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Der Lamborghini Countach mit offenen Flügeltüren
Quelle: Lamborghini
Der Lamborghini Countach LP400 wird mit 375 PS aus einem 4-Liter-V12-Motor angetrieben

Was haben eine Kutsche aus dem 19. Jahrhundert, ein Opel Meriva und alle Rolls-Royce-Modelle seit 2003 gemeinsam? Richtig, ihr Türkonzept.

Der Duden beschreibt eine Tür als „Vorrichtung in Form einer in Scharnieren hängenden, meist rechteckigen Platte zum Verschließen eines Durchgangs, eines Einstiegs oder Ähnlichem.“ Diese Definition lässt Autoentwicklern viel Raum für Fantasie. Unsere Liste zeigt ihre kuriosesten Ideen.

Autos mit kuriosen Türen

  • Mercedes 300 SL
  • Tesla Model X
  • DeLorean DMC-12
  • Melkus RS 1000
  • Lamborghini Countach
  • McLaren F1
  • Mercedes-Benz McLaren SLR
  • Lincoln Continental
  • BMW i3
  • Saab Aero X

Flügeltüren

Flügeltüren werden am Dach angeschlagen und öffnen sich senkrecht nach oben. Von vorn sieht das aus, als hätte das Fahrzeug Flügel. In Großserien hat sich dieses Türkonzept nicht durchgesetzt. Heute werden sie allenfalls in Kleinserien oder Prototypen verwendet.

Mercedes 300 SL: Eine Legende aus Zufall und Notwendigkeit

Einer der bekanntesten Flügeltürer ist der Mercedes 300 SL der Baureihe W198. Ganz freiwillig entwickelt Mercedes den Nachfolger des W194 nicht. Ein US-Importeur drängt den Hersteller in den 1950er-Jahren dazu, aus dem Rennsportwagen W194 ein Straßen-Modell für den amerikanischen Markt zu entwickeln. Da der W194 einige Rennen in Übersee gewonnen hat, gibt Mercedes nach und entwickelt das Serienfahrzeug.

Der Mercedes 300 SL in Seitenansicht mit offenen Flügeltüren
Quelle: Picture Alliance
Einer der bekanntesten Flügeltürer ist der Mercedes 300 SL der Baureihe W198. Der Motor des 300 SL läuft mit Benzin-Direkteinspritzung

Die Flügeltüren entstehen aus der Not. Der Gitterrohrrahmen des Mercedes 300 SL setzt an den Flanken so hoch an, dass eine konventionelle Autotür schlicht nicht passt. Die Lösung: Die Tür muss sich weg vom Rahmen gen Himmel öffnen. So erhält der Mercedes 300 SL seine „Gull Wings“ (Möwen-Flügel) genannten Flügeltüren.

Auch sonst fällt der Mercedes SL 300 auf. Sein Motor ist seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Als eines der ersten Autos überhaupt fährt er in den 1950er-Jahren mit Benzin-Direkteinspritzung. Dieses Konzept wird erst rund 40 Jahre später wieder aufgegriffen, heute ist es weit verbreitet. Derzeit (Stand: Dezember 2020) werden auf mobile.de von den etwa 1.400 gebauten Mercedes 300 SL Coupés vier Exemplare angeboten. Die Preise starten bei etwa einer Million Euro.

AutoSL GmbH
AutoSL GmbH
Der Mercedes 300 SL

Nur 1.400 Coupés baut Mercedes vom 300 SL. Bis heute gilt der Sportwagen als Design-Ikone seiner Zeit.

Tesla Model X: Für jene, die sich nicht entscheiden können

Tesla kombiniert beim Model X zwei unterschiedliche Konzepte. Fahrer und Beifahrer öffnen ihre Türen konventionell. Wer auf der Rückbank sitzen will, steigt durch große Flügeltüren in das SUV. Bei der Ausstattung des Model X greift Tesla zwar gern in das Mercedes-Regal (bspw. Lenkstockschalter oder Bedienelemente für Fensterheber kommen von Daimler). In puncto Namensgebung verfolgt Unternehmensgründer Elon Musk aber seine eigenen Ideen. Aus der Stuttgarter Möwe (“Gull Wings”) wird im Model X ein amerikanischer Falke: “Falcon Wings” nennt Tesla seine Flügeltüren.

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Tesla Model X

2012 stellt Tesla den Prototypen des Model X in Los Angeles vor. Drei Jahre später beginnt der Verkauf. Tesla bezeichnet das Model X als SUV.

Zwei Elektromotoren treiben das Model X an. Als Tesla Model X Performance verfügt der große Stromer über eine Systemleistung von 611 PS. Bei sparsamer Fahrweise kommt das Model X bis zu 550 Kilometer weit. Den Sprint von 0 auf 100 schafft das knapp 2,5 Tonnen schwere SUV dann in nur 2,8 Sekunden. Bei 261 km/h ist Schluss.

Übrigens: Der echte (Wander-)Falke hängt Teslas Model X Performance locker ab. Im Sturzflug wurde der Wanderfalke mit 322 km/h (Weltrekord) gemessen.

DeLorean DMC-12: 132 PS für den Sprung durch die Zeit

Die Kinotrilogie “Zurück in die Zukunft” (ab 1985) macht den DeLorean DMC-12 weltberühmt. Bis heute sieht wohl kein anderes Auto mehr nach Zeitmaschine aus als das Sportwagen-Coupé mit seinen Flügeltüren. Die coole Optik geht jedoch auf Kosten der Funktionalität: DMC fertigt die Türen nahezu komplett aus Edelstahl, deswegen werden sie sehr schwer. Zudem lassen sich die Fenster wegen der rundlichen Tür-Form nicht weit genug versenken. Will der Fahrer Frischluft, muss er sich mit einem kleinen Spalt begnügen. Hier hört die Mängelliste aber noch nicht auf. Die Antenne bringt nur mäßigen Radioempfang, das Spaltmaß war für die Arbeiter im nordirischen DMC-Werk ein Fremdwort. Dach und Fenster sind häufig undicht und der 130-PS-Motor ist zu schwach für das Fahrzeug.

Der DeLorean DMC-12 in Frontansicht mit offnen Flügeltüren
Quelle: Queens University Belfast
Will der Fahrer des DeLorean DMC-12 Frischluft, muss er sich mit einem kleinen Spalt begnügen

DMC-Chef John DeLorean war dennoch überzeugt vom Erfolg seines DMC-12: In der Hoffnung auf einen erfolgreicheren Börsengang verdoppelt DeLorean Anfang der 1980er-Jahre die Produktion des DMC-12. Ein fataler Fehler, denn die Bestellungen sind da schon unter das vorherige Niveau gesunken. Der DMC-12 wird zum Ladenhüter. Um neues Kapital heranzuschaffen, lässt sich DeLorean auf einen Kokain-Deal ein. Er wird von der Polizei geschnappt, aber freigesprochen, weil er sich darauf berief, von einem Undercover-Agenten der US-Behörden in die Falle gelockt worden zu sein. Und als ob die darauffolgende Insolvenz von DMC nicht ausreichte, läuft in Großbritannien gleichzeitig ein Verfahren wegen Veruntreuung von 17,5 Millionen US-Dollar gegen John DeLorean. Genug Stoff für Hollywood?

CCC Classic Car Centrum Berlin GmbH
CCC Classic Car Centrum Berlin GmbH
Der DeLorean DMC-12

Die Kinotrilogie “Zurück in die Zukunft” (ab 1985) macht den DeLorean DMC-12 weltberühmt.

Auf mobile werden sechs DeLorean DMC-12 zu Preisen von rund 50.000 bis 70.000 Euro angeboten (Stand: Dezember 2020).

Melkus RS 1000: Unsozialistische Begehrlichkeiten

Der Rennfahrer Heinz Melkus träumt zu Beginn der 1960er-Jahre von einem in der DDR gebauten Sportwagen. Einem wie dem Ford GT40 zum Beispiel. Am Ende wird es immerhin der extravaganteste Wartburg 353, dem die politische Führung je erlaubte, über ostdeutsche Autobahnen zu rollen.

Der Melkus RS 1000 in schwarz-weiß in Frontansicht
Quelle: Picture Alliance
Der Motor leistet im Wartburg 70 PS. Für den Melkus RS 1000 entlocken die Ingenieure dem Dreizylinder-Zweitakter zusätzliche 20 PS

Dass der flügelspreizende Melkus RS 1000 eng mit dem Wartburg 353 verwandt ist, wird erst unter dem Blech deutlich. Fahrwerk, Räder, Windschutzscheibe und Motor stammen vom biederen Wartburg 353. Der Motor leistet im Wartburg 70 PS. Für den Rennsportler RS 1.000 entlocken die Ingenieure dem Dreizylinder-Zweitakter zusätzliche 20 PS. Schätzungen zufolge wurden 101 Exemplare gebaut. Einen originalen Melkus RS 1000 zu ergattern, ist also gar nicht so einfach.

Das war damals nicht anders. Um durch die imposanten Flügeltüren in den Sportwagen einsteigen zu dürfen, braucht es Beziehungen. Alle anderen brauchen den sogenannten „Nachweis einer rennsportartigen Tätigkeit“. Den stellt der dafür zuständige Verband jedoch nur in Ausnahmefällen aus.

Im Jahr 2009 lässt Melkus den DDR-Flügeltürer in Form des modernen Sportwagens Melkus RS 2000 wiederaufleben. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Das Unternehmen meldet drei Jahre später nach nur 25 gebauten Exemplaren Insolvenz an.

Weitere Fahrzeuge mit Flügeltüren:

  • Mercedes C111 (Prototyp)

Scherentüren

Scherentüren werden häufig mit Flügeltüren verwechselt. Die nach vorn oben öffnenden Scherentüren werden an der A-Säule nahe den Kotflügeln angeschlagen. Offen hält sie meist eine Gasdruckfeder.

Pionier unter den Autos mit Scherentüren ist der Carabo, ein von Alfa Romeo gebautes Showcar für den Pariser Autosalon von 1968. Entwickelt wurde es vom italienischen Designer Marcello Gandini, der im Laufe der 1970er-Jahre neben Giorgetto Giugiaro (entwirft 1973 den VW Golf und später den DMC-12) zur italienischen Automobildesign-Ikone aufsteigt.

Lamborghini Countach LP400: Das schnellste Scheunentor der Welt

Die Frage, warum der Lamborghini Countach (sprich Kuntasch) von 1974 Scherentüren hat, zwingt Designer Gandini zu einer abenteuerlich anmutenden Erklärung. Er beteuert, dass es bei der Türkonstruktion um den praktischen Nutzen und nicht um Extravaganz gehe. Begründung: Wie jeder Lamborghini hat auch der Countach nur eine winzige Heckscheibe. Rückwärts einparken? Glückssache. Erst die Flügeltüren ermöglichen laut Gandini einen guten Überblick. Der Fahrer solle sich einfach beim Manövrieren mit dem Oberkörper aus der geöffneten Tür lehnen. So finde er auch in enge Parklücken. Zum Aussteigen braucht es dann nicht viel Platz. Die Türen öffnen ja nach oben und nicht zur Seite. Inzwischen lösen Rückfahrkameras und Parkpiepser dieses Problem.

Der Lamborghini Countach mit offenen Flügeltüren
Quelle: Lamborghini
Der Lamborghini Countach LP400 wird mit 375 PS aus einem 4-Liter-V12-Motor angetrieben

Angetrieben wird der Lamborghini Countach LP400 von 375 PS aus einem 4-Liter-V12-Motor. Tempo 100 schafft er damit binnen 5,4 Sekunden. Gandini zeichnet den Countach sehr flach. Trotz seiner geringen Höhe von 1,07 Metern erreicht der italienische Sportwagen im Windkanal nur einen cw-Wert von 0,42. Lamborghini-Werkstestfahrer Bob Wallace vergleicht den Countach daraufhin mit einem Scheunentor. Zum Vergleich: Den cw-Weltrekord für Serienfahrzeuge hält die 2019 gebaute Mercedes A-Klasse Limousine mit 0,22.

Mit 288 km/h Spitzengeschwindigkeit ist der Countach Mitte der Siebziger das schnellste Scheunentor der Welt. Wer sich trotz des miesen cw-Werts für den LP400 interessiert, kann mittlerweile nur noch auf ein eingeschränktes Angebot zurückgreifen. Die wenigen Modelle, die zum Verkauf stehen, kosten ab etwa 500.000 Euro. Spätere Versionen sind geringfügig günstiger. Acht Modelle des Lamborghini Countach stehen bei mobile.de derzeit zum Verkauf (Stand: Dezember 2020).

Tipp: Vor dem Kauf die Deckenhöhe der Garage messen. Ein Countach mit geöffneten Türen ist mehr als zwei Meter hoch. Da macht der Name wieder Sinn, denn Countach heißt im Piemont "oha".

De Widehem Automobiles
De Widehem Automobiles
Der Lamborghini Countach (1974)

Der Lamborghini Countach ist ein zweitüriger Mittelmotor-Sportwagen. Er wurde in verschiedenen Versionen von 1974 bis 1990 produziert.

Bekannte Autos mit Scherentüren:

  • Bugatti EB110
  • Renault Twizy

Schmetterlingstüren

Schmetterlingstüren sind Scherentüren sehr ähnlich. Sie sind an der A-Säule angeschlagen und öffnen ebenfalls nach oben. Dabei drehen sie sich aber um die A-Säule herum. In der Frontansicht sind bei geöffneten Türen ihre Flanken zu sehen. Im Gegensatz zu Scherentüren geben sie den Einstieg komplett frei.

Deswegen ist diese Türkonstruktion heute oft bei Supersportwagen und im Motosport zu finden. Fahrerwechsel funktionieren schneller, wenn der Einstieg frei liegt. Außerdem lassen nach oben öffnende Türen den Mechanikern in engen Boxengassen mehr Platz zum Arbeiten.

McLaren F1: Für den schnellen Wechsel

Das berühmteste Auto mit Schmetterlingstüren ist der McLaren F1, das Meisterstück von Design-Chef Gordon Murray. Bei McLaren Automotive rollen zwischen 1993 und 1997 insgesamt 106 Exemplare aus der Fertigungshalle. 72 davon erhalten eine Straßenzulassung, 28 werden zu GT1-Rennwagen umgerüstet. Sechs weitere Exemplare sind Prototypen. Größter Motorsport-Erfolg des McLaren F1 ist der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1995.

Der Mc Laren F1 mit offenen Türen in Frontansicht
Quelle: Frank Wilke Classic Analytics
Als berühmtestes Auto mit Schmetterlingstüren gilt der McLaren F1

Der McLaren F1 war 1993 mit 386 km/h nicht nur das schnellste Serienfahrzeug der Welt, sondern mit 1,6 Millionen D-Mark auch das teuerste. Das Herzstück des McLaren F1 sitzt unter seiner Karbon-Hülle – ein 675 PS starker 6-Liter-V12-Motor, den BMW beisteuert. Die Kombination erklärt die exorbitanten Fahrleistungen des F1. Bei nur 1.138 kg Leergewicht bewegt jedes PS gerade einmal 1,68 Kilogramm. Für den Sprint auf Tempo 100 vergehen im McLaren F1 lediglich 3,2 Sekunden.

Für 2022 ist ein Nachfolger mit dem Namen T.50 angekündigt – ebenfalls von Gordon Murray gezeichnet und natürlich mit dem bekannten Türkonzept des Vorgängers.

Mercedes-Benz SLR McLaren

Der Mercedes-Benz SLR McLaren ist eine Hommage an das Motorsport-Engagement der Stuttgarter. Die hinter der Vorderachse liegenden Endrohre der Auspuffanlage zitieren den Mercedes 300 SLR, insbesondere aber das Uhlenhaut-Coupé aus den 1950er-Jahren. Die lang gezogene Nase erinnert an moderne Formel-1-Wagen.

Der McLaren SLR aus der Vogelperspektive
Quelle: Picture Alliance
Den Einstieg in den McLaren SLR geben zwei Schmetterlingstüren frei. In 3,8 Sekunden sprintet der SLR auf Tempo 100

Den Einstieg in den Zweisitzer geben zwei hoch aufragende Schmetterlingstüren frei. Was dann bei geschlossenen Türen und gestartetem Motor passiert, dürfte jeden Schmetterling im Umkreis nachhaltig verjagen. Der aufgeladene 5,5-Liter-V8 mit 626 PS beweist laut dröhnend, dass der SLR McLaren die Hommage an den Motosport nicht nur auf der Außenhaut trägt. In 3,8 Sekunden springt die Tachonadel auf Tempo 100, in 10,2 Sekunden auf Tempo 200. Schluss ist im Mercedes-Benz SLR McLaren bei 337 km/h.

Im Laufe der Zeit schiebt Mercedes Sondereditionen des SLR McLaren nach. Auch sie sind Reminiszenzen an den Motorsport. Zum Beispiel die „SLR 722 Edition“ von 2006. Die Nummer 722 war die Startnummer des 300 SLR bei der Mille Miglia 1955. Rennfahrerlegende Stirling Moss und Beifahrer Dennis Jenkinson gewannen das Rennen.

Mechatronik GmbH (2)
Mechatronik GmbH (2)
Mercedes-Benz SLR McLaren Stirling Moss

Nur 75 Exemplare dieses seltenen Supersportwagens wurden 2009 gebaut. Mittlerweile hat sich der Wert des SLR Stirling Moss verdreifacht.

Stirling Moss bekommt 2009 sogar seine „eigene“ Version. Vom Mercedes-Benz SLR Stirling Moss, ohne Dach und Windschutzscheibe, rollen 2009 75 Exemplare vom Band.

Auf mobile.de werden derzeit (Stand: Dezember 2020) 48 Mercedes SLR McLaren angeboten. Die Preise starten bei rund 200.000 Euro. Für den Mercedes SLR McLaren Sterling Moss beginnen sie bei etwa 2 Millionen Euro mit weit dehnbarer Grenze nach oben.

Weitere Modelle mit Schmetterlingstüren

Suicide-Doors/Portaltüren

Die Suicide-Doors, hierzulande auch Selbstmördertüren genannt, werden im Bereich der B-Säule (vordere Türen) bzw. der C-Säule (hintere Türen) angeschlagen. Sie öffnen sich im Vergleich zu konventionellen Türen in die entgegengesetzte Richtung.

Vor allem bei Fahrzeugen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das anfangs “Coach-Doors” genannte Türkonzept angewendet. Damals war die Kutsche noch das am weitesten verbreitete Verkehrsmittel. Logisch, dass sich Autodesigner von deren Türkonzepten inspirieren lassen. So entstehen die “Coach-Doors”, auf Deutsch: Kutschentüren.

Als die Autos im Laufe ihrer technischen Entwicklung schneller fahren können, häufen sich die Unfälle mit den Kutschentüren. Seitdem werden sie umgangssprachlich “Suicide-Doors” (Selbstmördertüren) genannt. Grund: Öffnet sich die Tür während der Fahrt wegen eines technischen Defekts oder einer Unachtsamkeit des Fahrers einen Spalt, reißt sie der Luftsog auf. Nicht wenige Fahrer werden beim Versuch, die Tür zuzuhalten, aus dem Auto gezerrt.

Lincoln Continental: Ein Überbleibsel aus der Vergangenheit

Fragt man im “Post-Kutschenzeitalter” nach Suicide-Doors, zählt der Lincoln Continental der vierten Generation (1961-1969) zu den bekanntesten Vertretern. Besonderheit beim Continental: Die vorderen Türen sind vorn angeschlagen, funktionieren also wie heutige Autotüren. Die hinteren Türen öffnen sich gegenläufig. Dieses Prinzip wird auch „Portaltüren“ genannt und ist in den 1960er-Jahren ausschließlich beim Lincoln Continental der vierten Generation zu finden.

Der Lincoln Continental in Seitenansicht mit offenen Türen
Quelle: Lincoln
Die Besonderheit beim Lincoln Continental: Die hinteren Türen öffnen gegenläufig

Zum 80. Jubiläum des Continental legt Lincoln 2019 ein auf 80 Exemplare limitiertes Sondermodell auf und bringt als Hommage die aus dem 1961er Continental bekannten Coach-Doors an. Erhältlich ist die Nobel-Limousine ausschließlich in China und den USA. Dort wird sie mit einem 406 PS starken, doppelt aufgeladenen V6-Motor ausgeliefert. Für ausreichenden Komfort sorgt ein adaptives Fahrwerk und für Diskretion Scheiben, die sich auf Knopfdruck verdunkeln. Nur vier Wochen nach seiner Vorstellung im Januar 2019 waren die Jubiläums-Continental für etwa 100.000 Euro pro Exemplar ausverkauft.

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Lincoln Continental

1940 stellt Lincoln den luxuriösen Continental vor. 1963 geht er, beim Attentat auf John F. Kennedy, in die amerikanische Geschichte ein.

BMW i3: 3 ½ Türen für den kleinen Stromer

Seit 2013 rollt der BMW i3 auf den Straßen, 2018 erhält er ein Facelift. Das Türkonzept des i3 erinnert an das des Lincoln Continental. Einziger Unterschied: Die hintere Einstiegsmöglichkeit können wir nur mit viel gutem Willen als Tür bezeichnen. Sie lässt sich nur in Verbindung mit der Vordertür öffnen und ist somit streng genommen eine Art Einstiegshilfe für die Fondpassagiere.

Beim i3 legt BMW Wert auf Nachhaltigkeit. Die Karosserie fertigen die Bayern aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Teile des Fahrwerks aus Aluminium. Ausgediente Batterien nutzt das BMW-Werk in Leipzig unter anderem als Speicher für Strom, der aus werkseigenen Windrädern erzeugt wird.

Der BMW i3 in Seitenansicht
Quelle: BMW
Das Türkonzept des BMW i3 erinnert an das des Lincoln Continental. Der einzige Unterschied ist die hintere Einstiegsmöglichkeit, die nur halbwegs als Tür bezeichnet werden kann

Der Akku für den bayerischen Stromer ist 42,2 kWh groß. Während BMW beim vorherigen i3 zur Sicherheit einen kleinen Benzinmotor als Reichweiten-Verlängerung an Bord schmuggelte, bringt die aktuelle Version mit ausreichender Speichergröße alltagstaugliche 330 Kilometer Reichweite mit. Bei mobile.de werden etwa 1.200 Exemplare des BMW i3 ab etwa 13.000 Euro angeboten (Stand: Dezember 2020).

Die Autohersteller kokettieren alle paar Jahre mit den gegenläufig öffnenden Türen. 2010 baut sie Opel im Kompakt-Van Meriva ein, Mazda 2003 beim RX-8 und beim aktuellen Elektro-SUV MX-30. Fiat spendiert seinem ersten reinen E-Auto Fiat 500e ebenfalls eine Portaltür. Für den Porsche Taycan war das Konzept angedacht, hat es jedoch nicht in die Serie geschafft.

BMW i3
BMW i3
Der i3 rollt emissionsfrei

Der alltagstaugliche Elektro-Kleinwagen von BMW.

Weitere Möglichkeiten, in ein Auto einzusteigen

Canopy-Doors: Weil es möglich ist

„Canopy“ bedeutet auf Deutsch “Überdachung” oder “Vordach“. Um den Einstieg ins Fahrzeug freizugeben, verschiebt sich bei diesem Türkonzept das gesamte Dach des Fahrzeugs nach vorn über die Motorhaube oder nach hinten über das Heck. Canopy-Doors erinnern an die Kuppeln von Kampfjets.

Weit entfernt von jeglicher Alltagstauglichkeit wird diese Konstruktion bei Design-Studien oder Showcars eingesetzt. Großserienfahrzeuge mit Canopy-Doors gibt es bislang nicht.

Saab Aero X: Transformers auf Schwedisch

Neue Konzepte, nicht nur bei den Türen, setzt Saab in seiner Studie “Aero X” von 2006 um. Unter der Haube des Coupés sitzt ein 400 PS starker 2,8-Liter-V6 mit Doppelturbolader. Mit regulärem Ottokraftstoff lässt sich dieser nicht betreiben. Der Skandinavier braucht Härteres. Der Motor ist auf den Betrieb mit 100% Ethanol ausgelegt.

Der Saab Aero X in Seitenansicht stehen
Quelle: Picture Alliance
Unter der Haube des Saab Aero X sitzt ein 400 PS starker 2,8-Liter-V6 mit Doppelturbolader

Für genug Steifigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht fertigen die Ingenieure die Karosserie aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (Carbon). Erst die Gewichtsersparnis ermöglicht das Türkonzept. Das gesamte Dach samt Türen und Windschutzscheibe klappt beim Öffnen nach vorn über die Motorhaube. Andere Einstiegsmöglichkeiten gibt es nicht. Wer die Jacke im Aero X vergessen hat, schaut dem Coupé jedes Mal beim Auseinanderbauen und wieder Zusammensetzen zu. Diese aufwendige Choreografie dauert jeweils rund 18 Sekunden.  

Übrigens: Die Bezeichnung “Aero” entstammt nicht dem Zufall. Sie ist ein Hinweis auf Saabs Unternehmens-Wurzeln. Die hat der schwedische Autobauer nämlich in der Luftfahrt. So leitet sich der Markenname “Saab” aus den Worten “Svenska Aeroplan Aktiebolaget” ab (etwa: “Schwedische Aktiengesellschaft für Luftfahrt”).

Volkswagen XL1
Volkswagen XL1
Der Volkswagen XL1

Einen Liter auf 100 Kilometern verbraucht der XL1. Die Kleinserie ist auf 200 Exemplare limitiert.

Modelle mit Canopy-Doors:

  • Saab Aero-X (Concept-Car)
  • VW 1L (nur das Concept-Car, die Serienversion VW XL1 erhielt Schmetterlingstüren)

Dihedral-Türen:

Koenigsegg: Weil Geld keine Rolle spielt

Ebenfalls viel Aufwand für den stilechten Einstieg ins Auto betreibt der schwedische Sportwagenhersteller Koenigsegg. Die Schweden selbst geben ihrer Konstruktion den Namen “Dihedral Synchro-Helix Actuation Door System".

Die Türen drehen sich beim Öffnen um 90 Grad von der vertikalen in die horizontale Ebene und schieben sich während dieser Choreografie gleichzeitig nach vorn an der A-Säule vorbei. Sinn und Zweck: der Showeffekt.

Der Koenigsegg Jesko in Seitenansicht mit offenen Türen
Quelle: Koenigsegg
Die Türen des Koenigsegg Jesko drehen sich beim Öffnen um 90 Grad von der vertikalen in die horizontale Ebene und schieben sich gleichzeitig nach vorn an der A-Säule vorbei

Die Fahrleistungen des Koenigsegg Jesko klingen unwirklich. 1.600 PS für 480 km/h in der Spitze kennen wir eher von der Playstation. Damit das nur 1.320 Kilogramm leichte Fahrzeug bei erreichter Höchstgeschwindigkeit nicht abhebt, presst der Heckspoiler die Hinterräder mit rund 1,4 Tonnen Gewicht auf den Asphalt.

Nur 125 Exemplare des Koenigsegg Jesko verließen die Werkshalle. Wer einen haben will, muss tief in die Tasche greifen. Kosten: etwa 3,5 Millionen Euro.

Modelle mit Dihedral-Türen:

  • Koenigsegg Agera

Top 10 Autos mit kuriosen Türen | Galerie

Der BMW i3 in Seitenansicht
Der BMW i8 mit geöffneten Flügeltüren
Der DeLorean DMC-12 in Seitenansicht mit offenen Flügeltüren
Der DeLorean DMC-12 in Frontansicht mit offnen Flügeltüren
Der Koenigsegg Jesko in Seitenansicht mit offenen Türen
Der Lamborghini Countach mit offenen Flügeltüren
Der Lincoln Continental in Seitenansicht mit offenen Türen
Der Mc Laren F1 mit offenen Türen in Frontansicht
Der McLaren SLR aus der Vogelperspektive
Uhlenhaut Coupé mit offenen Flügeltüren
Der Melkus RS 1000 in Seitenansicht mit offenen Türen
Der Melkus RS 1000 in schwarz-weiß in Frontansicht
Der Mercedes 300 SL in Seitenansicht mit offenen Flügeltüren
Der Mercedes C111 aus der Vogelperspektive mit offenen Türen
Der Opel Meriva in Seitenperspektive mit offenen Türen
Der Renault Twizy in Seitenansicht mit offenen Türen
Der Saab Aero X in Seitenansicht stehen
Saab Aero X in Seitenperspektive mit offenen Türen
Der VW L1 in Frontansicht mit offenen Türen
Quelle: BMW
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Das Türkonzept des BMW i3 erinnert an das des Lincoln Continental. Der einzige Unterschied ist die hintere Einstiegsmöglichkeit, die nur halbwegs als Tür bezeichnet werden kann
Quelle: BMW
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Der Sportwagen BMW i8 erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h
Quelle: Giorgio Giugiaro
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Bis heute sieht wohl kein anderes Auto mehr nach einer Zeitmaschine aus als der DeLorean mit seinen Flügeltüren
Quelle: Queens University Belfast
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Will der Fahrer des DeLorean DMC-12 Frischluft, muss er sich mit einem kleinen Spalt begnügen
Quelle: Koenigsegg
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Die Türen des Koenigsegg Jesko drehen sich beim Öffnen um 90 Grad von der vertikalen in die horizontale Ebene und schieben sich gleichzeitig nach vorn an der A-Säule vorbei
Quelle: Lamborghini
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Der Lamborghini Countach LP400 wird mit 375 PS aus einem 4-Liter-V12-Motor angetrieben
Quelle: Lincoln
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Die Besonderheit beim Lincoln Continental: Die hinteren Türen öffnen gegenläufig
Quelle: Frank Wilke Classic Analytics
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Als berühmtestes Auto mit Schmetterlingstüren gilt der McLaren F1
Quelle: Picture Alliance
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Den Einstieg in den McLaren SLR geben zwei Schmetterlingstüren frei. In 3,8 Sekunden sprintet der SLR auf Tempo 100
Quelle: Mercedes-Benz
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Die hinter der Vorderachse liegenden Endrohre der Auspuffanlage zitieren das Uhlenhaut-Coupé aus den 1950er-Jahren
Quelle: Picture Alliance
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Der Melkus RS 1000 hat Flügeltüren und ist eng verwandt mit dem Wartburg 353
Quelle: Picture Alliance
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Der Motor leistet im Wartburg 70 PS. Für den Melkus RS 1000 entlocken die Ingenieure dem Dreizylinder-Zweitakter zusätzliche 20 PS
Quelle: Picture Alliance
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Einer der bekanntesten Flügeltürer ist der Mercedes 300 SL der Baureihe W198. Der Motor des 300 SL läuft mit Benzin-Direkteinspritzung
Quelle: Picture Alliance
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Der Mercedes C111 war ein Prototyp
Quelle: Opel
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Die Besonderheit des Opel Meriva sind seine Portaltüren
Quelle: Renault
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Das Elektro-Auto Renault Twizy gilt als ideales Stadtauto, da es klein und komfortabel ist
Quelle: Picture Alliance
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Unter der Haube des Saab Aero X sitzt ein 400 PS starker 2,8-Liter-V6 mit Doppelturbolader
Quelle: Picture Alliance
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Für genug Steifigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht fertigen die Ingenieure die Karosserie des Aero X aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (Carbon)
Quelle: Volkswagen
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Der VW XL1 wiegt ohne Passagiere 795 kg und verfügt sowohl über einen Dieselmotor (35 kW) als auch über einen Elektromotor (20 kW)
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