Das bedeutet TFSI – und so funktioniert es
TFSI steht für die turbogeladenen Benzinmotoren von Audi und VW. Sie verbrauchen wenig und leisten viel. Zu Beginn im Jahr 2004 machten sie Probleme.
Die Abkürzung TFSI steht für „Turbocharged Fuel Stratified Injection” und beschreibt turbogeladene Audi-Motoren, die geringen Verbrauch mit viel Drehmoment verbinden. Die Idee dahinter: Die Motoren haben kleinere Hubräume als die Vorgänger. Das spart im Teillastbereich Sprit. Um ausreichend Spitzenleistung zu liefern, werden sie von einem Turbolader unterstützt. Das Prinzip nennt sich Downsizing (Deutsch: Verkleinerung). Ihr Ursprung liegt in den TDI-Motoren (Turbodiesel), mit denen die Audi-Mutter Volkswagen Automobilgeschichte geschrieben hat. Ab den Achtziger- und Neunzigerjahren ebnen die spurtstarken und sparsamen Turbodiesel den Weg für den Erfolg der Dieseltechnologie. Als Pendant zum Diesel mit Direkteinspritzung bringen die VW-Konzernmarken seit 2004 Benzinmotoren mit ähnlicher Technik auf den Markt.
Bei Volkswagen erhalten die Direkteinspritzer die Marketing-Bezeichnung TSI. Die Bedeutung: TSI steht für „Turbocharged Stratified Injection“. Das ist der englische Fachbegriff für Benzinmotoren mit Direkteinspritzung und Turbolader. Die gleiche Technologie verwendet parallel die Ingolstädter VW-Tochter Audi. Audi nennt die jeweiligen Motoren TFSI. Die Bedeutung von TFSI bei Audi entspricht also exakt der von TSI bei VW. Ausnahme dieser Nomenklatur: Bei VW heißen zwischen 2004 und 2007 noch einige Motoren TFSI, zum Beispiel die im Golf 5 GTI oder im Passat B6.
Der kleine Bruder des A4 wird seit mehreren Generationen mit TFSI-Motoren angeboten.
TFSI: Das Wichtigste in Kürze
- TFSI steht für "Turbocharged Fuel Stratified Injection". Das ist der englische Begriff für Benzinmotoren mit Direkteinspritzung und Turbolader.
- Ursprünglich von VW als benzingetriebenes Pendant zum Diesel-TDI entwickelt (TSI)
- TFSI-Motor bei Audi und VW soll niedrigen Verbrauch mit viel Drehmoment verbinden
- Die Motoren erhalten in der Vergangenheit viele Auszeichnungen (zum Beispiel "International Engine of the Year"-Award).
- Audi bringt den ersten TFSI-Motor 2004 auf den Markt (2.0 TFSI mit 170-220 PS im Audi A4).
Die Idee der Ingenieure: Man will den Verbrauchsvorteil kleinerer Motoren gegenüber größeren Triebwerken nutzen. Der Vorteil entsteht, weil weniger Hubraum weniger eingespritztes Benzin braucht. Um bei Bedarf genug Spitzenleistung zu erzielen, bekommen diese verhältnismäßig kleinen Motoren einen oder mehrere Turbolader. Sie gleichen das Leistungsdefizit der kleinen Motoren aus und liefern ein hohes Drehmoment schon bei niedrigen Drehzahlen. Das hohe Drehmoment, das die Turbo-Aufladung erzeugt, erlaubt den Ingenieuren den Einsatz von Getrieben mit relativ langen Übersetzungen. Dies hilft ebenfalls dabei, die Drehzahl und damit den Verbrauch zu senken. Der Kraftstoff wird mit sehr hohem Druck in die Brennkammer eingespritzt. Das kann sich mit einem dezenten Klackern bemerkbar machen. Dieses auch „Nageln“ genannte Geräusch haben die Autohersteller inzwischen mit technischen Eingriffen und besserer Dämmung reduziert.
Der erste TFSI-Motor: Viel Leistung und hohes Drehmoment
Der erste TFSI-Motor von Audi kommt 2004 auf den Markt. Dabei handelt es sich um einen 2.0 TFSI mit zwei Litern Hubraum. Er verfügt über eine Leistung von 170 PS bis 220 PS und wird zuerst im damals neuen Audi A4 eingebaut. Der Vorgänger hat noch 2,4 Liter Hubraum. Alle drei Motorversionen erreichen ein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern. Ein so hohes Drehmoment aus Vierzylindern mit zwei Litern Hubraum war ohne Turbolader nicht üblich.
Die Verbrauchs- und Emissionswerte der stärksten Version von Audis TFSI-Motor liegen gleichzeitig deutlich unter den Werten eines Sechszylinders mit 3,2 Litern Hubraum sowie der konventionellen Benziner mit Saugrohreinspritzung im Audi A4. Die Fahrleistungen ähneln hingegen denen vergleichbar starker Saugmotoren.
Der 2.0 TFSI findet auch im kleineren Audi A3 Verwendung. Im Audi S3 – der sportlichen Variante des A3 – leistet er zu diesem Zeitpunkt 265 PS. Das zeigt, dass mit dieser Motorentechnologie bis dahin ungewohnt hohe Leistungen möglich werden. Mehr als 100 PS pro Liter Hubraum sind nun kein Problem mehr. Mehr Leistung bedeutet außerdem nicht zwangsläufig eine deutliche Steigerung der Verbrauchswerte – zumindest nicht auf dem Papier.
Im Jahr 2008 bringt Audi den ersten 3,0-Liter-Sechszylindermotor als TFSI auf den Markt. Statt auf einen Turbo greift Audi auf einen Kompressor zurück. Der Motor wird in zahlreichen Modellen vom Audi A4 über den Audi A6 bis hin zur Luxuslimousine Audi A8 eingesetzt. Das starke Drehmoment der Turbomotoren macht den Einsatz des Benziners im großen SUV erst attraktiv. In vielen großen Modellen sorgt der Sechszylinder für eine Menge Fahrspaß. In Porsche Panamera und VW Touareg (als TSI) kommt er ebenfalls zum Einsatz, als Basis für einen Hybridantrieb.
Benziner und Elektromotor bringen es gemeinsam auf eine Systemleistung von 367 PS.
TFSI-Probleme: Ölverlust und Steuerkette
Der TFSI-Motor wird eine Erfolgsgeschichte. 2019 erhält Audi für den 2.0 TFSI den „International Engine of the Year“-Award in der Kategorie von 150 bis 250 PS. Dennoch: Fehlerfrei funktionieren die TFSI-Motoren nicht von Anfang an. Vor allem Motoren mit 1,8 und 2,0 Litern Hubraum leiden mitunter an hohem Ölverlust. Besitzer berichten von bis zu drei Litern Ölverbrauch pro 1.000 Kilometer. Das ist viel zu viel. Motoren mit diesem Problem stammen meist aus der ersten Generation der Motoren-Baureihe EA 888 (2008-2011). Insgesamt wurde der Motor in Audi-Modellen rund 800.000-mal verkauft.
Ursache für den hohen Ölverbrauch sind verstopfte Ölbohrungen in den Kolbenringen. Ein sogenannter Ölabstreifring zieht den Ölfilm vom Kolben herunter und lässt nur so viel Öl an der Kolbenwand übrig, dass die übrigen Ringe gleiten können – eigentlich. Wenn dies nicht richtig funktioniert, bleibt überschüssiges Öl im Zylinder und wird verbrannt. Von außen deutet blauer Qualm auf den Mangel hin.
Audi hat das Problem mittlerweile gelöst, bei neueren Motoren tritt es nicht mehr auf. Bei Reparaturen setzen die Ingolstädter zunächst auf ein Software-Update. Hilft das nicht, baut die Werkstatt verbesserte Kolben und Kolbenringe ein. Je nach Modell kostet das bis zu 6.000 Euro. Wurde das Auto bis dahin in der Vertragswerkstatt gewartet, besteht jedoch die Chance auf Kulanz.
Einige TFSI-Motoren sind zudem für Steuerketten-Probleme anfällig. Dies betrifft zwar überwiegend Motoren in VW-Modellen, manche wurden jedoch auch bei Audi verwendet. Die Ketten können durch Dehnung länger werden, was zum Motorschaden führen kann. Betroffen sind 1.2 TFSI und 1.4 TFSI aus der Motoren-Baureihe EA111. Audi baute diese Motoren im Kleinwagen Audi A1 (2010-2014) sowie im Audi A3 8P (2007-2013) ein.
Das können TFSI-Motoren heute
Heute decken die TFSI-Motoren bei Audi fast alle Benziner-Varianten ab. 2017 lanciert Audi eine neue Nomenklatur: Zweistellige Zahlenkürzel kennzeichnen die Motoren in der Modellbezeichnung. Die Palette beginnt beim 30 TFSI. Der Dreizylinder-Motor verfügt über einen Liter Hubraum, 115 PS und 200 Newtonmeter Drehmoment. Der 35 TFSI ist ein Vierzylinder mit entweder zwei Litern im Audi A4 und darüber oder mit 1,5 Litern Hubraum als Quermotor in Audi A1 und Audi A3. Er leistet 150 PS sowie 270 Newtonmeter Drehmoment.
Der 40 TFSI hat zwei Liter Hubraum, leistet 190 PS oder 200 PS und 320 Nm Drehmoment. Audi bietet ihn im A1, A3 und A4 an. Über dem 40 TFSI rangiert der 45 TFSI mit ebenfalls zwei Litern Hubraum und 230 PS bis 245 PS Leistung. Diese Motorversion gibt es in vielen Baureihen vom Kompakt-SUV Q3 bis zum großen A6. Für den A8 und Q8 bietet Audi den 55 TFSI an, einen Dreiliter-Sechszylinder mit 340 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment. Als 60 TFSI e koppelt Audi den 3,0-Liter-Motor mit einem Elektromotor und erreicht eine Systemleistung von 449 PS. Der stärkste Audi-Motor ist kein TSFI: Der Zehnzylinder-Benzinmotor im R8 mit 5,2 Litern Hubraum und 620 PS trägt die Bezeichnung FSI. Er ist also ein Direkteinspritzer, aber kein Turbomotor.
Übersicht: Neue Bezeichnung der TFSI-Motoren – und was sie leisten
Alle Typbezeichnungen und ihre Leistungsstufen:
- 30: 81 bis 96 kW (110-130 PS)
- 35: 110 bis 120 kW (150-163 PS)
- 40: 125 bis 150 kW (170-204 PS)
- 45: 169 bis 185 kW (230-250 PS)
- 50: 210 bis 230 kW (285-312 PS)
- 55: 245 bis 275 kW (333-374 PS)
- 60: 320 bis 338 kW (435-460 PS)
- 65: derzeit nicht besetzt
- 70: mehr als 400 kW (544 PS)
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