Der neue Citroën C4 im Test
Citroëns neuer C4 beerbt sowohl den C4 Cactus als auch den konventionellen Kompakten. Deckt der neue Kompaktwagen beide Segmente ab? Test.
Im Jahr 2014 bringt Citroën den C4 Cactus auf den Markt. Endlich wieder ein Citroën, der ebenso unverkennbar wie schrullig auftritt und damit eine Alternative zum eher konventionellen C4 (2010-2018) darstellt. Der neue C4 soll nun diese beiden Welten vereinen: Die Fans mit Eigensinnigkeit betören, aber auch ein massenkompatibler Kompaktwagen sein – und mit Crossover-Elementen dem Zeitgeist entsprechen. Wie gut gelingt ihm das?
Seit 2004 rollt der Citroën C4 auf den Straßen. Für das Jahr 2020 überarbeiten die Franzosen den Kompakten gründlich.
Citroën C4: Karosserie und Abmessungen
Im Vergleich zum Cactus fallen seine Maße mitten in die Kompaktklasse. Die Außenlänge beträgt knapp 4,36 Meter, der Radstand großzügige 2,67 Meter. Somit dürfte der C4 mindestens bessere Reiseeigenschaften aufweisen als der C4 Cactus, der ja technisch auf dem kleineren C3 basierte. Gleichzeitig gibt sich der Neue aber auch optisch verspielter als der letzte „echte“ C4.
Der mit einem doppelten Boden ausgestattete Kofferraum fasst 380 Liter, bei umgelegter Rückbank passen maximal 1.250 Liter hinein. Das ist ordentliches Kompaktklasse-Maß. Laut Citroën verfügt der C4 auf der Rückbank über die größte Kniefreiheit im Kompaktsegment. Platz ist in jedem Fall mehr als genug.
Innenraum: Nicht zu schräg
Obgleich der C4 im Vergleich zu anderen Kompaktmodellen recht lässig wirkt, erreicht er nicht die Lässigkeit des coolen Cactus. Immerhin weht ein Hauch DS durch den Fahrgastraum: Ein schickes Muster auf der weich geschäumten Armaturen-Oberfläche, ein auffällig großer Touchscreen sowie ein multifunktionales Display mit einigen Retro-Optionen vor der Nase des Fahrers. Hauptsächlich steht dort das aktuelle Tempo in großen Ziffern. Wer bei der Verbrenner-Version ein bisschen am Bordrechner herumspielt, findet nach kurzer Zeit einen etwas verschämt dargestellten Drehzahlmesser.
Die Polsterung gehört bei Citroën zum Komfort-Konzept und gerät deshalb als verlängerter Arm der Fahrwerksabstimmung. Bequem fühlt sich das an, hier traut man sich durchaus längere Strecken zu. Ein praktischer Kollege ist der C4 mit seinen sechzehn Ablagen ebenfalls. Dabei fällt besonders das Schubfach im Armaturenbrett auf, das ein Tablet aufnehmen soll – falls dem Beifahrer langweilig wird, fungiert es auch als Halterung.
Die Tippwisch-Funktion der Scheibenwischer entkoppelt Citroën endlich vom Einschalten der Regensensor-Stufe, so dass man nun per kurzem Antippen des Hebels wischen kann, ohne ungewollt die Wischautomatik zu aktivieren. Das klingt banal, aber Fahrer verschiedenster PSA-Modelle dürften sich über diese funktionale Verbesserung freuen. Auf einen weiteren Kritikpunkt reagiert Citroën ebenfalls: Die Klima-Steuerung erhält richtige Tasten und Rädchen. Die übrigen Funktionen lassen sich parallel zum Touchscreen per Sprachsteuerung bedienen.
2002 wurde der C3 als Nachfolger des Saxo eingeführt. Die erste Generation des Kleinwagens wurde vom Italiener Donato Coco designt.
Assistenz und Sicherheit
Bei der Assistenz steckt seinerzeit im Cactus fast nichts, im neuen C4 ändert sich das. Ein aktiver Spurhalter, ein aktiver Notbremsassistent, die Verkehrszeichen-Erkennung und ein Müdigkeitswarner unterstützen die Sicherheit. Die 180-Grad-Rückfahrkamera und eine Anhänger-Stabilisierung helfen beim Rangieren. Gegen Aufpreis fährt ein Autobahn-Assistent in bestimmten Verkehrssituationen fast von allein. Der Citroën C4 beherrscht den Autonomie-Level 2, was bedeutet: Die Hand muss am Lenkrad bleiben. Ein Head-up-Display, eine beheizbare Windschutzscheibe sowie eine Sitzheizung vorn und hinten sorgen für Komfort.
Darüber hinaus zieht sich der C4 Echtzeit-Daten wie Kraftstoffpreise und Wetterberichte aus dem Netz, präsentiert die wichtigsten Fahrinformationen und auf dem ab der zweiten Ausstattungslinie serienmäßigen Head-up-Display.
Fahreigenschaften
Der Citroën lässt seine Insassen durchaus spüren, dass er im Geiste eines SUV eine erhöhte Bodenfreiheit aufweist. Querdynamische Fähigkeiten vermisst der Fahrer trotzdem nicht, schließlich betrachtet Citroën vor allem Komfort als Markenkern. Aus dem C4 Cactus übernimmt der neue C4 die progressive hydraulische Federung. Hydraulische Anschläge verlangsamen und dämpfen bei diesem System starke Karosseriebewegungen. Dies erlaubt größere Federwege, ganz nach französischem Geschmack. Den Eindruck einer sanft gefederten Grundauslegung untermauert der C4 auf ersten Testfahrten nachhaltig.
Die Motoren stammen aus dem PSA-Regal und sind beispielsweise aus dem Opel Corsa bekannt. Dessen Plattform nutzt Citroën für den C4. Im Testwagen arbeitet der 131 PS starke Dreizylinder-Benziner. In puncto Leistung lässt der kleine Turbomotor keine Wünsche offen, gibt sich jedoch akustisch ziemlich präsent. Das stört bei geruhsamer Fahrweise kaum, unter Last klingt der 1,2-Liter-Motor spürbar angestrengt. Der gleichstarke Diesel, den Citroën ebenfalls anbietet, verhält sich hier anders. Die Kraftübertragung erfolgt über ein leichtgängiges, aber keineswegs sportliches manuelles Sechsgang-Getriebe oder über die empfehlenswerte Achtgang-Wandlerautomatik. Sie vollzieht die Übersetzungswechsel spontan und geschmeidig und gestattet die volle Funktionalität der Fahrassistenz, inklusive Stop-Assistent im Stau.
Die feinste Laufkultur liefert erwartungsgemäß der Elektromotor im ë-C4 ab 33.770 Euro, abzüglich Förderung. Die elektrischen 100 kW/136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment sorgen für eine ansatzlose, fast geräuschfreie Beschleunigung und damit für das komfortabelste Fahrverhalten, das im C4 lieferbar ist. Eine 50 kWh große Batterie soll unter guten Bedingungen 350 Kilometer Reichweite erlauben. Unsere Testfahrt absolvieren wir bei kühlen Temperaturen teilweise auf der Autobahn, was die Reichweite dahinschmelzen lässt. Aber: Wer deshalb vom Elektroauto Abstand nimmt, sollte in sich hineinhorchen, wie viel Strecke er im Alltag tatsächlich braucht. Der Preis kann angesichts der großzügigen Förderung kein Gegenargument sein.
Komfortabel und vielseitig: Das Citroën C5 Aircross SUV
Citroën C4: Austatttung
Citroën bietet vorerst drei Ausstattungen an. Die Basis "Feel" wirkt schon recht vollständig. Citroëns "Advanced Comfort"-Federung mit hydraulischem Anschlag ist an Bord, Konnektivität über Apple Carplay und Android Auto. Ebenso ein Audiosystem mit sechs Lautsprechern, Einparkhilfe hinten, Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Regensensor, aktive Notbremse, aktiven Spurhalte-Assistenz und Verkehrszeichenerkennung. Die Elektro-Version beinhaltet serienmäßig eine Wärmepumpe und einen On-Board-Charger für dreiphasiges Laden.
Viel fehlt da also nicht mehr. "Feel Pack" ergänzt ein Navi, das schicke digitale Cockpit, ein Head-Up-Display, Rückfahrkamera und Alufelgen. Die Top-Version "Shine" bietet die volle Assistenztechnik und einige optische Akzente. Der elektrische C4 bietet in der Top-Ausstattung ein beheizbares Lenkrad.
Citroën C4 2020: Preise
Die Preise des neuen C4 will Citroën tendenziell günstig gestalten, schließlich gehört auch das zur Positionierung der Marke. Einen Listen-Einstiegspreis von weniger als 20.000 Euro realisieren die Franzosen jedoch nicht, dafür fehlt ein schwacher Basismotor. Los geht es für den 130-PS-Benziner bei 23.336,47 Euro. Der Diesel startet bei 29.087,73 Euro, die Elektro-Version bei 33.766,72 Euro.
Im Segment-Umfeld ist der Citroën C4 damit jedoch nicht zu teuer, im Gegenteil: Ein Skoda Scala, der ebenfalls auf der Kleinwagen-Plattform seines Konzerns basiert und im VW-Konzern die günstigere Golf-Alternative darstellt, kostet mit vergleichbarer Ausstattung knapp 1.500 Euro mehr. Der ebenfalls nicht für verrückte Preise bekannte Renault Mégane kostet mit 140 PS 1.700 Euro mehr als ein vergleichbar ausgestatteter Citroën C4. Damit positioniert Citroën den C4 durchaus klug: Der Preis stimmt, etwas Schrulligkeit ist vorhanden, der praktische Nutzwert überzeugt aber auch rationale Rechner. Und: Der Elektro-C4 liefert eine echte Alternative für komfortliebende Kurzstreckenfahrer.
Das Multi-Mode-Getriebe im Mégane PHEV adapiert Renault nach eigenen Angaben aus der Formel 1.
Citroën C4 | Technische Daten |
---|---|
Länge | 4,36 Meter |
Breite | 1,83 Meter |
Höhe | 1,53 Meter |
Radstand | 2,67 Meter |
Kofferraum | 380 bis 1.250 Liter |
Motor | 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner |
Leistung | 96 kW/131 PS |
Drehmoment | 230 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe | Sechsgang-Schaltgetriebe oder Achtgang-Automatik |
Antrieb | Frontantrieb |
0-100 km/h | 9,9 s (Automatik 10,2 s) |
Vmax | 210 km/h (208 km/h) |
Verbrauch | 4,8 l/100 km |
CO2 | 108-110 g/km |
Preis | ab 23.336 Euro |