BMW 5er E34 (1988-1996): Youngtimer-Fundstück
Sechs sells: Der BMW 5er E34 steht für eine Motorenqualität sondergleichen. Aber Vorsicht, die legendären Reihensechszylinder können süchtig machen.
Für ein paar Scheine auf dem Kiesplatz wurden noch vor wenigen Jahren viele alte BMW 5er verhökert. Dabei ist die dritte Generation der 5er-Baureihe, intern E34 genannt, ein richtig gutes Auto. Kein Wunder also, wenn der Markt bei diesen Fahrzeugen aus den späten 1980ern und frühen 1990er-Jahren neuerdings seinen Tribut fordert. Die Preise haben in jüngster Zeit jedenfalls deutlich angezogen. Das spricht aber keinesfalls dagegen, sich jetzt einen E34 zuzulegen. Er ist ein Youngtimer für Genießer. Und wird immer begehrter.
Die Motoren im E34 haben Kultstatus
Insbesondere Motoren-Gourmets werden am E34 viel Freude finden. 1988 kommt die dritte Generation der 5er-Baureihe auf den Markt und lässt sich nicht lumpen: Während sich die Kunden beim Konkurrenzmodell Mercedes W124 in der Basisversion mit einem 200er-Vierzylinder begnügen müssen, heißt die Einstiegsmotorisierung beim BMW 5er: Sechszylinder.
Sechs Töpfe als Maß der Dinge: Der BMW 5er E34 mit sechs Zylindern begeistert nicht nur Dienstwagenfahrer.
Wenn heute BMW-Fans von den guten alten Reihensechsern schwärmen, dann liegt das auch an den Vorzügen des E34 von vor 30 Jahren. Schon die M20-Zwölfventiler im 520i und 525i sind klangvolle, sehr laufruhige Motoren, deren Kraft sich mit 129 PS beziehungsweise 170 PS aber in Grenzen hält. Potenter und geradezu legendär sind die größeren M30-Reihensechser in 530i (188 PS) und 535i (211 PS).
BMW 5er: Unverwüstliche Reihensechszylinder
Mit diesen hauseigenen Grauguss-Blöcken schufen die Bayern ihren Ruf als Hersteller exzellenter Reihensechszylinder. In der Grundkonstruktion kommt der M30 bereits in den 1960er-Jahren zum Einsatz, zunächst in den Baureihen E3 und E9. Später wird das Aggregat auf bis zu 3,5 Liter Hubraum erweitert und auch in die 5er-, 6er- und 7er-Baureihe eingepflanzt. „Eisenschwein“ wird der M30 von Liebhabern auch gerne genannt, er gilt als schier unverwüstlich. Dazu kommen eine grandiose Leistungsentfaltung und ein toller Klang.
Einen von diesen beeindruckenden Gesellen bietet ein Händler aus dem Kreis Pinneberg bei mobile.de an. Der 535i von 1988 stammt aus zweiter Hand und hat knapp 147.000 Kilometer gelaufen. Das ist für ein über 30 Jahre altes Auto nicht viel und für ein „Eisenschwein“ schon gar nicht.
Lieber Schaltgetriebe als Automatik
Reizvoll an diesem Sechszylinder-BMW in Lachssilber ist die Kombination mit Schaltgetriebe: Was bei einem Mercedes W124 beinahe exotisch und schwer verkäuflich wäre, wird von eingefleischten E34-Fahrern geschätzt: die Gänge per Hand einzulegen. Automatik ist nichts für Puristen.
Auch die Ausstattung des 535i aus dem hohen Norden kann sich sehen lassen: Klimaautomatik, Servotronic-Hydrolenkung, elektrische Sitze, edles Buffalo-Leder, Sportfahrwerk – der Erstbesitzer machte bei den Extras einige Häkchen. Weiterer Pluspunkt: Der Wagen sei zu „100 Prozent rostfrei“, verspricht der Händler. Kostenpunkt: 11.990 Euro.
Rostfrei? Darüber dürfte erst eine gründliche Fahrzeug-Besichtigung Aufschluss geben. Korrosion ist beim E34 nämlich keine Seltenheit. „Rostfreie E34 gibt es nicht, höchstens rostarme“, weiß ein Experte der „BMW Club 5er E34 IG“. Zu den neuralgischen Stellen gehören der Bereich um den Tankdeckel sowie die Wagenheberaufnahmen und die Schweller. Auch die Türunterkanten gammeln gerne.
Immerhin: Verbrauchte Türen kann man im Notfall tauschen. Überhaupt ist die Ersatzteilversorgung beim BMW 5er E34 hervorragend. Nicht nur die gängigen Verschleißteile hat BMW auf Lager. Auch Blechteile und Innenraum-Komponenten sind noch verfügbar. Davon können Besitzer anderer populärer Klassiker-Marken wie Ford, Opel oder Audi nur träumen.
1990 kommen neue Vierventil-Motoren in den 5er
Ein Nachteil der kultigen M30-Reihensechszylinder: Die luxuriöse Ersatzteillage gilt beim BMW 5er E34 nur für die Limousine. Der fünftürige Touring kommt erst 1991 ins Programm, er ist der erste Kombi in der 5er-Historie. Bereits ein Jahr vorher werden die M20-Motoren von neu entwickelten Vierventil-Reihensechszylindern der M50-Familie ersetzt. Der 520i leistet nun 150 PS, der 525i bis zu 192 PS. Ihr Vorteil: Mit Steuerkette sind sie wartungsärmer als die M20-Aggregate, bei denen die Nockenwelle über einen Zahnriemen angetrieben wird.
Als 525ix ist der M50B25 auch mit Allradantrieb erhältlich. Der gilt allerdings als empfindlich und bei Weitem nicht so solide wie der Quattro-Antrieb bei zeitgenössischen Audi.
Die größte Schwachstelle bei den BMW-Sechszylindermotoren ist ihr Kühlsystem. Wasserpumpe und Thermostat sollten bei höheren Laufleistungen prophylaktisch ausgetauscht werden. Andernfalls drohen Überhitzung und ein Motorschaden.
Auch Diesel- und Erdgasvariante im Angebot
Für die M30-Reihensechser ist beim E34 dann 1992 Schluss. Dafür ergänzen mit dem 530i (218 PS) und 540i (286 PS) zwei Achtzylinder-Modelle die Motorenpalette. 1993 kommt schließlich noch ein Vierzylinder dazu. Der 518i leistet 113 PS (später 115) und ist ein durchaus spritziger Motor, der es mit dem schwereren 520i bei den Fahrleistungen aufnehmen kann.
Die Diesel-Versionen 524/525 td und 525 tds werden heute eher als Außenseiter gehandelt. Ein Exot ist die Erdgasvariante 518g, mit der BMW ab 1995 experimentiert. Eine Ausnahmestellung nimmt zudem die Sportversion M5 ein. Mit 315 und später 340 PS fährt der M5 in einer anderen Liga, auch preislich: Gut erhaltene Exemplare werden heute mit 35.000 Euro und mehr gehandelt.
Die Alternative bei Hunger nach Leistung: ein Achtzylinder. Insbesondere das Angebot an 540i ist erstaunlich groß. Dabei handelt es sich immerhin um das einstige Top-Modell der Baureihe. Selbst gepflegte Exemplare sind für unter 10.000 Euro zu finden, wobei der Touring beim E34 grundsätzlich einen Aufschlag kostet. Viel Geld ist das nicht. Mit einigen Extras kostete ein 540i vor 25 Jahren locker 100.000 Mark.
Der 3,2-Liter-Reihensechszylinder bringt den BMW M3 in 5,2 Sekunden auf Tempo 100.
Achtzylinder sind teuer im Unterhalt
Wichtig bei den Achtzylindern: die Schrauben der Ölpumpe kontrollieren und sicherheitshalber festziehen. Sie lösen sich gerne und liegen in der Ölwanne herum, was zu einem Ausfall der Ölpumpe führen kann. Die Folge: ein kapitaler Motorschaden. Zudem gilt das Automatikgetriebe insbesondere für den starken V8 im 540i als zu schwach ausgelegt. Seine Reparatur geht richtig ins Geld. Generell kann man bei den Achtzylindern mit deutlich höheren Wartungs- und Unterhaltskosten rechnen als bei den Sechsendern.
Fazit: Der Sechszylinder begeistert
Aber es muss ja kein V8 sein. Mit einem Sechszylinder ist man beim E34 bestens bedient. Denn genau dafür wurde die Baureihe konzipiert. So ein „Eisenschwein“ wie der 535i ist schon reizend. Aber auch der sonore Klang eines 525i ist für viele Fans Grund genug, in einen BMW E34 einzusteigen. Fakt ist: Die Baureihe steht heute für eine Motorenqualität, die vor 30 Jahren ihresgleichen suchte. In Zeiten von Downsizing und Kosteneffizienz wissen dies heute immer mehr Youngtimer-Fans zu schätzen. Die Preise für den BMW 5er E34 werden daher weiter steigen.