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Bioschlamm im Diesel führt dazu, dass Filter und Treibstoffleitungen verstopft werden.
Quelle: Patrick Pleul ((c) dpa)
Bioschlamm im Diesel führt dazu, dass Filter und Treibstoffleitungen verstopft werden

Von Dieselpest spricht man, wenn im Dieselkraftstoff Mikroorganismen (Bakterien, Hefen oder Pilze) auftreten und sich in der Folge ein deutlich erkennbarer Bioschlamm bildet. Bakterien ernähren sich von Kohlenwasserstoffen und sind zusätzlich auf Wasser angewiesen. Da Diesel ein Gemisch verschiedener Kohlenwasserstoffe und einen geringen Anteil Wasser enthält, wird der Kraftstoff zum idealen Nährboden für Keime. Wenn sich Bakterien und Schimmelpilze ausbreiten, hilft nur noch eine gründliche Tankreinigung.

Reinigung und Additive gegen die Mikroben

In den vergangenen Jahren tritt Dieselpest häufiger auf, weil dem konventionellen Diesel aus Umweltschutzgründen Biodiesel zugesetzt wird. Biodiesel basiert nicht auf Erdöl, sondern auf Biomasse, die wiederum aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps und Methanol gewonnen wird. Dieselkraftstoff hat heute Bioanteile von bis zu sieben Prozent und bietet damit ideale Lebensbedingungen für Mikroben.
Besonders gefährdet sind Fahrzeuge und Aggregate, die nicht im Dauereinsatz sind, sondern immer wieder längere Standzeiten haben. Dabei kann es sich zum Beispiel um Boote oder um Wohnmobile handeln, die nur in den Ferien zum Einsatz kommen, aber auch um landwirtschaftliche Maschinen oder um Notstromaggregate. Wenn keine Additive – wie beispielsweise von Liqui Moly – zum Einsatz kommen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen Tankreinigung immer weiter an.
All diesen Fahrzeugen und Maschinen haben die Gemeinsamkeit, dass der Dieselkraftstoff oft längere Zeit in den Tanks bleibt, sodass sich das im Diesel enthaltene Wasser am Boden des Tanks absetzen kann. Möglich ist auch, dass sich Kondenswasser an der Innenwand des Tanks bildet, wenn dieser nicht ganz mit Kraftstoff gefüllt ist. Allerdings kann es auch schon deutlich früher zu einer Verunreinigung kommen. So ist der Dieselkraftstoff während der gesamten Lieferkette gefährdet – von der Raffinerie über die Zwischenlagerung bis hin zur Betankung beim Endverbraucher.

Wenn im Dieselkraftstoff Mikroorganismen (Bakterien, Hefen oder Pilze) auftreten, spricht man von der "Dieselpest".
Quelle: Jochen Zick (picture alliance/Keystone)
Wenn im Dieselkraftstoff Mikroorganismen (Bakterien, Hefen oder Pilze) auftreten und sich in der Folge ein deutlich erkennbarer Bioschlamm bildet, spricht man von Dieselpest.

Wie wirkt sich die Dieselpest aus?

Der Bioschlamm im Diesel lässt Filter, Treibstoffleitungen, Vergaser oder Einspritzpumpen verstopfen, sodass es zunächst zu Leistungseinbußen, später zum Totalausfall des Motors kommen kann. Tritt dieses Problem auf, hilft nur noch, den Treibstoff abzupumpen und das gesamte System gründlich zu reinigen. Darüber hinaus können weitere Schäden am Tank sowie am gesamten Treibstoffsystem aufgrund der sogenannten Biokorrosion entstehen. Nach klassischer Definition meint Biokorrosion, die von biotischen Aktivitäten bewirkte Auflösung von Metallen, wie sie beispielsweise in Tank- und Treibstoffsystemen von der Dieselpest verursacht wird. Je nachdem, wie weit der Vorgang fortgeschritten ist, hilft es nicht mehr, das System nur zu reinigen. Dann müssen einzelne Bauteile ausgetauscht werden.
Für den Menschen gefährlich wird es, wenn das Treibstoffsystem und damit auch der Motor versagen und das Fahrzeug nicht mehr hinreichend beherrschbar ist. So berichtete kürzlich die Fachzeitschrift Yacht, dass immer mehr Seenotrettungen aufgrund defekter Treibstoffsysteme notwendig werden. Die niederländische Seenotrettungsorganisation KNRM führt rund 80 Prozent der 572 Einsätze für in Seenot geratene Wassersportler im Jahr 2016 auf Dieselpest zurück. Das Blatt verwies zudem darauf, dass die ungewöhnliche Häufung dieser von Dieselpest hervorgerufenen (Not-)Fälle ganz deutlich zusammenfalle mit der Markteinführung von Biodiesel. 

Biodiesel basiert nicht auf Erdöl, sondern auf Biomasse, die wiederum aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.
Quelle: CHROMORANGE / Bilderbox (picture alliance)
Biodiesel basiert nicht auf Erdöl, sondern auf Biomasse, die wiederum aus nachwachsenden Rohstoffen wie Raps und Methanol gewonnen wird

Wie lässt sich die Dieselpest behandeln?

Biozide sind grundsätzlich ein taugliches Mittel gegen Dieselpest. Nach Definition des Umweltbundesamtes handelt es sich um Substanzen, die Schädlinge und Lästlinge wie Insekten, Mäuse oder Ratten, aber auch Algen, Pilze oder Bakterien, also Mikroorganismen, bekämpfen. Allerdings sind diese nicht unbedenklich, sodass Additive wie Grotamar 71 seit Ende 2018 nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden dürfen. Grund für dieses Verbot: Man hat festgestellt, dass die Additive krebserregend wirken können.
Ganz abgesehen davon töten Biozide zwar Mikroorganismen ab, können aber nicht mehr verhindern, dass der Bioschlamm bei starkem Befall von Bakterien Leitungen und Filter meist schon zugesetzt hat. Dann helfen nur noch eine gründliche Tankreinigung und die Überholung der kompletten Treibstoffanlage. Diese sollte von Fachleuten durchgeführt werden.

Gibt es eine Prophylaxe?

Es gibt es einige Maßnahmen, die der Dieselpest vorbeugen können. Um dem Problem Herr zu werden, sollte man auf das Volumen der Tankfüllung achten: Ist der Tank möglichst voll, mindert das schon einmal die Kondensatbildung und damit den Anteil an Wasser. Das Sicherheitsfenster, das ein Überlaufen des Tanks bei steigender Temperatur verhindert, muss allerdings eingehalten werden.
Spezielle, vorbehandelte Filtermatten bieten dem Dieselfilter ebenfalls Schutz, sie wirken ähnlich wie ein Antibiotikum. Außerdem haben Additivhersteller wie Liqui Moly auf das Verbot aus dem letzten Jahr reagiert und neue Mittel entwickelt, die wieder frei verkäuflich sind. Wer im Rahmen der Wartung den Dieselkraftstofffilter entwässern lässt, kann eine Verkeimung ebenfalls vermeiden.

Dieselpest auch beim Auto?

Dieselpest wird vor allem dann zum Problem, wenn das entsprechende Fahrzeug oder Aggregat nur zeitweise in Benutzung ist. Wer seinen Diesel regelmäßig, vielleicht sogar täglich fährt, dessen Kraftstoffsystem ist deutlich weniger gefährdet als das Wohnmobil eines Urlaubers, der sein Fahrzeug nur einmal im Jahr bewegt. Eine Garantie, von dem Problem verschont zu werden, ist das aber natürlich nicht – wie auch ein Fall aus dem Jahr 2014 eindrücklich belegt.
Damals infizierten sich an einer Tankstelle im schwäbischen Neckarsulm mehr als 60 Fahrzeuge mit der Dieselpest. Berichtet wurde, dass die betroffenen Fahrer mit ihren Autos nur drei bis vier Kilometer nach dem Tankstopp liegen geblieben waren, weil der Motor aussetzte. Die Ursache lag aller Wahrscheinlichkeit nach in einem der unterirdischen Tanks der Tankstelle. Der dort gelagerte Treibstoff hatte einen zu hohen Biodiesel-Anteil, was letztlich zur Verunreinigung des Diesels führte. Die Schadensregulierung wurde damals vom Betreiber der Tankstellenkette übernommen.

Dieselpest: Folgen und Gegenmaßnahmen

  • Bioschlamm im Diesel verstopft Filter und Treibstoffleitungen
  • Die Folgen sind zunächst Leistungseinbußen, dann der Totalausfall des Motors
  • Schäden an Tank und Treibstoffsystem aufgrund von Biokorrosion
  • Einsatz von Bioziden tötet die Mikroorganismen ab, seit Ende 2018 aber keine Abgabe mehr an Privatpersonen
  • Bereits fortgeschrittener Befall erfordert penible Reinigung von Tank und Leitungen
  • (Fast) komplett gefüllter Tank verhindert Kondensatbildung
  • Spezielle Filtermatten wirken prophylaktisch
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