Beim zweiten M3 steht M für Motorsport
Der M3 ist der Inbegriff für sportliche BMW. Der Geheimtipp für Puristen ist der E36. Die zweite M3-Generation ist schnell, stark, pur – und bezahlbar.
BMW M3. Diese Buchstaben-Zahlen-Kombination lässt die Herzen von Motorsport-Fans sofort höherschlagen. Seit mehr als 30 Jahren faszinieren die Sportmodelle von BMW. Mehr noch, sie sind ein Aushängeschild für die Technik des Münchner Herstellers. Aber welcher ist der beste M3? Mit dem F80 verkauft BMW aktuell bereits die fünfte Modellgeneration.
Unter den verflossenen Baureihen sticht ein M3 besonders heraus. Der zweite M3 mit dem internen Kürzel E36 ist auf dem besten Weg zum Top-Klassiker. Nicht nur, weil die Baureihe 2020 den 30. Geburtstag begeht und sich somit die ersten Exemplare für das H-Kennzeichen qualifizieren. Sondern auch, weil der M3 E36 noch ein wunderbar kompromissloser Athlet ist. Elektronische Helfer und Komfortextras bestimmen noch nicht die Technik. Im Vordergrund stehen Fahrfreude und ein Antriebsmaterial, das auch den Ansprüchen auf der Rennstrecke standhält.
Der M3 vereint eine gehörige Portion Understatement mit einem 300-PS-Reihensechszylinder der besonderen Art.
M3 E36 setzt auf Sechs- statt Vierzylinder
Rückblick: Einfach hat es der M3 E36 nicht, als er 1992 seinen legendären Vorgänger E30 ablösen soll. Immerhin ist dieser erste M3 der erfolgreichste Tourenwagen aller Zeiten. Mit dem vom M1 abgeleiteten Vierventil-Vierzylinder holt der E30 in den 1980er-Jahren unzählige Siege bei 24-Stunden-Rennen, in der DTM sowie weltweit bei Berg- und Rallye-Meisterschaften. Entsprechend groß ist die Nachfrage für das Homologationsmodell. Es erlaubt BMW-Fans seinerzeit, einen „gezähmten“ M3 (mit 195 PS, später 215 PS) im normalen Straßenverkehr zu bewegen.
Logisch, dass BMW angesichts dieser Vorzeichen auch vom neuen 3er-Modell E36 einen M3 auflegt. Und der hat es in sich. Statt eines Vierzylinders fährt das Spitzenmodell einen Reihensechszylinder (S50B30) unter der Haube spazieren. Mit drei Litern Hubraum und vier Ventilen pro Zylinder unter Haube. Fächerkrümmer, Einzeldrosselklappeneinspritzung, spezielle Kolben, Pleuel und die Motorsteuerung kitzeln aus diesem Sportmotor 286 PS heraus, bei wahnwitzigen 7.000 Umdrehungen. Fünfgang-Schaltgetriebe und Hinterradantrieb müssen bis zu 320 Newtonmeter Drehmoment auf die Straße wuchten. Zum Vergleich: Der M3 E30 bringt es „nur“ auf 230 Newtonmeter.
Nach Coupé folgen Cabriolet und Limousine
Der M3 E36 startet 1992 als elegantes Coupé. 1994 folgen das M3 Cabriolet sowie die Version als viertürige Limousine. Welche Karosserieform am besten passt, ist letztlich Geschmacksache, denn flott und alltagstauglich sind alle drei auch heute noch. Und erstaunlich günstig. Zum Marktstart kostet das M3 Coupé 85.000 Mark, was angesichts der feinen Rennmotoren-Technik angemessen wirkt. Heute gibt es gebrauchte M3 bereits für rund 15.000 Euro. Für ein gepflegtes und vor allem unverbasteltes Exemplar solltest Du aber besser mindestens 20.000 Euro einplanen. Denn original erhaltene, nicht verheizte M3 E36 sind gesucht. Ihre Besitzer haben keinen Grund, sie unter Wert abzugeben.
Beim Stöbern auf mobile.de stoßen wir beispielsweise auf eine frühe M3-Limousine von 1994. Ein Händler aus dem Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein bietet das interessante Auto für knapp 24.000 Euro an. Der Viertürer in Bostongrün stammt laut Anzeige aus erster Rentnerhand. Klingt seltsam bei einem M3 – aber vor 26 Jahren war der Besitzer ja noch deutlich jünger.
Optisch kaum vom serienmäßigen 3-er zu unterscheiden
Warum manche BMW-Fans den M3 der Baureihe E36 als Wolf im Schafspelz bezeichnen, verdeutlicht der norddeutsche Senioren-Express sehr gut. Abgesehen von 17-Zoll-Alus, einer dezenten Tieferlegung und Frontschürze unterscheidet sich der M3 kaum vom serienmäßigen 3-er. Seine wahre Natur verrät aber ein Blick in den Motorraum. Der ist gut ausgefüllt mit dem Dreiliter-Reihensechser, beim Schriftzug „BMW M Power“ werden Liebhaber ehrfürchtig.
Keine 160.000 Kilometer soll der M3 aus Schleswig-Holstein gelaufen sein. Ein lückenlos ausgefülltes BMW-Scheckheft liegt laut Händler vor. Der Innenraum mit schwarzen Leder-Sportsitzen wirkt gepflegt. Eine Klimaanlage hat der Wagen auch. Und: Die Karosserie sei „komplett rostfrei“, verspricht das Inserat. An den Abläufen hänge noch das originale Versiegelungswachs aus dem BMW-Werk.
Der 3,2-Liter-Reihensechszylinder bringt den BMW M3 in 5,2 Sekunden auf Tempo 100.
Guter Pflegezustand ist wichtig beim M3
Tatsächlich schützt BMW seinerzeit die E36-Baureihe recht gut gegen Korrosion. So ist nicht etwa der Rost der ärgste Feind des M3, sondern sein Besitzer. Wie gut der Zustand des sportlichen Kompakten ist, hängt entscheidend davon ab, wie er in der Vergangenheit behandelt und vor allem gefahren wurde. Verschlissene oder nicht originale Innenausstattungen zu ersetzen, kann bereits nervig sein. Noch teurer kann es werden, wenn die Motoren nicht die Pflege bekommen haben, die sie verdienen.
Grundsätzlich können die hochdrehenden S50-Maschinen eine stattliche Laufleistung erreichen, obwohl ihre Literleistung enorm ist. Beim 268 PS starken M3 3.0 sind es immerhin 95 PS pro Liter. Mit dem M3 3.2 wächst der Hubraum 1995 auf 3,2 Liter. Der S50B32 kommt damit auf 321 PS.
Power gibt es bei diesem Auto also mehr als genug, was dem M3 viele Verehrer bescherte. Verheizte Exemplare bleiben von kapitalen Motorschäden leider nicht verschont. Dazu findet sich an erschreckend vielen M3 teils drastisches Tuning. Vom Remus-Endschalldämpfer über fragwürdige Airbrush-Verzierungen bis zum Einbau von Flügeltüren: Wer einen künftigen Klassiker erwerben möchte, ist damit eher schlecht bedient.
BMW M3 am besten mit Handschaltung
Auch bei angemessener Behandlung des Vorbesitzers gibt es Schwachstellen. Die variablen Nockwellensteuerungen (VANOS) können im Alter ausfallen, ihre Reparatur ist kostspielig. Unruhiger Motorlauf oder ein lautes Rasseln sind Indizien dafür. Beim Getriebe schwören viele auf die präzise und knackige Handschaltung. Ab 1996 bietet BMW zwar optional das automatisierte Schaltgetriebe (SMG) an. Dies gilt aber als anfällig und sehr teuer bei Reparaturen.
Originale M3 sind die besten M3
Zwar hat der E36 bislang nicht den Status einer Sport-Ikone wie sein Vorgänger E30. Dafür kostet er aber auch nicht so viel. Der erste M3 hat längst Sammlerstatus. Daher ist er mit Marktwerten von etwa 70.000 Euro auch sündhaft teuer. Für einen M3 Sport Evolution mit leistungsgesteigerten 238 PS zahlt man heute sogar bereits mehr als 100.000 Euro.
Dagegen kann der M3 E36 bislang noch ein Schnäppchen sein, bei gleichzeitig deutlich mehr Leistung. Die Betonung liegt auf kann. Vor dem Kauf sollte man sich den Sportwagen genau ansehen und lieber ein paar Euro mehr für ein gepflegtes, unverbasteltes Exemplar ausgeben. Oder, wie es BMW-Kenner ausdrücken: Der beste M3 ist ein originaler M3.
Technische Daten BMW M3 E36 (S50B30) (1992 bis 1995)
Modell | BMW M3 E36 |
---|---|
Motor | Sechszylinder-Benziner |
Hubraum | 2.990 cm³ |
Leistung | 286 PS (210 kW) |
Drehmoment | 320 Nm bei 3.600 U/min |
Getriebe | Fünfgang-Schaltgetriebe |
0-100 km/h | 6,0 s |
Geschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | ca. 12,0 l/100 km |
Leergewicht | 1.460 kg |
Länge | 4.433 mm |
Breite | 1.710 mm |
Höhe | 1.335 mm |
Radstand | 2.700 mm |