Ein smarter Würfel aus Frankreich
Der gefällt: Der elektrische Citroën Ami ist eine Alternative für alles zwischen Smart und Fahrrad. Um ihn zu fahren, musst Du nicht mal 18 Jahre alt sein.
Das Besondere liegt im scheinbar Banalen: Dieser Citroën wird tatsächlich gebaut. In Serie. Obwohl er aussieht wie eine futuristische Messestudie, die es nie über den Prototypenstatus hinaus schafft. Bei diesem Ami genannten Elektroauto machen die Franzosen ernst: Ein schachtelförmiger Zweisitzer mit Minimal-Abmessung und gegenläufig öffnenden Türen? Klingt nach einem Auto, das zwei Wochen nach der letzten Messe niemand mehr kennt. Aber nicht nach baldiger Umsetzung. Obwohl die vorangegangene Studie 2019 auf dem Genfer Autosalon gut ankam.
Den exakten Marktstart terminiert Citroën noch nicht. Frühestens Ende 2020 rollt der Würfel. Doch aktuell sagt Citroën genug zu Antrieb, Reichweite und Projektziel. Der Ami wird eine Kampfansage an den Smart. Und an alles, was durch Europas urbane Räume fährt, ob mit zwei oder vier Rädern. Ob von Verbrenner, E-Motor oder Muskelkraft angetrieben. Weil Citroën hier kein Auto im herkömmlichen Sinn anbietet, sondern ein E-Quad mit Würfel drumherum und zwei Sitzplätzen darin. Das hat Vorteile, wenn man lediglich den Roller-Schein (Klasse AM) besitzt. Und Nachteile, wenn man schneller als 45 km/h fahren möchte.
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Citroën Ami: Antrieb und Reichweite
Ein Top-Speed knapp unterhalb des europaweit etablierten städtischen Tempolimits von 50 km/h zeigt: Häufige Überland-Fahrten mit dem Ami werden Theorie bleiben. Das relativiert die auf den ersten Blick niedrige Reichweite von 70 Kilometern aus dem 5,5 kWh kleinen Akku im Unterboden. Wer fährt schon so weit durch die City? Gegenargument: Die ursprünglich angekündigten 100 Kilometer hätten den Einsatz als Carsharing-Modell erleichtert. Schließlich hebt Citroën die Eignung als Mietwagen sogar hervor und sieht das 2,41 Meter kurze Modell außerdem als Kurzstrecken-Option im Fahrzeugpool von Unternehmen.
Man kann den Ami auch kaufen, als persönlichen Freund. Etwa als einfachere Alternative zum rein elektrischen Smart EQ fortwo. Oder zu Renaults Elektro-Buggy Twizy. Wobei das nur bei rudimentären Ansprüchen an den Vortrieb klappt. Die 7 PS (5 kW) des Citroën Ami dürften bei einem Leergewicht von rund 485 Kilogramm zwar reichen, aber nicht rocken. Der Renault Twizy fährt mit bis zu 18 PS.
Der Elektro-Citroën als Roller-Ersatz
Formal liegt der kleinste Citroën also näher an Microcars wie den Aixam-Modellen als an echten Pkw. Der umgangssprachliche Begriff „Moped-Auto“ trifft die Sache gut. Denn spätestens bei „Winter in the City“ bietet sich der Ami als Ersatz für Zweiräder mit 50-ccm-Motor an. Oder für die neueren E-Scooter. Manchmal wird für eine Fahrt im Ami auch das Fahrrad stehen bleiben. Personen ab 16 Jahren haben die Wahl: Den Citroën Ami darf man bereits mit dem AM-Führerschein steuern, mit dem regulären Lappen sowieso. Es bedeutet aber auch: Eine Elektro-Prämie gibt es für dieses Fahrzeug nicht. Die bekommen nur richtige Autos.
Kurze Karosserie, überschaubare Ladedauer
Anders zu sein, ist eine Citroën-Tradition, aber im Idealfall kein Selbstzweck. Die meisten Gimmicks im Ami erfüllen eine Funktion, ökonomisch und in puncto Gewicht. Ja, ein Auto mit nach hinten öffnender Fahrertür und regulär aufschwingender Beifahrertür fällt im Alltag auf. Doch Citroën kann so auf beiden Seiten das gleiche Bauteil verwenden und in der Produktion sparen. Die Türen tragen einen einsamen Airbump und Seitenfenster mit Klappfunktion. Das ist einfacher und leichter als eine Lösung mit versenkbarer Scheibe. Und außerdem – für die Nostalgiker – eine stimmige Reminiszenz an den Citroën 2 CV.
Kleine Abmessungen (2,41 m Länge) und ein Wendekreis von 7,2 Metern erleichtern das Parken. Weil es auch vor Ladesäulen eng werden kann: Noch geht Citroën nicht im Detail auf die Möglichkeiten beim Stromtanken ein. Den Lithium-Ionen-Akku des Ami kann man an öffentlichen Ladepunkten, der Wallbox oder der regulären Steckdose befüllen. Letzteres klappt laut Hersteller in rund drei Stunden.
Vorführwagen werden von Händlern meist zur Ausstellung oder für Probefahrten genutzt.
Erste Informationen zu Preisen und Carsharing
Klar ist: Auf 1,39 Meter Breite und knapp 30 Zentimeter weniger Länge, als ein Smart aufweist, passen keine großen Transport-Träume. Der Ami bietet Minimalismus und fordert ihn von seinen Insassen. Immerhin lässt Citroën durch das Glasdach viel Licht in den Innenraum und verbaut so viele Ablagen wie möglich. Eine Halterung befindet sich rechts vom Lenkrad. Also dort, wo normalerweise der Infotainment-Screen steckt. Beim Citroën ersetzt das Smartphone das Navi. Passt schon, weil es in der Lebensrealität oft genauso passiert.
Damit stimmt der Ami in Summe: Viele Details sind clever gelöst, das Grundkonzept möglichst einfach gehalten. Denn dieser Citroën ist ein Auto für die Masse. In Frankreich sollen die Preise bereits bei erschwinglichen 6.000 Euro beginnen. Für Deutschland und andere Märkte in der EU gehen wir von einem vergleichbaren Mindestpreis aus. Das Elektroauto kann man online oder beim Citroën-Händler bestellen.
In ausgewählten Ländern will Citroën außerdem ein Carsharing-Angebot rund um den Ami aufziehen. 26 Cent soll die Minute im kleinsten Citroën kosten. Zur Einordnung: Das entspricht in etwa dem Tarif beim Car2Go-Nachfolger ShareNow – wenn man den Smart fortwo wählt.
Citroën Ami (2020): Technische Daten
Modell | Citroën Ami |
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Kurzbeschreibung | elektrischer Zweisitzer |
Leistung | 7 PS (5 kW) |
Batteriekapazität | 5,5 kWh |
Reichweite laut Hersteller | bis zu 70 Kilometer |
Höchstgeschwindigkeit | bis zu 45 km/h |
Länge | 2.410 mm |
Breite | 1.390 mm (ohne Außenspiegel) |
Höhe | 1.520 mm |
Wendekreis | 7.200 mm |
Gewicht ohne Batterie | rund 425 kg |
Gesamtgewicht mit Batterie | 485 kg |
Prognose Marktstart | Ende 2020 |
Preis französischer Markt | ab 6.000 Euro |