Cabrios: Besser mit Hardtop oder mit Faltdach?
Die Fahrt im offenen Cabrio zählt zu den schönsten Formen des Autofahrens. Da das mitteleuropäische Wetter nicht das ganze Jahr über erlaubt, offen zu fahren, muss das Verdeck eines Cabriolets auch bei Regen und bei Kälte problemlos funktionieren. Wir sagen Dir, wo die Unterschiede zwischen einem Hardtop, einem klappbaren Hardtop und einem konventionellen Faltdach aus Stoff liegen.
Das klassische Cabriolet mit Faltverdeck und voll versenkbaren Seitenscheiben gehört zu den ältesten Karosserieformen im Automobilbau. Denn schon in der Anfangszeit des Autos zählte die offene Fahrt an warmen Sonnentagen zu den schönsten Formen der Mobilität. Dafür bezahlten Autofahrer mit deutlich weniger Komfort bei Kälte und Regen. Die aufwendig gearbeiteten Klappverdecke aus Stoff waren auch nicht gerade billig. Für Abhilfe gegen Kälte und Windgeräusche sorgten später feste Dächer aus Stahl, sogenannte Hardtops, die relativ schnell auf die offenen Autos aufgesetzt werden konnten.
Das erste serienmäßige Auto mit einem elektrisch versenkbaren Dach aus Stahl war der Peugeot 401 Eclipse von 1935. Größere Stückzahlen erreichte der Ford Fairlane Skyliner, der 1957 als sogenanntes Retractable Hardtop auf den US-Markt kam. Seine komplizierte und anfällige Verdeckmechanik verhinderte allerdings einen wirtschaftlichen Erfolg. Für den Durchbruch des klappbaren Hardtops sorgte schließlich der Mercedes SLK-Roadster, der Mitte der Neunzigerjahre präsentiert wurde. Er war tatsächlich die erste alltagstaugliche Verbindung aus Coupé und Cabriolet. Nach dem Mercedes-Erfolg stellten fast alle großen Hersteller, zum Beispiel BMW und Porsche, Cabrios mit klappbaren Hardtops auf die Räder.
Vorteile eines Hardtops
Einteilige Hardtops
Seit den Sechzigerjahren, als Mercedes-Benz seine Baureihe W 113 mit dem Spitznamen Pagode auf den Markt brachte, gehören Hardtops aus Stahl, Aluminium oder glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) zum Lieferumfang von Cabriolets. Diese Dächer werden bei versenktem Faltdach fest aufgesetzt und am Scheibenrahmen verriegelt. Auf diese Weise schützen sie die Passagiere vor Kälte, Feuchtigkeit und lauten Fahrtwindgeräuschen.
Cabrios mit Hardtop sind so komfortabel wie ein Coupé und eignen sich auch für lange Strecken und im Winter. Sie sind außerdem einbruchsicherer und Passagiere sind bei Unfällen besser geschützt. Ein bedeutender Nachteil ist die Größe und das Gewicht von Hardtops. Sie lassen sich nicht eigenhändig montieren und sind ausschließlich für Zweisitzer erhältlich. Dafür sind sie im Vergleich zu den klappbaren Hardtops erheblich günstiger.
Klappbare Hardtops
Bei versenkbaren Hardtops können Besitzer schnell zwischen einem offenen und einem festen Dach wechseln – das ist der große Vorteil dieses Modells. Der Wechsel geschieht auf Knopfdruck innerhalb weniger Sekunden. Die Eigentümer eines solchen Autos benötigen also weder einen Abstellplatz für das sperrige Hardtop noch die Hilfe von anderen, um das Dach zu montieren oder zu demontieren. Es gibt sie sowohl für zweisitzige Sportwagen als auch für viersitzige Cabrio-Limousinen. Ein Nachteil sind etwa die hohen Anschaffungskosten sowie der sehr geringe Platz im Kofferraum, wenn das Hardtop zusammengeklappt verstaut ist.
Das bieten Faltdächer
Der größte Vorteil eines Faltdaches aus Stoff ist zweifelsfrei die schönere Linie, die damit ausgestattete Fahrzeuge aufweisen. Da sich diese konventionellen Dachkonstruktionen sehr kompakt falten lassen, können die Fahrzeugdesigner niedrigere Heckpartien zeichnen. Sie wirken ästhetisch wesentlich überzeugender. Darüber hinaus haben sich heute auch die Materialien der Verdecke so stark verbessert, dass sie Kälte und Geräusche beim Fahren sehr gut dämmen. Die Verdecke werden ohne Ausnahme elektrisch angetrieben und sind damit ebenso komfortabel wie die klappbaren Hardtops. Moderne Überschlagschutzsysteme in Form ausfahrbarer Kopfstützen schützen die Passagiere mittlerweile ebenso gut wie die Dächer von geschlossenen Limousinen.
Klappbares Hardtop und Faltdach in der Abwägung
Die Frage „Klappbares Hardtop oder Faltdach“ stellt sich ab 2020 beim Neuwagenkauf nicht mehr, denn bis dahin werden alle Hersteller die Produktion der Klappdächer eingestellt haben. Der Grund dafür ist, dass immer weniger Käufer ein Cabriolet besitzen wollen. Und falls doch, so soll das Fahrzeug auch bei geschlossenem Dach als solches erkennbar sein. Der Produktionsstopp betrifft auch das Modell Mercedes SLK, das 2019 als Mercedes SLC seine Laufbahn beenden wird.
Beim Kauf eines gebrauchten Cabriolets solltest Du dem Verdeck besondere Beachtung schenken. Bei Faltdächern aus Stoff muss geprüft werden, ob keine Risse im inneren und äußeren Bezug vorhanden sind, ob die Heckscheibe nicht zerkratzt ist und ob die elektrische Klappmechanik schnell und ohne außergewöhnliche Geräusche öffnet und schließt.
Das klappbare Hardtop solltest Du noch sorgfältiger prüfen, da etwaige Schäden bei der Reparatur sehr teuer werden können. Die zum Teil hoch belasteten Bauteile könnten einerseits schlecht gewartet sein. Es sind aber vor allem Bedienungsfehler, die zu Schäden führen können. Koffer oder Taschen, die im Kofferraum vergessen wurden, sorgen beim Öffnen des Verdecks immer wieder für Kratzer am Blech und zu Schäden am Schließmechanismus. Ein festes Faltdach kann noch nach vielen Jahren wie die restliche Karosserie glänzen, während Stoffdächer meistens spröde werden und ausbleichen. Im Falle eines Falles sind kaputte Klappdächer aber ein Job für den Spezialisten, der auf die sehr komplexe Steuerungselektronik und Verdeckmechanik geschult sein muss.
Luxus-, Mittelklasse-, Kompaktklasse und Kleinwagen mit klappbaren Hardtops
Marke | Bauzeit |
---|---|
Mercedes SL | 2001 – 2021 |
Lexus Cabrio SC 430 | 2001 – 2010 |
BMW 3 | 2007 – 2010 |
BMW 4 | 2013 – 2020 |
Mercedes SLK / SLC | 1996 –2020 |
Volvo C70 | 1997 – 2013 |
Renault Mégane CC | 2010 – 2015 |
Peugeot 308 CC | 2009 – 2015 |
VW Eos | 2006 – 2015 |
Opel Astra Twin Top | 2006 – 2010 |
Die zehn meistverkauften Cabrio-Modelle in 2018
Platzierung | Fabrikat/Modell |
---|---|
1. Platz | Mercedes C-Klasse |
2. Platz | Mini Cabrio |
3. Platz | Smart Fortwo Cabrio |
4. Platz | BMW 2er Cabrio |
5. Platz | Audi A5 |
6. Platz | VW Beetle Cabrio |
7. Platz | Mercedes E-Klasse |
8. Platz | BMW 4er Cabriolet |
9. Platz | Mazda MX-5 |
10. Platz | Audi A3 |
Begriffe zu Cabriolet & Co
Cabriolet
Cabriolet geht auf das französische Wort „cabrioler“ zurück und bedeutet übersetzt so viel wie „Luftsprünge machen“. In der Epoche der Kutschen wurde mit dem Begriff „Cabriolet“ ein leichter, offener Einspänner für Ausflüge an schönen Sonnentagen bezeichnet. Später wurde der Begriff für Autos mit einem Stoffdach verwendet, das vollständig zurückgeklappt werden konnte.
Retractable Hardtop / Coupé-Cabriolet
Ford bezeichnete 1957 sein Modell Fairlane Skymaster mit klappbarem Stahldach als Retractable Hardtop. Dieser Begriff wird noch heute im englischen Sprachraum verwendet. Seit den Neunzigerjahren wurden in Europa die Modelle mit versenkbarem Stahldach auch häufig Coupé-Cabriolets genannt.
Roadster
Als Roadster wurden zweisitzige Sportwagen bezeichnet, die kein festes Dach oder nur einfachste Planen zum Abdecken der Sitze hatten.
Targa
Ein Targadach ist ein Autodach mit herausnehmbarem Dachmittelteil. Die Heckscheibe bleibt hier fest eingebaut. Bekanntestes Auto mit dieser Dachkonstruktion ist der 911 Targa von Porsche.
T-Top
Beim T-Top lassen sich zwei feste Hälften aus dem Dach des Fahrzeugs herausnehmen. Aus Stabilitätsgründen bleibt ein mittlerer Steg zwischen Frontscheiben- und Heckscheibenrahmen erhalten. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Dachform gehören die Chevrolet Corvette und der Chevrolet Camaro aus den Siebzigerjahren.