menschen, die sich nicht kennen, aber in die gleiche Richtung wollen.
Volkswagen bietet das mit Moia in Hamburg und Hannover an, Clever Shuttle mit vielen elektrischen Nissan e-NV200 in Berlin, Hamburg, München, Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main, Stuttgart und Kiel. Mercedes hat in „Via Van“ investiert. Das Unternehmen fährt unter anderem in London, Amsterdam und Berlin (hier als „Berlkönig“ mit der BVG). Aktuell jedoch noch mit Sprit, nämlich mit konventionell angetriebenen V-Klassen.
In 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent
Der EQV soll nicht nur für den gewerblichen Einsatz als Nahverkehrsbus interessant sein. Auch Privatkunden mit großer Familie oder aufwändigen Hobbies will Mercedes-Benz Vans ansprechen. Deshalb bestückt Daimler den Großraum-Van mit einer großzügig dimensionierten Batterie. Mit einer nutzbaren Kapazität von 90 kWh (100 kWh brutto) soll eine Reichweite von 405 Kilometern möglich sein.
Aufgeladen wird mit 11 kW an einer Wallbox oder an einer öffentlichen Ladesäule mit Wechselstrom. Per Schnellladesäule mit Gleichstrom fließt die Energie mit bis zu 110 kW in die Akkuzellen im Unterboden. Damit dauert die Ladung von 10 auf 80 Prozent rund 45 Minuten, sonst vergehen etwas weniger als 10 Stunden bis der Akku voll ist. Den Verbrauch gibt Mercedes vorläufig mit 20,7 kWh auf 100 Kilometern an.
Als Antrieb baut Mercedes eines der aus dem SUV EQC bekannten eATS (elektrische Antriebsstrang) genannten Module an die Vorderachse. In derselben Einheit sitzt das Getriebe mit fester Übersetzung, das Kühlsystem und die Leistungselektronik. Der Motor leistet 150 kW (204 PS) und stellt 362 Newtonmeter Drehmoment bereit. Genau wie beim EQC, nur, dass das SUV über je ein eATS pro Achse verfügt und folglich doppelt so leistungsstark ausfällt.
Mercedes EQV mit zwei Radständen
Damit bringt der EQV mit maximal 160 km/h bis zu acht Personen von A nach B. Wahlweise bietet Daimler die Großraumlimousine mit sechs oder sieben Sitzen an. Zwei Radstände sind verfügbar, die kurze Version hat zwischen den Achsen 3,20 Meter Platz und streckt sich auf 5,14 Meter, die lange Variante legt in beiden Abmessungen 23 Zentimeter drauf. Gut 1.000 Liter Kofferraumvolumen sind in jedem Fall drin, das zulässige Gesamtgewicht liegt bei 3,5 Tonnen.
Das Infotainmentsystem MBUX übernimmt der EQV aus den jüngsten Neuheiten von Mercedes. Es versteht viele Befehle in natürlicher Sprache und wird mit einem 10 Zoll großen Display kombiniert, das auf dem Armaturenbrett sitzt. Per Verbindung mit dem Smartphone lassen sich unter anderem Ladefunktionen steuern, Routen planen und der Innenraum vorklimatisieren.
Der unterscheidet sich nur in Details von der herkömmlichen V-Klasse. Armaturenbrett, Instrumententräger und Bedienelemente sind bekannt, neu ist lediglich das Touchpad in der Mittelkonsole und der genannte Infotainment-Monitor, der breiter ausfällt als bisher. Dazu das in blauer Lederoptik bezogene Armaturenbrett mit Nähten in Roségold. Die Farbe symbolisiert bei Mercedes die E-Mobilität und findet sich auch an einigen anderen Details im Innenraum wieder.
Mehr Reichweite mit Rekuperation
Im Fahrbetrieb funktioniert der EQV genau wie der EQC. Über Paddel hinter dem Lenkrad kann der Fahrer beeinflussen, wie viel Energie beim Verzögern zurück in den Akku geschleust wird. In der schwächsten Stufe rollt der EQV frei, in der stärksten lässt er sich fast komplett ohne Bremse fahren, weil er durch die Rekuperation allein so stark abbremst.
Alleine gelassen passt der EQV die Rekuperationsstärke automatisch an den Streckenverlauf und den Verkehr an. So verstärkt er die Energie-Rückgewinnung vor Kurven oder Tempolimits oder wenn ein vorausfahrendes Auto ihn zum Abbremsen zwingt.
Mercedes zeigt den EQV auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt Mitte September erstmals der Öffentlichkeit. Preise gibt der Hersteller noch nicht bekannt, sie dürften allerdings deutlich über denen herkömmlich angetriebener V-Klassen liegen. Der Marktstart wird erst im kommenden Jahr folgen.
Mercedes EQV (2019) Technische Daten
- Motor: Asynchron-Elektromotor
- Leistung: 150 kW (204 PS)
- Drehmoment: 362 Nm
- 0-100 km/h: n.a.
- Geschwindigkeit: 160 km/h (abgeregelt)
- Antrieb: Ein-Gang-Getriebe, Vorderräder
- Akku-Kapazität: 90 kWh (netto), 100 kWh (brutto)
- Reichweite: 405 km (vorläufige Angabe)
- Verbrauch: 20,7 kWh/100 km (vorläufig)
- Ladeleistung: 11 kW (AC-Wallbox), 110 kW (DC-Schnelllader)
- Ladezeit DC 10-80 Prozent: ca. 45 min.
- Ladezeit AC: ca. 10 h
- Länge: 5.140 mm (5.370 mm)
- Breite: 3.200 mm (3.430 mm)
- Kofferraumvolumen: 1.030 l
- Zulässiges Gesamtgewicht: 3.500 kg
- Marktstart: n.a.
- Preis: n.a.