Der neue BMW M135i xDrive im ersten Test
BMW stellt den 1er auf eine neue Basis. Das Topmodell M135i xDrive ist damit praktisch genau so schnell. Und noch genau so wild? Erfährst Du im Fahrbericht.
Soll nicht immer alles größer werden? Schneller, stärker, lauter? Nicht beim BMW M135i xDrive. Das Topmodell der neuen 1er-Generation mit dem internen Code F40 geht einen Schritt zurück: Der Vorgänger fuhr zuletzt als M140i mit 3,0-Liter-Sechszylinder und 340 PS, wahlweise mit Hinterradantrieb oder als Allradler – mit hecklastiger Momentverteilung.
Im M135i xDrive der Generation F40 sitzt ein 2,0-Liter-Turbo quer unter der Motorhaube. Der Vierzylinder leistet 306 PS und schickt 450 Newtonmeter Drehmoment in die serienmäßige Achtgang-Automatik. Er treibt immer alle vier Räder an. Maximal finden 50 Prozent der Kraft an die Hinterräder.
Sowas verändert den Charakter. Der alte M140i oder sein Vorgänger der M135i mit 326 PS waren kleine Hooligans. Immer bereit, alle Vorsicht über Bord und das Heck aus der Spur zu werfen. Weniger versierte Fahrer ließen den Schleuderschutz lieber aktiviert. Versierte sicherheitshalber auch. Außer auf abgesperrter Strecke.
BMW M135i xDrive im ersten Test
Dafür gibt es im Neuen keinen Grund. Jedenfalls nicht auf dieser Testfahrt. Die Straßen sind trocken, Grip ist reichlich vorhanden. Der kleine Turbobenziner geht kraftvoll voran, für einen Vierzylinder klingt er sogar ganz ordentlich. Er dröhnt nicht unangenehm, im Vergleich zum Sechszylinder des Vorgängers fehlt ihm jedoch ein bisschen Volumen und Rotzigkeit.
Die Lenkung fühlt sich fest an, wirkt aber vor allem bei zügiger Fahrt angenehm gewichtet. Die Vorderachse reißt selbst beim brachialen Beschleunigen aus der Kurve heraus nur wenig am Lenkrad. Auf unebenem Asphalt leidet der Geradeauslauf etwas unter der Kraft an den Vorderrädern. Doch insgesamt gelingt die Abstimmung sehr gut.
An die Vorderachse baut BMW eine Torsen-Differenzialsperre, die direkt ins Getriebe integriert ist. Mangels schlüpfrigem Untergrund fällt es jedoch schwer, ihre Wirkung zu beurteilen. Die clevere Traktionskontrolle, die Radschlupf direkt im Motorsteuergerät berechnet und dadurch bis zu zehn Mal schneller regeln soll als herkömmliche Systeme, kann auch erst bei wenig Haftung ihre Stärken zeigen.
Kein Untersteuern im schnellsten 1er
Offensichtlich wird immerhin: BMW legt den M135i xDrive neutral aus. Ins Untersteuern ließ er sich kaum treiben, weder mit zu viel Tempo am Kurveneingang, noch mit reichlich Gas am Kurvenausgang. Provokation mitten in der Kurve - also mehr Last auf der Vorderachse - beantwortet der 1er mit einem auskeilenden Heck. Der Schleuderschutz fängt es wieder ein - spät genug für etwas Spaß.
Der M135i fühlt sich effizient an. Sehr schnell – auf winkligen Kursen, wo der Vorgänger seine Mehrleistung nicht voll ausnutzen kann, könnte er dem sogar davon fahren. Schätzen wir. Aber dabei weniger Spaß machen. Leistungsübersteuern gibt es mit ihm nicht.
Für rund 95 Prozent der 1er-Kunden spielt das keine Rolle. Für sie zahlt sich die die Entscheidung von BMW, den neuen 1er auf eine neue Plattform zu stellen aus. Sie haben bisher ohnehin ein Modell gewählt, das kein „M“ in der Modellbezeichnung trägt. Die angetriebene Achse spielt da nur eine untergeordnete Rolle.
Wie vermutlich für einen Teil des 5-Prozent-Rests auch. Die Übrigen werden sich entschieden müssen, ob sie künftig auf das 2er-Coupé umsteigen. Das ist zwar alles andere als praktisch, baut aber auf der 3er-Plattform auf. Es gibt also Hinterradantrieb.
BMW M135i xDrive (F40, 2019): Technische Daten, Preis
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner
- Leistung: 306 PS (225 kW) b. 4.500-6.250 U/min
- Drehmoment: 450 Nm b. 1.750-5.000 U/min
- Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatik
- 0-100 km/h: 4,8 s
- Geschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 7,1-6,8 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 162-155 g/km
- Länge: 4.319 mm
- Breite: 1.799 mm
- Höhe: 1.434 mm
- Radstand: 2.670 mm
- Kofferraumvolumen: 380-1.200 l
- Gewicht: 1.600 kg
- Preis: ab 48.900 Euro