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Bis auf einen maximal zehn Zentimeter breiten Streifen am oberen Rand ist die Frontscheibe tabu.
Quelle: Karl-Josef Hildenbrand ((c) dpa)
Bis auf einen maximal zehn Zentimeter breiten Streifen am oberen Rand ist die Frontscheibe tabu

Scheibentönung, früher eines der ersten Merkmale für getunte Autos, gehört mittlerweile zum guten Ton: Viele Fahrzeuge werden ab Werk mit sichtbar abgedunkelten Fenstern ausgeliefert oder Kunden setzen das Häkchen an entsprechender Stelle auf der Optionsliste. Doch auch nachträglich kannst Du die Scheiben tönen lassen – etwa bei Werkstattketten, die diese Leistung anbieten. Dabei variieren die Preise je nach Fahrzeug.

Was dunkle Scheiben bringen

Die Vorteile der Scheibentönung: Im Fahrzeug bleibt es bei Sonneneinstrahlung kühler und von außen kann der Innenraum schlechter eingesehen werden. Das dient zum Beispiel dem Schutz der Privatsphäre. Zudem wird der UV-Schutz erhöht, was Hauterkrankungen vorbeugt. Und noch ein Schutzfaktor spricht für die Scheibentönung: Brechen die Autoscheiben bei einem Unfall, sinkt die Verletzungsgefahr. Der Grund: Die Folie macht das Umherfliegen von Splittern unwahrscheinlicher. Experten sprechen von einem Glasverbundeffekt.
Viele Autofahrer finden es aber auch nach wie vor einfach schick, mit dunkleren Scheiben vom Hof zu fahren. Vielleicht findest auch Du, dass erst das Tönen dem Wagen den letzten Schliff gibt oder ihn verwegener aussehen lässt.

Die StVo lässt kein unbegrenztes Tönen der Scheiben zu
Quelle: Hauke-Christian Dittrich (picture alliance/dpa)
Wenn Du Deine Autoscheiben tönen lassen möchtest, solltest Du unbedingt die Regeln der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) beachten

Eintauchen und Ankleben – Diese Möglichkeiten gibt es 

Grundsätzlich gibt es neben einem kompletten Austausch der Autoscheibe, der allein der hohen Kosten wegen für viele nicht infrage kommt, drei Verfahren, mit denen Du getönte Scheiben bekommst.
Sehr effektiv ist das sogenannte Glass-Coating: Dabei werden die Scheiben ausgebaut und mit einem Gemisch aus Wasser und Kunststoff bedampft oder in das Gemisch eingetaucht – weshalb die Technik auch „Fluten“ genannt wird. Farbe und Grad der Lichtdurchlässigkeit lassen sich dabei variieren. Jedoch: Auch dieses Verfahren ist teuer und nicht zuletzt deshalb keine gute Idee, weil der TÜV die notwendige Einzelabnahme verweigern wird. Zu hoch wäre der Aufwand, jede einzelne geflutete Scheibe im Labor darauf zu testen, ob sie als sicherheitsrelevantes Bauteil noch ihre Funktion gewährleistet, so das Argument der Prüforganisationen.
Im Handel werden für viele gängige Fahrzeugtypen auch Tönungsscheiben aus Plexiglas angeboten. Diese lassen sich im Handumdrehen auf der Innenseite der Autoscheiben anbringen und können ebenso leicht wieder abgenommen werden – was hohe Flexibilität verspricht. Vor allem in skandinavischen Ländern ist die Lösung beliebt. Wenn die langen dunklen Winter kommen, können die Einsätze schnell wieder runter. 
Beliebteste Methode ist aber das „Folieren“: Spezialfolien werden von innen auf die Autoscheiben aufgeklebt. Im Handel gibt es für viele Modelle bereits zugeschnittene Sets. In manchen Fällen muss das Material auch wie beim Car-Wrapping – bei dem das ganze Auto umklebt wird – zugeschnitten werden. Folien gibt es in vielen Spielarten. Du kannst den Farbton auf den Lack Deines Autos abstimmen oder Dich dank Chromoptik für einen Spiegeleffekt entscheiden, wenn das Auto zum Blickfang werden soll.
Herkömmliche Tönungsfolien sind unterschiedlich lichtdurchlässig und dunkeln deshalb mehr oder weniger ab. Oft bieten sie aber keinen guten Schutz vor Hitze. Auch unterscheiden sich Folien darin, wie gut sie die UV-Strahlen filtern. Keramikfolien bieten den besten Sonnenschutz, sind aber auch teuer.  

Die Vorteile der Scheibentönung: Im Fahrzeug bleibt es bei Sonneneinstrahlung kühler .
Quelle: Marc Müller ((c) dpa)
Die Vorteile der Scheibentönung: Im Fahrzeug bleibt es bei Sonneneinstrahlung kühler und v der Innenraum kann von außen schlechter eingesehen werden

Was erlaubt ist, was nicht

Für aufgetönte Scheiben gibt es einige Regeln, die sich aus der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) ableiten. So heißt es dort: „Scheiben aus Sicherheitsglas, die für die Sicht des Fahrzeugführers von Bedeutung sind, müssen klar, lichtdurchlässig und verzerrungsfrei sein.“ Weil Autoscheiben zu den sicherheitsrelevanten Bauteilen zählen, gelten gesetzliche Vorgaben in Bezug auf Veränderungen am Fahrzeug. In Bezug auf das Tönen bedeutet das konkret: Nur auf den hinteren Seitenscheiben und der Heckscheibe darf Tönungsfolie angebracht werden. Der Tönungswert der hinteren Scheiben darf 95 Prozent nicht überschreiten.
Immer bedenken solltest Du: je stärker die Tönung, desto schlechter die Rundumsicht. Vor allem bei Nachtfahrten oder in winterlicher Dämmerung kann das störend und gefährlich sein. Die Frontscheibe ist bis auf einen maximal zehn Zentimeter breiten Streifen am oberen Rand tabu. Viele Autos fahren schon herstellerseitig mit einer Keramikbeschichtung im oberen Randbereich vor. Aus Sicherheitsgründen besitzen Front- und vordere Seitenscheiben eine Lichtdurchlässigkeit von mindestens 70 Prozent.
Um alles richtig zu machen, muss die verwendete Folie bauartgenehmigt sein. Das heißt: Es muss – wie für die meisten Tuningteile auch – eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) vorliegen. Pflicht ist auch eine entsprechende ABG-Nummer, die in die Folie eingeprägt ist. Nach der Montage muss sie weiterhin sichtbar sein. Denn kannst Du bei einer Verkehrskontrolle den Verdacht nicht widerlegen, eine unzulässige Folie angebracht zu haben, droht ein Verwarngeld in Höhe von zehn Euro. Ist die Verkehrssicherheit wesentlich beeinträchtigt, wird ein Bußgeld von 90 Euro fällig und es gibt einen Punkt in Flensburg.
Wird alles professionell erledigt und entspricht die Folie der StVZO, musst Du nach der Montage nicht noch mal extra zum TÜV, um die Tönung abnehmen oder eintragen zu lassen. Allerdings solltest Du als Nachweis sicherheitshalber immer eine Kopie der Allgemeinen Bauartgenehmigung (ABG) im Handschuhfach dabei haben.

Nur auf den hinteren Seitenscheiben und der Heckscheibe darf Tönungsfolie angebracht werden.
Quelle: dbn (picture alliance/imageBROKER)
Nur auf den hinteren Seitenscheiben und der Heckscheibe darf Tönungsfolie angebracht werden

In Eigenregie Scheiben tönen – keine gute Idee

Anstelle von Strafe solltest Du also lieber Geld in die professionelle Montage investieren. In Eigenregie zu tönen dürfte ohne große Erfahrung eine ziemliche Tüftelei werden – mit meist wohl unbefriedigendem Ergebnis. Du hast sicher schon mal das ein oder andere getunte Auto mit Blasen schlagender Folie auf der Heckscheibe umherfahren sehen.
Zwar könntest Du angesichts eines Quadratmeterpreises von um die zehn Euro für gute Folie preislich gut davonkommen, weil Du Arbeitskosten sparst. Doch Du musst die Folie gekonnt zuschneiden. Beim Aufkleben ist die Wölbung eine große Herausforderung. Auch Spezialisten können Staubeinschlüsse nicht immer vermeiden. Sie aber geben eine Garantie auf den Einbau.

Die Kosten für professionelle Scheibentönung

Große Werkstattketten bieten das Tönen von Autoscheiben an. Es gibt aber auch etliche Betriebe, die sich auf Scheibentönung spezialisiert haben. Eine Google-Suche mit den Stichworten „Autoscheibe tönen wo“ sollte relevante Firmen in Deiner Nähe ergeben. Die Preise für das Tönen hängen weniger vom Material- als vom Arbeitsaufwand ab. Auch auf die Anzahl der Scheiben, ihre Form sowie den Fahrzeugtyp kommt es an. Möchtest Du für Dein Fahrzeug eine Hightech-Keramikfolie, treibt das natürlich auch die Kosten in die Höhe.
Am besten, Du lässt Dir mehrere Angebote geben und vergleichst die Preise. Die Werkstatt A.T.U. nennt auf der eigenen Website ein Beispiel: Demnach werden im Falle eines dreitürigen VW Golf VII für eine Folierung 288 Euro inklusive Einbau verlangt. Folgende Übersicht zeigt Richtwerte:   

  • SUV: ab ca. 280 bis 300 Euro
  • Kombi: ab ca. 250 Euro
  • Kleinwagen: ab ca. 150 Euro
  • Limousine: ab ca. 200 Euro
  • Van/Bus: ab ca. 320 bis 340 Euro
  • Komplettaustausch der Scheiben gegen getönte: je nach Fahrzeugklasse ab 600 Euro

Scheiben tönen und die Versicherung

„Prinzipiell zählen nachträglich getönte Autoscheiben zur Sonderausstattung und sind daher nicht automatisch mitversichert“, informiert die Allianz. Vor allem Basistarife decken Schäden an Sonderausstattungen oft nicht ab. Es kann aber sein, dass Dein Tarif Glasschäden nicht nur wie üblich an Originalteilen, sondern auch an der Folierung als Sonderausstattung übernimmt. Kläre also mit Deiner Kfz-Versicherung am besten im Vorfeld ab, ob die getönten Scheiben in der Teil- oder Vollkasko mitversichert sind.

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