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15 Jahre lang hatte der Camry in Deutschland Pause
Quelle: Toyota
15 Jahre lang hatte der Camry in Deutschland Pause, jetzt ersetzt er den Avensis auf dem Markt

Toyota hat eine neue Mittelklasse. Die achte Generation des Camry ersetzt den im Vorjahr eingestellten Avensis. Der Camry ist größer, stärker und moderner. Aber ärmer an Optionen. Wir fahren den Konkurrenten von Skoda Superb, VW Passat oder Opel Insignia in der einzig erhältlichen Variante: Als Stufenheck-Limousine mit 218 PS starkem Hybrid-Antriebsstrang und Frontantrieb. So soll der Camry außerdem zur Alternative für die Mercedes E-Klasse werden – jedenfalls mit Taxi-Schild auf dem Dach.

Toyotas längstes Nicht-SUV

Toyota hat den Camry seit 1983 durchgehend im Programm. In Deutschland war das Modell zuletzt 2004 erhältlich. Drei Generationen und anderthalb Jahrzehnte später ist die Limousine nun zurück auf den westeuropäischen Märkten. Mit 4,89 Metern Länge liegt der Camry am oberen Ende des Segments. Und ist das längste Toyota-Modell ohne SUV-Gene. Der Camry baut auf der aktuellen TNGA-Plattform (Toyota New Global Architecture), die mit dem SUV C-HR debütierte.

Der Radstand von 2,83 Metern ermöglicht viel Beinfreiheit in der zweiten Reihe. An den Köpfen haben erwachsene Passagiere aufgrund der vergleichsweise tiefen Sitzposition ausreichend Platz. Überhaupt ist die zweite Reihe gemütlich, mit weit nach hinten geneigter Sitzfläche und großzügig unterfütterter Mittelarmlehne. Serienmäßig sind die Sitze mit Leder bespannt. Das fasst sich angenehm an, lässt einen in zügigen Kurven allerdings rutschen.

Klar, um G-Kraft-Maximierung geht es bei diesem Modell nicht. Der Camry ist generell komfortabel ausgelegt. Toyota sieht einen Einsatzbereich, der mit dem Avensis nicht bedient wurde: Der Camry soll Taxifahrer überzeugen. Konkret jene, die nicht bereits Prius oder Auris fahren, weil ihnen diese Toyota-Hybrid-Modelle zu karg ausgestattet waren, zu rustikal federten. Ob die Toyota-Limo am Taxi-Stand mit der Mercedes E-Klasse konkurrieren kann? Laut Toyota wurde jedenfalls die erste Charge aus 500 Modellen überwiegend an Taxiunternehmen verkauft.

Moderater Verbrauch im Toyota Camry (2019)

Im Camry sitzt man zwar bequem, allerdings fehlt es den Sitzen an Seitenhalt
Quelle: Toyota
Im Camry sitzt man zwar bequem, allerdings fehlt es den Sitzen an Seitenhalt

Passagieren in der ersten Reihe bietet der Camry ebenfalls viel Platz. Ob die ausladende, geschwungene Mittelkonsole einengend wirkt, hängt von der Sitzposition ab. Relativ hoch und hinreichend gemütlich sitzt man im Camry immer. Zu kritisieren gibt es die kurze Sitzfläche und den mäßigen Seitenhalt.

Nach einer rund 1,5 Stunden langen Autofahrt entsteigt man dem Fahrersitz denkbar entspannt. Wir vermuten: Das wäre nach längeren Etappen nicht anders. Der Camry ist ein passables Reiseauto – auch aufgrund des mäßigen Verbrauchs. Ein 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner arbeitet im Verbund mit einem 120 PS starken E-Motor. Laut Hersteller kommt der Strang mit 5,3 Litern auf 100 Kilometern aus (WLTP). Wir verbrauchten rund sieben Liter, was angesichts des hohen, zügig absolvierten Autobahn-Anteils in Ordnung geht.

Ohne Unterbrechung auf (maximal) 180 km/h

Wobei zügig relativ ist: Mehr als 180 km/h lässt die Elektronik nicht zu. Bis dahin wirkt der Antrieb agil, reagiert schnell auf spontane Gasbefehle. Der Verbrenner liefert bei 5.700 Umdrehungen die maximale Leistung, das volle Drehmoment liegt von 3.600 bis 5.200 Umdrehungen an. Das weiß man aus dem Datenblatt, keines der beiden großen analogen Rundinstrumente zeigt die Drehzahl. Abzulesen ist neben den km/h lediglich, wie intensiv der E-Motor gerade an den Energiereserven des 1,6 kWh großen Lithium-Ionen-Akkus saugt. Einen Stromanschluss gibt es nicht, geladen wird der Energiespeicher ausschließlich durch Rekuperation und über den Verbrenner. Damit sind allenfalls kurze, rein elektrische Strecken möglich. Vor allem  beim Anfahren und bei wenig Last fährt der Camry öfter rein elektrisch.

Auf Autobahn- und Landstraße ist der Verbrenner praktisch immer aktiv. Beim Beschleunigen hält das Planetengetriebe mit stufenloser Gesamtübersetzung den Reihenmotor in konstant hohen Drehzahlbereichen. Immerhin: Der Vortrieb ohne merkbare Unterbrechung hat seinen Reiz, und die akustischen Nachteile lösen sich bei konstanter Teillast. Alternativ kann man den Schalthebel in die manuelle Gasse schieben und durch einprogrammierte, simulierte Fahrstufen schalten. Harmonischer als die Programmierung wird man das jedoch nicht schaffen.

Toyota Camry (2019): Relativ leicht, richtig weich

Der Camry wirkt solide gedämmt. Auch sonst hält die Limousine vieles vom Fahrer fern: Fahrbahnbeschaffenheit und Grip-Level der Vorderräder erahnt man über die Lenkung bestenfalls. Der Sport-Modus erhöht den Widerstand der Lenkung, nicht ihre Feinfühligkeit. In Summe passt die Auslegung zu einem Komfort-orientierten Modell mit weichem Fahrwerk.

218 PS leistet der Hybrid-Antriebsstrang im Toyota Camry
Quelle: Toyota
218 PS leistet der Hybrid-Antriebsstrang im Toyota Camry

Wellen und Schläge filtert der Camry gut weg, dafür neigt er sich stark. Zügig bewegen kann man ihn dennoch (wenn man unbedingt möchte). Mit 1.595 Kilo ist er für ein Hybrid-Modell dieser Größe leicht.

Ausstattung: „Volle Hütte“ ab 42.390 Euro

Der Basispreis von 42.390 Euro für den Camry klingt hoch, doch er ist ein solider Deal. Denn was anderswo hinzukonfiguriert werden muss, ist hier bereits enthalten. Die Executive-Edition für Privatkunden kommt mit Lederbezügen, 18-Zoll-Alufelgen, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und dem einfach bedienbarem Infotainment-System mit 8-Zoll-Screen. Also praktisch so wie abgebildet, inklusive der LED-Leuchten.

Ergänzen lassen sich lediglich preislich überschaubare Gimmicks, etwa für Gepäckaufbewahrung und Kantenschutz. Die Business-Edition richtet sich ausschließlich an gewerbliche Abnehmer. Zum geringeren Basispreis von 39.990 gibt es allerdings einen kleineren Infotainment-Screen, der Lenkassistent entfällt.

Toyota Camry 2019: Fazit

In Summe ist der Camry eine angenehme Langstrecken-Limousine – auch für Personen ohne Taxi-Schein. Wenn der Weg gelegentlich in den städtischen Bereich führt, wo man vom Hybrid-Strang stärker profitiert, wird der Antrieb noch einmal sinnvoller. Wer nennenswerte Distanzen stromern will, ist hier jedoch falsch - wer viel einladen möchte, nur mit Vorbehalt richtig: Akzeptable 524 Liter liegen jenseits der hohen Ladekante. Einen Kombi wird es, anders als beim Avensis, nicht geben.

Technische Daten Toyota Camry (2019, 8. Generation)

  • Modell: Toyota Camry Executive
  • Motor: 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner und E-Motor (permanenterregter Synchronmotor)
  • Getriebe: Planetengetriebe mit stufenloser Gesamtübersetzung und einprogrammierten Fahrstufen
  • Leistung: 218 PS (160 KW) Systemleistung (Verbrenner 178 PS, E-Motor 120 PS)
  • max. Drehmoment Verbrenner: 221 Nm bei 3600–5200
  • max. Drehmoment E-Motor: 202 Nm
  • 0-100 km/h: 8,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Normverbrauch WLTP: 5,3 l/100 km
  • CO2: 119 g/km
  • Abgasreinigung: Katalysator ohne Otto-Partikelfilter
  • Abgasnorm: Euro 6d-Temp
  • Länge: 4.885 mm
  • Breite: 1.840 mm (ohne Außenspiegel)
  • Höhe: 1.445 mm
  • Radstand: 2825 mm
  • Leergewicht: 1.595 kg (inkl. Fahrer und Flüssigkeiten)
  • Kofferraum: 524 l
  • Basispreis: 39.990 Euro (42.390 Euro in der getesteten Executive-Variante)
  • Marktstart: April 2019

Toyota Camry 2019 Fahrbericht - Bildergalerie

8,3 Sekunden braucht der Camry bis zur 100 km/h-Marke. Bei 180 km/h ist Schluss
15 Jahre lang hatte der Camry in Deutschland Pause
Im Test verbrauchten wir sieben Liter auf 100 Kilometer
Der Camry wird seit 1983 gebaut. In Deutschland war er das letzte Mal 2004 erhältlich
218 PS leistet der Hybrid-Antriebsstrang im Toyota Camry
Am Taxistand will Toyota mit dem Camry der E-Klasse Konkurrenz machen
Im Camry sitzt man zwar bequem, allerdings fehlt es den Sitzen an Seitenhalt
Durch den langen Radstand sitzt man auch in der zweiten Reihe sehr gut im Camry
Quelle: Toyota
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8,3 Sekunden braucht der Camry bis zur 100 km/h-Marke. Bei 180 km/h ist Schluss
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Im Test verbrauchten wir sieben Liter auf 100 Kilometer
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Der Camry wird seit 1983 gebaut. In Deutschland war er das letzte Mal 2004 erhältlich
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218 PS leistet der Hybrid-Antriebsstrang im Toyota Camry
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Am Taxistand will Toyota mit dem Camry der E-Klasse Konkurrenz machen
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Im Camry sitzt man zwar bequem, allerdings fehlt es den Sitzen an Seitenhalt
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Durch den langen Radstand sitzt man auch in der zweiten Reihe sehr gut im Camry
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