Das sind die hässlichsten Autos
Bemerkenswerte Sünden der Autodesigner: die hässlichsten Autos der Welt. Von A wie autsch, B wie BMW über P wie Prius bis Z wie zauderhaft: War das wirklich nötig?
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Muss auch gar nicht. Was schöne Autos ausmacht, lernt jeder angehende Designer im Grundstudium. Wir haben die schlimmsten Design-Unfälle ausgewählt. Modelle, die polarisieren – oder die doch einfach nur missraten sind? Spoiler: Auch hässliche Autos sind mitunter sehr gute Autos. Und: Sie sind fahrende Statements gegen den Mainstream. Einen Porsche kann sich jeder Geschäftsführer leasen. Für einen Fiat Multipla braucht man Mut.
Unsere hässlichsten Autos
- Daihatsu Materia
- BMW 4er Coupé 2020
- Fiat Multipla
- Tesla Model X
- Toyota Prius
- Mercedes R-Klasse
- Peugeot 1007
- Mitsubishi Colt CZC
- Nissan Juke
Daihatsu Materia
Eigentlich machen die Daihatsu-Designer viel richtig. Die effizienteste Form im Fahrzeugbau ist schließlich der Würfel. Mit 3,80 Metern Länge und 1,63 Metern Höhe kommt der Materia da nah heran. In der Praxis ist Effizienz nicht alles. 2010, nach vier Jahren, nimmt Daihatsu das in Japan erfolgreiche Modell vom europäischen Markt. Grund: Erfolglosigkeit. 2010 findet der Kleinwagen lediglich 799 Käufer. Offenbar ist hierzulande das Interesse gering an Scherenschnitt-Blech, das die Aerodynamik einer Hundehütte mit der Formensprache einer Legokiste verbindet. Am Preis (ab ca. 15.000 Euro) sollte es nicht gelegen haben: Dafür gibt es deutlich unpraktischere Autos.
Immerhin: Wer gerne im Schuhkarton zur Arbeit würfelt und eine verschiebbare Rückbank und typisch japanische Haltbarkeit schätzt, findet im Daihatsu heute einen echten Geheimtipp. Die Preise des Materia sind im Keller: Exemplare mit rund 50.000 Kilometern Laufleistung kosten auf mobile.de weniger als 5.000 Euro. 60 Inserate gibt es, gut ausgestattet, mit 91 PS ordentlich motorisiert (solange man nicht schnell fährt) und meist mit frischem TÜV. Gute Alternative: der Nissan Cube.
Ab 2010 nimmt Daihatsu das Modell wegen Erfolglosigkeit vom europäischen Markt.
BMW 4er Coupé 2020
Eines hat BMW beim neuen 4er Coupé auf jeden Fall geschafft: Es wird darüber gesprochen. Schon klar: BMW will den 4er wenigstens optisch vom 3er abgrenzen, wenn das schon technisch kaum möglich ist. Auch klar: In China mögen sie große Grills. Trotzdem sollte sich BMW zumindest intern fragen: Was bedeutet es, wenn noch vor der offiziellen Premiere eines neuen Modells kein Blogbeitrag, kein Instagram-Post und kein Magazin-Artikel ohne das Wort “Nierenvergrößerung” auskommt? Was sagt es aus, dass Tuner direkt zum Marktstart des neuen 4er Coupé Bodykits anbieten, die die Niere wieder auf Normalmaß schrumpfen lassen?
Es sagt wohl aus, dass der 4er vielleicht doch nicht so gut gelungen ist. BMW-Designer Christopher Weil, zu kurz im Amt, um den 4er zu verantworten, sagt, man wolle polarisieren. Ein Wort, das im Design seinen Platz sicher hat – im gleichen Atemzug mit “unverstanden” und “seiner Zeit voraus” nämlich. Im Internet polarisiert die BMW-Fans im Grunde nur eine Frage: Ist es Nierenvergrößerung oder sind es die Riesenzähne der bayerischen Chipmunks? Sehen wir es positiv: Jedes Facelift birgt die Chance, es besser zu machen. Und: BMW kann komische Autos. Der 7er von Chris Bangle war so ein Statement. Zu hässlich, um gemocht zu werden. Dabei war der von innen echt toll. Trotzdem neugierig? Hier geht es zum ersten Test im neuen BMW 4er Coupé
Aus Drei mach Vier: 2013 ersetzt der 4er das BMW 3er Coupé.
Fiat Multipla: Das Sechsauge
Zugegeben: Der ist erwartbar. Der Fiat Multipla wird regelmäßig als “hässlichstes Auto der Welt” ausgezeichnet. Würde ihn Fiat noch bauen, gäbe es Werbung damit. Die ungewöhnliche Wulst, die unterhalb der Windschutzscheibe verläuft und die Leuchten für das Fernlicht aufnimmt, wird mitunter als Wurstkante oder Rettungsring bezeichnet. Letzteres bitte im Sinne von Bauchfett verstehen. Dazu passt ideal die hohe, breite Van-Karosse. Die Kombination aus beidem ist mindestens mutig – vor allem, wenn man sich überlegt, wo sie ihren Ursprung hat. “Italienisches Design hat eine Seele”, sagt der italienische Designer Andrea Branzi – der Multipla hat Platz und einen Rettungsring.
Trotzdem irgendwie schade, dass beim Facelift 2004 die Wulst verschwindet. Mit seinem genialen Raumkonzept und der mehr als kontroversen Optik hat der Multipla in jedem Fall das Zeug zum Klassiker. Hat nur noch nicht jeder gemerkt, weshalb man ihn günstig bekommt. Zum Jahreswechsel stehen auf mobile.de etwa 180 Exemplare zur Wahl, ab 1.500 Euro. Benziner und Diesel sollen robuster sein als die ebenfalls häufige Gas-Version. Vor allem, nachdem 2002 die gröbsten Kinderkrankheiten beseitigt sind. Augenfälligstes Problem des Multipla: Der Softlack wird im Alter klebrig und fleckig. Nicht abgeschreckt? Mehr Infos in der Gebrauchtwagen-Kaufberatung zum Fiat Multipla.
Der Fiat Multipla wird regelmäßig als “hässlichstes Auto der Welt” ausgezeichnet.
Toyota Prius: Der Wassertropfen
Hierzulande ist der Toyota Prius den Autokäufern so egal, dass ihn Toyota 2020 vom Markt nimmt. Aber es ist kein Zufall, dass die Suche nach “Prius-Witzen” mehr als 2,8 Millionen Google-Treffer zeigt. In den USA ist er vielen ein Symbol für Umwelt-Besserwisserei und nach Ansicht “echter Autofans” kein richtiges Auto. Der Chiasamen-Burger unter den Pkw, sozusagen.
Das Design hat da nicht geholfen. Toyota will das sparsamstmögliche Fahrzeug bauen und orientiert sich an der bestmöglichen Aerodynamik. Deshalb sieht der Prius aus wie ein Tropfen. In der ersten Version noch wie ein Tropfen mit Stufenheck, danach wie einer, dem das Stufenheck mit der Motorsäge abgeschnitten wurde. Auf dem Papier zahlt sich das aus: “Den Verbrauch über 5,5 Liter zu bekommen, ist unmöglich”, schreibt der ADAC.
Ja, man muss sich entscheiden. Der Prius ist womöglich so etwas wie die weiße Wollsocke in braunen Sandalen, aber: Tausende Taxifahrer können nicht irren. Er geht nicht kaputt, er verbraucht halb so viel wie eine E-Klasse (und das auch nur dann, wenn man ihn tritt) und er bietet genug Platz für vier Personen und Gepäck. Mittellose Städter bedauern deshalb zunehmend, dass deutsche Autofahrer Toyota so wenige Prius abgekauft haben – als Gebrauchtwagen ist der robuste Japaner begehrt. Faustregel daher: Keine Angst vor hohen Laufleistungen. Die Batterie hält mindestens 15 Jahre. Teure Ausnahmen bestätigen die Regel. Der technisch komplexe Hybridantrieb gehört in die Vertragswerkstatt. Auf mobile.de finden sich im Dezember 2020 rund 600 Prius aller Generationen. Interessant wird es ab 5.000 Euro.
Als erstes Großserienmodell mit Hybridantrieb kam der Toyota Prius Ende 1997 auf den Markt.
Tesla Model X: Der gestrandete Wal
“Ornament ist vergeudete Arbeitskraft und dadurch vergeudete Gesundheit. So war es immer. Heute bedeutet es aber auch vergeudetes Material und beides bedeutet vergeudetes Kapital”, wettert der österreichische Architekturkritiker Adolf Loos 1908. Hätte Loos das Tesla Model X gekannt, wären noch mehr Äderchen geplatzt. Die treffendste Beschreibung des gestrandeten Wals liefert die ebenfalls österreichische Automobil Revue: “Ein Auto zu bauen, das 2.400 Kilo wiegt und aussieht, als würde es 6.000 Kilo wiegen: Da gehört schon was dazu. Aber was bloß?” Offenbar Mut zum Zusammenpfuschen, wie der Österreicher auch noch sagt.
Dass Design die Umsetzung von nützlicher Funktion in ansehnliche Form sein sollte, konterkarieren Teslas “Falcon Wing”-Türen vorbildlich: Sie sind kompliziert, teuer, störungsanfällig und unpraktisch. Vergeudetes Kapital? Auch, wenn das Tesla nicht stört: Doppelbingo. Verschaffen sie der Anmutung des plumpen SUVs Leichtigkeit? Gegenfrage: Kann ein Wal fliegen? Hinzu kommt, die Riesenkarosse hat Verwindungsprobleme. Die Frontscheibe kann springen, weil ihr Scheibenrahmen nicht steif genug ist. Auch, wenn man über Schönheit nicht streiten kann – über solche Designfehler lässt sich streiten. Über die Beliebtheit von Tesla eher nicht: Gebrauchte Model X unterhalb von 60.000 Euro sind kaum zu finden. Hier geht es zum Fahrbericht des Tesla Model X.
2012 stellt Tesla den Prototypen des Model X in Los Angeles vor. Drei Jahre später beginnt der Verkauf. Tesla bezeichnet das Model X als SUV.
Mercedes R-Klasse: Der SUV-Kombi-Van
Im Jahr 2005 präsentiert Mercedes in New York den unglücklichen Versuch, die unglückliche Ehe mit Chrysler im Modellprogramm abzubilden: Die R-Klasse ist die Kreuzung einer B-Klasse mit dem Chrysler Voyager. Aufgeblasener Kombi, Van auf der Streckbank, SUV ohne Bodenfreiheit? Mercedes sieht die Baureihe 251 als “Grand Sports Tourer”, die Mercedes-Kunden sehen sie eher als “von allem ein bisschen und am Ende nichts”. In acht Jahren werden in Deutschland weniger als 19.000 Exemplare zugelassen. Nach sieben Jahren nimmt Daimler die R-Klasse vom Markt, nur in China wird sie bis 2017 verkauft.
Die Qualität des in den USA gebauten Modells gerät durchwachsen: Probleme mit Dichtungen, knarzende Lenkstangen, Rost, undichte Motoren und immer wieder die Mechanik von Schiebe- und Panoramadächern. Aber: Der 4,92-Meter-Trumm hat Qualitäten. Beim Fahrkomfort, beim Raumangebot, bei der Langstreckentauglichkeit. Auf mobile.de sind mehr als 300 gebrauchte Exemplare zu finden. Interessant für Familien: Die R-Klasse gab es mit 4+2-Sitzen oder als Siebensitzer. Etwa 50 der auf mobile.de angebotenen Fahrzeuge bieten sieben Sitze, die Preise beginnen bei 16.000 Euro.
Die R-Klasse ist Mercedes' Versuch, einen Großraumvan nach amerikanischem Vorbild zu bauen
Peugeot 1007: Die Schiebetür
Viel Schiebetür und wenig Auto drum herum: Der Peugeot 1007 ist der erste Peugeot mit zwei Nullen in der Mitte und wirkt, als hätte jemand einen Mazda 5 zu lange gewaschen. Der 3,73 Meter kurze Kleinwagen mit zwei elektrischen Schiebetüren (und sonst keinen Türen) zeigt, wie sich Peugeot das Leben alleinerziehender Eltern vorstellt. Im Grunde ist die Idee originell und charmant. Doch die Umsetzung klemmt: Der Peugeot 1007 strahlt Verzicht aus, nicht zuletzt auf ästhetischen Anspruch. Wenn der Prius eine Tennissocke ist, ist der 1007 ein orthopädischer Schuh.
Wo orthopädische Schuhe jedoch (auf Rezept) ein großes Publikum finden, zahlt die Krankenkasse beim Peugeot-Van nicht zu. Die Schiebetüren liften den Preis auf mehr als 15.000 Euro, anfängliche Qualitätsprobleme bei Fahrwerk und Elektronik ruinieren schnell den Ruf des 1007. Dennoch: Heute zeigt sich der Peugeot erstaunlich wertstabil. Gut 200 Exemplare stehen auf mobile.de zur Wahl. Die Preise liegen 11 Jahre nach Produktionsende noch bei 3.000 bis 5.000 Euro.
Peugeots Minivan mit 3,73 Meter Länge und elektrischen Schiebetüren ist der geborene Stadtflitzer.
Mitsubishi Colt CZC: Das dicke Ende
Kleine Blechdach-Cabrios sind vor 20 Jahren populär. Peugeot bietet den 206 und später den 207 CC an, Ford wagt sich kurzzeitig sogar an ein Ka-Cabrio namens StreetKa. Mitsubishi will mit dem Colt ebenfalls mitspielen. Das Ergebnis? Nun ja. Alle Kleinwagen-Blechdach-Cabrios haben das Problem, dass das Dach irgendwie in den kleinen Kofferraum muss. Allerdings sieht der Mitsubishi aus, als hätte man ihn dafür aus 20 Metern Höhe runterfallen lassen.
Steil ansteigende Front, ausgebeulte Seitenlinie, dicker Hintern: Wer elegant vor der Eisdiele vorfahren und die Dorfschönheit für ein Banana Split begeistern möchte, sollte seinen Colt CZC möglichst am anderen Ende der Stadt parken. Was schade ist, denn im Alter zeigt der Mitsubishi Colt echte Langzeit-Qualitäten. In seiner Klasse gehört der schlichte Japaner zu den stabilsten und unterbewertetsten Gebrauchtwagen auf dem Markt. Ärger gibt es allenfalls mit Verschleißteilen wie Batterie, Glühlampen oder Bremsscheiben. Andererseits: Hätten die Mitsubishi-Designer ein ähnlich glückliches Händchen gehabt wie die Ingenieure bei der robusten Technik, gäbe es heute kein rundum empfehlenswertes Stahldach-Cabrio ab 3.500 Euro. Auf mobile.de stehen aktuell etwa 140 Exemplare des kleinen Cabrios.
Im Alter zeigt der Mitsubishi Colt echte Langzeit-Qualitäten: Als günstiger Gebrauchter ist er eine gute Wahl.
Nissan Juke: Das Glubschauge
Man muss nicht immer der Schönste sein, wenn man der Erste ist. 2009 stellt Nissan den Juke vor. In der Klasse Lifestyle-orientierter Mini-SUVs ist er zunächst praktisch allein unterwegs. Übersehen kann man ihn nicht, mit seinen riesigen Glupschaugen und den nutzlos schwungvollen Radkästen. Ältere denken an Komiker Marty Feldman, Jüngere an einen Frosch auf Steroiden. Das Beste: Wer drinsitzt, muss ihn nicht ansehen.
Auch als Auto macht der Juke im Grunde alles falsch. Der Kofferraum ist winzig, das Fahrwerk bretthart, die Qualität mäßig, die Motoren durstig. Aber: Vor allem bei Best Agern kommt der Nissan blendend an. Um “Lifestyle” geht es ihnen weniger als um einen bequemen Einstieg und um eine hohe Sitzposition. Das erste kleine und erschwingliche SUV, das nicht unbedingt ein Geländewagen sein will, verkauft sich weltweit mehr als 1,5-Millionen-mal. Die zweite Generation 2020 startet also mit einem großen Feldvorteil – und mit einem größeren Kofferraum.
Bei gebrauchten Juke der ersten Generation empfihelt sich ein zweiter Blick: Die Motoren neigen zur Undichtigkeit, die Achsgelenke sind anfällig (aber günstig zu reparieren). Hinzu kommt mitunter zickige Elektrik. Das Angebot ist groß: Wer sich für einen Juke der ersten Generation interessiert, findet auf mobile.de fast 1.500 Angebote. Zwischen 8.000 und 10.000 Euro sollte man aktuell für ein gut ausgestattetes Exemplar mit wenig Kilometern einplanen.
• Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo
• Leistung: 200 PS
• 0-100: 7,8 s | Vmax: 215 km/h