Der Audi A4 bekommt neue Kanten und milde Hybride
Ein Facelift, das man deutlich erkennt: Audi überarbeitet den A4 umfassend. Limousine und Kombi bekommen neue Linien, Lampen und Antriebe. Erste Fahrt.
Audi holt Mut nach. Was sich die Marke beim Modellwechsel des A4 nicht traute, passiert jetzt zum Facelift. Die Ingolstädter Mittelklasse bekommt ein frisches Gesicht und andere Kanten, ein neues Infotainmentsystem und elektrifizierte Motoren. Eine lange Liste für eine kurze Auffrischung. Aber ein wichtiger Schritt, um nicht vorzeitig zu veralten.
Rückblick: 2015 startete der Audi A4 in Generation B9. Audi wagte wenig und verlor. Das neue Modell bewegte sich optisch zu dicht am alten. Für das Blechkleid gab es Kritik, für fehlende Elektrifizierung ebenfalls. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, trotz guter Fahreigenschaften.
Jetzt soll es besser werden. Der A4 entwickelt sich sichtbar weiter, strahlt mit neuen Lampen und streckt sich sogar ein Stück in Richtung A6. Von ihm übernimmt er die Grafik in den Rückleuchten, die betont ausgestellten Radhäuser, die Elektrifizierung und das Bedienkonzept des Infotainmentsystems.
Audi A4 mit Mild-Hybriden und neuen Dieseln
Rein elektrisch fährt der A4 immer noch nicht. Ein A4 Plug-in-Hybrid ist in Arbeit, die Technik treibt bereits den Q5 TFSI-e an. Zunächst hybridisiert Audi die flache Mittelklasse aber nur milde. Wo früher die Lichtmaschine saß, klemmt nun ein Riemen-Startergenerator. Der kann die Batterie laden oder den Motor schnell und sanft anlassen.
Deshalb schaltet der A4 seinen Verbrenner ab, wann immer es sich lohnt. Beim Rollen auf der Autobahn zum Beispiel. Wenn technisch nichts dagegenspricht, fällt der Drehzahlmesser auf null, der A4 „segelt“ dann mit wenig Widerstand und ohne Verbrauch. Betätigt der Fahrer Gas oder Bremse, startet der Motor beinahe unmerklich. Wer nicht darauf achtet, wird es kaum mitbekommen.
Laut Audi spart diese Technik im Alltag etwa einen halben Liter Sprit pro 100 Kilometer. Mit Ausnahme des 190-PS-Diesels (A4 40 TDI) sind alle Vierzylinder mit den Startergeneratoren ausgestattet. Eine Zwischenlösung, bis die neue Motorengeneration in dieser Leistungsstufe ankommt. Die kleineren Selbstzünder sind bereits auf dem aktuellen Stand.
In erster Linie sollen die modernen Antriebe Kraftstoff sparen und zukünftige Abgasnormen erfüllen. Sie spritzen den Diesel mit mehr Druck ein, haben besser geformte Ansaugwege und reinigen ihre Abgase zweifach mit AdBlue. Beim Fahrer kommen eine ausgezeichnete Laufruhe, viel Kraft und spontanes Ansprechverhalten an.
Toll: Audi hat die Abstimmung der Doppelkupplungsgetriebe („S-Tronic“) gründlich verbessert. Wo der A4 vor einigen Monaten noch ruckelte und sich nicht entscheiden mochte, kuppelt und schaltet er jetzt selbstbewusst.
Der Audi S4 tankt jetzt Diesel
Die Startergeneratoren der Vierzylinder verwenden das reguläre 12-Volt-Bordnetz. V6-Motoren genügt diese Spannung nicht, sie bekommen ein zusätzliches 48-Volt-Netz. Derzeit fährt der A4 45 TDI noch ohne Elektro-Hilfe, der A4 50 TDI ist vorerst nicht bestellbar. Beide Antriebe will Audi in hybridisierter Form nachreichen. Nur im vorläufigen Spitzenmodell Audi S4 gibt es einen V6 als Mild-Hybrid.
EU-weit ändert Audi beim S4 allerdings die Strategie. Statt eines 3,0-Liter-V6-Benziners sitzt nun ein gleich großer V6-Diesel auf der Vorderachse. Ein Turbolader presst 347 PS aus dem Motor. In Bereichen mit niedriger Last unterstützt ein elektrisch angetriebener Verdichter (EAV) den mechanischen Lader. Der EAV liefert innerhalb eines Augenzwinkerns volle Drehzahl und minimiert damit das Turboloch. Die gleiche Mechanik treibt Audi S6 und S7 an.
Fans der Baureihe müssen sich umgewöhnen. Zum Vorgänger fehlen nicht viele PS, aber ungefähr 2.000 Umdrehungen. Der neue S4 schiebt dieseltypisch mit heftigem Moment an, prescht zackig los und blinkt lange mit der ESP-Lampe. Es fehlt aber die Spontaneität des Benziners. Und sein Sound: Eine künstliche Geräuschkulisse mit Aktuatoren im Auspuff kann echten V6-Klang nicht ersetzen – zumal der Diesel vergleichsweise rau läuft.
Für Audi wird sich dieser Richtungswechsel trotzdem lohnen. Der S4 TDI verbraucht laut Norm 6,1 Liter pro 100 Kilometer. Damit stößt er deutlich weniger CO2 aus als das Pendant mit Benzin im Tank. Außerdem wird der S4 als Dienstwagen interessant. Das vergrößert die Zielgruppe deutlich.
Neue Touch-Bedienung im Audi A4 Facelift
Fahrwerk und Lenkung des Mittelklässlers bleiben zum Facelift unverändert. Er fährt als Kombi und Limousine weiterhin neutral, präzise und sicher. Der A4 neigt sich in flotten Kurven spürbar nach außen. Hier lohnt sich das Sportfahrwerk des S4: Es hält den Aufbau länger gerade, reagiert auf Kanten und Fugen aber deutlich straffer.
Im Innenraum behalten A4 und S4 ihr grundlegendes Design. Der Infotainment-Monitor wächst, in allen Varianten misst er nun 10,1 Zoll. Auf den Dreh-Drück-Steller in der Mittelkonsole verzichtet Audi, die Bedienung läuft über Berührungen. Dafür rückt der Bildschirm einige Zentimeter weiter in den Innenraum. Während der Fahrt lässt er sich aber trotzdem nur schwer bedienen. Immerhin bietet Audi als Alternative eine Sprachbedienung an.
Wer beim Bestellen etwas vergisst, kann bestimmte Funktionen und Extras nachträglich freischalten lassen. Der A4 ist zum Beispiel stets mit dem großen Navi ausgerüstet. Die Aktivierung kostet beim Kauf Aufpreis – oder nachträglich eine Gebühr. Kunden können die Variante testen und sich dann entscheiden.
Der neue A4 ist bereits bestellbar. Mit 150-PS-Benziner („35 TFSI“), manuellem Getriebe, Frontantrieb und ohne zusätzliche Extras kostet die Limousine 33.600 Euro. Damit wird sie 900 Euro teurer als bisher. Der günstigste Diesel („30 TDI“) startet mit Doppelkupplungsgetriebe und Frontantrieb bei 38.900 Euro, der S4 TDI bei 62.600 Euro. Für das Kombiheck verlangt Audi 1.650 Euro Aufpreis.