BMW 520d (G30) und Škoda Superb (3V): Vergleichstest
Der Škoda Superb sprengt in seiner Klasse die Größenmaßstäbe. Ist er auch sonst “obere Mittelklasse”? Das soll sich im Vergleich mit dem BMW BMW 520d zeigen.
- Karosserie, Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot
- Die Abmessungen im Vergleich
- Innenraum, Verarbeitung, Materialien
- Infotainment, Radio, Konnektivität
- Assistenzsysteme und Sicherheit
- Antrieb, Motor, Getriebe
- Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
- BMW 520d (G30) und Škoda Superb (3v): Ausstattung, Preise und Fazit
- Technische Daten (2017): BMW 520d (G30) und Škoda Superb (3v)
Škoda kauft man längst nicht mehr nur des Preises wegen. Der Superb-Testwagen in Sportline-Ausstattung und mit kräftigem Zweiliter-Diesel machte einen sehr hochwertigen Eindruck. Reicht das schon gegen einen Konkurrenten aus dem sogenannten Premium-Segment?
Das wollen wir im direkten Vergleich mit einem BMW 520d herausfinden. Der kommt ebenfalls mit 2,0-Liter-Diesel und 190 PS sowie ähnlichen Abmessungen. Entscheidender Unterschied jedoch: Wo Škodas Superb-Preisliste fast schon endet, beginnt der Einstieg in den 5er erst.
Karosserie, Kofferraum, Abmessungen, Platzangebot
Beim Thema Raum dürfte der Škoda Superb kaum zu schlagen sein. 4,86 Meter Länge sind Klassenstandard, aber die Beinfreiheit im Fonds hat locker Oberklasse-Niveau. Lediglich die Beinauflage könnte etwas mehr Länge bieten. Im BMW sitzt man hinten deutlich beengter, obwohl der 5er fast acht Zentimeter länger ist als der Superb und 13 Zentimeter mehr Radstand mitbringt. Die Vorteile von Quermotor und Frontantrieb bei Škoda.
Klare Verhältnisse herrschen auch hinter der Rückbank. In den Škoda passen 625 Liter Gepäck, der BMW 5er lädt 530 Liter ein. Legt man im Škoda die Rückbank um, fasst er sogar 1.760 Liter und wird fast zum Kombi. Der BMW bleibt ein verbautes Stufenheck.
Vorne fühlt sich der BMW mit seinem breiten Mitteltunnel etwas intimer an, im Škoda sitzt man eher hoch statt sportlich. Geschmackssache - uns gefällt der sportliche BMW besser. Wer mehr Luft um sich herum wünscht, wird sich im Škoda wohler fühlen.
Die Abmessungen im Vergleich
Modell | BMW 520d | Škoda Superb |
---|---|---|
Länge | 4.936 mm | 4.936 mm |
Höhe | 1.467 mm | 1.468 mm |
Radstand | 2.975 mm | 2.841 mm |
Kofferraumvolumen | 530 l | 625-1.760 l |
Innenraum, Verarbeitung, Materialien
Nach “Holzklasse” fühlt sich der Superb innen keinesfalls an. Zur Sportline-Ausstattung gehören Sportsitze mit Alacantara-Bezug. Mit dem feinen Werkstoff bezieht Škoda auch die Türinnenverkleidung. Hinzu kommen hübsche Dekorleisten in Carbon-Imitat und ein Lederlenkrad. Mit Verzicht hat das nichts zu tun. Dennoch spielt der BMW eine Liga höher, mindestens. Die allermeisten Oberflächen überzieht BMW mit Leder, Kunstleder, weichem Kunststoff oder hochglänzendem Lack. Hartes Plastik findet man nur in den Türinnentaschen.
Erst bei sehr genauem Hinsehen findet man die Stellen, an denen BMW nachrechnet. Das „Edelholz“ etwa sieht gut aus, fühlt sich aber nicht wirklich holzartig an. Der geballte Luxus im Testwagen hat aber seinen Preis. Konkret: 4.300 Euro für die “Luxury Line”, die Ledersitze, bezogenes Armaturenbrett und Holzdekor umfasst. Dazu braucht man dann zum Beispiel noch elektrisch verstellbare Komfortsitze für 2.290 Euro oder schicke Keramik-Bedienknöpfe für 550 Euro. Ohne die vielen Optionen schrumpft der Abstand zum Superb deutlich.
Infotainment, Radio, Konnektivität
Die Gesten-Steuerung des Infotainments (250 Euro) im BMW soll nach Zukunft schmecken - aber uns würde nicht wundern, wenn in einigen Jahren wieder Schluss damit ist. Mit dem Zeigefinger in der Luft zu kreisen, um die Lautstärke zu verstellen? Wir würden lieber an einem Drehknopf drehen. Ein Telefongespräch mit einer Wischgeste annehmen? Ein Knopf auf dem Lenkrad kann das genauso gut. Die Gestensteuerung reagiert mitunter zu langsam und zwingt, überspitzt gesagt, zu albernem Gefuchtel. Der Škoda klässt sich konventioneller, aber nicht schlechter bedienen.
Jenseits der Bedienung bieten beide Hersteller viel - allerdings gegen recht hohe Aufpreise. Kleinere Unterschiede gibt es dennoch. Beim Umfang und beim Preis. Beim Škoda kostet ein voll vernetztes Infotainment rund 2.600 Euro. Dafür gibt es ein 9,2 Zoll großes Touchdisplay mit Navi, DVD-Laufwerk, Hotspot und Apple Carplay und Android Auto sowie etwas Online-Entertainment. BMW bietet für mehr Geld einige Funktionen mehr (etwa einen eigenen Concierge-Service) und für sparsame Neuwagenbesteller ein Navi mit 8,8-Zoll-Bildschirm serienmäßig.
Assistenzsysteme und Sicherheit
Was beiden gemeinsam ist: In Serie steckt nicht viel Assistenztechnik. Škoda baut neben der City-Notbremse eine Multikollisionsbremse ein. BMW spendiert dem 5er-Kunden die Müdigkeitserkennung, die im Superb 50 Euro extra kostet. Mehr geht nur über aufpreispflichtige Zusatzausstattungen BMW bietet einen “Driving Assistant” für 1.090 Euro an. Dann bremst der 5er auch für Fußgänger, warnt vor dem Verlassen der Spur, überwacht den toten Winkel und den rückwärtigen Querverkehr und strafft vor einem Aufprall die Gurte und schließt die Fenster. Mit dem “Driving Assistant Plus” für rund 2.800 Euro wird es teilautonom. Bis 210 km/h kann der BMW 5er dann fast allein im Verkehr mitschwimmen, auf Kommando selbständig die Spur wechseln und beim Abbiegen vor Querverkehr warnen - und noch einiges mehr.
Der Škoda kommt da nicht ganz mit. Die Spur wechselt hier immer noch der Fahrer, die Verkehrsbeobachtung der Assistenz gerät deutlich simpler. Spurhalter, ACC, Stau-Assistent und Ausparkwarner kosten im Paket rund 2.100 Euro. Bei der Konfiguration koppelt Škoda mitunter viele Extras aneinander, was den Preis für einige Funktionen stark steigern kann. Der Versuch, im Superb “Ambition” das komplette Sicherheitspaket zu ordern, ergab einen Aufpreis von insgesamt gut 5.100 Euro.
Antrieb, Motor, Getriebe
Gleichstand? Beide Testwagen fahren mit Dieselmotor, 2,0 Liter Hubraum, 190 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment vor. Der Škoda stellt die volle Leistung zwischen 3.500 und 4.000 Umdrehungen bereit, der BMW erst ab 4.000. Beim maximalen Drehmoment einigen sich die Kontrahenten wieder auf 1.750 U/min. Beim Škoda liegt es bis hinauf zu 3.250 U/min an, beim BMW nur bis 2.500 U/min.
Theoretisch müsste der Škoda also etwas kraftvoller im unteren Drehzahlbereich agieren. Herausfahren lässt sich das kaum. Laut Datenblatt erreicht der BMW nach 7,5 Sekunden Tempo 100, der Škoda 0,2 Sekunden später. Grund sind die zwei zusätzlichen Gänge und der Hinterradantrieb im BMW. Bei der Höchstgeschwindigkeit einigen sich die Limousinen auf 235 km/h. Auch beim Verbrauch trennt sie nicht viel: Die moderat gefahrene Langstrecke (bis ca. 160 km/h) bewältigen beide Modelle zwischen sechs und sieben Litern Diesel auf 100 km. Der Škoda wiegt etwas weniger, was ihm auf kürzeren Etappen einen kleinen Vorteil verschafft.
Wo die Performance praktisch gleichwertig ausfällt, steckt das “Premium” bei BMW in der Abstimmung. Einen so geschmeidigen, laufruhigen Vierzylinder-Diesel wie im 520d wird man woanders schwerlich finden. Er schnurrt fast, bleibt selbst bei Volllast zurückhaltend und wird erst bei wirklich schneller Fahrt aufdringlich. Der VW-Motor im Superb lässt dagegen keinen Zweifel an seinem Dasein als Diesel und wird auch weniger sorgfältig aus dem Innenraum weg gedämmt. Richtig unangenehm wird er trotzdem nie.
Auch bei BMW ist nicht alles toll. Es fehlt etwas Souveränität, vor allem beim Anfahren im Comfort- und Eco-Modus. Der 5er wirkt dann unnötig schwerfällig. Was noch gegen den Eco-Modus spricht: Er kastriert die Klimaanlage zu stark. Ist es draußen wirklich warm, wird man eher nicht im Sparmodus fahren, denn dann bleibt es im Cockpit zu warm.
Ideale Stadtautos sind beide nicht: Auch der Škoda Superb rollt lieber, als anzufahren. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe aus dem VW-Regal agiert zu oft unharmonisch und manchmal sogar ruppig. Da stellt die 8-Gang-Automatik im BMW klar das elegantere Getriebe. Ganz allgemein dürften Škoda und BMW sich den Toyota Camry und seinen Hybridantrieb ruhig genau angucken, zumindest als Alternative.
Fahrverhalten, Fahrwerk, Lenkung
BMW definiert sich bis heute über die gern zitierte “Freude am Fahren”. Kann der Škoda Superb da mithalten? Im Grunde macht er nichts falsch. Er federt gut, die Lenkung arbeitet direkt und präzise. Sogar ein bisschen Kurvenjagd ist drin mit dem großen Tschechen. Dass etwas fehlen könnte, merkt man erst, wenn man direkt vergleicht.
Dann wirkt das Škoda-Fahrwerk plötzlich polterig, das Abrollverhalten bei Straßenschäden ungelenk und laut. Der BMW schluckt Schlaglöcher und Kanten deutlich eleganter. Ein Luftfahrwerk gibt es nicht, aber aufpreispflichtige adaptive Dämpfer. Die stellen sich automatisch auf Fahrweise und Straßenverhältnisse ein („Dynamische Dämpfer Control“). In den sportlichen Modi strafft sich das BMW-Fahrwerk, die Gasannahme wird schärfer, die Lenkung direkter und die Schaltcharakteristik dynamischer.
Für ein so großes Auto wirkt der 5er dann erstaunlich sportlich und agil, lenkt aber mit allen vier Rädern. Die Integral-Aktivlenkung kostet rund 1.250 Euro Aufpreis. Im internen Wettbewerb: Der BMW 3er fährt agiler, der 5er bietet mehr Langstreckenkomfort.
BMW 520d (G30) und Škoda Superb (3v): Ausstattung, Preise und Fazit
Der BMW fängt an, wo der Škoda aufhört. Das gilt bei den Motoren genauso wie bei der Preisgestaltung. Der Test-Superb kam mit dem stärksten Diesel und kostete mit der Sportline-Ausstattung und Selbstschalt-Getriebe zum Testzeitpunkt 41.250 Euro. Der aktuelle Preis beträgt 42.450 Euro. Mit Allrad geht es noch etwas teurer. Den 520d konnte man zum Zeitpunkt des Tests noch für 46.100 Euro mit Handschaltung ordern. Aktuell (Mai 2019) bietet BMW das Modell nur noch mit Automatik für gut 50.000 Euro an. Nach oben gibt es in der Preisliste danach so bald kein Limit. Unser Testexemplar kostete mit viel Sonderausstattung laut Preisliste mehr als 76.000 Euro. Der ebenfalls gestopfte Superb bleibt unterhalb der 50.000-Euro-Marke.
Vieles, das BMW in den Testwagen gepackt hat, braucht man nicht. Türen, die sich automatisch sanft ins Schloss ziehen, zum Beispiel. Oder die Vierrad-Lenkung. Auch die komplette Assistenztechnik oder das ferngesteuerte Einparken sind wohl für die meisten 5er-Interessenten kein Muss.
Mit Disziplin und ohne Verzicht konfiguriert, landet der 5er bei einem Listenpreis knapp oberhalb der 60.000 Euro. Ein Škoda Superb mit allem drum und dran kostet rund 10.000 Euro weniger. Ohne Sportline-Paket gibt es den Superb mit 190-PS-DIesel bereits ab 36.950 Euro. Wer Platz braucht, muss sowieso den Škoda nehmen - wenn Luxus und Prestige etwas kosten dürfen, kommt der BMW ins Spiel.
Technische Daten (2017): BMW 520d (G30) und Škoda Superb (3v)
Modell | BMW 520d | Škoda Superb 2.0 TDI |
---|---|---|
Motor | 2,0-l-Vierzylinder-Diesel, Turbo | 2,0-l-Vierzylinder-Diesel, Turbo |
Drehmoment | 400 Nm b. 1.750-2.500 U/min | 400 Nm b. 1.750-3.250 U/min |
Antrieb | Achtgang-Automatik, Hinterrad | Sechsgang-DSG, Frontantrieb |
0-100 km/h | 7,5 s | 7,7 s |
Geschwindigkeit | 235 km/h | 235 km/h |
Verbrauch (NEFZ) | 4,1 l/100 km | 4,5 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 108 g/km | 118 g/km |
Testverbrauch | 6,2 l/100 km | 6,1 l/100 km |
Gewicht | 1.635 kg | 1.555 kg |
Kofferraum | 530 l | 620-1.760 l |
Basispreis | ab 48.350 Euro | ab 41.250 Euro |
Preis des Testwagens | 76.020 Euro | 48.949 Euro |
Aktuelle Preise (Mai 2019): Škoda Superb Sportline 2.0 TDI (2WD) 42.450 Euro; BMW 520d 8-G-Steptronic 50.650 Euro