BMW X2 xDrive25e im Alltagstest
Verpasst man dem X1 eine Coupé-Silhouette, wird daraus X2. Bekommt dieser dann noch den M-Look, wird der X2 zwar nicht sportlicher, sieht aber schnittiger aus. Alltagstest im BMW X2 xDrive25e.
Die Autohersteller füllen alle Nischen. Eine davon nennt sich „Crossover-SUV“, eine Mischung aus Kompaktwagen und Stadtgeländewagen. Hier platziert BMW seit 2018 den X2. Seit letztem Sommer bieten die Bayern den X2 auch als Plug-in-Hybrid mit Stromstecker an. Mit dem waren wir unterwegs - Alltagstest im BMW X2 xDrive25e.
Als „Crossover-SUV“ ist der BMW X2 eine Mischung aus Kompaktwagen und Stadtgeländewagen.
Abmessungen, Platzangebot, Kofferraum
Der BMW X2 misst 4,36 Meter in der Länge, 1,82 Meter in der Breite und 1,52 Meter in der Höhe. Auf den kompakten Maßen bietet das coupé-artige SUV im Innenraum den Passagieren viel Platz. Am Kopf wird es auf den vorderen Sitzen erst ab 1.90 Meter Körpergröße knapp. Wir sitzen in unserem Testwagen auf Sportsitzen, die wegen der elektrischen Sitzeinstellung vielseitig anpassbar sind. Sie geben einen ausreichenden Seitenhalt und sind auch auf der Langstrecke komfortabel. Aussparungen an der Rückseite der Vordersitze führen im Fond zu viel Platz an den Knien. In der Höhe wird es ab 1,80 Metern Körpergröße langsam knapp.
Im Kofferraum verstaut das Crossover-SUV zwischen 410 und 1.290 Litern. Zu den 410 Litern zählt allerdings auch der doppelte Ladeboden. Der ist zwar großzügig bemessen, im Falle des Plug-in-X2 allerdings zum Großteil von den Ladekabeln belegt. Effektiv sind bei aufrechter Rückbank nur knapp 300 Liter nutzbar. Für den Wocheneinkauf ist das genug, für die Urlaubsfahrt zu viert zu wenig. Hat man dennoch alles verstaut, helfen Verzurrösen und Taschenhaken beim Sichern der Ladung. SUV-typisch liegt die Ladekante mit 77 Zentimetern sehr hoch.
Wir sitzen im BMX X2 leicht erhöht und bekommen damit einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen – zumindest nach vorn. Zu allen anderen Seiten verhindert die Coupé-Form eine ordentliche Sicht. Die Seitenfenster sind sehr gedrungen, die Heckscheibe nur ein schmaler Streifen und die exorbitant breite C-Säule verhindert die Sicht nach schräg-hinten gar komplett.
Innenraum und Infotainment
Wer den X1 kennt, kommt auch im X2 zurecht. Lenkrad und Armaturenbrett sind nahezu identisch. Im oberen Bereich ertasten unsere Hände unterfütterten Kunststoff. Armaturenbrett und Innenverkleidung der Türen zieren passend zum sportlichen Äußeren des X2 Zierleisten mit Hexagon-Muster.
Das Infotainment-System steuern wir über einen praktischen Dreh-Drück-Schalter in der Mittelkonsole, dessen Platzierung allerdings etwas unpraktisch gerät. Haben wir die Armlehne für eine längere Fahrt etwas höher eingestellt, erreichen wir den Schalter nur noch mit den Fingern und stark angewinkelter Hand.
Über die Split-Screen-Funktion können wir uns auf dem 10,25 Zoll großen Infotainment-Bildschirm beispielsweise Radio und Navigationskarte gleichzeitig anzeigen lassen. Das Bild hat eine ausgezeichnete Auflösung, die Software arbeitet auch bei sehr schneller Eingabe ruckelfrei. Die logische Struktur des Menüs erleichtert eine schnelle Eingabe. Das Smartphone verbinden wir per Apple Carplay. Android Auto ist für den X2 leider nicht verfügbar. BMW reserviert für unser Smartphone den Platz im Fach der Armlehne. Kaugummi-Packung, Schlüssel und Portemonnaie müssen wir daher etwas unordentlich am unteren Ende der Mittelkonsole ablegen. Unter dem Infotainment-Bildschirm befinden sich in der Mittelkonsole die Steuerung der Klimaanlage und Schnellwahltasten für das Radio.
• Modell: BMW X1 xDrive 25d
• Motor: Vierzylinder-Turbodiesel
• Leistung 231 PS
• 0-100 km/h: 6,6 s
Soundsystem
In unserem Testwagen steckt das Soundsystem von Harman/Kardon. 780 Euro Aufpreis verlangt BMW dafür. Die relativ hoch eingebauten Mitteltöner geben den Bassdruck direkt an uns weiter. Das führt bei manchem Rock-Song zum Gefühl, direkt vor dem Schlagzeuger zu stehen. Zu diesem Eindruck tragen die unter Fahrer- und Beifahrersitz platzierten Tieftöner bei. Das ist zwar echt ein Erlebnis, aber – man verzeihe die Spießigkeit – nicht im Sinne der Verkehrssicherheit.
Die Mitteltöner sind zu kraftvoll, die Hochtöner bei hohen Lautstärken zu schrill. Beim Soundsystem geht Lautstärke leider vor Feinabstimmung. Stärken hat es ganz klar bei basslastigen Hip-Hop-Songs und elektronischer Musik. Bei einer feinen Akustikgitarre, einer Geige oder gar einem ganzen Orchester konkurrieren die Hochtöner zu stark mit den Mittel- und Tieftönern. Das Harman/Kardon-System im Volvo V90 gefällt uns in seiner etwas „erwachseneren“ Abstimmung besser. Wichtig ist jedoch: Wir jammern auf hohem Niveau. Die Anlage passt mit seiner Abstimmung zum jungen und sportlichen Auftritt des X2 und leistet im Fazit gute Arbeit.
Motor, Getriebe, Hybrid-System, Reichweite
Angetrieben wird das Crossover-SUV von einem Elektro- und einem Verbrennungsmotor. Die 92 PS starke Elektro-Synchron-Maschine sitzt an der Hinterachse. Der Verbrenner mit 125 PS treibt die Vorderachse an. Für den X2 ergibt sich daraus ein Allradantrieb mit 220 PS Systemleistung und 385 Nm Drehmoment. Die schieben das immerhin 1,8 Tonnen schwere SUV kräftig und souverän an. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert der X2 in 6,8 Sekunden.
Die Kraft verteilt im BMW X2 ein 6-Gang-Automatikgetriebe. Es schaltet komfortabel, Gangwechsel sind kaum spürbar. Auch bei spontanen Entscheidungsänderungen am Gaspedal findet es ohne Ruckeln oder Gedenksekunde schnell den passenden Gang.
Bei niedrigen Geschwindigkeiten und entspannter Fahrweise hat der Verbrennungsmotor Pause. Dann sorgt in unserem X2 nur der Elektromotor für den Vorschub. Rufen wir per Druck auf das Gaspedal mehr Leistung ab, springt ihm der Verbrenner bei. Zumindest, wenn der Betriebsmodus „Auto eDrive“ ausgewählt ist. Mit dieser Einstellung sind wir die meiste Zeit unterwegs. Das System regelt dann automatisch das Zusammenspiel zwischen Verbrennungs- und E-Motor und versucht die maximale Effizienz zu erzielen.
Zwei weitere Betriebsmodi für den Hybridantrieb stehen uns zu Verfügung. Im Modus „Max eDrive“ bewegen wir den X2 bis maximal 135 km/h ausschließlich elektrisch. Daneben gibt es den „Save Battery“-Modus, der den Ladestand während der Fahrt hält, oder ihn mittels Rekuperation erhöht.
BMW verspricht 53 Kilometer elektrische Reichweite. Wir fahren den X2 bei winterlichen Minusgraden. Das kalte Wetter und die Heizung erhöhen den Stromverbrauch deutlich. Der Bordcomputer zeigt uns 25 kWh auf 100 Kilometern an. Per Rekuperation versucht das Fahrzeug die Werte zwar noch zu strecken. Trotzdem geht dem Akku nach 24 Kilometern der Saft aus. Jetzt fahren wir nur noch mit dem 125 PS starken 1,5-Liter-Benziner, der uns mit 220 Nm auch nicht gänzlich enttäuscht zurücklässt.
Der Ladevorgang dauert an der Haushaltssteckdose etwa fünf Stunden. An der Wallbox oder der Ladesäule verringert sich die Wartezeit auf etwas mehr als drei Stunden. Eine Schnellladeoption gibt es für den X2 nicht.
Im Mix aus Stadt, Landstraße und Autobahn zeigt uns der Bordcomputer nach 150 gefahrenen Kilometern einen Durchschnittverbrauch von 6,7 Litern an. Zur Erinnerung: Wir sind den X2 bei sehr kaltem Wetter gefahren. Der Verbrauchsvorteil des Elektro-Antriebs schlägt also nicht so zu Buche, wie bei wärmerem Wetter. Wer täglich lädt und dessen regelmäßig zu absolvierenden Strecken bei rund 70 bis 100 Kilometer liegen, kann den X2 durchaus mit weniger als 2 Litern fahren.
Die X-Reihe macht etwa 50 Prozent aller BMW-Verkäufe aus. Der X3 rollt seit 2017 in dritter Generation auf den Straßen.
Getriebe, Fahrwerk, Fahrverhalten
Im Vergleich zum konventionell angetriebenen X2, legt BMW die Plug-In-Variante einen Zentimeter tiefer. Die bessere Aerodynamik soll den Geldbeutel an der Zapfsäule schonen. Die Batterie des X2 sitzt unter der Rücksitzbank und der Elektro-Antrieb an der Hinterachse verteilen das Gewicht Richtung Heck. Das verbessert die Fahrdynamik. Wer einen reinen Verbrenner in der Ausführung „Modell M Sport“ wählt, bekommt das M Sportfahrwerk dazu. Für unseren Teilzeitstromer ist es nicht verfügbar, wir müssen mit dem Standard-Fahrwerk auskommen. Die Abstimmung ist trotzdem sehr straff. Es wird zwar nicht unbequem im X2, einige Querrillen schlagen aber deutlich zu uns durch. Wer den BMW X2 auf kurvenreichen Straßen dynamisch bewegt, hat mit dem Fahrwerk und der guten Traktion wegen des Allradantriebs dafür richtig Spaß. Dazu passt die präzise und sportlich gewichtete Lenkung.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Unser BMW X2 ist unter anderem mit einem Abstandstempomaten und einem Notbremsassistenten ausgestattet. Sie erhalten ihre Informationen über eine Kamera. In unserem Test funktioniert das System zwar einwandfrei. Eine tiefstehende Sonne, aufgeschleuderter Staub oder Gischt können die Funktion jedoch beeinträchtigen. Diese Art von Sicherheitssystemen sollte auf unempfindlicherer Radar-Technik basieren. Hier spart BMW an der falschen Stelle.
Fahren wir auf der Autobahn schneller als 140 km/h, steigt der adaptive Tempomat aus. Stehen wir hingegen im Stau und der Verkehr schleppt sich nur meterweise vorwärts, überlassen wir dem Stauassistenten die Kontrolle. Der übernimmt dann Lenkung, Gaspedal und Bremse. Ein Head-Up-Display projiziert Fahr- und Navigationsinformationen auf die Frontscheibe. Das Navigationsziel können wir zudem per Sprachsteuerung einsprechen. Am Ziel angekommen unterstützen uns eine Rückfahrkamera und Parkpiepser beim Einparken.
2019 ging der BMW X5 Hybrid mit dem xDrive45e in die zweite Generation.
Ausstattung, Preise
Die Preise für den BMW X2 xDrive25e starten bei 45.182 Euro. Unser Testwagen in der Ausführung „Modell M Sport“ beginnt bei 49.811 Euro. Damit bekommt der X2 unter anderem das M Sportlenkrad, Sportsitze und 19 Zoll M Leichtmetallfelgen dazu. Das Navi, den großen Infotainment-Bildschirm und das Head-up-Display erhalten wir mit dem Paket „Navigation Plus“ für 2.876 Euro. Den adaptiven Tempomaten und den Stauassistenten fasst BMW im Paket „Driving Assistant Plus“ für 1.092 Euro zusammen. Zahlreiche weitere Posten in der Preisliste wie, Parkpiepser, Rückfahrkamera, Sitz- und Lenkradheizung, Soundsystem, Apple Carplay oder der schlüssellose Zugang lassen den Endpreis unseres BMW X2 xDrive25e auf insgesamt 62.153 Euro steigen.
Zu diesem Preis bekommt man auch einen ähnlich ausgestatteten Audi Q3 TFSI e mit größerer Batterie und 20 PS mehr Systemleistung.
Fazit
Der BMW X2 in der Ausstattung Modell M Sport macht optisch seinem Namen alle Ehre. Allradantrieb, 385 Nm und 220 PS Systemleistung erlauben, das Crossover-SUV richtig sportlich zu bewegen. Abstriche gibt es beim Lifestyle-Crossover auf Seiten der Praktikabilität. Der effektiv nutzbare Kofferraum ist zu klein, die kamera-basierten Assistenzsysteme nicht mehr zeitgemäß. Android Auto fehlt und auf längeren Strecken geht der Verbrauchsvorteil des PHEV-Systems zu schnell verloren.
Technische Daten BMW X2 xDrive 25e
Modell | BMX X2 xDrive 25e |
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Motoren | 1,5-Liter-Dreizylinder + Elektromotor |
Leistung Verbrenner | 125 PS (92 kW) |
Drehmoment Verbrenner | 220 Nm bei 1.500 – 3-800 U/min |
Leistung Elektromotor | 95 PS (70 kW) |
Drehmoment Elektromotor | 165 Nm |
Systemleistung | 220 PS (162 kW) |
Drehmoment (System) | 385 Nm |
Geschwindigkeit | 195 km/h |
Getriebe | 6-Gang-Steptronic, Allrad |
0-100 km/h | 6,8 s |
Verbrauch laut Hersteller (kombiniert) | 1,9 Liter |
Testverbrauch | 6,7 Liter |
Länge | 4.360 mm |
Breite | 1.824 mm |
Höhe | 1.526 mm |
Radstand | 2.670 mm |
Gewicht | 1.805 kg |
Kofferraumvolumen | 410 - 1.290 Liter |
Preis BMW X2 | ab 33.581 Euro |
Preis Testwagen | 62.153 Euro |
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