BMW X3 vs. Alfa Romeo Stelvio: Zwei für das "S" im SUV
BMW X3 und Alfa Romeo Stelvio wollen Sportfreunde unter den SUV-Fans ansprechen. Mit unterschiedlicher Herangehensweise. X3 und Stelvio im Vergleichstest.
- Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
- Innenraum, Verarbeitung und Materialien
- Infotainment, Radio, Konnektivität
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- BMW X3 G01 und Alfa Romeo Stelvio: Ausstattung, Preis und Fazit
- Technische Daten: BMW X3 und Alfa Romeo Stelvio
Es gibt Konkurrenz auf dem Sportplatz. Alfa Romeo und BMW bemühen sich um Autofahrer, die gerne dynamisch unterwegs sind. Auch in einem SUV. BMW macht das traditionell, Alfa steigt erst 2016 ins Segment der Mittelklasse-SUVs ein. Die Italiener haben viel getan, damit der Stelvio nicht beliebig wird und ihn besonders spitz abgestimmt. BMW hingegen orientiert sich beim X3 eher in Richtung 5er.
Für unseren Test waren wir mit dem X3 Diesel und dem Alfa Romeo Stelvio Diesel zwei Wochen lang im Alltag unterwegs. Wie de beiden Mittelklasse-SUVs sich im Test schlagen, lest ihr hier.
Abmessungen, Platzangebot, Karosserie
Bei den Abmessungen herrscht nahezu Gleichstand zwischen BMW X3 der Generation G01 und dem Alfa Romeo Stelvio. Rund 4,70 Meter messen sie in der Länge, in der Breite 1,90 Meter. Der Stelvio ist eine Spur niedriger, der X3 hat den längeren Radstand. Die Motoren sitzen längs zur Fahrtrichtung auf der Vorderachse, die Platzverhältnisse im Inneren ähneln sich. Vorne sitzt man bequem, hinten gibt es auch noch genug Platz für Kopf und Knie.
Ganz ähnliche Platzverhältnisse herrschen auch im Kofferraum. Der X3 kann mit 550 Litern 25 mehr einladen als der Stelvio, maximal passen 1.600 Liter in beide Autos. Im BMW gibt es ein praktisches Netz für Kleinkram, im Stelvio nur einen Subwoofer. Doch auch der Alfa bringt genug Zeug unter.
Innenraum, Verarbeitung und Materialien
Bei der Gestaltung des Innenraums offenbaren die beiden ihren unterschiedlichen Charakter. Der Alfa wirkt mit schwarzem Leder, unterschäumtem Kunststoff und lackierten Zierteilen fast kühl. Und im Vergleich zum X3 eher günstig. Der X3 fühlt sich gediegen luxuriös an. BMW verteilt dunkles Holz und helles Leder auf dem Armaturenbrett, das sich elegant zum Fahrer schwingt. Vieles scheint direkt aus dem 5er zu stammen.
Ähnlich wie dort, sinkt man auch im X3 sanft in die Polster, über denen feines Leder spannt. Das ist ideal für lange Strecken, wenn die Assistenten einen Teil der Fahraufgaben übernehmen. Guten Seitenhalt für schnelle Wechselkurven bieten die Sportsitze im Testwagen trotzdem.
Da leisten die straff gepolsterten Sitze im Alfa ebenfalls gute Dienste. Zum Lümmeln bieten sie sich nicht an, nach längeren Strecken steigt man dennoch ohne Schmerzen im Hinterteil aus. Allerdings nervte der Fahrersitz des Testwagens bei niedrigen Temperaturen mit Knarzgeräuschen.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Serienmäßig bieten Alfa Stelvio und BMW X3 Infotainmentsysteme mit 6,5-Zoll-Display. Radio, Bluetooth und USB-Anschluss gibt es ebenfalls ohne Aufpreis. Alfa liefert zudem die Sprachsteuerung mit, BMW stattdessen Online-Funktionen. Die Bedienung erfolgt jeweils über einen Dreh-Drück-Steller auf dem Mitteltunnel.
Wer sein Smartphone über Apple CarPlay oder Android Auto verbinden möchte, braucht im Alfa ein Navi oder das große Infotainment „Connect 3D Nav“ mit 8,8-Zoll-Display. Doch selbst dort fallen die Anzeigen relativ klein aus. Das erleichtert die Bedienung nicht, die ansonsten jedoch gut funktioniert.
BMW-Fahrer müssen auf Android Auto komplett verzichten, nur Apple CarPlay gibt es im Abo. Das aber kabellos. Das “Business”-Navi und die Klimaautomatik mit zwei Zonen sind Voraussetzung. Oder das Top-Navigationssystem “Professional”. Dann kann man das System auch per Gestensteuerung bedienen. Oder lieber über Sprachbefehle oder den Touchscreen. Dazu gibt es WLAN, einen Concierge-Service und das Handy kann kabellos geladen werden. Die Bedienung erfolgt intuitiv und übersichtlich, die Grafiken sehen deutlich hübscher aus als bei Alfa.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Bei den Assistenten rückt der BMW dem 5er ganz dicht auf die Pelle - wenn man die Häkchen in der Aufpreisliste setzt. Mit dem „Driving Assistant“ warnt er vor Unfällen, bremst automatisch und kann die Folgen eines Aufpralls mindern. Fast alleine fährt der X3 mit dem „Driving Assistant Plus“. Damit hält er den Abstand zum Vordermann und die Spur, bei Anforderung per Blinkertipp wechselt er sie sogar alleine. All das funktioniert gut und entspannt auf langen Fahrten, hat aber seinen Preis.
Serienmäßig gibt es nur einen simplen Tempomaten, Parkpiepser und LED-Scheinwerfer (mit Halogen-Fernlicht). Optional baut BMW LED-Lampen ein, die bei Fernlicht den Gegenverkehr nicht blenden.
Alfa Romeo bietet insgesamt weniger Assistenzsysteme, egal wie viel Geld man ausgibt. Einen Spurhalter gibt es nicht, der Stelvio warnt nur vor dem Verlassen der Spur. Die Akustische Einparkhilfe kostet Aufpreis. Genau wie der Fernlichtassistent, abblendende Spiegel und ein Toter-Winkel-Warner. Immerhin der Tempomat ist immer an Bord, adaptiv wird der erst als Extra. Serienmäßig leuchtet der Alfa zudem nur mit Halogen, Voll-LED-Scheinwerfer sind nicht im Angebot, nur Bi-Xenon-Lampen mit Kurvenlicht.
Antrieb, Motor, Getriebe
BMW steigt höher mit den Dieseln ein als Alfa. Der 20d bildet beim X3 G01 mit 190 PS und Allrad die Basis, Alfa bietet den 2,2-Liter-Diesel in der mittleren Ausbaustufe mit ähnlicher Leistung an und wahlweise mit Hinterradantrieb. Bis zum Spätsommer leistete der 180 PS, mit der Umstellung auf die Abgasnorm Euro 6d-Temp im September 2018 wurde auf 190 PS erhöht. BMW stellte die Abgasnorm im April 2019 um. Beide Testwagen treiben alle vier Räder an und schalten mit Achtgangautomatik.
Von der Leistung abgesehen haben die Motoren nur wenig gemeinsam. Der Alfa gibt sich unkultiviert, er nagelt und brummt viel zu hörbar. Dagegen säuselt der BMW X3 mit 190 PS im Test fast, kaum Diesel-Lärm dringt in den Innenraum. Doch die gute Dämmung zeigt sich auf der Waage, der X3 belastet sie mit rund 100 Kilo mehr. Das liegt nicht alleine an der Dämmung, aber auch.
Bei der Leistungsentfaltung herrscht wieder weitgehend Gleichstand. Fein dosierbar und homogen dreht der BMW hoch, der Stelvio geht trotz des 10-PS-Nachteils druckvoller und wilder nach vorne. Dabei verbraucht er bei hohen Geschwindigkeiten eine Spur weniger. Mit rund 8,3 Litern fahren wir ihn auf der Autobahn, wo der X3 rund 8,5 Liter braucht. Auf entspannt absolvierten Pendelstrecken ist der BMW eine Spur sparsamer. Hier bewegen wir ihn mit 6,7 Litern, den Alfa mit 6,8 Litern. Kaum relevante Unterschiede also.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
Für das Fahrverhalten gilt das nicht. Alfa stimmt den Stelvio vor allem in der Lenkung enorm spitz ab. Schon ein kleiner Ruck lässt das SUV wie angestochen die Richtung wechseln. Am besten, man lässt ihn im zahmsten Fahrmodus, sonst fühlt er sich speziell auf der Autobahn zu nervös an. Zum Trost geht der Stelvio fantastisch um die Kurven und vermittelt über das Lenkrad viel Gefühl.
Wir waren mit dem optionalen Sportfahrwerk unterwegs, das den Stelvio noch agiler macht. Richtig unkomfortabel wird das SUV trotzdem nicht, aber im Klassenvergleich federt es sehr straff.
Im BMW steckt ein adaptives Fahrwerk, das sich eher dem Komfort verpflichtet fühlt. Selbst im Sport-Modus bügelt es Kanten, Buckel und Löcher noch ordentlich glatt. Dabei lenkt der BMW im Vergleich zu anderen Modellen der Klasse durchaus direkt, doch nicht annähernd so nervös wie der Alfa.
BMW X3 G01 und Alfa Romeo Stelvio: Ausstattung, Preis und Fazit
Man muss das mögen, was Alfa einem mit dem Stelvio vorsetzt. Kompromisslos sportlich, rau und etwas ungehobelt, besetzt er eine Lücke, die der SUV-Idee entgegen läuft. Doch darin liegt auch seine Chance. Auch, weil Alfa keine Kombiversion der Giulia baut.
Der X3 bedient dagegen eher die klassischen SUV-Tugenden. Er übernimmt viel Technik und Komfort vom 5er BMW, bietet viele Assistenten, ein modernes Infotainment und gibt sich gut vernetzt. Das macht ihn allerdings auch teuer.
In der Basis allerdings sind BMW X3 und Alfa Stelvio ähnlich teuer. Der X3 kostet “nackt” mit 48.000 Euro sogar 500 Euro weniger als der Stelvio. Doch so richtig schön und luxuriös wird es erst, wenn man sich großzügig in der Aufpreisliste bedient. Und die ist lang bei BMW.
Der Stelvio braucht das vom Charakter her weniger. Er konzentriert sich ohnehin auf Sport, nicht auf Komfort. Und eigentlich würde deshalb ein Benziner besser passen.
Technische Daten: BMW X3 und Alfa Romeo Stelvio
SUV-Vergleich | BMW X3 xDrive20d | Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel AT8-Q4 |
---|---|---|
Motor | 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel | 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel |
Leistung | 190 PS (140 kW) bei 4.000 U/min | 190 PS (140 kW) bei 3.500 U/min (bis 09/18 180 PS b. 3.740 U/min) |
Drehmoment | 400 Nm bei 1.750 bis 2.500 U/min | 450 Nm bei 1.750 U/min |
Getriebe | Achtgang-Wandlerautomatik, Allrad | Achtgang-Wandlerautomatik, Allrad |
Höchstgeschwindigkeit | 213 km/h | 210 km/h |
Beschleunigung 0 – 100 km/h | 8,0 s | 7,6 s |
Verbrauch (NEFZ) | 5,5-5,3 l/100 km | 5,9 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 145-139 g/km | 155 g/km |
Testverbrauch | 6,7 l/100 km | 6,8 l/100 km |
Tankinhalt | 65 l | 58 l |
Länge | 4,708 m | 4.687 mm |
Breite | 1.891 mm | 1.903 mm |
Höhe | 1.676 mm | 1.671 mm |
Radstand | 2.864 mm | 2.818 mm |
Leergewicht laut EU-Norm | 1.835 kg | 1,820 kg |
Zuladung | 660 kg | 590 kg |
Anhängelast | 2.400 kg gebremst | 2.300 kg gebremst |
Kofferraumvolumen | 550 – 1.600 l | 525 – 1.600 l |
Basispreis | 48.000 Euro (05/19) | 48.500 Euro (05/19) |
Preis Testwagen | ca. 73.000 Euro | ca. 58.000 Euro |
Abgasnorm | Euro 6c (ab 04/19: Euro 6d-Temp) | Euro 6b (ab 09/18: Euro 6d-Temp) |