Die neue Chevrolet Corvette C8 bekommt einen Mittelmotor
Der Kult-Sportler aus den USA ändert sich grundlegend: Die Chevrolet Corvette bekommt in Generation C8 einen Mittelmotor. Alle Details zur neuen Stingray.
Wie viel Veränderung erträgt eine Ikone? Bei General Motors will man es wissen. Das Resultat, irgendwo zwischen ersehnt und befürchtet: Chevrolet ändert das Konzept des Sportwagens Corvette. 66 Jahre lang trug der seinen Motor stets unter der Fronthaube. Nun rutscht er hinter die Sitze. Das Auto soll dadurch schneller und besser beherrschbar werden, sagt der Hersteller – vor allem mit Blick auf die Konkurrenz.
Traditionalisten mäkeln am neuen Layout, logisch. Das typische Design mit der langen Haube und dem kurzen Heck endet mit der letzten Frontmotor-Corvette. Generation C8 bekommt eine kurze Nase und einen langen Rücken. Bei der neuen Anordnung kaum anders möglich, aber eben nicht so wie bisher. Zudem erreichte schon die Corvette C7 eine Gewichtsverteilung von 50:50.
Sportliche Fahrer sehen die Entwicklung optimistischer. Die Corvette rutscht näher an die Supersportwagen von McLaren, Lamborghini und Ferrari heran. Dennoch bleibt der Preis niedrig: Chevrolet kündigt an, das Basismodell mit 502 PS für weniger als 60.000 US-Dollar netto anzubieten. Damit wäre die Corvette ähnlich teuer wie ein Porsche 718 Boxster mit vier Zylindern und 300 PS (59.000 US-Dollar).
Die Corvette C8 sprintet schneller als ihre Vorgänger
Vorerst stellt Chevy nur die Basisversion der Corvette vor. Die bekommt einen „LT2“-Achtzylinder mit 502 PS und 637 Newtonmeter Drehmoment. Serienmäßig flanscht der Hersteller ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec an und leitet die Kraft an die Hinterräder. Mehr Gewicht auf der Hinterachse verbessert die Traktion: Den Sprint auf 60 Meilen (96,6 km/h) soll die neue Vette in weniger als 3 Sekunden erledigen.
Damit rennt die Basis-Corvette jetzt schneller als das bisherige Topmodell (ZR1). Einzige Einschränkung: Der optionale Sportauspuff muss für die angegebenen Leistungs- und Beschleunigungsdaten installiert sein. Trotzdem ein wichtiger Schritt für die Baureihe, denn harte Zahlen sind für viele Kunden der Maßstab. Umso erstaunlicher, dass Chevrolet bisher nichts zur Höchstgeschwindigkeit sagt.
Vom Motor redet der Hersteller hingegen gern. Der V8-Sauger liefere viel Kraft bei wenig Touren sowie viel Leistung bei hoher Drehzahl, außerdem biete er eine spontane Gasannahme. Der Motor spritzt den Kraftstoff direkt in die Brennräume und kann bei Teillast vier Zylinder deaktivieren. Es bleibt bei der klassischen Auslegung mit zwei Ventilen pro Zylinder. Neu ist die serienmäßige Trockensumpfschmierung im Basismodell. Sie stellt sicher, dass die Ölversorgung in schnellen Kurven nicht abreißt.
Damit man auch im Stand etwas vom Antrieb hat, sitzt der Verbrenner unter Glas. Vier verschiedene Motorabdeckungen stehen zur Wahl. Alles im Motorraum, vom Kabelbaum bis zur Auspuffanlage, ist auf eine hübsche Optik getrimmt. Das Auge giert mit.
Ein manuelles Getriebe ist nicht im Angebot. Damit Freunde der handgerissenen Corvette nicht allzu traurig sind, installiert Chevrolet eine Kupplungsfunktion: Zieht man an beiden Schaltpaddels, werden Motor und Getriebe getrennt. Für eine bessere Kontrolle, sagt Chevy. Zum Angeben an der Ampel, vermuten wir.
Mehr Platz im Innenraum
Vor allem der Fahrer soll vom neuen Layout der Corvette profitieren. Der Schwerpunkt liegt ungefähr dort, wo seine Hüfte sitzt. Das soll beim Fahren und Kontrollieren helfen. Dafür rutscht der Innenraum der Corvette um 42 Zentimeter nach vorn. Die Sitze bekommen 2,5 Zentimeter zusätzlichen Verstellraum auf der Längsachse und weiter neigbare Lehnen.
Alle Bedienelemente der Corvette sind zum Fahrer geneigt. Auf der Mittelkonsole sitzt eine schmale Leiste mit Knöpfen für die Bedienung von Klimaanlage und Sitzheizung. Die Steuerung des Getriebes übernehmen jetzt Knöpfe, ähnlich wie beim Honda NSX. Hinter dem Lenkrad sitzen digitale Instrumente, rechts daneben ein Touchscreen zur Bedienung von Audio- und Navigationssystem. Eine schnelle Smartphone-Einbindung gehört dazu.
Drei verschiedene Sitze stehen zur Wahl, von sportlich bis Rundstrecke. Chevy kleidet den Innenraum mit dickem Leder aus, bietet Kontrastnähte und Spangen aus Aluminium oder Carbon an. Zwei Kofferräume laden insgesamt 357 Liter Gepäck ein. Anders ausgedrückt: Vorne passen ein Handgepäckkoffer und eine Laptoptasche hinein, hinten ein Golf-Bag.
Trotz der Mittelmotor-Bauweise soll der Einstieg in die Corvette leicht fallen. Im Segment sind breite Seitenschweller üblich, bei der Corvette fallen sie schmal aus. Trotzdem sei das Alu-Chassis steif genug, um serienmäßig ein Targa-Dach zu installieren. Premiere für die Corvette: Zum ersten Mal gibt es das Modell als Rechtslenker.
Eine Corvette für den Alltag
Chevrolet verspricht, dass sich die Corvette für den Alltag eignet. Damit sie außerdem sportlich fährt, bekommt sie einen niedrigen Schwerpunkt und eine steife Karosserie. Der Sportler soll sich komfortabel, kompakt und stabil fahren, die variable Lenkung eine gute Rückmeldung geben. Ein variables Magnetic Ride Fahrwerk gibt es serienmäßig. Zum ersten Mal verzichtet Chevy auf Blattfedern.
Das Sportpaket „Z51“ macht die Corvette rennstreckentauglich. Es umfasst ein Fahrwerk mit Gewindefedern, eine große Bremse, kräftigere Kühler, eine angepasste Achsübersetzung und jenen Sportauspuff, der Voraussetzung für die angegebenen Leistungs- und Fahrdaten ist.
Vor steilen Einfahrten und anderen Hindernissen lässt sich die Vorderachse um vier Zentimeter anheben. Das funktioniert bei einer Geschwindigkeit von bis zu 38 km/h. Die Corvette speichert diese Stellen und hebt automatisch ihre Nase, wenn sie wieder dort vorbeikommt.
Fazit zur Chevrolet Corvette (C8):
Es ist eben doch nicht alles Sport in der Corvette. Das erkennt man spätestens beim Blick auf die Extras: Lenkradheizung, Bose-Anlage und eine Memory-Funktion für den Fahrersitz sind auf der Rennstrecke nicht die erste Wahl. Vielleicht aber der Data-Rekorder, der die Fahrdaten der Corvette speichert.
Die Produktion der Corvette C8 beginnt Ende 2019 in Bowling Green (Kentucky). Für die USA gibt es bisher nur einen ungefähren Einstiegspreis. Über den europäischen Markt sagt Chevrolet noch gar nichts. Bisher ist nicht einmal bekannt, ob die Corvette überhaupt nach Deutschland kommt.
Wenn sie es schafft, liefert die aktuelle Covette C7 einen Anhaltspunkt: Mit 466 PS kostet sie in Deutschland aktuell 91.450 Euro. Der Nachfolger wird sich wohl knapp darüber einordnen. Allerdings folgt nun so oder so eine Zeit ganz ohne Corvette: Die C7 ist nur noch bis zum 31. August 2019 zulassungsfähig, sie wird nicht für die neuen Abgasnormen homologiert. Die C8 kommt frühestens 2020 nach Deutschland.